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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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No. 5.

(wahrscheinlich 1816)


Die Hochwohl und sehr wohlgeborcne Frau A. G. in. ist höflichst gebeten,
mir baldigst zu wissen zu machen, damit ich nicht so viel Beinkleider, Strümpfe,
Schuhe, Unterziehhosen :c. im Kopfe zu behalten brauche, dem Unterzeichneten
zu wissen zu machen, wie viel Ellen Casemir mein wohlgelaufener Herr Neffe
zu einem schwarzen Beinkleide nöthig haben und zu Gunsten der castalischen
Quelle bitte ich ohne weiter mehr daran zu erinnern, mir hierauf zu antwor-
ten, W"is die Frau Äbtissin (Spitzname für die eine Tochter des Hauses)
betrifft, so soll diesen Abend darüber in der Sache sür Karl Abstimmung
gehalten werden, nämlich: ob dabei zu verbleiben. Dero wohl und übel¬
L. v. Beethoven. geborener
WÄ^j

(wahrscheinlich 1816)

Ich bitte Sie, mein werther G., Karl sogleich mit dem Ueberbringer dieses
zu mir zu schicken, ich könnte ihn sonst den ganzen Tag nicht sehen, welches
für ihn selbst nicht ersprießlich sein würde, indem es ebenfalls meiner Mit¬
wirkung auf ihn bedarf, bitte Sie auch in dieser Hinsicht ihm einige Zeilen
mitzugeben, seine Aufführung betreffend, damit ich sogleich, wo was zu bessern
nöthig, mich mit ihm einlasse. -- Ich gehe heute aufs Land, wo ich wohl erst
spät gegen Abend zurückkomme, da ich ungern im mindesten Ihre Ordnung
störe, so bitte ich Sie Karln einiges Nachtgewand mitnehmen zu lassen, damit
wenn eS vielleicht zu spät würde, ihn noch heute zu Ihnen zu bringen, ich
ihn diese Nacht bei mir behalte, und morgen in aller Früh ihn schon zu Ihnen
hinausbringe. In Eile wie immer der Ihrige


L. v. Beethoven.
No. 7.

(28. Juli 1816)


Werther Freund!

Mehre Umstände veranlassen mich Karl zu mir zu nehmen, in dieser
Rücksicht erlauben Sie, daß ich Ihnen den Betrag für das nun herannahende
Vierteljahr sende, nach Verlauf dessen Karl austreten wird; -- nicht irgend
etwas Ihnen oder Ihrem geehrten Institut nachtheiligen schreiben Sie es zu,
sondern vielen andern dringenden Beweggründen sür das Wohl Karls. Es
ist ein Versuch und ich werde Sie selbst bitten, sobald es einmal daran ist
mich mit Ihrem Rathe zu unterstützen, ja auch außerdem Karln zuweilen zu
erlauben, Ihr Institut besuchen zu dürfen, ewigen Dank werden wir Ihnen
wissen, ja nie werden wir Ihre Sorgfalt und die vortreffliche Pflege Ihrer
werthen Frau Gemahlin, welche nur jener der besten Mütter zu vergleichen


No. 5.

(wahrscheinlich 1816)


Die Hochwohl und sehr wohlgeborcne Frau A. G. in. ist höflichst gebeten,
mir baldigst zu wissen zu machen, damit ich nicht so viel Beinkleider, Strümpfe,
Schuhe, Unterziehhosen :c. im Kopfe zu behalten brauche, dem Unterzeichneten
zu wissen zu machen, wie viel Ellen Casemir mein wohlgelaufener Herr Neffe
zu einem schwarzen Beinkleide nöthig haben und zu Gunsten der castalischen
Quelle bitte ich ohne weiter mehr daran zu erinnern, mir hierauf zu antwor-
ten, W«is die Frau Äbtissin (Spitzname für die eine Tochter des Hauses)
betrifft, so soll diesen Abend darüber in der Sache sür Karl Abstimmung
gehalten werden, nämlich: ob dabei zu verbleiben. Dero wohl und übel¬
L. v. Beethoven. geborener
WÄ^j

(wahrscheinlich 1816)

Ich bitte Sie, mein werther G., Karl sogleich mit dem Ueberbringer dieses
zu mir zu schicken, ich könnte ihn sonst den ganzen Tag nicht sehen, welches
für ihn selbst nicht ersprießlich sein würde, indem es ebenfalls meiner Mit¬
wirkung auf ihn bedarf, bitte Sie auch in dieser Hinsicht ihm einige Zeilen
mitzugeben, seine Aufführung betreffend, damit ich sogleich, wo was zu bessern
nöthig, mich mit ihm einlasse. — Ich gehe heute aufs Land, wo ich wohl erst
spät gegen Abend zurückkomme, da ich ungern im mindesten Ihre Ordnung
störe, so bitte ich Sie Karln einiges Nachtgewand mitnehmen zu lassen, damit
wenn eS vielleicht zu spät würde, ihn noch heute zu Ihnen zu bringen, ich
ihn diese Nacht bei mir behalte, und morgen in aller Früh ihn schon zu Ihnen
hinausbringe. In Eile wie immer der Ihrige


L. v. Beethoven.
No. 7.

(28. Juli 1816)


Werther Freund!

Mehre Umstände veranlassen mich Karl zu mir zu nehmen, in dieser
Rücksicht erlauben Sie, daß ich Ihnen den Betrag für das nun herannahende
Vierteljahr sende, nach Verlauf dessen Karl austreten wird; — nicht irgend
etwas Ihnen oder Ihrem geehrten Institut nachtheiligen schreiben Sie es zu,
sondern vielen andern dringenden Beweggründen sür das Wohl Karls. Es
ist ein Versuch und ich werde Sie selbst bitten, sobald es einmal daran ist
mich mit Ihrem Rathe zu unterstützen, ja auch außerdem Karln zuweilen zu
erlauben, Ihr Institut besuchen zu dürfen, ewigen Dank werden wir Ihnen
wissen, ja nie werden wir Ihre Sorgfalt und die vortreffliche Pflege Ihrer
werthen Frau Gemahlin, welche nur jener der besten Mütter zu vergleichen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/61>, abgerufen am 18.05.2024.