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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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in Erfüllung gehen wird, bezweifle ich ebensowenig, als daß sich viele mit
wir über seine Schrift herzlich freuen werden.

Jeder beider Theile ist in 12 Kapitel getheilt, deren Ueberschriften den
Inhalt im allgemeinen meist treffend bezeichnen, wie auch durch das ganze
Buch hindurch Columncnüberschriften, Buch und Kapitel (links) und den spe¬
cielleren Inhalt (rechts) angebend, den Leser fördern. Wie bequem für diesen
die Einrichtung ist, sieht jeder, wie unbequem und schwierig sie aber dem
Verfaßer sein mußte, bedenken wol nur wenige; zu diesen stellen wir uns und
wollen zum Dank dafür hier auch nur flüchtig erwähnen, daß nicht überall
die Gefahren jener Einrichtung mit gleichem Glück überwunden worden sind,
wie z. B. die "Entschuldigung wider etlicher uno. Ausgeben" in II. 5. verfrüht
zu den Schriften von 1520 und 21 gestellt ist (II. S. 124 ff.).

Im 1. .Kap. von "Huttens Abkunft und Klosterleben 1488. . . 1504 (5?)"
erhalten wir nicht eine trockene Genealogie des alten fränkischen Rittergeschlech¬
tes derer von Hütten und eine unanschauliche Topographie von dem Schloße
Steckelberg und seinen Umgebungen, sondern ein lebensvolles Zeit-, Familien-
und Ortsgemälde, aus welchem wir den kleinen Hütten so zu sagen heraus¬
wachsen sehen. Und schon hier bekundet der Verfnßer sein Talent zur pro¬
portionierter correcten Zeichnung der Nebenfiguren: so versetzt er uns (S. 12.)
durch einfache Angabe des Altersverhältnisses Huttens zu den mitlebendcn
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punkt ; so sehen wir den erstgebornen Steckclberger Hütten, unsren Ulrich, als
Schüler unter den Mitbewohnern der alten suldischen Abtei; so lernen wir
hier schon Eitelwols vom Stein so kennen, daß er uns nicht bloß, um Hutteus
Flucht aus dem Kloster zu verstehen, ebenso wichtig erscheint, als der etwas
mit sich selbst zerfallene störrige Bater des Knaben, sondern daß wir ihm später
wieder zu begegnen hoffen; auch des Crotus etwas zweifelhafter Antheil an
jener Flucht gibt schon hier Veranlaßung, uns für diesen bedeutenden Men¬
schen, dessen Leben nur gar zu lückenhaft bekannt ist, zu interessieren; den
Namen dieses Joh. Jäger leitet auch Ser. unrichtig ab; Crotus ist eine
Bezeichnung des Sternbildes des Schützen. Leider hat sich aber auch der
Verfaßer vor dem Schluße dieses Kapitels durch Mohnike zu einer, wie
ich glaube, ebenso unrichtigen als Huttens Charakter unentsprechenden Er¬
klärung verleiten laßen, daß nämlich Hütten im Sommer 1509 in die Greifs-
walder Universitätsmatrikel als "clericus" eingeschrieben worden sei, vielleicht
weil er "in seiner damaligen hilflosen Lage sich gern für einen Geistlichen
halten ließ, um desto eher Unterstützung zu finden." Nein, Hütten, und hätte
^ sich auch eigenhändig als elsrieus eingeschrieben. ist weder Weltgeistlicher
oder Mönch geworden, noch hat er sich dafür ausgegeben: olvrieus (stanz,
oloro, engl. clerk) ist, auch noch später, jeder littvris, nicht bloß der -zueris


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in Erfüllung gehen wird, bezweifle ich ebensowenig, als daß sich viele mit
wir über seine Schrift herzlich freuen werden.

Jeder beider Theile ist in 12 Kapitel getheilt, deren Ueberschriften den
Inhalt im allgemeinen meist treffend bezeichnen, wie auch durch das ganze
Buch hindurch Columncnüberschriften, Buch und Kapitel (links) und den spe¬
cielleren Inhalt (rechts) angebend, den Leser fördern. Wie bequem für diesen
die Einrichtung ist, sieht jeder, wie unbequem und schwierig sie aber dem
Verfaßer sein mußte, bedenken wol nur wenige; zu diesen stellen wir uns und
wollen zum Dank dafür hier auch nur flüchtig erwähnen, daß nicht überall
die Gefahren jener Einrichtung mit gleichem Glück überwunden worden sind,
wie z. B. die „Entschuldigung wider etlicher uno. Ausgeben" in II. 5. verfrüht
zu den Schriften von 1520 und 21 gestellt ist (II. S. 124 ff.).

Im 1. .Kap. von „Huttens Abkunft und Klosterleben 1488. . . 1504 (5?)"
erhalten wir nicht eine trockene Genealogie des alten fränkischen Rittergeschlech¬
tes derer von Hütten und eine unanschauliche Topographie von dem Schloße
Steckelberg und seinen Umgebungen, sondern ein lebensvolles Zeit-, Familien-
und Ortsgemälde, aus welchem wir den kleinen Hütten so zu sagen heraus¬
wachsen sehen. Und schon hier bekundet der Verfnßer sein Talent zur pro¬
portionierter correcten Zeichnung der Nebenfiguren: so versetzt er uns (S. 12.)
durch einfache Angabe des Altersverhältnisses Huttens zu den mitlebendcn
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punkt ; so sehen wir den erstgebornen Steckclberger Hütten, unsren Ulrich, als
Schüler unter den Mitbewohnern der alten suldischen Abtei; so lernen wir
hier schon Eitelwols vom Stein so kennen, daß er uns nicht bloß, um Hutteus
Flucht aus dem Kloster zu verstehen, ebenso wichtig erscheint, als der etwas
mit sich selbst zerfallene störrige Bater des Knaben, sondern daß wir ihm später
wieder zu begegnen hoffen; auch des Crotus etwas zweifelhafter Antheil an
jener Flucht gibt schon hier Veranlaßung, uns für diesen bedeutenden Men¬
schen, dessen Leben nur gar zu lückenhaft bekannt ist, zu interessieren; den
Namen dieses Joh. Jäger leitet auch Ser. unrichtig ab; Crotus ist eine
Bezeichnung des Sternbildes des Schützen. Leider hat sich aber auch der
Verfaßer vor dem Schluße dieses Kapitels durch Mohnike zu einer, wie
ich glaube, ebenso unrichtigen als Huttens Charakter unentsprechenden Er¬
klärung verleiten laßen, daß nämlich Hütten im Sommer 1509 in die Greifs-
walder Universitätsmatrikel als „clericus" eingeschrieben worden sei, vielleicht
weil er „in seiner damaligen hilflosen Lage sich gern für einen Geistlichen
halten ließ, um desto eher Unterstützung zu finden." Nein, Hütten, und hätte
^ sich auch eigenhändig als elsrieus eingeschrieben. ist weder Weltgeistlicher
oder Mönch geworden, noch hat er sich dafür ausgegeben: olvrieus (stanz,
oloro, engl. clerk) ist, auch noch später, jeder littvris, nicht bloß der -zueris


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[0091] in Erfüllung gehen wird, bezweifle ich ebensowenig, als daß sich viele mit wir über seine Schrift herzlich freuen werden. Jeder beider Theile ist in 12 Kapitel getheilt, deren Ueberschriften den Inhalt im allgemeinen meist treffend bezeichnen, wie auch durch das ganze Buch hindurch Columncnüberschriften, Buch und Kapitel (links) und den spe¬ cielleren Inhalt (rechts) angebend, den Leser fördern. Wie bequem für diesen die Einrichtung ist, sieht jeder, wie unbequem und schwierig sie aber dem Verfaßer sein mußte, bedenken wol nur wenige; zu diesen stellen wir uns und wollen zum Dank dafür hier auch nur flüchtig erwähnen, daß nicht überall die Gefahren jener Einrichtung mit gleichem Glück überwunden worden sind, wie z. B. die „Entschuldigung wider etlicher uno. Ausgeben" in II. 5. verfrüht zu den Schriften von 1520 und 21 gestellt ist (II. S. 124 ff.). Im 1. .Kap. von „Huttens Abkunft und Klosterleben 1488. . . 1504 (5?)" erhalten wir nicht eine trockene Genealogie des alten fränkischen Rittergeschlech¬ tes derer von Hütten und eine unanschauliche Topographie von dem Schloße Steckelberg und seinen Umgebungen, sondern ein lebensvolles Zeit-, Familien- und Ortsgemälde, aus welchem wir den kleinen Hütten so zu sagen heraus¬ wachsen sehen. Und schon hier bekundet der Verfnßer sein Talent zur pro¬ portionierter correcten Zeichnung der Nebenfiguren: so versetzt er uns (S. 12.) durch einfache Angabe des Altersverhältnisses Huttens zu den mitlebendcn I>ki'80i)a.e ärMiÄtis Undt.(nig.ni sofort auf den richtigen synchronistischen Stand¬ punkt ; so sehen wir den erstgebornen Steckclberger Hütten, unsren Ulrich, als Schüler unter den Mitbewohnern der alten suldischen Abtei; so lernen wir hier schon Eitelwols vom Stein so kennen, daß er uns nicht bloß, um Hutteus Flucht aus dem Kloster zu verstehen, ebenso wichtig erscheint, als der etwas mit sich selbst zerfallene störrige Bater des Knaben, sondern daß wir ihm später wieder zu begegnen hoffen; auch des Crotus etwas zweifelhafter Antheil an jener Flucht gibt schon hier Veranlaßung, uns für diesen bedeutenden Men¬ schen, dessen Leben nur gar zu lückenhaft bekannt ist, zu interessieren; den Namen dieses Joh. Jäger leitet auch Ser. unrichtig ab; Crotus ist eine Bezeichnung des Sternbildes des Schützen. Leider hat sich aber auch der Verfaßer vor dem Schluße dieses Kapitels durch Mohnike zu einer, wie ich glaube, ebenso unrichtigen als Huttens Charakter unentsprechenden Er¬ klärung verleiten laßen, daß nämlich Hütten im Sommer 1509 in die Greifs- walder Universitätsmatrikel als „clericus" eingeschrieben worden sei, vielleicht weil er „in seiner damaligen hilflosen Lage sich gern für einen Geistlichen halten ließ, um desto eher Unterstützung zu finden." Nein, Hütten, und hätte ^ sich auch eigenhändig als elsrieus eingeschrieben. ist weder Weltgeistlicher oder Mönch geworden, noch hat er sich dafür ausgegeben: olvrieus (stanz, oloro, engl. clerk) ist, auch noch später, jeder littvris, nicht bloß der -zueris 11*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/91>, abgerufen am 28.05.2024.