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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.

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gleiche Partie,, die Sccundgeige und der Baß arbeiten lebhast mit, wozu sich das
Schmettern einer Trompete gesellt. Clarinet und Flöte rasten. Während der zweite
Theil des Ländlers abermals vierfach abgesiedelt wird, gehen die Tänzerpaare im Ron-
deau, wenig angeregt, nur langsam herum, oder stehen, ein Gespräch unterhaltend, zur
Seite. Die Tänzer "as van Eartl" (oder auch "af van Platzt") treten nur von einem
Fuß taktmäßig aus den autem, ziehen abwechselnd eine Hand der Tänzerin nach der
andern eben so taktmäßig an sich und stoßen sie wieder ab, so daß die Tänzerin in einer
Halbdrehung erhalten wird. Wie man aber die Schlußcadenz des zweiten Theiles merkt,
und das Clarinct-Flötensolv mit leisem, harmonischem Accompagnement der übrigen In¬
strumente beginnt: da scheint eine entzückende Raserei in Tänzer und Tänzerinnen zu
fahren; es entsteht ein Jauchzen und Springen, viele brechen vor Entzücken in ein
durchdringendes, grelles Pfeifen aus, andere singen den Ländler mit. Je wilder sich
da der Bursche äußern kann, desto willkommener ist es ihm. Bei stark gefüllter Stube
ist daun der Tanz eine währe Schlacht. Einer sucht den Andern aus Reih' und Glied
zu schleudern. Mancher bleibt im Rondeau voll seligen Uebermuthes stehen und beginnt
"as van Eartl" zu drehen. Die Nachtänzer schwellen hinter ihm an, und sind ge¬
zwungen, um das schöne Solo nicht unbenutzt zu lassen, ebenfalls "af van Platzt" an¬
zufangen, so daß auf einmal im ganzen Zimmer ein Heben und Senken sichtbar wird.
Die Tänzerinnen schweben häufig über den Köpfen, und die Scene gleicht einem Wasser-
Wirbel, auf den ein heftiger Platzregen fällt, wo die stark aufschlagenden Wassertropfen
über der drehenden Masse hüpfende Figürchen bilden. -- Vier Ländler machen eine
Tour, während welcher kein Bursch seine Tänzerin wechselt oder aufhört. Beim letzten
Klang der Musik faßt jeder Bursch seine Tänzerin, führt sie in die Kammer, wo die
Tische von den eigentlichen Trmkgästen besetzt sind, reicht ihr sein Glas zum Trinken,
und läßt sie dann lausen, wenn sie ihm gleichgiltig ist, oder setzt sie zu sich an einen
Tisch, wenn sie so glücklich ist, seine Dulcinea zu sein. In der Tanzstube aber grup-
piren sich mehrere Burschen um die Musikanten, indem sie sich gegenseitig die Arme um
den Hals schlingen, und singen verschiedene Volksmelodien, denen sie stets neue Texte
unterlegen. Nach abgesungenen Text spielt ihnen die Musik die Melodie nach, welche
gesungen wurde, und die Burschen springen und jauchzen dazu oder schnalzen mit der
Zunge nach dem Takt. Die Mädchen aber hängen sich zwei und zwei zusammen mitten
in der Stube, tanzend nach der gesungenen und gespielten Melodie. Verliebte Paare
sitzen die Meisten schäkernd an den Wandbänken herum. Beispiel solcher Liedertexte:

Als Antwort daraus folgt diesem immer folgender Text:

Gegen die Tanzlust der übrigen Anwesenden darf der Gesang nicht sündigen, und
man endet ihn, nachdem alle Sänger die Musik gezahlt haben, mit folgendem Texte:


gleiche Partie,, die Sccundgeige und der Baß arbeiten lebhast mit, wozu sich das
Schmettern einer Trompete gesellt. Clarinet und Flöte rasten. Während der zweite
Theil des Ländlers abermals vierfach abgesiedelt wird, gehen die Tänzerpaare im Ron-
deau, wenig angeregt, nur langsam herum, oder stehen, ein Gespräch unterhaltend, zur
Seite. Die Tänzer „as van Eartl" (oder auch „af van Platzt") treten nur von einem
Fuß taktmäßig aus den autem, ziehen abwechselnd eine Hand der Tänzerin nach der
andern eben so taktmäßig an sich und stoßen sie wieder ab, so daß die Tänzerin in einer
Halbdrehung erhalten wird. Wie man aber die Schlußcadenz des zweiten Theiles merkt,
und das Clarinct-Flötensolv mit leisem, harmonischem Accompagnement der übrigen In¬
strumente beginnt: da scheint eine entzückende Raserei in Tänzer und Tänzerinnen zu
fahren; es entsteht ein Jauchzen und Springen, viele brechen vor Entzücken in ein
durchdringendes, grelles Pfeifen aus, andere singen den Ländler mit. Je wilder sich
da der Bursche äußern kann, desto willkommener ist es ihm. Bei stark gefüllter Stube
ist daun der Tanz eine währe Schlacht. Einer sucht den Andern aus Reih' und Glied
zu schleudern. Mancher bleibt im Rondeau voll seligen Uebermuthes stehen und beginnt
„as van Eartl" zu drehen. Die Nachtänzer schwellen hinter ihm an, und sind ge¬
zwungen, um das schöne Solo nicht unbenutzt zu lassen, ebenfalls „af van Platzt" an¬
zufangen, so daß auf einmal im ganzen Zimmer ein Heben und Senken sichtbar wird.
Die Tänzerinnen schweben häufig über den Köpfen, und die Scene gleicht einem Wasser-
Wirbel, auf den ein heftiger Platzregen fällt, wo die stark aufschlagenden Wassertropfen
über der drehenden Masse hüpfende Figürchen bilden. — Vier Ländler machen eine
Tour, während welcher kein Bursch seine Tänzerin wechselt oder aufhört. Beim letzten
Klang der Musik faßt jeder Bursch seine Tänzerin, führt sie in die Kammer, wo die
Tische von den eigentlichen Trmkgästen besetzt sind, reicht ihr sein Glas zum Trinken,
und läßt sie dann lausen, wenn sie ihm gleichgiltig ist, oder setzt sie zu sich an einen
Tisch, wenn sie so glücklich ist, seine Dulcinea zu sein. In der Tanzstube aber grup-
piren sich mehrere Burschen um die Musikanten, indem sie sich gegenseitig die Arme um
den Hals schlingen, und singen verschiedene Volksmelodien, denen sie stets neue Texte
unterlegen. Nach abgesungenen Text spielt ihnen die Musik die Melodie nach, welche
gesungen wurde, und die Burschen springen und jauchzen dazu oder schnalzen mit der
Zunge nach dem Takt. Die Mädchen aber hängen sich zwei und zwei zusammen mitten
in der Stube, tanzend nach der gesungenen und gespielten Melodie. Verliebte Paare
sitzen die Meisten schäkernd an den Wandbänken herum. Beispiel solcher Liedertexte:

Als Antwort daraus folgt diesem immer folgender Text:

Gegen die Tanzlust der übrigen Anwesenden darf der Gesang nicht sündigen, und
man endet ihn, nachdem alle Sänger die Musik gezahlt haben, mit folgendem Texte:


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[0406] gleiche Partie,, die Sccundgeige und der Baß arbeiten lebhast mit, wozu sich das Schmettern einer Trompete gesellt. Clarinet und Flöte rasten. Während der zweite Theil des Ländlers abermals vierfach abgesiedelt wird, gehen die Tänzerpaare im Ron- deau, wenig angeregt, nur langsam herum, oder stehen, ein Gespräch unterhaltend, zur Seite. Die Tänzer „as van Eartl" (oder auch „af van Platzt") treten nur von einem Fuß taktmäßig aus den autem, ziehen abwechselnd eine Hand der Tänzerin nach der andern eben so taktmäßig an sich und stoßen sie wieder ab, so daß die Tänzerin in einer Halbdrehung erhalten wird. Wie man aber die Schlußcadenz des zweiten Theiles merkt, und das Clarinct-Flötensolv mit leisem, harmonischem Accompagnement der übrigen In¬ strumente beginnt: da scheint eine entzückende Raserei in Tänzer und Tänzerinnen zu fahren; es entsteht ein Jauchzen und Springen, viele brechen vor Entzücken in ein durchdringendes, grelles Pfeifen aus, andere singen den Ländler mit. Je wilder sich da der Bursche äußern kann, desto willkommener ist es ihm. Bei stark gefüllter Stube ist daun der Tanz eine währe Schlacht. Einer sucht den Andern aus Reih' und Glied zu schleudern. Mancher bleibt im Rondeau voll seligen Uebermuthes stehen und beginnt „as van Eartl" zu drehen. Die Nachtänzer schwellen hinter ihm an, und sind ge¬ zwungen, um das schöne Solo nicht unbenutzt zu lassen, ebenfalls „af van Platzt" an¬ zufangen, so daß auf einmal im ganzen Zimmer ein Heben und Senken sichtbar wird. Die Tänzerinnen schweben häufig über den Köpfen, und die Scene gleicht einem Wasser- Wirbel, auf den ein heftiger Platzregen fällt, wo die stark aufschlagenden Wassertropfen über der drehenden Masse hüpfende Figürchen bilden. — Vier Ländler machen eine Tour, während welcher kein Bursch seine Tänzerin wechselt oder aufhört. Beim letzten Klang der Musik faßt jeder Bursch seine Tänzerin, führt sie in die Kammer, wo die Tische von den eigentlichen Trmkgästen besetzt sind, reicht ihr sein Glas zum Trinken, und läßt sie dann lausen, wenn sie ihm gleichgiltig ist, oder setzt sie zu sich an einen Tisch, wenn sie so glücklich ist, seine Dulcinea zu sein. In der Tanzstube aber grup- piren sich mehrere Burschen um die Musikanten, indem sie sich gegenseitig die Arme um den Hals schlingen, und singen verschiedene Volksmelodien, denen sie stets neue Texte unterlegen. Nach abgesungenen Text spielt ihnen die Musik die Melodie nach, welche gesungen wurde, und die Burschen springen und jauchzen dazu oder schnalzen mit der Zunge nach dem Takt. Die Mädchen aber hängen sich zwei und zwei zusammen mitten in der Stube, tanzend nach der gesungenen und gespielten Melodie. Verliebte Paare sitzen die Meisten schäkernd an den Wandbänken herum. Beispiel solcher Liedertexte: Als Antwort daraus folgt diesem immer folgender Text: Gegen die Tanzlust der übrigen Anwesenden darf der Gesang nicht sündigen, und man endet ihn, nachdem alle Sänger die Musik gezahlt haben, mit folgendem Texte:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/406>, abgerufen am 14.05.2024.