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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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weil man neuerlich den letzten Termin zum Abschluß der Rechnungen bestimmt
hat, und das Rechnungsjahr künftig von Anfang Juli bis Ende Juni läuft
und erklärt sich die verhältnißmäßig geringe Einnahme an Zinsen und Pro¬
vision aus den kürzeren Fristen der discontirten Wechsel, und daraus, daß
der stärkste Verkehr in die letzten Monate fällt, so daß noch nicht sämmtliche
Zinsen vereinnahmt sind. Für Eilenburg dagegen mußte der Abschluß
pro 1835 mitgetheilt werden, weil der pro 1856 noch nicht veröffentlicht war,
jedoch fast in allen Stücken jenem früheren gleich oder sehr nahe kommen
wird. Wegen des bei diesem Berein höchst auffallenden Verhältnisses
zwischen dem Betriebsfond und Umsatz ist zu bemerken, daß hier die Vor¬
schüsse auf die längsten Fristen, oft bis zu -I Jahr gegeben, und stets große
Kassenbestäude gehalten werden, die mau zu 2000--6000 Thaler beim
Bankier einstweilen zinsbar belegt, um nie auch bei größerm Bedarf in Ver¬
legenheit zu kommen, wodurch sich allerdings die Geschäftsunkosten mehren, was
wiederum auf die Dividende und Reserve nicht günstig zurückwirkt. -- Ferner
ist bei ven erst 18S6 gestifteten Vereinen in Anschlag zu bringen, daß hier fast
nie die Wirksamkeit eines vollen Jahres vorliegt, und daß die ersten Ein¬
richtungen einen großen Theil des Geschäftsertrags absorbirten. Nur die
für den leipziger Verein gegebenen Zahlen umfassen dessen volles erstes Ge¬
schäftsjahr vom 1. August 18S6 bis Ultimo Juli 18ö7. Der königsberger
Verein dagegen wurde durch Differenzen mit den Behörden, die er glücklich
überwunden hat, im ersten Jahre seines Bestehens wesentlich in seiner Wirk¬
samkeit beeinträchtigt.

Außer den genannten ist das Bestehen von derartigen Vorschußvereinen
in Wittenberg, Sangerhausen, Gr. Glogau, Marienburg, Bomst, Bergen auf
Rügen (sämmtlich in Preußen), Emden, Norden, Alseld, Clausthal (sämmtlich
in Hannover) Stuttgart und Oehringen (Würtemberg) bekannt, und gegen
30 andere waren in der Bildung begriffen, sogar bis nach Siebenbürgen
hinaus, in den Stätten Kronstäbe, Schäßburg und Sächsisch-Reen. Das
Beigebrachte aber wird genügen, vie Beveutung dieser Vereine für unsern
Arbeiterstand, so wie die Macht der Association nachzuweisen, da die¬
selben grade den mißlichsten Theil der Aufgabe: die unbemittelten Arbeiter
creditfähig zu machen, ihnen das zum gewerblichen Aufschwünge unentbehrliche
Capital zu schaffen, in so überraschender Weise zu lösen begonnen haben.
Sicher ist in den schulischen Schriften nicht zuviel behauptet, daß diese
Volksbanken binnen kurzem als finanzielle Macht den Banken des Groß-
verkehrS zur Seite stehn und es keine Stadt in Deutschland geben werde, welche
nicht ein solches Institut auszuweisen hätte. Daß sie zum Mindesten ihre Be¬
stimmung: "Die kleinen Gewerbtreibenden in den Stand zusetzen, jeden Augen¬
blick eine angemessene baare Summe in ihr Geschäft zu erhalten, ihnen die hohen,


weil man neuerlich den letzten Termin zum Abschluß der Rechnungen bestimmt
hat, und das Rechnungsjahr künftig von Anfang Juli bis Ende Juni läuft
und erklärt sich die verhältnißmäßig geringe Einnahme an Zinsen und Pro¬
vision aus den kürzeren Fristen der discontirten Wechsel, und daraus, daß
der stärkste Verkehr in die letzten Monate fällt, so daß noch nicht sämmtliche
Zinsen vereinnahmt sind. Für Eilenburg dagegen mußte der Abschluß
pro 1835 mitgetheilt werden, weil der pro 1856 noch nicht veröffentlicht war,
jedoch fast in allen Stücken jenem früheren gleich oder sehr nahe kommen
wird. Wegen des bei diesem Berein höchst auffallenden Verhältnisses
zwischen dem Betriebsfond und Umsatz ist zu bemerken, daß hier die Vor¬
schüsse auf die längsten Fristen, oft bis zu -I Jahr gegeben, und stets große
Kassenbestäude gehalten werden, die mau zu 2000—6000 Thaler beim
Bankier einstweilen zinsbar belegt, um nie auch bei größerm Bedarf in Ver¬
legenheit zu kommen, wodurch sich allerdings die Geschäftsunkosten mehren, was
wiederum auf die Dividende und Reserve nicht günstig zurückwirkt. — Ferner
ist bei ven erst 18S6 gestifteten Vereinen in Anschlag zu bringen, daß hier fast
nie die Wirksamkeit eines vollen Jahres vorliegt, und daß die ersten Ein¬
richtungen einen großen Theil des Geschäftsertrags absorbirten. Nur die
für den leipziger Verein gegebenen Zahlen umfassen dessen volles erstes Ge¬
schäftsjahr vom 1. August 18S6 bis Ultimo Juli 18ö7. Der königsberger
Verein dagegen wurde durch Differenzen mit den Behörden, die er glücklich
überwunden hat, im ersten Jahre seines Bestehens wesentlich in seiner Wirk¬
samkeit beeinträchtigt.

Außer den genannten ist das Bestehen von derartigen Vorschußvereinen
in Wittenberg, Sangerhausen, Gr. Glogau, Marienburg, Bomst, Bergen auf
Rügen (sämmtlich in Preußen), Emden, Norden, Alseld, Clausthal (sämmtlich
in Hannover) Stuttgart und Oehringen (Würtemberg) bekannt, und gegen
30 andere waren in der Bildung begriffen, sogar bis nach Siebenbürgen
hinaus, in den Stätten Kronstäbe, Schäßburg und Sächsisch-Reen. Das
Beigebrachte aber wird genügen, vie Beveutung dieser Vereine für unsern
Arbeiterstand, so wie die Macht der Association nachzuweisen, da die¬
selben grade den mißlichsten Theil der Aufgabe: die unbemittelten Arbeiter
creditfähig zu machen, ihnen das zum gewerblichen Aufschwünge unentbehrliche
Capital zu schaffen, in so überraschender Weise zu lösen begonnen haben.
Sicher ist in den schulischen Schriften nicht zuviel behauptet, daß diese
Volksbanken binnen kurzem als finanzielle Macht den Banken des Groß-
verkehrS zur Seite stehn und es keine Stadt in Deutschland geben werde, welche
nicht ein solches Institut auszuweisen hätte. Daß sie zum Mindesten ihre Be¬
stimmung: „Die kleinen Gewerbtreibenden in den Stand zusetzen, jeden Augen¬
blick eine angemessene baare Summe in ihr Geschäft zu erhalten, ihnen die hohen,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/138>, abgerufen am 03.06.2024.