Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.Die Geschichte der griechischen Künstler von Brunn ist, wie wir schon bei Einen ganz andern Charakter hat der Torso von Stahr. Durch den blühen, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Ein preußischer Deserteur. Es ist der Gegenwart geläufig, unter den Rohheiten des vorigen Jahr¬ Grenzboten. I. 18Ü", 13
Die Geschichte der griechischen Künstler von Brunn ist, wie wir schon bei Einen ganz andern Charakter hat der Torso von Stahr. Durch den blühen, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Ein preußischer Deserteur. Es ist der Gegenwart geläufig, unter den Rohheiten des vorigen Jahr¬ Grenzboten. I. 18Ü«, 13
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Die Geschichte der griechischen Künstler von Brunn ist, wie wir schon bei
der ersten Lieferung anzeigten, nicht ausschließlich, aber vorzugsweise für die
gelehrte Welt bestimmt. Der Verfasser hat sich die Ausgabe gestellt, zu einer
spätern Geschichte der griechischen Kunst, für welche die Acten noch nicht ge¬
schlossen sind, dadurch den Grund zu legen, daß er alle Nachrichten, die wir
über die Künstler haben, kritisch gesichtet und chronologisch geordnet zusammen¬
stellt. Wer auch nur eine entfernte Vorstellung davon hat, wie lückenhaft und
verworren unsre Kenntnisse in dieser Beziehung sind, der wird die ernsten und
besonnenen Studien des Verfassers nur mit freudigem Dank aufnehmen können.
Aeußere Umstände haben das Erscheinen dieses zweiten Bandes so lange ver¬
zögert; wir wünschen lebhaft, daß dieselben beseitigt und dadurch die baldige
Vollendung des Werks möglich gemacht werde. Die Abtheilung, die uns vor¬
liegt, enthält die Maler, die Architekten, die Torcuten und die Münzstempel-
schneider. Es fehlen noch die Steinschneider und die Vasenmaler.
Einen ganz andern Charakter hat der Torso von Stahr. Durch den blühen,
den, zum Theil poetischen Stil, den wir schon in der Reise nach Italien an¬
treffen, durch die leicht übersichtliche Darstellung, die Ercurse nach allen Seiten
hin, vielleicht auch grade durch die Subjektivität deö Urtheils ist es Herrn Stahr
gelungen, den größern Theil des sogenannten gebildeten Publicums auf seine
Seite zu bringen. Der Torso ist eins der gelesensten wissenschaftlichen Bücher
unsrer Tage. Wäre es nun damit abgethan, das Publicum auf eine geist¬
volle Weise zur Anschauung und zum Verständniß der Kunst anzuregen, so
würden wir mit diesem Erfolg wol zufrieden sein; allein die Wissenschaft ist
heute weiter gekommen, sie hat ein sehr reiches, zum Theil schon kritisch be¬
arbeitetes Material aufgespeichert und wer heute über die alte Kunst schreiben
will, darf sich nicht mehr den Eingebungen seines Instincts überlassen, sondern
er muß durch strenge methodische Studien dies gesammte Material über¬
wältigen. Da die Grundlage philologischer Bildung bei dem Verfasser so tüch¬
tig ist, so ließ sich grade von ihm wol noch Höheres erwarten, als er gebracht
hat, ein Werk, welches sowol dem gebildeten Publicum, als dem Kunsthistoriker
imponirt.
Bilder aus der deutschen Vergangenheit.
Ein preußischer Deserteur.
Es ist der Gegenwart geläufig, unter den Rohheiten des vorigen Jahr¬
hunderts auch das Werbesystem der Recruten aufzuzählen, und es gibt eine
Menge Anekdoten über die Willkür und Härte, mit welcher die jungen Männer
Grenzboten. I. 18Ü«, 13
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