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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Das dreiunddreißigste niederrheinische Musikfest in Düsseldorf,
den le., 12. und 13. Ma 183K.---)

Sie werden, lieber Freund und verehrter Redacteur, von mir einen Be¬
richt'über das jüngste Musikfest in Düsseldorf erwarten und ich habe außer
dem natürlichen Wunsch, noch einmal wieder bei Ihnen als Referent einzutreten,
noch so manche Veranlassung, Ihrer Erwartung zu entsprechen, daß ich die
Feder ergreife, obgleich, wie Sie wissen, meine Zeit für dergleichen Arbeiten
ungemein knapp bemessen ist. Das wird mich wenigstens in Ihren Augen
entschuldigen, wenn mein Bericht nicht ,so ausführlich sich über alle Punkte ver¬
breiten sollte, wie es die Bedeutung eines Festes der Art vielleicht erwar¬
ten läßt.

Die erfreulichste Veranlassung zu berichten, ist mir das in allen wesentlichen
Punkten vollständige Gelingen eines Festes, das zu einem edlen künstlerischen
Zweck viele und bedeutende Kräfte in einem weiten Kreise von Mitwirkenden und
Zuhörenden angeregt und angespannt hat, und nun durch die Befriedigung
nach- so schönen Anstrengungen ringsumher neuen Samen ausstreut und Lust
und Wetteifer für künstlerische Bestrebungen wach hält. Es ist etwas gar
Eignes und Schönes um ein solches Fest, das mehre Tage lang Tausende
dem gewöhnlichen Thun und Treiben entrückt und in einem höheren geistigen
Interesse vereinigt. Denn wie verschieden - auch nach Sinn und Bildung
die Weise sein mag, in welcher der Einzelne sich an dem Genuß einer solchen
Feier betheiligt, so ist doch bewußt oder unbewußt die Kunst das höhere Ele¬
ment, welches alle durchdringt und trügt, sie wird die reine, klare Lebensluft,
in welcher alle sich frei und heiter bewegen. Wenn wir keine olympischen
Spiele mehr haben, so dürfen wir uns doch dieser Musikfeste rühmen, in denen
die Kunst, welche unsrer Zeit und unsrem Volk die eigenste ist, ihre Macht
"ut Herrlichkeit als eine wahrhaft volkstümliche offenbart. Denn es handelt
sich hier nicht allein um Musteraufführungen, welche durch momentane Con-



Bei der mouicutirucii Eutfcniuug der beiden Herausgeber ist der Abdruck verzögert
worden.
Grenzboten. II. 1866. ' g>
Das dreiunddreißigste niederrheinische Musikfest in Düsseldorf,
den le., 12. und 13. Ma 183K.---)

Sie werden, lieber Freund und verehrter Redacteur, von mir einen Be¬
richt'über das jüngste Musikfest in Düsseldorf erwarten und ich habe außer
dem natürlichen Wunsch, noch einmal wieder bei Ihnen als Referent einzutreten,
noch so manche Veranlassung, Ihrer Erwartung zu entsprechen, daß ich die
Feder ergreife, obgleich, wie Sie wissen, meine Zeit für dergleichen Arbeiten
ungemein knapp bemessen ist. Das wird mich wenigstens in Ihren Augen
entschuldigen, wenn mein Bericht nicht ,so ausführlich sich über alle Punkte ver¬
breiten sollte, wie es die Bedeutung eines Festes der Art vielleicht erwar¬
ten läßt.

Die erfreulichste Veranlassung zu berichten, ist mir das in allen wesentlichen
Punkten vollständige Gelingen eines Festes, das zu einem edlen künstlerischen
Zweck viele und bedeutende Kräfte in einem weiten Kreise von Mitwirkenden und
Zuhörenden angeregt und angespannt hat, und nun durch die Befriedigung
nach- so schönen Anstrengungen ringsumher neuen Samen ausstreut und Lust
und Wetteifer für künstlerische Bestrebungen wach hält. Es ist etwas gar
Eignes und Schönes um ein solches Fest, das mehre Tage lang Tausende
dem gewöhnlichen Thun und Treiben entrückt und in einem höheren geistigen
Interesse vereinigt. Denn wie verschieden - auch nach Sinn und Bildung
die Weise sein mag, in welcher der Einzelne sich an dem Genuß einer solchen
Feier betheiligt, so ist doch bewußt oder unbewußt die Kunst das höhere Ele¬
ment, welches alle durchdringt und trügt, sie wird die reine, klare Lebensluft,
in welcher alle sich frei und heiter bewegen. Wenn wir keine olympischen
Spiele mehr haben, so dürfen wir uns doch dieser Musikfeste rühmen, in denen
die Kunst, welche unsrer Zeit und unsrem Volk die eigenste ist, ihre Macht
»ut Herrlichkeit als eine wahrhaft volkstümliche offenbart. Denn es handelt
sich hier nicht allein um Musteraufführungen, welche durch momentane Con-



Bei der mouicutirucii Eutfcniuug der beiden Herausgeber ist der Abdruck verzögert
worden.
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[0489] Das dreiunddreißigste niederrheinische Musikfest in Düsseldorf, den le., 12. und 13. Ma 183K.---) Sie werden, lieber Freund und verehrter Redacteur, von mir einen Be¬ richt'über das jüngste Musikfest in Düsseldorf erwarten und ich habe außer dem natürlichen Wunsch, noch einmal wieder bei Ihnen als Referent einzutreten, noch so manche Veranlassung, Ihrer Erwartung zu entsprechen, daß ich die Feder ergreife, obgleich, wie Sie wissen, meine Zeit für dergleichen Arbeiten ungemein knapp bemessen ist. Das wird mich wenigstens in Ihren Augen entschuldigen, wenn mein Bericht nicht ,so ausführlich sich über alle Punkte ver¬ breiten sollte, wie es die Bedeutung eines Festes der Art vielleicht erwar¬ ten läßt. Die erfreulichste Veranlassung zu berichten, ist mir das in allen wesentlichen Punkten vollständige Gelingen eines Festes, das zu einem edlen künstlerischen Zweck viele und bedeutende Kräfte in einem weiten Kreise von Mitwirkenden und Zuhörenden angeregt und angespannt hat, und nun durch die Befriedigung nach- so schönen Anstrengungen ringsumher neuen Samen ausstreut und Lust und Wetteifer für künstlerische Bestrebungen wach hält. Es ist etwas gar Eignes und Schönes um ein solches Fest, das mehre Tage lang Tausende dem gewöhnlichen Thun und Treiben entrückt und in einem höheren geistigen Interesse vereinigt. Denn wie verschieden - auch nach Sinn und Bildung die Weise sein mag, in welcher der Einzelne sich an dem Genuß einer solchen Feier betheiligt, so ist doch bewußt oder unbewußt die Kunst das höhere Ele¬ ment, welches alle durchdringt und trügt, sie wird die reine, klare Lebensluft, in welcher alle sich frei und heiter bewegen. Wenn wir keine olympischen Spiele mehr haben, so dürfen wir uns doch dieser Musikfeste rühmen, in denen die Kunst, welche unsrer Zeit und unsrem Volk die eigenste ist, ihre Macht »ut Herrlichkeit als eine wahrhaft volkstümliche offenbart. Denn es handelt sich hier nicht allein um Musteraufführungen, welche durch momentane Con- Bei der mouicutirucii Eutfcniuug der beiden Herausgeber ist der Abdruck verzögert worden. Grenzboten. II. 1866. ' g>

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/489>, abgerufen am 22.05.2024.