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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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wohlhabenden Hamburger Privatleuten eine Liebhaberei für die Anlage bota¬
nischer Gärten oder Sammlungen. A. von Humboldt, dessen geistiger Um¬
sicht nicht leicht etwas Beachtensmerthes entging, wurde während seines Ver-
weilens auf der Hamburger Handelsakademie durch die Arbeit eines abgehen¬
den Gymnasiasten Nipke "Ueber die Verdienste der Hamburger um die Natur¬
geschichte 1791" darauf aufmerksam, wie mancher Gunst sich grade die Botanik
in Hamburg zu erfreuen hatte. Humboldt verfehlte damals nicht, in Asteus
Annalen der Botanik (Bd. -I) darauf hinzuweisen. -- Von Seiten deö Staates
geschah erst im Jahre 1820 etwas zur Förderung dieser Interessen. Damals
nämlich ward an der Windung des durch die herrliche" Wallanlagen verschö¬
nerten Stadtgrabens ein städtischer botanischer Garten angelegt, der, unmittel¬
bar vor den Thoren der Stadt gelegen, jetzt einer der anmuthigsten Spazier¬
plätze Hamburgs geworden ist. Derselbe dient alö freundliche Anlage dem
großen Publicum, als Bildungselement dem Unterricht; und es ist anzuerkennen,
daß für seine Unterhaltung bedeutende Kosten, die sich in diesem Jahre auf
3000 Thlr. belaufen, nicht gescheut werden.

Von noch allgemeinerer Theilnahme scheint unser naturhistorisches
Museum getragen zu sein. Dafür spricht schon sein rascher Aufschwung. Erst im
Jahre 1843 ging es aus einer Vereinigung weniger dem Staate gehörenden
Naturalien und der Privatsammlung eines seit! 1837 bestehenden naturwissen¬
schaftlichen Vereins hervor, und doch ist es unter der Verwaltung einer von
beiden Seiten gewählten Commission in der kurzen, seitdem verflossenen Zeit
bereits zu einem der bedeutenderen Museen Deutschlands herangewachsen. Die
Gunst des Publicums trug das Museum. Werthvolle Naturalien verdankt
es der Fürsorge einiger Rheder und dem Eifer patriotisch gesinnter Schiffsleute,
oder in weiter Ferne lebender Kaufleute. Die drei Bände der bis jetzt publi-
cirten Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins geben von dem großen
Werth solcher Beiträge hinreichendes Zeugniß. Durch Geschenke ist daS Mu¬
seum stets wesentlich bereichert worden. Wiederholt stellten sich einflußreiche
Männer an die Spitze einer Subscription, wenn es galt, wünschenswerthe
Stücke für dasselbe anzukaufen. Unlängst hat auch ein Kaufmann Zahn bei
seinem Tode dem Museum neben werthvollen Mineralien ein Geschenk von
7500 Thlr. hinterlassen. Indessen hängt seine Erweiterung keineswegs von
solcher doch immerhin zufälligen Theilnahme ab; der Staat trägt zur Unter¬
haltung jährlich 1600 Thlr. bei. Im Vergleich mit ähnlichen Sammlungen
vieler Universitäten wirb die unsrige entschieden im Vortheil sein.

Manchem Hamburger wird ohne Zweifel M solchem Vortheil überhaupt
nicht viel gelegen sein. Was nützt eS, wird er fragen, daß unser Museum
schon jetzt in fast allen Gebieten den größeren Anstalten dieser Art ebenbürtig
an die Seite treten kann? -- Da wir eine Navigationsschule unterhalten


Grenzboten IV. 1S67. 54

wohlhabenden Hamburger Privatleuten eine Liebhaberei für die Anlage bota¬
nischer Gärten oder Sammlungen. A. von Humboldt, dessen geistiger Um¬
sicht nicht leicht etwas Beachtensmerthes entging, wurde während seines Ver-
weilens auf der Hamburger Handelsakademie durch die Arbeit eines abgehen¬
den Gymnasiasten Nipke „Ueber die Verdienste der Hamburger um die Natur¬
geschichte 1791" darauf aufmerksam, wie mancher Gunst sich grade die Botanik
in Hamburg zu erfreuen hatte. Humboldt verfehlte damals nicht, in Asteus
Annalen der Botanik (Bd. -I) darauf hinzuweisen. — Von Seiten deö Staates
geschah erst im Jahre 1820 etwas zur Förderung dieser Interessen. Damals
nämlich ward an der Windung des durch die herrliche» Wallanlagen verschö¬
nerten Stadtgrabens ein städtischer botanischer Garten angelegt, der, unmittel¬
bar vor den Thoren der Stadt gelegen, jetzt einer der anmuthigsten Spazier¬
plätze Hamburgs geworden ist. Derselbe dient alö freundliche Anlage dem
großen Publicum, als Bildungselement dem Unterricht; und es ist anzuerkennen,
daß für seine Unterhaltung bedeutende Kosten, die sich in diesem Jahre auf
3000 Thlr. belaufen, nicht gescheut werden.

Von noch allgemeinerer Theilnahme scheint unser naturhistorisches
Museum getragen zu sein. Dafür spricht schon sein rascher Aufschwung. Erst im
Jahre 1843 ging es aus einer Vereinigung weniger dem Staate gehörenden
Naturalien und der Privatsammlung eines seit! 1837 bestehenden naturwissen¬
schaftlichen Vereins hervor, und doch ist es unter der Verwaltung einer von
beiden Seiten gewählten Commission in der kurzen, seitdem verflossenen Zeit
bereits zu einem der bedeutenderen Museen Deutschlands herangewachsen. Die
Gunst des Publicums trug das Museum. Werthvolle Naturalien verdankt
es der Fürsorge einiger Rheder und dem Eifer patriotisch gesinnter Schiffsleute,
oder in weiter Ferne lebender Kaufleute. Die drei Bände der bis jetzt publi-
cirten Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins geben von dem großen
Werth solcher Beiträge hinreichendes Zeugniß. Durch Geschenke ist daS Mu¬
seum stets wesentlich bereichert worden. Wiederholt stellten sich einflußreiche
Männer an die Spitze einer Subscription, wenn es galt, wünschenswerthe
Stücke für dasselbe anzukaufen. Unlängst hat auch ein Kaufmann Zahn bei
seinem Tode dem Museum neben werthvollen Mineralien ein Geschenk von
7500 Thlr. hinterlassen. Indessen hängt seine Erweiterung keineswegs von
solcher doch immerhin zufälligen Theilnahme ab; der Staat trägt zur Unter¬
haltung jährlich 1600 Thlr. bei. Im Vergleich mit ähnlichen Sammlungen
vieler Universitäten wirb die unsrige entschieden im Vortheil sein.

Manchem Hamburger wird ohne Zweifel M solchem Vortheil überhaupt
nicht viel gelegen sein. Was nützt eS, wird er fragen, daß unser Museum
schon jetzt in fast allen Gebieten den größeren Anstalten dieser Art ebenbürtig
an die Seite treten kann? — Da wir eine Navigationsschule unterhalten


Grenzboten IV. 1S67. 54
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[0433] wohlhabenden Hamburger Privatleuten eine Liebhaberei für die Anlage bota¬ nischer Gärten oder Sammlungen. A. von Humboldt, dessen geistiger Um¬ sicht nicht leicht etwas Beachtensmerthes entging, wurde während seines Ver- weilens auf der Hamburger Handelsakademie durch die Arbeit eines abgehen¬ den Gymnasiasten Nipke „Ueber die Verdienste der Hamburger um die Natur¬ geschichte 1791" darauf aufmerksam, wie mancher Gunst sich grade die Botanik in Hamburg zu erfreuen hatte. Humboldt verfehlte damals nicht, in Asteus Annalen der Botanik (Bd. -I) darauf hinzuweisen. — Von Seiten deö Staates geschah erst im Jahre 1820 etwas zur Förderung dieser Interessen. Damals nämlich ward an der Windung des durch die herrliche» Wallanlagen verschö¬ nerten Stadtgrabens ein städtischer botanischer Garten angelegt, der, unmittel¬ bar vor den Thoren der Stadt gelegen, jetzt einer der anmuthigsten Spazier¬ plätze Hamburgs geworden ist. Derselbe dient alö freundliche Anlage dem großen Publicum, als Bildungselement dem Unterricht; und es ist anzuerkennen, daß für seine Unterhaltung bedeutende Kosten, die sich in diesem Jahre auf 3000 Thlr. belaufen, nicht gescheut werden. Von noch allgemeinerer Theilnahme scheint unser naturhistorisches Museum getragen zu sein. Dafür spricht schon sein rascher Aufschwung. Erst im Jahre 1843 ging es aus einer Vereinigung weniger dem Staate gehörenden Naturalien und der Privatsammlung eines seit! 1837 bestehenden naturwissen¬ schaftlichen Vereins hervor, und doch ist es unter der Verwaltung einer von beiden Seiten gewählten Commission in der kurzen, seitdem verflossenen Zeit bereits zu einem der bedeutenderen Museen Deutschlands herangewachsen. Die Gunst des Publicums trug das Museum. Werthvolle Naturalien verdankt es der Fürsorge einiger Rheder und dem Eifer patriotisch gesinnter Schiffsleute, oder in weiter Ferne lebender Kaufleute. Die drei Bände der bis jetzt publi- cirten Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins geben von dem großen Werth solcher Beiträge hinreichendes Zeugniß. Durch Geschenke ist daS Mu¬ seum stets wesentlich bereichert worden. Wiederholt stellten sich einflußreiche Männer an die Spitze einer Subscription, wenn es galt, wünschenswerthe Stücke für dasselbe anzukaufen. Unlängst hat auch ein Kaufmann Zahn bei seinem Tode dem Museum neben werthvollen Mineralien ein Geschenk von 7500 Thlr. hinterlassen. Indessen hängt seine Erweiterung keineswegs von solcher doch immerhin zufälligen Theilnahme ab; der Staat trägt zur Unter¬ haltung jährlich 1600 Thlr. bei. Im Vergleich mit ähnlichen Sammlungen vieler Universitäten wirb die unsrige entschieden im Vortheil sein. Manchem Hamburger wird ohne Zweifel M solchem Vortheil überhaupt nicht viel gelegen sein. Was nützt eS, wird er fragen, daß unser Museum schon jetzt in fast allen Gebieten den größeren Anstalten dieser Art ebenbürtig an die Seite treten kann? — Da wir eine Navigationsschule unterhalten Grenzboten IV. 1S67. 54

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/433>, abgerufen am 22.05.2024.