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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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hundert Schritte weiter hin zu stellen, und besprachen diese unheimliche Arbeit mit
größerer Kühle, als wir in Europa das Versetzen eines jungen Pflaumbaumes.

Das Vermögen des Farmers ist in Vieh und Land angelegt, die Gebäude sind
in der Regel ein Wohnhaus, ein kleines Rauchhaus nebst Vorrathskammer und
ein Kornhaus. Die Häuser sind entweder Log-Houses, deutsch Blockhäuser, oder
Franc-Houses, Fachwerkhäuser ans einem Nahmen von Gebälk, dessen Zwischen¬
räume durch Schindeln verschlagen sind. Auf der Südseite läßt man ein Fach
für die Thür offen, an der Nordseite ein anderes für's Fenster oder eine zweite
Thür. Die Giebelfelder gehen nach Ost und West; an einer der Giebelfelder
liegt der Kamin, Bauch und Schornstein außerhalb des Hauses. An der Vorder¬
seite fällt das Dach etwa sechs Fuß über die Kante des Hauses herab, und wird
durch einige Balken gestützt, wodurch eine kleine Galerie entsteht, welche in der
warmen Jahreszeit der gewöhnliche Aufenthalt der Farmer und ihrer Familie ist.

Der IZaeK-rauui, welcher sich an einigen Farmhänsern befindet, entsteht aus
der Nordseite eben so, wie die Galerie an der Südseite, nur daß er ringsherum
mit Schindeln verschlagen ist, und so ein zweites Zimmer darstellt, welches ent¬
weder die Betten enthält, oder, da man diese an der Stelle des Sopha's lieber
in dem Staatszimmer aufstellt, zur Aufbewahrung von Vorräthen u. f. w. dient.

Das Haus meines Schwagers stand innerhalb der Fcldfenz, so daß es
ringsum von bebautem Ackerlaude umgeben war. In den vorhergehenden Som¬
mern hatte sich aber herausgestellt, daß diese Lage mehrfache Uebelstände herbei¬
führte, uuter anderen den, daß durch das heranwachsende, 6--10 Fuß hohe
Maiskorn der Luftzug abgehalten, und somit eine drückende Schwüle verbreitet
wurde, die auch wol auf die Gesundheit nachtheilig eingewirkt hatte. Diesem
Uebelstände konnte abgeholfen werden, sobald man entweder das Feld oder das
Haus auf eine andere Stelle versetzte. Da das Feld einmal urbar gemacht war,
so mußte das Haus weichem Ein Abbrechen und Wiederaufbauen hätte zuviel
Zeit und Arbeit in Anspruch genommen; aus diesem Grunde entschied man M)
dafür, das ganze Haus, wie es war, mit Allem, was sich darin befand, fort¬
zuschaffen. Zu dem Ende hatte man die Nachbarn gebeten, mit Ochsen und
Wagen an dem bestimmten Sonntage zu movinK zu erscheinen, und hilfreiche Hand
anzulegen. Andere, welche nicht eingeladen waren, gesellten sich dazu, um für
ähnliche Fälle zu lernen.

Die Gesammtheit der Kräfte und Maschinen, welche zur Ausführung dieses,
Vorhabens nöthig waren, bestand in 6--8 Paar Armen, 4 Joch Ochsen, 4- Wagen¬
achsen mit Rädern, 2 starken Balken von 18 bis 20 Fuß Länge, welche die
Unterlagen für das Haus abgeben sollten, und 2 Hebebäumen. Zunächst wurde
der Kamin mit dem Schornstein und die Galerie abgenommen; sodann schob
man die beiden Balken in paralleler Richtung und ziemlich nahe an zwei entgegen¬
gesetzten Wänden nnter das Hans, so daß sie an jeder Seite einige Fuß hervor-


hundert Schritte weiter hin zu stellen, und besprachen diese unheimliche Arbeit mit
größerer Kühle, als wir in Europa das Versetzen eines jungen Pflaumbaumes.

Das Vermögen des Farmers ist in Vieh und Land angelegt, die Gebäude sind
in der Regel ein Wohnhaus, ein kleines Rauchhaus nebst Vorrathskammer und
ein Kornhaus. Die Häuser sind entweder Log-Houses, deutsch Blockhäuser, oder
Franc-Houses, Fachwerkhäuser ans einem Nahmen von Gebälk, dessen Zwischen¬
räume durch Schindeln verschlagen sind. Auf der Südseite läßt man ein Fach
für die Thür offen, an der Nordseite ein anderes für's Fenster oder eine zweite
Thür. Die Giebelfelder gehen nach Ost und West; an einer der Giebelfelder
liegt der Kamin, Bauch und Schornstein außerhalb des Hauses. An der Vorder¬
seite fällt das Dach etwa sechs Fuß über die Kante des Hauses herab, und wird
durch einige Balken gestützt, wodurch eine kleine Galerie entsteht, welche in der
warmen Jahreszeit der gewöhnliche Aufenthalt der Farmer und ihrer Familie ist.

Der IZaeK-rauui, welcher sich an einigen Farmhänsern befindet, entsteht aus
der Nordseite eben so, wie die Galerie an der Südseite, nur daß er ringsherum
mit Schindeln verschlagen ist, und so ein zweites Zimmer darstellt, welches ent¬
weder die Betten enthält, oder, da man diese an der Stelle des Sopha's lieber
in dem Staatszimmer aufstellt, zur Aufbewahrung von Vorräthen u. f. w. dient.

Das Haus meines Schwagers stand innerhalb der Fcldfenz, so daß es
ringsum von bebautem Ackerlaude umgeben war. In den vorhergehenden Som¬
mern hatte sich aber herausgestellt, daß diese Lage mehrfache Uebelstände herbei¬
führte, uuter anderen den, daß durch das heranwachsende, 6—10 Fuß hohe
Maiskorn der Luftzug abgehalten, und somit eine drückende Schwüle verbreitet
wurde, die auch wol auf die Gesundheit nachtheilig eingewirkt hatte. Diesem
Uebelstände konnte abgeholfen werden, sobald man entweder das Feld oder das
Haus auf eine andere Stelle versetzte. Da das Feld einmal urbar gemacht war,
so mußte das Haus weichem Ein Abbrechen und Wiederaufbauen hätte zuviel
Zeit und Arbeit in Anspruch genommen; aus diesem Grunde entschied man M)
dafür, das ganze Haus, wie es war, mit Allem, was sich darin befand, fort¬
zuschaffen. Zu dem Ende hatte man die Nachbarn gebeten, mit Ochsen und
Wagen an dem bestimmten Sonntage zu movinK zu erscheinen, und hilfreiche Hand
anzulegen. Andere, welche nicht eingeladen waren, gesellten sich dazu, um für
ähnliche Fälle zu lernen.

Die Gesammtheit der Kräfte und Maschinen, welche zur Ausführung dieses,
Vorhabens nöthig waren, bestand in 6—8 Paar Armen, 4 Joch Ochsen, 4- Wagen¬
achsen mit Rädern, 2 starken Balken von 18 bis 20 Fuß Länge, welche die
Unterlagen für das Haus abgeben sollten, und 2 Hebebäumen. Zunächst wurde
der Kamin mit dem Schornstein und die Galerie abgenommen; sodann schob
man die beiden Balken in paralleler Richtung und ziemlich nahe an zwei entgegen¬
gesetzten Wänden nnter das Hans, so daß sie an jeder Seite einige Fuß hervor-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/30>, abgerufen am 12.05.2024.