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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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mals entstandenen Gärten in Italien zum Vorbild gedient haben. Kaiser Maxi¬
milian hatte bei den meisten Schlössern Gärten, und besoldete 10 Obergärtner
und -140 Untergärtncr. Auch die Gärten der Grafen Fugger in Augs¬
burg standen in großem Ruf. Im nächsten Jahrhundert ist zunächst der Garten
Wallenstein s in Prag merkwürdig. Er wurde -1630 angelegt, und eine Menge
Hänser mußten abgebrochen werden, um Platz dafür zu gewinnen/) Er hatte
eine offene Säulenhalle mit mythologischen Gemälden, Grotten und künst¬
lichen Felsen mit Wasserkünsten, einen Teich, geschorene Hecken und kunstvoll
geschnittene Bäume. Um dieselbe Zeit oder noch früher legte der Erzbischof
Marcus Sittich (Graf vou Hohenems) von Salzburg den glänzenden Garten
von Hellbrunn bei Salzburg an und versah ihn mit seltsamen Wasserkünsten,
die'lange für die merkwürdigsten in Deutschland galten. Der Churfürst Fried¬
lich Wilhelm von Brandenburg (der "große Churfürst") ließ 1646 durch sei¬
nen Gärtner Hans den Lustgarten am königlichen Schlosse zu Berlin im Herr-
schenden Geschmack anlegen, und stellte darin eine Orangerie von 600 Stämmen
""f. Doch machte sein Nachfolger, der Vater Friedrich des Großen, einen Exer-
cirplatz daraus. Die kaiserliche" Hofburgen zu Prag und Wien und die Schlos¬
ser der meisten deutschen Fürsten hatten ebenfalls schon ansehnliche Gärten, und
in den deutscheu Reichsstädten und einigen Klöstern blieb man nicht zurück. Viele der
^nannten Gärten wurden freilich im dreißigjährigen Kriege zerstört oder vernachlässigt.

In Frankreich begünstigte der König Franz I, die Gartenkunst, nachdem
°r die Gärten Italiens kennen gelernt hatte. Er legte den Wald von Bou-
logne, Saint - Germain, Chambord, Fontainebleau u. a. in. nach
^tierischen Mustern an; doch wurden sie zum Theil geschmacklos ausgeführt,
und besonders blieben Grotten, mythologische Statuen und Wasserkünste weit
hinter ihren italienischen Mustern zurück. Ju England wird zuerst der Garten
von Woodstock erwähnt, welchen Heinrich >>. im 12. Jahrhundert am
Thurm der "schönen Nosamuuda" anlegen ließ. Heinrich V. legte bei Mind¬
er einen Garten an. Wresehill- Ccistle in Uvrkshire wurde im -13. Jähr¬
ender! angelegt, und enthielt bereits künstlich beschnittene Taxusbäumc. Die
Zarten vou Nousuch und Hamptoucourt wurden von dem Cardinal
^vlsey für Heinrich V>I>. eingerichtet, und hatten lange Alleen, große regel¬
mäßige Plätze, Labyrinthe, Canäle, Teiche, Springbrunnen, Hecken und be¬
schnittene Bäume, plastische Steinwerke, so wie andere Bewerte der italienischen
Wirten. Die Königin Elisabeth ließ die Gärten vou Hatsield und Bur-
^igh-House anlegen, und unter den Privatgärten zu ihrer Zeit zeichneten sich



> Der jetzige grast. Waldstcin'sche ("arten -.ins der Kleinscitc von Prag hat jetzt noch
^'"ige Ueberreste'von dem ("kanz seines gröhlen Grnndevö anfznN'eiscn, z, B. die Halle, den
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mals entstandenen Gärten in Italien zum Vorbild gedient haben. Kaiser Maxi¬
milian hatte bei den meisten Schlössern Gärten, und besoldete 10 Obergärtner
und -140 Untergärtncr. Auch die Gärten der Grafen Fugger in Augs¬
burg standen in großem Ruf. Im nächsten Jahrhundert ist zunächst der Garten
Wallenstein s in Prag merkwürdig. Er wurde -1630 angelegt, und eine Menge
Hänser mußten abgebrochen werden, um Platz dafür zu gewinnen/) Er hatte
eine offene Säulenhalle mit mythologischen Gemälden, Grotten und künst¬
lichen Felsen mit Wasserkünsten, einen Teich, geschorene Hecken und kunstvoll
geschnittene Bäume. Um dieselbe Zeit oder noch früher legte der Erzbischof
Marcus Sittich (Graf vou Hohenems) von Salzburg den glänzenden Garten
von Hellbrunn bei Salzburg an und versah ihn mit seltsamen Wasserkünsten,
die'lange für die merkwürdigsten in Deutschland galten. Der Churfürst Fried¬
lich Wilhelm von Brandenburg (der „große Churfürst") ließ 1646 durch sei¬
nen Gärtner Hans den Lustgarten am königlichen Schlosse zu Berlin im Herr-
schenden Geschmack anlegen, und stellte darin eine Orangerie von 600 Stämmen
""f. Doch machte sein Nachfolger, der Vater Friedrich des Großen, einen Exer-
cirplatz daraus. Die kaiserliche» Hofburgen zu Prag und Wien und die Schlos¬
ser der meisten deutschen Fürsten hatten ebenfalls schon ansehnliche Gärten, und
in den deutscheu Reichsstädten und einigen Klöstern blieb man nicht zurück. Viele der
^nannten Gärten wurden freilich im dreißigjährigen Kriege zerstört oder vernachlässigt.

In Frankreich begünstigte der König Franz I, die Gartenkunst, nachdem
°r die Gärten Italiens kennen gelernt hatte. Er legte den Wald von Bou-
logne, Saint - Germain, Chambord, Fontainebleau u. a. in. nach
^tierischen Mustern an; doch wurden sie zum Theil geschmacklos ausgeführt,
und besonders blieben Grotten, mythologische Statuen und Wasserkünste weit
hinter ihren italienischen Mustern zurück. Ju England wird zuerst der Garten
von Woodstock erwähnt, welchen Heinrich >>. im 12. Jahrhundert am
Thurm der „schönen Nosamuuda" anlegen ließ. Heinrich V. legte bei Mind¬
er einen Garten an. Wresehill- Ccistle in Uvrkshire wurde im -13. Jähr¬
ender! angelegt, und enthielt bereits künstlich beschnittene Taxusbäumc. Die
Zarten vou Nousuch und Hamptoucourt wurden von dem Cardinal
^vlsey für Heinrich V>I>. eingerichtet, und hatten lange Alleen, große regel¬
mäßige Plätze, Labyrinthe, Canäle, Teiche, Springbrunnen, Hecken und be¬
schnittene Bäume, plastische Steinwerke, so wie andere Bewerte der italienischen
Wirten. Die Königin Elisabeth ließ die Gärten vou Hatsield und Bur-
^igh-House anlegen, und unter den Privatgärten zu ihrer Zeit zeichneten sich



> Der jetzige grast. Waldstcin'sche («arten -.ins der Kleinscitc von Prag hat jetzt noch
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[0317] mals entstandenen Gärten in Italien zum Vorbild gedient haben. Kaiser Maxi¬ milian hatte bei den meisten Schlössern Gärten, und besoldete 10 Obergärtner und -140 Untergärtncr. Auch die Gärten der Grafen Fugger in Augs¬ burg standen in großem Ruf. Im nächsten Jahrhundert ist zunächst der Garten Wallenstein s in Prag merkwürdig. Er wurde -1630 angelegt, und eine Menge Hänser mußten abgebrochen werden, um Platz dafür zu gewinnen/) Er hatte eine offene Säulenhalle mit mythologischen Gemälden, Grotten und künst¬ lichen Felsen mit Wasserkünsten, einen Teich, geschorene Hecken und kunstvoll geschnittene Bäume. Um dieselbe Zeit oder noch früher legte der Erzbischof Marcus Sittich (Graf vou Hohenems) von Salzburg den glänzenden Garten von Hellbrunn bei Salzburg an und versah ihn mit seltsamen Wasserkünsten, die'lange für die merkwürdigsten in Deutschland galten. Der Churfürst Fried¬ lich Wilhelm von Brandenburg (der „große Churfürst") ließ 1646 durch sei¬ nen Gärtner Hans den Lustgarten am königlichen Schlosse zu Berlin im Herr- schenden Geschmack anlegen, und stellte darin eine Orangerie von 600 Stämmen ""f. Doch machte sein Nachfolger, der Vater Friedrich des Großen, einen Exer- cirplatz daraus. Die kaiserliche» Hofburgen zu Prag und Wien und die Schlos¬ ser der meisten deutschen Fürsten hatten ebenfalls schon ansehnliche Gärten, und in den deutscheu Reichsstädten und einigen Klöstern blieb man nicht zurück. Viele der ^nannten Gärten wurden freilich im dreißigjährigen Kriege zerstört oder vernachlässigt. In Frankreich begünstigte der König Franz I, die Gartenkunst, nachdem °r die Gärten Italiens kennen gelernt hatte. Er legte den Wald von Bou- logne, Saint - Germain, Chambord, Fontainebleau u. a. in. nach ^tierischen Mustern an; doch wurden sie zum Theil geschmacklos ausgeführt, und besonders blieben Grotten, mythologische Statuen und Wasserkünste weit hinter ihren italienischen Mustern zurück. Ju England wird zuerst der Garten von Woodstock erwähnt, welchen Heinrich >>. im 12. Jahrhundert am Thurm der „schönen Nosamuuda" anlegen ließ. Heinrich V. legte bei Mind¬ er einen Garten an. Wresehill- Ccistle in Uvrkshire wurde im -13. Jähr¬ ender! angelegt, und enthielt bereits künstlich beschnittene Taxusbäumc. Die Zarten vou Nousuch und Hamptoucourt wurden von dem Cardinal ^vlsey für Heinrich V>I>. eingerichtet, und hatten lange Alleen, große regel¬ mäßige Plätze, Labyrinthe, Canäle, Teiche, Springbrunnen, Hecken und be¬ schnittene Bäume, plastische Steinwerke, so wie andere Bewerte der italienischen Wirten. Die Königin Elisabeth ließ die Gärten vou Hatsield und Bur- ^igh-House anlegen, und unter den Privatgärten zu ihrer Zeit zeichneten sich > Der jetzige grast. Waldstcin'sche («arten -.ins der Kleinscitc von Prag hat jetzt noch ^'"ige Ueberreste'von dem («kanz seines gröhlen Grnndevö anfznN'eiscn, z, B. die Halle, den -"ich und eine Grotte. ' <«renzbotcn, ?V. tWl. . 40

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/317>, abgerufen am 04.05.2024.