Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

von ihm ausgeführten Bilder erregten des Königs Interesse, und man beschloß,
die Malerei auf Lava bei dem neuen Dombau in Anwendung zu bringen, nach¬
dem bereits eine Bestellung für die zu restaurirende Schloßkirche zu Wittenberg
vorausgegangen war. In Folge dieses Beschlusses wurden die Arbeiten in die
Dombau-Werkstätten übersiedelt und hier in größerem Maßstabe betrieben, wobei
namentlich der mit dem Malen und Brennen des Porzellans längst vertraute
Herr Martius die Technik der Farbenbereitung und ihrer Fixirung sehr gefördert hat.

Die Lavasteine, welche man in Berlin benutzt, werden aus Preußischem Gebiet,
in der Eifel, gebrochen, und zu etwas mehr als zolldicken Platten gesägt, welche
in die Wände von Bauwerken eingelassen werden können. Sie erhalten auf der
zu bemalenden Fläche als Ueberzug eine weiße Glasur, die sich, durch wenigstens
zweimaliges Brennen, im Feuer mit dem Stein unlösbar verbindet. Sie hat
dann ein porzellanartiges Aussehen, ist jedoch ungleich dauerhafter; auch können
die Platten in jeder beliebigen Größe geliefert werden, was bei dem Porzellan
über ein gewisses Maß hinaus nicht mehr der Fall ist. Nach Beendigung der
Malerei kommt das Ganze noch einmal in das Feuer, damit das Bild auf der
Glasur befestigt werde. Der Guß des letztem ist mit mancherlei Schwierigkeiten
verknüpft, da der Stein ihn weichflüsstg, die Farben aber so strengflüssig wie
nur irgend möglich verlangen. Durch genane Beobachtung, Erfahrung und
Uebung hat Martins sich die Fertigkeit erworben, fast immer die richtige Mitte
zu treffen. Indem er seine Glasurstoffe in das Feuer bringt, beherrscht er die
Wirkung mit so völliger Sicherheit, daß er sich mit Bewußtsein und Absicht in
mannichfaltigen Nuancirungen bewegt, von der vollkommensten spiegelglatte bis
zur rauhen Körnigkeit der Oberfläche. Auf einem ganz feinen Korn der Glasur
haftet die Malerei am Besten.

Die Farben, mit denen gemalt wird, bestehen aus feuerbeständigen Metall¬
oxyden; es sind sogenannte Schmelzfarben, denen ähnlich, welche man zum
Malen auf Porzellan und Glas benutzt, und sie werden durch deu Feuergrad der
Weißglühhitze aus das Material der Glasur festgeschmolzen. Die Zubereitung
derselben hat Martins durch langjährige chemische Versuche bedeutend verbessert,
wobei er zugleich für eine höhere Vollendung der Glasmalerei neues Farben¬
material gesunden. Ich sah in seiner Werkstatt ein von Engelmann gemaltes,
von Martins eingebranntes Glas-Gemälde, das eine Madonna mit dem Kinde
darstellt, und an Schmelz der Tönung, an Wahrheit der Färbung und klarer
Ruhe der Transparenz alles neuerdings auf diesem Gebiete der Kunst Geleistete
weit übertrifft. Die bisher von Klöber auf Lava gemalten Bilder sind nach dem
Muster mittelalterlicher Kunst mit einem Goldgrunde versehen, der in ganz feinen
Platten aufgelegt wird. Statt des Silbers, das an der Luft schwarz wird,
bedient man sich des Platins. Die fertig gebrannten Kunstwerke trotzen allen
Einflüssen der Witterung.


28*

von ihm ausgeführten Bilder erregten des Königs Interesse, und man beschloß,
die Malerei auf Lava bei dem neuen Dombau in Anwendung zu bringen, nach¬
dem bereits eine Bestellung für die zu restaurirende Schloßkirche zu Wittenberg
vorausgegangen war. In Folge dieses Beschlusses wurden die Arbeiten in die
Dombau-Werkstätten übersiedelt und hier in größerem Maßstabe betrieben, wobei
namentlich der mit dem Malen und Brennen des Porzellans längst vertraute
Herr Martius die Technik der Farbenbereitung und ihrer Fixirung sehr gefördert hat.

Die Lavasteine, welche man in Berlin benutzt, werden aus Preußischem Gebiet,
in der Eifel, gebrochen, und zu etwas mehr als zolldicken Platten gesägt, welche
in die Wände von Bauwerken eingelassen werden können. Sie erhalten auf der
zu bemalenden Fläche als Ueberzug eine weiße Glasur, die sich, durch wenigstens
zweimaliges Brennen, im Feuer mit dem Stein unlösbar verbindet. Sie hat
dann ein porzellanartiges Aussehen, ist jedoch ungleich dauerhafter; auch können
die Platten in jeder beliebigen Größe geliefert werden, was bei dem Porzellan
über ein gewisses Maß hinaus nicht mehr der Fall ist. Nach Beendigung der
Malerei kommt das Ganze noch einmal in das Feuer, damit das Bild auf der
Glasur befestigt werde. Der Guß des letztem ist mit mancherlei Schwierigkeiten
verknüpft, da der Stein ihn weichflüsstg, die Farben aber so strengflüssig wie
nur irgend möglich verlangen. Durch genane Beobachtung, Erfahrung und
Uebung hat Martins sich die Fertigkeit erworben, fast immer die richtige Mitte
zu treffen. Indem er seine Glasurstoffe in das Feuer bringt, beherrscht er die
Wirkung mit so völliger Sicherheit, daß er sich mit Bewußtsein und Absicht in
mannichfaltigen Nuancirungen bewegt, von der vollkommensten spiegelglatte bis
zur rauhen Körnigkeit der Oberfläche. Auf einem ganz feinen Korn der Glasur
haftet die Malerei am Besten.

Die Farben, mit denen gemalt wird, bestehen aus feuerbeständigen Metall¬
oxyden; es sind sogenannte Schmelzfarben, denen ähnlich, welche man zum
Malen auf Porzellan und Glas benutzt, und sie werden durch deu Feuergrad der
Weißglühhitze aus das Material der Glasur festgeschmolzen. Die Zubereitung
derselben hat Martins durch langjährige chemische Versuche bedeutend verbessert,
wobei er zugleich für eine höhere Vollendung der Glasmalerei neues Farben¬
material gesunden. Ich sah in seiner Werkstatt ein von Engelmann gemaltes,
von Martins eingebranntes Glas-Gemälde, das eine Madonna mit dem Kinde
darstellt, und an Schmelz der Tönung, an Wahrheit der Färbung und klarer
Ruhe der Transparenz alles neuerdings auf diesem Gebiete der Kunst Geleistete
weit übertrifft. Die bisher von Klöber auf Lava gemalten Bilder sind nach dem
Muster mittelalterlicher Kunst mit einem Goldgrunde versehen, der in ganz feinen
Platten aufgelegt wird. Statt des Silbers, das an der Luft schwarz wird,
bedient man sich des Platins. Die fertig gebrannten Kunstwerke trotzen allen
Einflüssen der Witterung.


28*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0231" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/91424"/>
          <p xml:id="ID_637" prev="#ID_636"> von ihm ausgeführten Bilder erregten des Königs Interesse, und man beschloß,<lb/>
die Malerei auf Lava bei dem neuen Dombau in Anwendung zu bringen, nach¬<lb/>
dem bereits eine Bestellung für die zu restaurirende Schloßkirche zu Wittenberg<lb/>
vorausgegangen war. In Folge dieses Beschlusses wurden die Arbeiten in die<lb/>
Dombau-Werkstätten übersiedelt und hier in größerem Maßstabe betrieben, wobei<lb/>
namentlich der mit dem Malen und Brennen des Porzellans längst vertraute<lb/>
Herr Martius die Technik der Farbenbereitung und ihrer Fixirung sehr gefördert hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_638"> Die Lavasteine, welche man in Berlin benutzt, werden aus Preußischem Gebiet,<lb/>
in der Eifel, gebrochen, und zu etwas mehr als zolldicken Platten gesägt, welche<lb/>
in die Wände von Bauwerken eingelassen werden können. Sie erhalten auf der<lb/>
zu bemalenden Fläche als Ueberzug eine weiße Glasur, die sich, durch wenigstens<lb/>
zweimaliges Brennen, im Feuer mit dem Stein unlösbar verbindet. Sie hat<lb/>
dann ein porzellanartiges Aussehen, ist jedoch ungleich dauerhafter; auch können<lb/>
die Platten in jeder beliebigen Größe geliefert werden, was bei dem Porzellan<lb/>
über ein gewisses Maß hinaus nicht mehr der Fall ist. Nach Beendigung der<lb/>
Malerei kommt das Ganze noch einmal in das Feuer, damit das Bild auf der<lb/>
Glasur befestigt werde. Der Guß des letztem ist mit mancherlei Schwierigkeiten<lb/>
verknüpft, da der Stein ihn weichflüsstg, die Farben aber so strengflüssig wie<lb/>
nur irgend möglich verlangen. Durch genane Beobachtung, Erfahrung und<lb/>
Uebung hat Martins sich die Fertigkeit erworben, fast immer die richtige Mitte<lb/>
zu treffen. Indem er seine Glasurstoffe in das Feuer bringt, beherrscht er die<lb/>
Wirkung mit so völliger Sicherheit, daß er sich mit Bewußtsein und Absicht in<lb/>
mannichfaltigen Nuancirungen bewegt, von der vollkommensten spiegelglatte bis<lb/>
zur rauhen Körnigkeit der Oberfläche. Auf einem ganz feinen Korn der Glasur<lb/>
haftet die Malerei am Besten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_639"> Die Farben, mit denen gemalt wird, bestehen aus feuerbeständigen Metall¬<lb/>
oxyden; es sind sogenannte Schmelzfarben, denen ähnlich, welche man zum<lb/>
Malen auf Porzellan und Glas benutzt, und sie werden durch deu Feuergrad der<lb/>
Weißglühhitze aus das Material der Glasur festgeschmolzen. Die Zubereitung<lb/>
derselben hat Martins durch langjährige chemische Versuche bedeutend verbessert,<lb/>
wobei er zugleich für eine höhere Vollendung der Glasmalerei neues Farben¬<lb/>
material gesunden. Ich sah in seiner Werkstatt ein von Engelmann gemaltes,<lb/>
von Martins eingebranntes Glas-Gemälde, das eine Madonna mit dem Kinde<lb/>
darstellt, und an Schmelz der Tönung, an Wahrheit der Färbung und klarer<lb/>
Ruhe der Transparenz alles neuerdings auf diesem Gebiete der Kunst Geleistete<lb/>
weit übertrifft. Die bisher von Klöber auf Lava gemalten Bilder sind nach dem<lb/>
Muster mittelalterlicher Kunst mit einem Goldgrunde versehen, der in ganz feinen<lb/>
Platten aufgelegt wird. Statt des Silbers, das an der Luft schwarz wird,<lb/>
bedient man sich des Platins. Die fertig gebrannten Kunstwerke trotzen allen<lb/>
Einflüssen der Witterung.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 28*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0231] von ihm ausgeführten Bilder erregten des Königs Interesse, und man beschloß, die Malerei auf Lava bei dem neuen Dombau in Anwendung zu bringen, nach¬ dem bereits eine Bestellung für die zu restaurirende Schloßkirche zu Wittenberg vorausgegangen war. In Folge dieses Beschlusses wurden die Arbeiten in die Dombau-Werkstätten übersiedelt und hier in größerem Maßstabe betrieben, wobei namentlich der mit dem Malen und Brennen des Porzellans längst vertraute Herr Martius die Technik der Farbenbereitung und ihrer Fixirung sehr gefördert hat. Die Lavasteine, welche man in Berlin benutzt, werden aus Preußischem Gebiet, in der Eifel, gebrochen, und zu etwas mehr als zolldicken Platten gesägt, welche in die Wände von Bauwerken eingelassen werden können. Sie erhalten auf der zu bemalenden Fläche als Ueberzug eine weiße Glasur, die sich, durch wenigstens zweimaliges Brennen, im Feuer mit dem Stein unlösbar verbindet. Sie hat dann ein porzellanartiges Aussehen, ist jedoch ungleich dauerhafter; auch können die Platten in jeder beliebigen Größe geliefert werden, was bei dem Porzellan über ein gewisses Maß hinaus nicht mehr der Fall ist. Nach Beendigung der Malerei kommt das Ganze noch einmal in das Feuer, damit das Bild auf der Glasur befestigt werde. Der Guß des letztem ist mit mancherlei Schwierigkeiten verknüpft, da der Stein ihn weichflüsstg, die Farben aber so strengflüssig wie nur irgend möglich verlangen. Durch genane Beobachtung, Erfahrung und Uebung hat Martins sich die Fertigkeit erworben, fast immer die richtige Mitte zu treffen. Indem er seine Glasurstoffe in das Feuer bringt, beherrscht er die Wirkung mit so völliger Sicherheit, daß er sich mit Bewußtsein und Absicht in mannichfaltigen Nuancirungen bewegt, von der vollkommensten spiegelglatte bis zur rauhen Körnigkeit der Oberfläche. Auf einem ganz feinen Korn der Glasur haftet die Malerei am Besten. Die Farben, mit denen gemalt wird, bestehen aus feuerbeständigen Metall¬ oxyden; es sind sogenannte Schmelzfarben, denen ähnlich, welche man zum Malen auf Porzellan und Glas benutzt, und sie werden durch deu Feuergrad der Weißglühhitze aus das Material der Glasur festgeschmolzen. Die Zubereitung derselben hat Martins durch langjährige chemische Versuche bedeutend verbessert, wobei er zugleich für eine höhere Vollendung der Glasmalerei neues Farben¬ material gesunden. Ich sah in seiner Werkstatt ein von Engelmann gemaltes, von Martins eingebranntes Glas-Gemälde, das eine Madonna mit dem Kinde darstellt, und an Schmelz der Tönung, an Wahrheit der Färbung und klarer Ruhe der Transparenz alles neuerdings auf diesem Gebiete der Kunst Geleistete weit übertrifft. Die bisher von Klöber auf Lava gemalten Bilder sind nach dem Muster mittelalterlicher Kunst mit einem Goldgrunde versehen, der in ganz feinen Platten aufgelegt wird. Statt des Silbers, das an der Luft schwarz wird, bedient man sich des Platins. Die fertig gebrannten Kunstwerke trotzen allen Einflüssen der Witterung. 28*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/231
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/231>, abgerufen am 15.05.2024.