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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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400 Francs für das Ritterkreuz, 800 für den Commandeur, 1200 für den Gro߬
commandeur, 2000 für das Großkreuz. Für die Orden des Verdienstes und
der Ergebenheit ist der Tarif für die entsprechenden Grade 300, 600, 1000,
und 1S00 Francs.

Um 6V, Uhr wird das Verhör aufgehoben und auf den folgenden Tag verschoben.

Am 7. Juli wurden die Verhandlungen fortgesetzt. Der "Prinz" ward, wie
am Tage vorher, Mit Vagabonden und entlassenen Sträflingen vorgeführt, die
aus dem ihnen zugewiesenen Bezirk sich entfernt hatten. Er dreht, wie gestern,
seinen Nachbarn mit Verachtung den Rücken, aber mehr wie ein Mann, der eine
Rolle spielt, als wie jemand, der sich wirklich indignirt fühlt. Der Präsident
geht in seinein Verhör die verschiedenen Aussagen der Zeugen durch und
erhält ähnliche Antworten, wie früher, nichtssagend, nichts beweisend oder
widerlegend, aber mit dreister Zähigkeit, trotz der schlagendsten Gegenbeweise bei
den einmal angeführten Behauptungen beharrend. Als der Präsident dem
Angeklagten vorhält, daß der General Anet das angeblich von ihm unterschrie¬
bene Certificat über Militärdienste in Polen für gefälscht erklärt, sagt dieser:
Der General hat gelogen. P. Es kommt ihnen nicht zu, einen braven General
einen Lügner zu schelten, Ihnen, einem Intriguant. A. Ich bin kein Intriguant.
P. Ein Mann in Ihrer Lage bedient sich nicht des Wortes: Er hat gelogen.
Sie haben auch ein Certificat vom General Trezel, das sie für sich anführen.
A. Als ich im Jahr 1840 nach Frankreich kam, lernte ich den Herzog von
Orleans kennen; man forderte mich auf, Dienste in der französischen Armee zu
nehmen. Ich erklärte, daß ich es thun wolle, aber nur mit dem Grade eines
Generals. Man sagte mir, ein Fremder könne in die französische Armee nicht
als General eintreten und bot mir den Rang eines Obersten an. Ich wollte
mich verheirathen und lehnte es ab. Hätte ich angenommen, so wäre ich jetzt
Divisionsgeneral. P. Das Anerbieten dieses Grades ist nicht bewiesen; es ist
wiederum nur eine Behauptung. Der General Trezel hat Sie vor 1840 nicht gekannt.
Er hat gesagt, daß er 1813 einen General Mnrzynowski de Gonzaga gekannt
habe, aber es ist nur im Glauben auf Ihre Aussage geschehn, wenn er erklärt
hat, dech Sie dessen Sohn seien. Sein Certificat beweist nichts zu Ihren Gunsten.
A. Wenn sie aus ein Cerrificat des General Trezel nichts geben wollen!-- Im
weitem Verlauf des Verhörs sagt der Präsident: Sie haben Detvuche
800 Francs bezahlen lassen, anßer einem Ring von 1000 Francs. Was Jeor-
gcon betrifft, so hat er sich geweigert, ihre Gunstbezeugungen zu bezahlen, Ihnen
aber ein Diner und eine Schachtel mit Handschuhen gegeben. A. Ich habe
Herrn Jeorgeon die Decoration gegeben, weil er ein Verwandter des Obersten
Chapuis ist. Man gibt nicht einen Orden für ein Diner.-- Zum Schluß fragt
der Präsident: Wer hat Ihnen die Brcvets der Orden gegeben, welche Sie
tragen? A. Ich bin Großmeister dieser Orden. Ich gebe die Diplome und bedarf


400 Francs für das Ritterkreuz, 800 für den Commandeur, 1200 für den Gro߬
commandeur, 2000 für das Großkreuz. Für die Orden des Verdienstes und
der Ergebenheit ist der Tarif für die entsprechenden Grade 300, 600, 1000,
und 1S00 Francs.

Um 6V, Uhr wird das Verhör aufgehoben und auf den folgenden Tag verschoben.

Am 7. Juli wurden die Verhandlungen fortgesetzt. Der „Prinz" ward, wie
am Tage vorher, Mit Vagabonden und entlassenen Sträflingen vorgeführt, die
aus dem ihnen zugewiesenen Bezirk sich entfernt hatten. Er dreht, wie gestern,
seinen Nachbarn mit Verachtung den Rücken, aber mehr wie ein Mann, der eine
Rolle spielt, als wie jemand, der sich wirklich indignirt fühlt. Der Präsident
geht in seinein Verhör die verschiedenen Aussagen der Zeugen durch und
erhält ähnliche Antworten, wie früher, nichtssagend, nichts beweisend oder
widerlegend, aber mit dreister Zähigkeit, trotz der schlagendsten Gegenbeweise bei
den einmal angeführten Behauptungen beharrend. Als der Präsident dem
Angeklagten vorhält, daß der General Anet das angeblich von ihm unterschrie¬
bene Certificat über Militärdienste in Polen für gefälscht erklärt, sagt dieser:
Der General hat gelogen. P. Es kommt ihnen nicht zu, einen braven General
einen Lügner zu schelten, Ihnen, einem Intriguant. A. Ich bin kein Intriguant.
P. Ein Mann in Ihrer Lage bedient sich nicht des Wortes: Er hat gelogen.
Sie haben auch ein Certificat vom General Trezel, das sie für sich anführen.
A. Als ich im Jahr 1840 nach Frankreich kam, lernte ich den Herzog von
Orleans kennen; man forderte mich auf, Dienste in der französischen Armee zu
nehmen. Ich erklärte, daß ich es thun wolle, aber nur mit dem Grade eines
Generals. Man sagte mir, ein Fremder könne in die französische Armee nicht
als General eintreten und bot mir den Rang eines Obersten an. Ich wollte
mich verheirathen und lehnte es ab. Hätte ich angenommen, so wäre ich jetzt
Divisionsgeneral. P. Das Anerbieten dieses Grades ist nicht bewiesen; es ist
wiederum nur eine Behauptung. Der General Trezel hat Sie vor 1840 nicht gekannt.
Er hat gesagt, daß er 1813 einen General Mnrzynowski de Gonzaga gekannt
habe, aber es ist nur im Glauben auf Ihre Aussage geschehn, wenn er erklärt
hat, dech Sie dessen Sohn seien. Sein Certificat beweist nichts zu Ihren Gunsten.
A. Wenn sie aus ein Cerrificat des General Trezel nichts geben wollen!— Im
weitem Verlauf des Verhörs sagt der Präsident: Sie haben Detvuche
800 Francs bezahlen lassen, anßer einem Ring von 1000 Francs. Was Jeor-
gcon betrifft, so hat er sich geweigert, ihre Gunstbezeugungen zu bezahlen, Ihnen
aber ein Diner und eine Schachtel mit Handschuhen gegeben. A. Ich habe
Herrn Jeorgeon die Decoration gegeben, weil er ein Verwandter des Obersten
Chapuis ist. Man gibt nicht einen Orden für ein Diner.— Zum Schluß fragt
der Präsident: Wer hat Ihnen die Brcvets der Orden gegeben, welche Sie
tragen? A. Ich bin Großmeister dieser Orden. Ich gebe die Diplome und bedarf


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[0229] 400 Francs für das Ritterkreuz, 800 für den Commandeur, 1200 für den Gro߬ commandeur, 2000 für das Großkreuz. Für die Orden des Verdienstes und der Ergebenheit ist der Tarif für die entsprechenden Grade 300, 600, 1000, und 1S00 Francs. Um 6V, Uhr wird das Verhör aufgehoben und auf den folgenden Tag verschoben. Am 7. Juli wurden die Verhandlungen fortgesetzt. Der „Prinz" ward, wie am Tage vorher, Mit Vagabonden und entlassenen Sträflingen vorgeführt, die aus dem ihnen zugewiesenen Bezirk sich entfernt hatten. Er dreht, wie gestern, seinen Nachbarn mit Verachtung den Rücken, aber mehr wie ein Mann, der eine Rolle spielt, als wie jemand, der sich wirklich indignirt fühlt. Der Präsident geht in seinein Verhör die verschiedenen Aussagen der Zeugen durch und erhält ähnliche Antworten, wie früher, nichtssagend, nichts beweisend oder widerlegend, aber mit dreister Zähigkeit, trotz der schlagendsten Gegenbeweise bei den einmal angeführten Behauptungen beharrend. Als der Präsident dem Angeklagten vorhält, daß der General Anet das angeblich von ihm unterschrie¬ bene Certificat über Militärdienste in Polen für gefälscht erklärt, sagt dieser: Der General hat gelogen. P. Es kommt ihnen nicht zu, einen braven General einen Lügner zu schelten, Ihnen, einem Intriguant. A. Ich bin kein Intriguant. P. Ein Mann in Ihrer Lage bedient sich nicht des Wortes: Er hat gelogen. Sie haben auch ein Certificat vom General Trezel, das sie für sich anführen. A. Als ich im Jahr 1840 nach Frankreich kam, lernte ich den Herzog von Orleans kennen; man forderte mich auf, Dienste in der französischen Armee zu nehmen. Ich erklärte, daß ich es thun wolle, aber nur mit dem Grade eines Generals. Man sagte mir, ein Fremder könne in die französische Armee nicht als General eintreten und bot mir den Rang eines Obersten an. Ich wollte mich verheirathen und lehnte es ab. Hätte ich angenommen, so wäre ich jetzt Divisionsgeneral. P. Das Anerbieten dieses Grades ist nicht bewiesen; es ist wiederum nur eine Behauptung. Der General Trezel hat Sie vor 1840 nicht gekannt. Er hat gesagt, daß er 1813 einen General Mnrzynowski de Gonzaga gekannt habe, aber es ist nur im Glauben auf Ihre Aussage geschehn, wenn er erklärt hat, dech Sie dessen Sohn seien. Sein Certificat beweist nichts zu Ihren Gunsten. A. Wenn sie aus ein Cerrificat des General Trezel nichts geben wollen!— Im weitem Verlauf des Verhörs sagt der Präsident: Sie haben Detvuche 800 Francs bezahlen lassen, anßer einem Ring von 1000 Francs. Was Jeor- gcon betrifft, so hat er sich geweigert, ihre Gunstbezeugungen zu bezahlen, Ihnen aber ein Diner und eine Schachtel mit Handschuhen gegeben. A. Ich habe Herrn Jeorgeon die Decoration gegeben, weil er ein Verwandter des Obersten Chapuis ist. Man gibt nicht einen Orden für ein Diner.— Zum Schluß fragt der Präsident: Wer hat Ihnen die Brcvets der Orden gegeben, welche Sie tragen? A. Ich bin Großmeister dieser Orden. Ich gebe die Diplome und bedarf

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/229>, abgerufen am 10.06.2024.