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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Wille über den Willen der einzelnen Volksangehörigen waltet, um das fried¬
liche und der menschlichen Natur angemessene Beisammenleben derselben und
das friedliche Bestehen des Volks und seiner Angehörigen neben andern Völkern
und deren Angehörigen zu, vermitteln), und von diesem Begriff aus construirt
er sämmtliche Zweige der Verwaltung, des Rechts und des Volkslebens über¬
haupt. Die einzige Ausstellung, die wir zu machen haben, ist der überwiegende
Formalismus der Darstellung, durch dessen Wegfall das Ganze an Kürze und
Prägnanz wesentlich gewonnen haben würde.




/Vn^in k'eux.

Oestreichs Helden und Heerführer von Maximilian I. bis aus die
neueste Zeit, in Biographien und Charakterskizzen aus und nach den besten
Quellen und O-uelleuwerken geschildert von C. A. Schweigerd. Mit vielen
nach den besten vorhandenen Originalportraits gearbeiteten Stahlstichen. Vier
Bände. Würzen, Verlagscomptoir. --

Der nächste Zweck dieses sehr umfangreichen Buches war, den östreichischen '
Patriotismus durch die Darstellung seiner frühern Heldengröße zu entflammen.
Dieser Zweck ist erreicht, dem Verfasser sind von Seiten Radetzkys und anderer
Heerführer sehr schmeichelhafte Aufmunterungen zu Theil geworden, die Aner¬
kennung von Seiten der Staatsgewalt hat auch nicht gefehlt, und das Buch
hat große Verbreitung gefunden. Für uns, die wir außerhalb Oestreichs stehen,
ist die Hauptfrage, welche Stellung das Buch innerhalb der historischen Literatur
einnimmt. Als ein Geschichtswerk im eigentlichen Sinn kann es nicht betrachtet
werden, die Parteifarbe ist zu prononcirt, und die apologetische Tendenz geht
weit über die kritische hinaus. Dagegen hat es als Sammelwerk einen nicht
unbeträchtlichen Werth. Dem Verfasser hat zum Theil durch die Gunst der
Staatsbehörden ein sehr reiches Material zu Gebote gestanden, und wenn er
dasselbe nicht auf die Weise kritisch verarbeitet hat, wie es zu wünschen gewesen
wäre, so hat er eS doch ziemlich vollständig wiedergegeben. Für die Geschichte
eines andern Staats wäre das kein großes Verdienst, aber zur Geschichte
Oestreichs fehlen noch fast alle Vorarbeiten und man muß daher schon, sehr
zufrieden sein, wenn man nur irgend einen-Anhaltepunkt gewinnt. In dem
vorliegenden Buch hat man wenigstens eine sehr ausführliche Erzählung, die
für die neuere Zeit auf authentische Berichte gestützt ist, und ein ziemlich voll¬
ständiges Verzeichnis! der Quellen, aus denen man weitere Belehrung schöpfen
kann. Eine willkommene Zugabe sind die Porträts, sehr zahlreich, nach den
besten Originalen entworfen und künstlerisch befriedigend ausgeführt. -- Uns


Wille über den Willen der einzelnen Volksangehörigen waltet, um das fried¬
liche und der menschlichen Natur angemessene Beisammenleben derselben und
das friedliche Bestehen des Volks und seiner Angehörigen neben andern Völkern
und deren Angehörigen zu, vermitteln), und von diesem Begriff aus construirt
er sämmtliche Zweige der Verwaltung, des Rechts und des Volkslebens über¬
haupt. Die einzige Ausstellung, die wir zu machen haben, ist der überwiegende
Formalismus der Darstellung, durch dessen Wegfall das Ganze an Kürze und
Prägnanz wesentlich gewonnen haben würde.




/Vn^in k'eux.

Oestreichs Helden und Heerführer von Maximilian I. bis aus die
neueste Zeit, in Biographien und Charakterskizzen aus und nach den besten
Quellen und O-uelleuwerken geschildert von C. A. Schweigerd. Mit vielen
nach den besten vorhandenen Originalportraits gearbeiteten Stahlstichen. Vier
Bände. Würzen, Verlagscomptoir. —

Der nächste Zweck dieses sehr umfangreichen Buches war, den östreichischen '
Patriotismus durch die Darstellung seiner frühern Heldengröße zu entflammen.
Dieser Zweck ist erreicht, dem Verfasser sind von Seiten Radetzkys und anderer
Heerführer sehr schmeichelhafte Aufmunterungen zu Theil geworden, die Aner¬
kennung von Seiten der Staatsgewalt hat auch nicht gefehlt, und das Buch
hat große Verbreitung gefunden. Für uns, die wir außerhalb Oestreichs stehen,
ist die Hauptfrage, welche Stellung das Buch innerhalb der historischen Literatur
einnimmt. Als ein Geschichtswerk im eigentlichen Sinn kann es nicht betrachtet
werden, die Parteifarbe ist zu prononcirt, und die apologetische Tendenz geht
weit über die kritische hinaus. Dagegen hat es als Sammelwerk einen nicht
unbeträchtlichen Werth. Dem Verfasser hat zum Theil durch die Gunst der
Staatsbehörden ein sehr reiches Material zu Gebote gestanden, und wenn er
dasselbe nicht auf die Weise kritisch verarbeitet hat, wie es zu wünschen gewesen
wäre, so hat er eS doch ziemlich vollständig wiedergegeben. Für die Geschichte
eines andern Staats wäre das kein großes Verdienst, aber zur Geschichte
Oestreichs fehlen noch fast alle Vorarbeiten und man muß daher schon, sehr
zufrieden sein, wenn man nur irgend einen-Anhaltepunkt gewinnt. In dem
vorliegenden Buch hat man wenigstens eine sehr ausführliche Erzählung, die
für die neuere Zeit auf authentische Berichte gestützt ist, und ein ziemlich voll¬
ständiges Verzeichnis! der Quellen, aus denen man weitere Belehrung schöpfen
kann. Eine willkommene Zugabe sind die Porträts, sehr zahlreich, nach den
besten Originalen entworfen und künstlerisch befriedigend ausgeführt. — Uns


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[0226] Wille über den Willen der einzelnen Volksangehörigen waltet, um das fried¬ liche und der menschlichen Natur angemessene Beisammenleben derselben und das friedliche Bestehen des Volks und seiner Angehörigen neben andern Völkern und deren Angehörigen zu, vermitteln), und von diesem Begriff aus construirt er sämmtliche Zweige der Verwaltung, des Rechts und des Volkslebens über¬ haupt. Die einzige Ausstellung, die wir zu machen haben, ist der überwiegende Formalismus der Darstellung, durch dessen Wegfall das Ganze an Kürze und Prägnanz wesentlich gewonnen haben würde. /Vn^in k'eux. Oestreichs Helden und Heerführer von Maximilian I. bis aus die neueste Zeit, in Biographien und Charakterskizzen aus und nach den besten Quellen und O-uelleuwerken geschildert von C. A. Schweigerd. Mit vielen nach den besten vorhandenen Originalportraits gearbeiteten Stahlstichen. Vier Bände. Würzen, Verlagscomptoir. — Der nächste Zweck dieses sehr umfangreichen Buches war, den östreichischen ' Patriotismus durch die Darstellung seiner frühern Heldengröße zu entflammen. Dieser Zweck ist erreicht, dem Verfasser sind von Seiten Radetzkys und anderer Heerführer sehr schmeichelhafte Aufmunterungen zu Theil geworden, die Aner¬ kennung von Seiten der Staatsgewalt hat auch nicht gefehlt, und das Buch hat große Verbreitung gefunden. Für uns, die wir außerhalb Oestreichs stehen, ist die Hauptfrage, welche Stellung das Buch innerhalb der historischen Literatur einnimmt. Als ein Geschichtswerk im eigentlichen Sinn kann es nicht betrachtet werden, die Parteifarbe ist zu prononcirt, und die apologetische Tendenz geht weit über die kritische hinaus. Dagegen hat es als Sammelwerk einen nicht unbeträchtlichen Werth. Dem Verfasser hat zum Theil durch die Gunst der Staatsbehörden ein sehr reiches Material zu Gebote gestanden, und wenn er dasselbe nicht auf die Weise kritisch verarbeitet hat, wie es zu wünschen gewesen wäre, so hat er eS doch ziemlich vollständig wiedergegeben. Für die Geschichte eines andern Staats wäre das kein großes Verdienst, aber zur Geschichte Oestreichs fehlen noch fast alle Vorarbeiten und man muß daher schon, sehr zufrieden sein, wenn man nur irgend einen-Anhaltepunkt gewinnt. In dem vorliegenden Buch hat man wenigstens eine sehr ausführliche Erzählung, die für die neuere Zeit auf authentische Berichte gestützt ist, und ein ziemlich voll¬ ständiges Verzeichnis! der Quellen, aus denen man weitere Belehrung schöpfen kann. Eine willkommene Zugabe sind die Porträts, sehr zahlreich, nach den besten Originalen entworfen und künstlerisch befriedigend ausgeführt. — Uns

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/226>, abgerufen am 21.05.2024.