Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Tempeln Aegyptens" eine Schrift, welche lxi Archäologen, Mathematikern und
Architekten ein gleiches Interesse erweckte und über welche infolge dessen
theils im Auslande (27. Jahrg. Ur. 14), theils im Magazin für die
Literatur des Auslandes (Jahrg. 1834, Ur. 4K), theils in den Grenz¬
boten (13. Jahrg. 2. Semester, Ur. 30), theils endlich in noch mehrern
andern Blättern die günstigsten Mittheilungen gemacht wurden. Aus diesem
Grunde wird es nicht befremden, jenes Interesse auch dieser zweiten eben ange¬
zeigten Schrift Herrn Röberö, die gleichsam als eine Fortsetzung der vorjäh¬
rigen angesehen werden kann, zugewendet zu sehen. Wir erlauben uns zu
richtigeren Verständniß derselben folgende Bemerkungen:

Der Geheimrath Ritter Bunsen, einer der ausgezeichnetsten Alterthums-
forscher unserer Zeit, spricht sich in seinem Werke: "Aegyptens Stelle in der
Weltgeschichte, 2. Band" ausführlich" darüber aus, wie außerordentlich wichtig
und vortheilhaft für die Erforschung der Pyramiden das 1837 ausgeführte
Unternehmen des englischen Obristen H. Vyse dadurch geworden sei, daß es
dem, den letzteren begleitenden Herrn Perring gelungen, in der ägyptischen
Me --1,713 engl. Fuß die Einheit deö ägyptischen Maßes zu finden und
sie auf die von ihm so genau gemessenen Bauten anzuwenden und ihre bestimm¬
baren Hauptmaße darnach zu berechnen. Der ihn hierbei leitende Gedanke,
war ein schon von Newton angeregter und mit bewunderungswürdigem
Scharfblick verfolgter, der nämlich, es sei wahrscheinlich, daß die Haupttheile
der großen Pyramide in rationalem Verhältnisse zur Einheit des ägyptischen
Maßes stehe, also zur Elle. Newton fand auf diese Art die wahre Größe der¬
selben aus den Maßen des Hauptgemaches und Perring entdeckte hiernach an
jener großen Pyramide ein Verhältniß der Höhe zur Basis wie ü : 8. Ritter
Bunsen nennt deshalb die größte Pyramide die "recht eigentlich mathematische",
die das unter den Pyramiden überhaupt sei, was die letzteren unter den
Bauen sind. Bei den übrigen Pyramiden, fährt er fort, sind wegen ihrer Zer¬
störung solche nähere Verhältnisse nicht zu erwarten, allein die gefundene Ein¬
heit des Maßes scheint sich auch hier durch die ungebrochenen Zahlen aufs
glänzendste zu bewähren. Soviel dürfen wir mit Zuversicht behaupten, daß
die Maße der Pyramiden zum ersten Male sicher und verstanden vor uns
liegen, wie vielleicht nicht seit der Zeit ihrer Erbauung. Der Plan einer
Pyramide mochte in den Archiven der königlichen Familie oder in einem
Tempel aufbewahrt sein: sie selbst war bereits dem Nachfolger des Bestatteten
ein versiegeltes Buch, falls sie nicht ausnahmsweise auch ihm noch zur Ruhe¬
stätte bestimmt war.

Unter den Napoleonischen Gelehrten ragt besonders Jomard hervor (vergl.
ILxposMon nu sMemv wvU'iqu", in der großen clvsvriMv" Ap
Er nahm die kleine Conde, welche er auf die Erdmessung bezog, zu 0,1462 M.


Tempeln Aegyptens" eine Schrift, welche lxi Archäologen, Mathematikern und
Architekten ein gleiches Interesse erweckte und über welche infolge dessen
theils im Auslande (27. Jahrg. Ur. 14), theils im Magazin für die
Literatur des Auslandes (Jahrg. 1834, Ur. 4K), theils in den Grenz¬
boten (13. Jahrg. 2. Semester, Ur. 30), theils endlich in noch mehrern
andern Blättern die günstigsten Mittheilungen gemacht wurden. Aus diesem
Grunde wird es nicht befremden, jenes Interesse auch dieser zweiten eben ange¬
zeigten Schrift Herrn Röberö, die gleichsam als eine Fortsetzung der vorjäh¬
rigen angesehen werden kann, zugewendet zu sehen. Wir erlauben uns zu
richtigeren Verständniß derselben folgende Bemerkungen:

Der Geheimrath Ritter Bunsen, einer der ausgezeichnetsten Alterthums-
forscher unserer Zeit, spricht sich in seinem Werke: „Aegyptens Stelle in der
Weltgeschichte, 2. Band" ausführlich" darüber aus, wie außerordentlich wichtig
und vortheilhaft für die Erforschung der Pyramiden das 1837 ausgeführte
Unternehmen des englischen Obristen H. Vyse dadurch geworden sei, daß es
dem, den letzteren begleitenden Herrn Perring gelungen, in der ägyptischen
Me —1,713 engl. Fuß die Einheit deö ägyptischen Maßes zu finden und
sie auf die von ihm so genau gemessenen Bauten anzuwenden und ihre bestimm¬
baren Hauptmaße darnach zu berechnen. Der ihn hierbei leitende Gedanke,
war ein schon von Newton angeregter und mit bewunderungswürdigem
Scharfblick verfolgter, der nämlich, es sei wahrscheinlich, daß die Haupttheile
der großen Pyramide in rationalem Verhältnisse zur Einheit des ägyptischen
Maßes stehe, also zur Elle. Newton fand auf diese Art die wahre Größe der¬
selben aus den Maßen des Hauptgemaches und Perring entdeckte hiernach an
jener großen Pyramide ein Verhältniß der Höhe zur Basis wie ü : 8. Ritter
Bunsen nennt deshalb die größte Pyramide die „recht eigentlich mathematische",
die das unter den Pyramiden überhaupt sei, was die letzteren unter den
Bauen sind. Bei den übrigen Pyramiden, fährt er fort, sind wegen ihrer Zer¬
störung solche nähere Verhältnisse nicht zu erwarten, allein die gefundene Ein¬
heit des Maßes scheint sich auch hier durch die ungebrochenen Zahlen aufs
glänzendste zu bewähren. Soviel dürfen wir mit Zuversicht behaupten, daß
die Maße der Pyramiden zum ersten Male sicher und verstanden vor uns
liegen, wie vielleicht nicht seit der Zeit ihrer Erbauung. Der Plan einer
Pyramide mochte in den Archiven der königlichen Familie oder in einem
Tempel aufbewahrt sein: sie selbst war bereits dem Nachfolger des Bestatteten
ein versiegeltes Buch, falls sie nicht ausnahmsweise auch ihm noch zur Ruhe¬
stätte bestimmt war.

Unter den Napoleonischen Gelehrten ragt besonders Jomard hervor (vergl.
ILxposMon nu sMemv wvU'iqu«, in der großen clvsvriMv» Ap
Er nahm die kleine Conde, welche er auf die Erdmessung bezog, zu 0,1462 M.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0120" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100040"/>
          <p xml:id="ID_343" prev="#ID_342"> Tempeln Aegyptens" eine Schrift, welche lxi Archäologen, Mathematikern und<lb/>
Architekten ein gleiches Interesse erweckte und über welche infolge dessen<lb/>
theils im Auslande (27. Jahrg. Ur. 14), theils im Magazin für die<lb/>
Literatur des Auslandes (Jahrg. 1834, Ur. 4K), theils in den Grenz¬<lb/>
boten (13. Jahrg. 2. Semester, Ur. 30), theils endlich in noch mehrern<lb/>
andern Blättern die günstigsten Mittheilungen gemacht wurden. Aus diesem<lb/>
Grunde wird es nicht befremden, jenes Interesse auch dieser zweiten eben ange¬<lb/>
zeigten Schrift Herrn Röberö, die gleichsam als eine Fortsetzung der vorjäh¬<lb/>
rigen angesehen werden kann, zugewendet zu sehen. Wir erlauben uns zu<lb/>
richtigeren Verständniß derselben folgende Bemerkungen:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_344"> Der Geheimrath Ritter Bunsen, einer der ausgezeichnetsten Alterthums-<lb/>
forscher unserer Zeit, spricht sich in seinem Werke: &#x201E;Aegyptens Stelle in der<lb/>
Weltgeschichte, 2. Band" ausführlich" darüber aus, wie außerordentlich wichtig<lb/>
und vortheilhaft für die Erforschung der Pyramiden das 1837 ausgeführte<lb/>
Unternehmen des englischen Obristen H. Vyse dadurch geworden sei, daß es<lb/>
dem, den letzteren begleitenden Herrn Perring gelungen, in der ägyptischen<lb/>
Me &#x2014;1,713 engl. Fuß die Einheit deö ägyptischen Maßes zu finden und<lb/>
sie auf die von ihm so genau gemessenen Bauten anzuwenden und ihre bestimm¬<lb/>
baren Hauptmaße darnach zu berechnen. Der ihn hierbei leitende Gedanke,<lb/>
war ein schon von Newton angeregter und mit bewunderungswürdigem<lb/>
Scharfblick verfolgter, der nämlich, es sei wahrscheinlich, daß die Haupttheile<lb/>
der großen Pyramide in rationalem Verhältnisse zur Einheit des ägyptischen<lb/>
Maßes stehe, also zur Elle. Newton fand auf diese Art die wahre Größe der¬<lb/>
selben aus den Maßen des Hauptgemaches und Perring entdeckte hiernach an<lb/>
jener großen Pyramide ein Verhältniß der Höhe zur Basis wie ü : 8. Ritter<lb/>
Bunsen nennt deshalb die größte Pyramide die &#x201E;recht eigentlich mathematische",<lb/>
die das unter den Pyramiden überhaupt sei, was die letzteren unter den<lb/>
Bauen sind. Bei den übrigen Pyramiden, fährt er fort, sind wegen ihrer Zer¬<lb/>
störung solche nähere Verhältnisse nicht zu erwarten, allein die gefundene Ein¬<lb/>
heit des Maßes scheint sich auch hier durch die ungebrochenen Zahlen aufs<lb/>
glänzendste zu bewähren. Soviel dürfen wir mit Zuversicht behaupten, daß<lb/>
die Maße der Pyramiden zum ersten Male sicher und verstanden vor uns<lb/>
liegen, wie vielleicht nicht seit der Zeit ihrer Erbauung. Der Plan einer<lb/>
Pyramide mochte in den Archiven der königlichen Familie oder in einem<lb/>
Tempel aufbewahrt sein: sie selbst war bereits dem Nachfolger des Bestatteten<lb/>
ein versiegeltes Buch, falls sie nicht ausnahmsweise auch ihm noch zur Ruhe¬<lb/>
stätte bestimmt war.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_345" next="#ID_346"> Unter den Napoleonischen Gelehrten ragt besonders Jomard hervor (vergl.<lb/>
ILxposMon nu sMemv wvU'iqu«, in der großen clvsvriMv» Ap<lb/>
Er nahm die kleine Conde, welche er auf die Erdmessung bezog, zu 0,1462 M.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0120] Tempeln Aegyptens" eine Schrift, welche lxi Archäologen, Mathematikern und Architekten ein gleiches Interesse erweckte und über welche infolge dessen theils im Auslande (27. Jahrg. Ur. 14), theils im Magazin für die Literatur des Auslandes (Jahrg. 1834, Ur. 4K), theils in den Grenz¬ boten (13. Jahrg. 2. Semester, Ur. 30), theils endlich in noch mehrern andern Blättern die günstigsten Mittheilungen gemacht wurden. Aus diesem Grunde wird es nicht befremden, jenes Interesse auch dieser zweiten eben ange¬ zeigten Schrift Herrn Röberö, die gleichsam als eine Fortsetzung der vorjäh¬ rigen angesehen werden kann, zugewendet zu sehen. Wir erlauben uns zu richtigeren Verständniß derselben folgende Bemerkungen: Der Geheimrath Ritter Bunsen, einer der ausgezeichnetsten Alterthums- forscher unserer Zeit, spricht sich in seinem Werke: „Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte, 2. Band" ausführlich" darüber aus, wie außerordentlich wichtig und vortheilhaft für die Erforschung der Pyramiden das 1837 ausgeführte Unternehmen des englischen Obristen H. Vyse dadurch geworden sei, daß es dem, den letzteren begleitenden Herrn Perring gelungen, in der ägyptischen Me —1,713 engl. Fuß die Einheit deö ägyptischen Maßes zu finden und sie auf die von ihm so genau gemessenen Bauten anzuwenden und ihre bestimm¬ baren Hauptmaße darnach zu berechnen. Der ihn hierbei leitende Gedanke, war ein schon von Newton angeregter und mit bewunderungswürdigem Scharfblick verfolgter, der nämlich, es sei wahrscheinlich, daß die Haupttheile der großen Pyramide in rationalem Verhältnisse zur Einheit des ägyptischen Maßes stehe, also zur Elle. Newton fand auf diese Art die wahre Größe der¬ selben aus den Maßen des Hauptgemaches und Perring entdeckte hiernach an jener großen Pyramide ein Verhältniß der Höhe zur Basis wie ü : 8. Ritter Bunsen nennt deshalb die größte Pyramide die „recht eigentlich mathematische", die das unter den Pyramiden überhaupt sei, was die letzteren unter den Bauen sind. Bei den übrigen Pyramiden, fährt er fort, sind wegen ihrer Zer¬ störung solche nähere Verhältnisse nicht zu erwarten, allein die gefundene Ein¬ heit des Maßes scheint sich auch hier durch die ungebrochenen Zahlen aufs glänzendste zu bewähren. Soviel dürfen wir mit Zuversicht behaupten, daß die Maße der Pyramiden zum ersten Male sicher und verstanden vor uns liegen, wie vielleicht nicht seit der Zeit ihrer Erbauung. Der Plan einer Pyramide mochte in den Archiven der königlichen Familie oder in einem Tempel aufbewahrt sein: sie selbst war bereits dem Nachfolger des Bestatteten ein versiegeltes Buch, falls sie nicht ausnahmsweise auch ihm noch zur Ruhe¬ stätte bestimmt war. Unter den Napoleonischen Gelehrten ragt besonders Jomard hervor (vergl. ILxposMon nu sMemv wvU'iqu«, in der großen clvsvriMv» Ap Er nahm die kleine Conde, welche er auf die Erdmessung bezog, zu 0,1462 M.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/120
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/120>, abgerufen am 22.05.2024.