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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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thümern, in zwei große Massen, deren westliche, die Rheinprovinz mit West¬
falen und namentlich die erstere, das eigentliche Angriffsobject für Frankreich
den würde. Die längste Diagonale, welche man durch ein Land ziehen
ist im Wesentlichen ein Maß für die Concentrirung der Kraft. Die
'"zonale durch Preußen von Nordosten nach Südwesten, von Schwallen-
'Wen z.B. nach Saarbrücken mißt 17V Meilen; eine Diagonale in derselben
"chtung durch Frankreich, welches doch den doppelten Flächeninhalt hat, nur
^ Meilen.

Die Concentration der Kraft Frankreichs ist also. -- vorläufig von den
Kolonien abgesehen, -- eine viel größere als diejenige Preußens.

Angenommen nun. Napoleon der Dritte wollte den Krieg im höchsten
^ße beschränken oder um den technischen Ausdruck zu gebrauchen, er wollte
im höchsten Maße localisiren, so könnte er für sein Einbrechen in Preußen
die französisch-preußische Grenzstrecke benutzen. Diese Strecke mißt zwischen
'^k und'Saargemünd nur acht Meilen, man gelangt über sie in das Saarthal,
^elHes für den erwähnten Fall die Operationslinie der Franzosen bezeichnet.
>Um starken Tagemarsch auf preußischem Gebiet vorwärts, hat man sogar
Mischen Grevenmachern und Olzenhausen nur eine Breite von sechs Meilen.

Solche Stückchen Landes sind ungeeignet, die Operationen einer großen
w,ce. wie Frankreich sie unbedingt aufstellen müßte, um Preußen zu bekriegen,
/"^uf zu basiren. Eine Erweiterung der Basis ist eine Nothwendigkeit für
^poleon, und es fragt sich nur. auf welcher Seite er sie suchen soll.

Es stellt sich nun sofort heraus, daß das linke Rheinufer durchaus nicht
^ der Gewalt der Franzosen ist. wenn sie nur das Stückchen erhalten, welches
diesem User Preußen gehört. Man muß nothwendig holländisch Luxem-
^g- Belgien und das Stück von Holland nordwärts bis zur Waal nebst
'wburg dazu nehmen. In diesem Fall hat die Basis von Saargemünd bis
Unkirchen eine Länge von 53 Meilen und ist auch für die größeste Armee
^"kommen anständig.

Man erkennt sehr leicht, daß in diesem Zwang der Umstände für den
^ Napoleon eine neue Möglichkeit liegen könnte, den Krieg auf eine ganz
^oßartige Weise zu localisiren, indem er nämlich anfangs nur das wie auf
^ Prüsentirteller an seinen Grenzen liegende Belgien, welches keinem grö-
Mi Verband von Staaten angehört, angriffe und, wie sich von selbst vcr-
M. wegnähme, um dann von hier aus weiter zu operiren. Indessen Na-
poleon der Dritte macht lieber, wie er es gesagt hat. moralische als materielle
roberungen. Moralische Eroberungen, dies ist das Wort. Es ist ein sehr
'Horch Wort, und was noch mehr sagen will, wir glauben, daß es Na-
°>con der Dritte mit diesen moralischen Eroberungen, man muß sie nur rich¬
t'S verstehen, völlig Ernst ist.


thümern, in zwei große Massen, deren westliche, die Rheinprovinz mit West¬
falen und namentlich die erstere, das eigentliche Angriffsobject für Frankreich
den würde. Die längste Diagonale, welche man durch ein Land ziehen
ist im Wesentlichen ein Maß für die Concentrirung der Kraft. Die
'"zonale durch Preußen von Nordosten nach Südwesten, von Schwallen-
'Wen z.B. nach Saarbrücken mißt 17V Meilen; eine Diagonale in derselben
"chtung durch Frankreich, welches doch den doppelten Flächeninhalt hat, nur
^ Meilen.

Die Concentration der Kraft Frankreichs ist also. — vorläufig von den
Kolonien abgesehen, — eine viel größere als diejenige Preußens.

Angenommen nun. Napoleon der Dritte wollte den Krieg im höchsten
^ße beschränken oder um den technischen Ausdruck zu gebrauchen, er wollte
im höchsten Maße localisiren, so könnte er für sein Einbrechen in Preußen
die französisch-preußische Grenzstrecke benutzen. Diese Strecke mißt zwischen
'^k und'Saargemünd nur acht Meilen, man gelangt über sie in das Saarthal,
^elHes für den erwähnten Fall die Operationslinie der Franzosen bezeichnet.
>Um starken Tagemarsch auf preußischem Gebiet vorwärts, hat man sogar
Mischen Grevenmachern und Olzenhausen nur eine Breite von sechs Meilen.

Solche Stückchen Landes sind ungeeignet, die Operationen einer großen
w,ce. wie Frankreich sie unbedingt aufstellen müßte, um Preußen zu bekriegen,
/"^uf zu basiren. Eine Erweiterung der Basis ist eine Nothwendigkeit für
^poleon, und es fragt sich nur. auf welcher Seite er sie suchen soll.

Es stellt sich nun sofort heraus, daß das linke Rheinufer durchaus nicht
^ der Gewalt der Franzosen ist. wenn sie nur das Stückchen erhalten, welches
diesem User Preußen gehört. Man muß nothwendig holländisch Luxem-
^g- Belgien und das Stück von Holland nordwärts bis zur Waal nebst
'wburg dazu nehmen. In diesem Fall hat die Basis von Saargemünd bis
Unkirchen eine Länge von 53 Meilen und ist auch für die größeste Armee
^»kommen anständig.

Man erkennt sehr leicht, daß in diesem Zwang der Umstände für den
^ Napoleon eine neue Möglichkeit liegen könnte, den Krieg auf eine ganz
^oßartige Weise zu localisiren, indem er nämlich anfangs nur das wie auf
^ Prüsentirteller an seinen Grenzen liegende Belgien, welches keinem grö-
Mi Verband von Staaten angehört, angriffe und, wie sich von selbst vcr-
M. wegnähme, um dann von hier aus weiter zu operiren. Indessen Na-
poleon der Dritte macht lieber, wie er es gesagt hat. moralische als materielle
roberungen. Moralische Eroberungen, dies ist das Wort. Es ist ein sehr
'Horch Wort, und was noch mehr sagen will, wir glauben, daß es Na-
°>con der Dritte mit diesen moralischen Eroberungen, man muß sie nur rich¬
t'S verstehen, völlig Ernst ist.


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[0277] thümern, in zwei große Massen, deren westliche, die Rheinprovinz mit West¬ falen und namentlich die erstere, das eigentliche Angriffsobject für Frankreich den würde. Die längste Diagonale, welche man durch ein Land ziehen ist im Wesentlichen ein Maß für die Concentrirung der Kraft. Die '"zonale durch Preußen von Nordosten nach Südwesten, von Schwallen- 'Wen z.B. nach Saarbrücken mißt 17V Meilen; eine Diagonale in derselben "chtung durch Frankreich, welches doch den doppelten Flächeninhalt hat, nur ^ Meilen. Die Concentration der Kraft Frankreichs ist also. — vorläufig von den Kolonien abgesehen, — eine viel größere als diejenige Preußens. Angenommen nun. Napoleon der Dritte wollte den Krieg im höchsten ^ße beschränken oder um den technischen Ausdruck zu gebrauchen, er wollte im höchsten Maße localisiren, so könnte er für sein Einbrechen in Preußen die französisch-preußische Grenzstrecke benutzen. Diese Strecke mißt zwischen '^k und'Saargemünd nur acht Meilen, man gelangt über sie in das Saarthal, ^elHes für den erwähnten Fall die Operationslinie der Franzosen bezeichnet. >Um starken Tagemarsch auf preußischem Gebiet vorwärts, hat man sogar Mischen Grevenmachern und Olzenhausen nur eine Breite von sechs Meilen. Solche Stückchen Landes sind ungeeignet, die Operationen einer großen w,ce. wie Frankreich sie unbedingt aufstellen müßte, um Preußen zu bekriegen, /"^uf zu basiren. Eine Erweiterung der Basis ist eine Nothwendigkeit für ^poleon, und es fragt sich nur. auf welcher Seite er sie suchen soll. Es stellt sich nun sofort heraus, daß das linke Rheinufer durchaus nicht ^ der Gewalt der Franzosen ist. wenn sie nur das Stückchen erhalten, welches diesem User Preußen gehört. Man muß nothwendig holländisch Luxem- ^g- Belgien und das Stück von Holland nordwärts bis zur Waal nebst 'wburg dazu nehmen. In diesem Fall hat die Basis von Saargemünd bis Unkirchen eine Länge von 53 Meilen und ist auch für die größeste Armee ^»kommen anständig. Man erkennt sehr leicht, daß in diesem Zwang der Umstände für den ^ Napoleon eine neue Möglichkeit liegen könnte, den Krieg auf eine ganz ^oßartige Weise zu localisiren, indem er nämlich anfangs nur das wie auf ^ Prüsentirteller an seinen Grenzen liegende Belgien, welches keinem grö- Mi Verband von Staaten angehört, angriffe und, wie sich von selbst vcr- M. wegnähme, um dann von hier aus weiter zu operiren. Indessen Na- poleon der Dritte macht lieber, wie er es gesagt hat. moralische als materielle roberungen. Moralische Eroberungen, dies ist das Wort. Es ist ein sehr 'Horch Wort, und was noch mehr sagen will, wir glauben, daß es Na- °>con der Dritte mit diesen moralischen Eroberungen, man muß sie nur rich¬ t'S verstehen, völlig Ernst ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/277>, abgerufen am 14.05.2024.