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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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die Absicht eine Torhalle zu gründen, die den Namen des Meisters tragen
und zur Aufführung von Werten Handels und seines Gleichen dienen sollte;
außerhalb Halle, und namentlich in England fand dieser Plan jedoch zu we¬
nig Anklang, man ging deshalb davon ab und entschied sich für ein Stand¬
bild. Es wurden'nun Ausrufe überall hin entsendet, mit England besondere
Verhandlungen angeknüpft, und es trat auch dort ein Comite unter Vorsitz
des Sir George Suard zu Sammlungen für das Monument zusammen. Die
hauptsächlichen Verhandlungen zwischen dem halleschen und dein englischen Verein
wurden durch den Dichter, Legationssccretär Klingemann geleitet, der ein ein¬
flußreicher Vermittler der Sache wurde. Als das Denkmalsproject bekannter
geworden war, meldete sich auch Hendel in Berlin zur Concurrenz um die
Ausführung; er sandte einen Entwurf in Gips ein. der allgemeinen Beifall
s"ut und die Zusage des Modells, sobald genügende Mittel vorhanden sein
würden, zur Folge hatte. Mit den Mitteln sah es jedoch noch sehr übel aus,
wiederholte Aufforderungen zur Betheiligung wurden stillschweigend abgelehnt;
U"e Hauscollecte in Halle selbst hatte aber den geringen, daraus gesetzten
^Wartungen entgegen, einen so reichen Erfolg, daß an eine ernstliche Reali-
sirung des Planes gedacht und Heidel die Anfertigung des großen Modells
definitiv übertragen werden konnte. In diese Zeit fällt auch eine vortreffliche
Aufführung des'Messias durch Robert Franz und die hallefche Singakademie,
unter Mitwirkung der Frau Jenny Lind-Goldschmidt; der zum Besten des
Denkmals niedergelegte Reinertrag des Concertes war sehr bedeutend (wenn
'es mich recht erinnere, 1300 Thaler). Auch in England regte sich allmäUg,
^ man den Ernst für die Sache erkannte, größere Theilnahme; ebenso in an¬
dern deutschen Städten: Brandenburg, Schwerin, Tübingen. Genthin, Cöthen,
^rum (Singakademie), Leipzig (Ricdelscher Verein), Königsberg i. d. Neu-
"ok. Magdeburg. Bückeburg. Stuttgart, Dessau. Bremen. Ballenstedt,
Quedlinburg Halberstadt, Oldenburg, Eisleben. Greifswald und Göttingen
Indien dem halleschen Verein Beiträge, den Erlös von Aufführungen Hcm-
delfchcr Oratorien. Der König von Preußen zeichnete 100 Fnedrichsdor. Be¬
enden muß es, daß manche bedeutendere Musikplähc. an denen Tonkünstler
wirken, die der heutigen Zeit wenn auch nicht als Autoritäten ersten Ranges
doch als Männer von hervorragender Thätigkeit gelten, die Sache^völlig
'guorirten. So haben unter andern Breslau, Hamburg, Königsberg, Stettin,
^chen. Köln München, Düsseldorf, Weimar gänzlich unter den für das Denk-
Wal Mitthätigen gefehlt. Es kann kein gutes Licht auf das Kunsturtereste
die Geschmacksrichtung der in diesen Städten wirkenden Künstler und des
unter ihrem directen Einfluß stehenden Publicums werfen, daß sie vn eurer
Angelegenheit, die eine allgemeine deutsche sein und jeden Künstler zur Theü-


G""zboten III. 1859,

die Absicht eine Torhalle zu gründen, die den Namen des Meisters tragen
und zur Aufführung von Werten Handels und seines Gleichen dienen sollte;
außerhalb Halle, und namentlich in England fand dieser Plan jedoch zu we¬
nig Anklang, man ging deshalb davon ab und entschied sich für ein Stand¬
bild. Es wurden'nun Ausrufe überall hin entsendet, mit England besondere
Verhandlungen angeknüpft, und es trat auch dort ein Comite unter Vorsitz
des Sir George Suard zu Sammlungen für das Monument zusammen. Die
hauptsächlichen Verhandlungen zwischen dem halleschen und dein englischen Verein
wurden durch den Dichter, Legationssccretär Klingemann geleitet, der ein ein¬
flußreicher Vermittler der Sache wurde. Als das Denkmalsproject bekannter
geworden war, meldete sich auch Hendel in Berlin zur Concurrenz um die
Ausführung; er sandte einen Entwurf in Gips ein. der allgemeinen Beifall
s«ut und die Zusage des Modells, sobald genügende Mittel vorhanden sein
würden, zur Folge hatte. Mit den Mitteln sah es jedoch noch sehr übel aus,
wiederholte Aufforderungen zur Betheiligung wurden stillschweigend abgelehnt;
U"e Hauscollecte in Halle selbst hatte aber den geringen, daraus gesetzten
^Wartungen entgegen, einen so reichen Erfolg, daß an eine ernstliche Reali-
sirung des Planes gedacht und Heidel die Anfertigung des großen Modells
definitiv übertragen werden konnte. In diese Zeit fällt auch eine vortreffliche
Aufführung des'Messias durch Robert Franz und die hallefche Singakademie,
unter Mitwirkung der Frau Jenny Lind-Goldschmidt; der zum Besten des
Denkmals niedergelegte Reinertrag des Concertes war sehr bedeutend (wenn
'es mich recht erinnere, 1300 Thaler). Auch in England regte sich allmäUg,
^ man den Ernst für die Sache erkannte, größere Theilnahme; ebenso in an¬
dern deutschen Städten: Brandenburg, Schwerin, Tübingen. Genthin, Cöthen,
^rum (Singakademie), Leipzig (Ricdelscher Verein), Königsberg i. d. Neu-
"ok. Magdeburg. Bückeburg. Stuttgart, Dessau. Bremen. Ballenstedt,
Quedlinburg Halberstadt, Oldenburg, Eisleben. Greifswald und Göttingen
Indien dem halleschen Verein Beiträge, den Erlös von Aufführungen Hcm-
delfchcr Oratorien. Der König von Preußen zeichnete 100 Fnedrichsdor. Be¬
enden muß es, daß manche bedeutendere Musikplähc. an denen Tonkünstler
wirken, die der heutigen Zeit wenn auch nicht als Autoritäten ersten Ranges
doch als Männer von hervorragender Thätigkeit gelten, die Sache^völlig
'guorirten. So haben unter andern Breslau, Hamburg, Königsberg, Stettin,
^chen. Köln München, Düsseldorf, Weimar gänzlich unter den für das Denk-
Wal Mitthätigen gefehlt. Es kann kein gutes Licht auf das Kunsturtereste
die Geschmacksrichtung der in diesen Städten wirkenden Künstler und des
unter ihrem directen Einfluß stehenden Publicums werfen, daß sie vn eurer
Angelegenheit, die eine allgemeine deutsche sein und jeden Künstler zur Theü-


G«»zboten III. 1859,
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[0167] die Absicht eine Torhalle zu gründen, die den Namen des Meisters tragen und zur Aufführung von Werten Handels und seines Gleichen dienen sollte; außerhalb Halle, und namentlich in England fand dieser Plan jedoch zu we¬ nig Anklang, man ging deshalb davon ab und entschied sich für ein Stand¬ bild. Es wurden'nun Ausrufe überall hin entsendet, mit England besondere Verhandlungen angeknüpft, und es trat auch dort ein Comite unter Vorsitz des Sir George Suard zu Sammlungen für das Monument zusammen. Die hauptsächlichen Verhandlungen zwischen dem halleschen und dein englischen Verein wurden durch den Dichter, Legationssccretär Klingemann geleitet, der ein ein¬ flußreicher Vermittler der Sache wurde. Als das Denkmalsproject bekannter geworden war, meldete sich auch Hendel in Berlin zur Concurrenz um die Ausführung; er sandte einen Entwurf in Gips ein. der allgemeinen Beifall s«ut und die Zusage des Modells, sobald genügende Mittel vorhanden sein würden, zur Folge hatte. Mit den Mitteln sah es jedoch noch sehr übel aus, wiederholte Aufforderungen zur Betheiligung wurden stillschweigend abgelehnt; U"e Hauscollecte in Halle selbst hatte aber den geringen, daraus gesetzten ^Wartungen entgegen, einen so reichen Erfolg, daß an eine ernstliche Reali- sirung des Planes gedacht und Heidel die Anfertigung des großen Modells definitiv übertragen werden konnte. In diese Zeit fällt auch eine vortreffliche Aufführung des'Messias durch Robert Franz und die hallefche Singakademie, unter Mitwirkung der Frau Jenny Lind-Goldschmidt; der zum Besten des Denkmals niedergelegte Reinertrag des Concertes war sehr bedeutend (wenn 'es mich recht erinnere, 1300 Thaler). Auch in England regte sich allmäUg, ^ man den Ernst für die Sache erkannte, größere Theilnahme; ebenso in an¬ dern deutschen Städten: Brandenburg, Schwerin, Tübingen. Genthin, Cöthen, ^rum (Singakademie), Leipzig (Ricdelscher Verein), Königsberg i. d. Neu- "ok. Magdeburg. Bückeburg. Stuttgart, Dessau. Bremen. Ballenstedt, Quedlinburg Halberstadt, Oldenburg, Eisleben. Greifswald und Göttingen Indien dem halleschen Verein Beiträge, den Erlös von Aufführungen Hcm- delfchcr Oratorien. Der König von Preußen zeichnete 100 Fnedrichsdor. Be¬ enden muß es, daß manche bedeutendere Musikplähc. an denen Tonkünstler wirken, die der heutigen Zeit wenn auch nicht als Autoritäten ersten Ranges doch als Männer von hervorragender Thätigkeit gelten, die Sache^völlig 'guorirten. So haben unter andern Breslau, Hamburg, Königsberg, Stettin, ^chen. Köln München, Düsseldorf, Weimar gänzlich unter den für das Denk- Wal Mitthätigen gefehlt. Es kann kein gutes Licht auf das Kunsturtereste die Geschmacksrichtung der in diesen Städten wirkenden Künstler und des unter ihrem directen Einfluß stehenden Publicums werfen, daß sie vn eurer Angelegenheit, die eine allgemeine deutsche sein und jeden Künstler zur Theü- G«»zboten III. 1859,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/167>, abgerufen am 14.05.2024.