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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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ten Grund aller Thübi-gkeit in dieser enthält, ein Princip, das, da es Nera-T
gegenwärtig ist. nirgend ist, "ut> weil es- aÄes ist, nichts Bestimmtes und
Besonderes fein kann, for welches die Sprache deswegen keine eigentliche Be¬
zeichnung hat, und dessen Idee die älteste Philosophie nur in dichterischen Be¬
stellungen uns überliefert hat. -- Jede in sich selbst zurückkehrende Bewegung
seht als Bedingung, ih"er Möglichkeit eine positive- Kraft voraus, welche als
Impuls die Bewegung anfache, und eins negative. die als Anziehung die
Bewegung in sich selbst zmücklenkt ode" sie verhindert, in eine gerade Linie
auszuschlagen. -- Wäre die ursprünglich! positive Kraft unendlich. so fiele sie
ganz außerhalb aller Schranken möglicher Wahrnehmung; dnrch' die entgegen¬
gesetzte beschränkt, wird sie eine endliche Größe und fängt Mi, Object der
Wahrnehmung zu sein, oder offenbart sich in Erscheinungen. --Diese Dar¬
stellung des Natursystems als Einheit entgegengesetzter Kräfte wird, nun nach¬
gewiesen 1) in den Phänomenen des Lichts, (hier kamen Goethes Studien
sehr zu statten), 2) in der Wärme, 3) im Dualismus der Elektricität; endlich
4) in der Polarität der Erdatmosphäre. "Wenn, die Erdatmosphäre, durch
die der allgemeine Kreislauf der Natur geht, ein Product heterogener Prin¬
cipien ist. sollten nicht alle Veränderungen in ihr dem allgemeinen Gesetz des
Dualismus und der Polarität unterworfen sein?*), so daß positive und nega¬
tive atmosphärische Processe sich continuirlich im Gleichgewicht halten und die
Atmosphäre ein Product entgegengesetzter elektrischer Materien wäre." "Die
eigentliche Kraft der Natur wohnt nicht in der todten Materie, aus der die
Masse der Weltkörper geballt ist; denn diese ist nur der Niederschlag des all¬
gemeinen chemischen Processes. der die edleren Materien von den. unedleren
schied. Die Räume, durch welche die Masse der Weltkörper gleichförmig ver¬
breitet war, sind durch dieses Ballen der gröbern Materie nicht leer geworden,
fondern erst alsdann haben sich die expansiven Flüssigkeiten freier und unge¬
hinderter durch alle Räume der Welt verbreitet. In diesen Regionen lieg
der unerschöpfliche Quell positiver Kräfte, die in einzelnen Materien sich na'
allen Richtungen verbreiten und Bewegung und Leben auf den festen Welt¬
körpern erzwingen und unterhalten. Was jeder einzelne Weltkörper sich von
solchen Materien aneignen kann, sammelt er um sich als Atmosphäre, die
jetzt für ihn der unmittelbare Quell aller belebenden Kräfte wird, obgleich ihr
selbst diese Kräfte nur aus einem Quoll zuströmen, der in weit entfernteren



") "Wenn in der neuern Naturphilosophie, sagt Link 1806, etwas ist. was reich und
fruchtbar an treffenden Erklärungen werden könnte, so ist' es die Anwendung der Polarität
Gehör Lichtenberg! redete von einer Polarität im ganzen Weltraum, und erklärte daher die
Axendrehung der Planeten. Die ganze Chemie, als Wahlverwandtschaft, steht unter diesem
Phänomen, das sich auch auf die organischen Körper anwenden läßt. In ihrer Anwendung
ist die' neuere Naturphilosophie nur jenes erweiterte Gesetz der Polarität, welches wie alle
ähnlich", einseitig" Gesetze vieles erklärt und daher den Schein gibt, als erkläre es alles."

ten Grund aller Thübi-gkeit in dieser enthält, ein Princip, das, da es Nera-T
gegenwärtig ist. nirgend ist, «ut> weil es- aÄes ist, nichts Bestimmtes und
Besonderes fein kann, for welches die Sprache deswegen keine eigentliche Be¬
zeichnung hat, und dessen Idee die älteste Philosophie nur in dichterischen Be¬
stellungen uns überliefert hat. — Jede in sich selbst zurückkehrende Bewegung
seht als Bedingung, ih»er Möglichkeit eine positive- Kraft voraus, welche als
Impuls die Bewegung anfache, und eins negative. die als Anziehung die
Bewegung in sich selbst zmücklenkt ode« sie verhindert, in eine gerade Linie
auszuschlagen. — Wäre die ursprünglich! positive Kraft unendlich. so fiele sie
ganz außerhalb aller Schranken möglicher Wahrnehmung; dnrch' die entgegen¬
gesetzte beschränkt, wird sie eine endliche Größe und fängt Mi, Object der
Wahrnehmung zu sein, oder offenbart sich in Erscheinungen. —Diese Dar¬
stellung des Natursystems als Einheit entgegengesetzter Kräfte wird, nun nach¬
gewiesen 1) in den Phänomenen des Lichts, (hier kamen Goethes Studien
sehr zu statten), 2) in der Wärme, 3) im Dualismus der Elektricität; endlich
4) in der Polarität der Erdatmosphäre. „Wenn, die Erdatmosphäre, durch
die der allgemeine Kreislauf der Natur geht, ein Product heterogener Prin¬
cipien ist. sollten nicht alle Veränderungen in ihr dem allgemeinen Gesetz des
Dualismus und der Polarität unterworfen sein?*), so daß positive und nega¬
tive atmosphärische Processe sich continuirlich im Gleichgewicht halten und die
Atmosphäre ein Product entgegengesetzter elektrischer Materien wäre." „Die
eigentliche Kraft der Natur wohnt nicht in der todten Materie, aus der die
Masse der Weltkörper geballt ist; denn diese ist nur der Niederschlag des all¬
gemeinen chemischen Processes. der die edleren Materien von den. unedleren
schied. Die Räume, durch welche die Masse der Weltkörper gleichförmig ver¬
breitet war, sind durch dieses Ballen der gröbern Materie nicht leer geworden,
fondern erst alsdann haben sich die expansiven Flüssigkeiten freier und unge¬
hinderter durch alle Räume der Welt verbreitet. In diesen Regionen lieg
der unerschöpfliche Quell positiver Kräfte, die in einzelnen Materien sich na'
allen Richtungen verbreiten und Bewegung und Leben auf den festen Welt¬
körpern erzwingen und unterhalten. Was jeder einzelne Weltkörper sich von
solchen Materien aneignen kann, sammelt er um sich als Atmosphäre, die
jetzt für ihn der unmittelbare Quell aller belebenden Kräfte wird, obgleich ihr
selbst diese Kräfte nur aus einem Quoll zuströmen, der in weit entfernteren



") „Wenn in der neuern Naturphilosophie, sagt Link 1806, etwas ist. was reich und
fruchtbar an treffenden Erklärungen werden könnte, so ist' es die Anwendung der Polarität
Gehör Lichtenberg! redete von einer Polarität im ganzen Weltraum, und erklärte daher die
Axendrehung der Planeten. Die ganze Chemie, als Wahlverwandtschaft, steht unter diesem
Phänomen, das sich auch auf die organischen Körper anwenden läßt. In ihrer Anwendung
ist die' neuere Naturphilosophie nur jenes erweiterte Gesetz der Polarität, welches wie alle
ähnlich«, einseitig« Gesetze vieles erklärt und daher den Schein gibt, als erkläre es alles."
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/66>, abgerufen am 31.05.2024.