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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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Vorarbeit für ein künftiges vollständiges bibliographisches Handbuch der deutschen
Nationalliteratnr zu gelten, da es ein bestimmtes Gebiet unsrer Literatur ziemlich
vollständig umfaßt und durch diplomatische Genauigkeit und Zuverlässigkeit in der
Titelangabe und Beschreibung der großentheils seltenen Drucke, sowie durch syste¬
matische Anordnung derselben und hinzugefügte bibliographisch-literarhistorische
Fingerzeige sich vor den. gewöhnlichen Katalogen auszeichnet. Der Katalog zer¬
fällt in 2 Hauptabtheilungen, einmal in die Erzeugnisse einer mehr kunstgemäßeu
gelehrten wissenschaftlichen Thätigkeit namhafter Autoren, sodann die meist namen¬
lose Volkspoesie und Volksliteratur in bestimmterem Sinn. Der erste Theil ist
nach dem Scheidejahr in 2 Perioden" getheilt, der zweite zerfällt nach den
Gattungen in lyrische Spruchgedichte, Volksgedichte und Schauspiele. Die
Sammlung ist namentlich in Beziehung aus die VolMchriften so reichhaltig und
vollständig, daß der Wunsch des Besitzers, sie nicht zu zersplittern, sondern in
ihrer Vollständigkeit an eine öffentliche Bibliothek zu verkaufen, damit sich all-
mälig ein allgemeines Nationalmuseum daraukuüpfe, gewiß alle Beförderung
verdient. Abgesehen davon ist aber-dieser Katalog selbst für jeden, der sich Mit
der deutschen. Literatur beschäftigt, als ein sehr gründlich und zweckmäßig aus¬
gearbeitetes Handbuch zu empfehlen. --


Sebastian Brants Narrenschiff, herausgegeben von Fr. Za-rücke. ^ Mit
4 Holzschnitten. Leipzig, G. Wigand. --

Dies Werk des außerordentlichsten Fleißes verdient eine um so größere
Anerkennung, da der Zeitraum, den es sich zum Gegenstand gewählt hat, bis¬
her nur immer auf eine sehr Unvollkommene Weise dargestellt ist. Der Heraus¬
geber ,hat mit einer höchst, ehrenwerthen, fast ängstlichen Genauigkeit ein
überreiches kritisches Material zusammengebracht. Er hat für die kritische Fest¬
stellung des Textes, für den Commentar und für die Zusammenstellung der
übrigen literarhistorischen Erscheinungen, die in irgend einer Beziehung zum
Narrenschiff stehen, alles aufgeboten, was die so hoch ausgebildete Wissenschaft
der deutschen Philologie ihm an die Hand gegeben hat. Ueber die Massen-
haftigkeit des Materials wird mancher Leser in Verwunderung gerathen, wir
können aber die Methode der Zusammenstellung nur billigen. Es hat sich
in neuerer Zeit, in der Gelehrsamkeit eine Form ausgebildet, die zwar-für den
hohen Standpunkt derselben ein sehr günstiges Zeugniß ablegt, die aber für
den pädagogischen Theil der Wissenschaft nicht sehr förderlich ist. Die Ge¬
lehrten geben nämlich die letzten Resultate geistvoller und tiefsinniger For¬
schungen eines ganzen Lebens, und überlassen es dann dein Leser, zum Verständ¬
niß derselben genau dieselbe Arbeit durchzumachen, die sie sich auferlegt haben-.
Der Herausgeber des vorliegenden Werks hat im Gegentheil für den Schüler
geschrieben. Das Buch kann von jedermann verstanden werden, der überhaupt


Vorarbeit für ein künftiges vollständiges bibliographisches Handbuch der deutschen
Nationalliteratnr zu gelten, da es ein bestimmtes Gebiet unsrer Literatur ziemlich
vollständig umfaßt und durch diplomatische Genauigkeit und Zuverlässigkeit in der
Titelangabe und Beschreibung der großentheils seltenen Drucke, sowie durch syste¬
matische Anordnung derselben und hinzugefügte bibliographisch-literarhistorische
Fingerzeige sich vor den. gewöhnlichen Katalogen auszeichnet. Der Katalog zer¬
fällt in 2 Hauptabtheilungen, einmal in die Erzeugnisse einer mehr kunstgemäßeu
gelehrten wissenschaftlichen Thätigkeit namhafter Autoren, sodann die meist namen¬
lose Volkspoesie und Volksliteratur in bestimmterem Sinn. Der erste Theil ist
nach dem Scheidejahr in 2 Perioden" getheilt, der zweite zerfällt nach den
Gattungen in lyrische Spruchgedichte, Volksgedichte und Schauspiele. Die
Sammlung ist namentlich in Beziehung aus die VolMchriften so reichhaltig und
vollständig, daß der Wunsch des Besitzers, sie nicht zu zersplittern, sondern in
ihrer Vollständigkeit an eine öffentliche Bibliothek zu verkaufen, damit sich all-
mälig ein allgemeines Nationalmuseum daraukuüpfe, gewiß alle Beförderung
verdient. Abgesehen davon ist aber-dieser Katalog selbst für jeden, der sich Mit
der deutschen. Literatur beschäftigt, als ein sehr gründlich und zweckmäßig aus¬
gearbeitetes Handbuch zu empfehlen. —


Sebastian Brants Narrenschiff, herausgegeben von Fr. Za-rücke. ^ Mit
4 Holzschnitten. Leipzig, G. Wigand. —

Dies Werk des außerordentlichsten Fleißes verdient eine um so größere
Anerkennung, da der Zeitraum, den es sich zum Gegenstand gewählt hat, bis¬
her nur immer auf eine sehr Unvollkommene Weise dargestellt ist. Der Heraus¬
geber ,hat mit einer höchst, ehrenwerthen, fast ängstlichen Genauigkeit ein
überreiches kritisches Material zusammengebracht. Er hat für die kritische Fest¬
stellung des Textes, für den Commentar und für die Zusammenstellung der
übrigen literarhistorischen Erscheinungen, die in irgend einer Beziehung zum
Narrenschiff stehen, alles aufgeboten, was die so hoch ausgebildete Wissenschaft
der deutschen Philologie ihm an die Hand gegeben hat. Ueber die Massen-
haftigkeit des Materials wird mancher Leser in Verwunderung gerathen, wir
können aber die Methode der Zusammenstellung nur billigen. Es hat sich
in neuerer Zeit, in der Gelehrsamkeit eine Form ausgebildet, die zwar-für den
hohen Standpunkt derselben ein sehr günstiges Zeugniß ablegt, die aber für
den pädagogischen Theil der Wissenschaft nicht sehr förderlich ist. Die Ge¬
lehrten geben nämlich die letzten Resultate geistvoller und tiefsinniger For¬
schungen eines ganzen Lebens, und überlassen es dann dein Leser, zum Verständ¬
niß derselben genau dieselbe Arbeit durchzumachen, die sie sich auferlegt haben-.
Der Herausgeber des vorliegenden Werks hat im Gegentheil für den Schüler
geschrieben. Das Buch kann von jedermann verstanden werden, der überhaupt


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[0279] Vorarbeit für ein künftiges vollständiges bibliographisches Handbuch der deutschen Nationalliteratnr zu gelten, da es ein bestimmtes Gebiet unsrer Literatur ziemlich vollständig umfaßt und durch diplomatische Genauigkeit und Zuverlässigkeit in der Titelangabe und Beschreibung der großentheils seltenen Drucke, sowie durch syste¬ matische Anordnung derselben und hinzugefügte bibliographisch-literarhistorische Fingerzeige sich vor den. gewöhnlichen Katalogen auszeichnet. Der Katalog zer¬ fällt in 2 Hauptabtheilungen, einmal in die Erzeugnisse einer mehr kunstgemäßeu gelehrten wissenschaftlichen Thätigkeit namhafter Autoren, sodann die meist namen¬ lose Volkspoesie und Volksliteratur in bestimmterem Sinn. Der erste Theil ist nach dem Scheidejahr in 2 Perioden" getheilt, der zweite zerfällt nach den Gattungen in lyrische Spruchgedichte, Volksgedichte und Schauspiele. Die Sammlung ist namentlich in Beziehung aus die VolMchriften so reichhaltig und vollständig, daß der Wunsch des Besitzers, sie nicht zu zersplittern, sondern in ihrer Vollständigkeit an eine öffentliche Bibliothek zu verkaufen, damit sich all- mälig ein allgemeines Nationalmuseum daraukuüpfe, gewiß alle Beförderung verdient. Abgesehen davon ist aber-dieser Katalog selbst für jeden, der sich Mit der deutschen. Literatur beschäftigt, als ein sehr gründlich und zweckmäßig aus¬ gearbeitetes Handbuch zu empfehlen. — Sebastian Brants Narrenschiff, herausgegeben von Fr. Za-rücke. ^ Mit 4 Holzschnitten. Leipzig, G. Wigand. — Dies Werk des außerordentlichsten Fleißes verdient eine um so größere Anerkennung, da der Zeitraum, den es sich zum Gegenstand gewählt hat, bis¬ her nur immer auf eine sehr Unvollkommene Weise dargestellt ist. Der Heraus¬ geber ,hat mit einer höchst, ehrenwerthen, fast ängstlichen Genauigkeit ein überreiches kritisches Material zusammengebracht. Er hat für die kritische Fest¬ stellung des Textes, für den Commentar und für die Zusammenstellung der übrigen literarhistorischen Erscheinungen, die in irgend einer Beziehung zum Narrenschiff stehen, alles aufgeboten, was die so hoch ausgebildete Wissenschaft der deutschen Philologie ihm an die Hand gegeben hat. Ueber die Massen- haftigkeit des Materials wird mancher Leser in Verwunderung gerathen, wir können aber die Methode der Zusammenstellung nur billigen. Es hat sich in neuerer Zeit, in der Gelehrsamkeit eine Form ausgebildet, die zwar-für den hohen Standpunkt derselben ein sehr günstiges Zeugniß ablegt, die aber für den pädagogischen Theil der Wissenschaft nicht sehr förderlich ist. Die Ge¬ lehrten geben nämlich die letzten Resultate geistvoller und tiefsinniger For¬ schungen eines ganzen Lebens, und überlassen es dann dein Leser, zum Verständ¬ niß derselben genau dieselbe Arbeit durchzumachen, die sie sich auferlegt haben-. Der Herausgeber des vorliegenden Werks hat im Gegentheil für den Schüler geschrieben. Das Buch kann von jedermann verstanden werden, der überhaupt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/278>, abgerufen am 28.05.2024.