Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.same Maßnahmen zum Absatz der Producte, bereits bei einigen der bestehenden Kommen wir schließlich zu e) den Konsumvereinen, welche die An¬ same Maßnahmen zum Absatz der Producte, bereits bei einigen der bestehenden Kommen wir schließlich zu e) den Konsumvereinen, welche die An¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0142" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104877"/> <p xml:id="ID_407" prev="#ID_406"> same Maßnahmen zum Absatz der Producte, bereits bei einigen der bestehenden<lb/> Vereine erster Art eingeleitet. So verkaufen die Mitglieder der Delitzscher<lb/> Scbuhmacherassociation ihre Waaren, mit denen sie die Messen und Märkte<lb/> beziehn, in einer gemeinschaftlichen Verkaufsbude unter der Associationsfirma,<lb/> jedoch so, daß sie jeder Einzelne für eigne Rechnung und gegen festen Preis<lb/> hinein gibt und dem Verkäufer nur gewisse Procente für seine Mühewaltung<lb/> zahlt. Sobald aber Reservefond und Guthaben der Mitglieder höher gebracht<lb/> sind, wirb beabsichtigt: daß die Association sür Rechnung ihrer Kasse bei den<lb/> Mitgliedern Bestellungen macht, die bestellten Waaren aus der gemein¬<lb/> schaftlichen Kasse bezahlt und sie dann für Rechnung der Gesammtheit ver¬<lb/> kauft. Daß von da zur wirklichen Production für gemeinschaftliche Rechnung,<lb/> dem Endziel der Bewegung, nur noch ein Schritt ist, springt in die Augen.<lb/> Einen interessanten Versuch dieser Art bildet die durch die Bemühungen des<lb/> äußerst intelligenten und tüchtigen Schneidermeisters und Magistratsassessors<lb/> Doll in Goebel in das Leben gerufene dortige Schneiderassvciation. Mit nur<lb/> 6 Mitgliedern unter den dasigen Meistern hat dieselbe seit Anfang laufenden<lb/> Jahres ein „VereinSmcigazin für Herrengarderobe" gegründet, und bewirkt<lb/> einestheils den Ankauf von Rohstoffen für die Mitglieder im Großen,<lb/> anderentheils den Verkauf der von den Einzelnen für ihre Rechnung ge¬<lb/> fertigten Artikel in einem bestens assortirten Kleiderläden in guter Lage, wobei<lb/> jedes Mitglied übrigens in seinem Geschäft ganz selbstständig bleibt. Der<lb/> Mago.zinhalter und außerdem ein zur Buchführung besonders engagirter<lb/> Kaufmann erhalten Procente am Kaufserlös als Salair. Den BetriebS-<lb/> fond brachten sie dadurch zusammen, daß jedes Mitglied 300 Thaler successive<lb/> baar und in fertigen Kleidern einlegte, und wird der Umsatz des laufenden<lb/> ersten Geschäftsjahres voraussichtlich S000 Thaler erreichen und ein für die<lb/> Mitglieder durchaus befriedigendes Resultat gewähren.</p><lb/> <p xml:id="ID_408" next="#ID_409"> Kommen wir schließlich zu e) den Konsumvereinen, welche die An¬<lb/> schaffung nothwendiger Lebensbedürfnisse im Ganzen und Großen und den<lb/> Ablaß kleinerer Quantitäten an die Mitglieder zum Engrospreise bezwecken,<lb/> so ist in dieser Hinsicht in Deutschland, namentlich im Vergleich zu Eng¬<lb/> land, noch äußerst wenig geleistet. Zwar wirken beispielsweise die sogenannten<lb/> Liedtkeschen Sparvereine in Berlin, und ähnliche an verschiedenen Orten<lb/> (Frankfurt a/O., Erfurt, Leipzig u. a.) durch Vereine, Behörden oder einzelne<lb/> wohldenkende Männer getroffene Einrichtungen, wornach unbemittelte Arbeiter<lb/> bei guier Jahreszeit Beisteuern^ in eine gemeinschaftliche Kasse entrichten, aus<lb/> welcher Vorräthe im Große» angekauft und ihnen alsdann ihr Bedarf zum<lb/> Engrospreise abgelassen wird, unleugbar höchst wohlthätig. Allein zu den<lb/> Arbeiterassvciationen in unserem Sinne gehören sie nicht, da sie nicht selbst-<lb/> sjqndig durch die eigne Kraft derer, sür welche sie wirken, bestehen, sondern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0142]
same Maßnahmen zum Absatz der Producte, bereits bei einigen der bestehenden
Vereine erster Art eingeleitet. So verkaufen die Mitglieder der Delitzscher
Scbuhmacherassociation ihre Waaren, mit denen sie die Messen und Märkte
beziehn, in einer gemeinschaftlichen Verkaufsbude unter der Associationsfirma,
jedoch so, daß sie jeder Einzelne für eigne Rechnung und gegen festen Preis
hinein gibt und dem Verkäufer nur gewisse Procente für seine Mühewaltung
zahlt. Sobald aber Reservefond und Guthaben der Mitglieder höher gebracht
sind, wirb beabsichtigt: daß die Association sür Rechnung ihrer Kasse bei den
Mitgliedern Bestellungen macht, die bestellten Waaren aus der gemein¬
schaftlichen Kasse bezahlt und sie dann für Rechnung der Gesammtheit ver¬
kauft. Daß von da zur wirklichen Production für gemeinschaftliche Rechnung,
dem Endziel der Bewegung, nur noch ein Schritt ist, springt in die Augen.
Einen interessanten Versuch dieser Art bildet die durch die Bemühungen des
äußerst intelligenten und tüchtigen Schneidermeisters und Magistratsassessors
Doll in Goebel in das Leben gerufene dortige Schneiderassvciation. Mit nur
6 Mitgliedern unter den dasigen Meistern hat dieselbe seit Anfang laufenden
Jahres ein „VereinSmcigazin für Herrengarderobe" gegründet, und bewirkt
einestheils den Ankauf von Rohstoffen für die Mitglieder im Großen,
anderentheils den Verkauf der von den Einzelnen für ihre Rechnung ge¬
fertigten Artikel in einem bestens assortirten Kleiderläden in guter Lage, wobei
jedes Mitglied übrigens in seinem Geschäft ganz selbstständig bleibt. Der
Mago.zinhalter und außerdem ein zur Buchführung besonders engagirter
Kaufmann erhalten Procente am Kaufserlös als Salair. Den BetriebS-
fond brachten sie dadurch zusammen, daß jedes Mitglied 300 Thaler successive
baar und in fertigen Kleidern einlegte, und wird der Umsatz des laufenden
ersten Geschäftsjahres voraussichtlich S000 Thaler erreichen und ein für die
Mitglieder durchaus befriedigendes Resultat gewähren.
Kommen wir schließlich zu e) den Konsumvereinen, welche die An¬
schaffung nothwendiger Lebensbedürfnisse im Ganzen und Großen und den
Ablaß kleinerer Quantitäten an die Mitglieder zum Engrospreise bezwecken,
so ist in dieser Hinsicht in Deutschland, namentlich im Vergleich zu Eng¬
land, noch äußerst wenig geleistet. Zwar wirken beispielsweise die sogenannten
Liedtkeschen Sparvereine in Berlin, und ähnliche an verschiedenen Orten
(Frankfurt a/O., Erfurt, Leipzig u. a.) durch Vereine, Behörden oder einzelne
wohldenkende Männer getroffene Einrichtungen, wornach unbemittelte Arbeiter
bei guier Jahreszeit Beisteuern^ in eine gemeinschaftliche Kasse entrichten, aus
welcher Vorräthe im Große» angekauft und ihnen alsdann ihr Bedarf zum
Engrospreise abgelassen wird, unleugbar höchst wohlthätig. Allein zu den
Arbeiterassvciationen in unserem Sinne gehören sie nicht, da sie nicht selbst-
sjqndig durch die eigne Kraft derer, sür welche sie wirken, bestehen, sondern
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