Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

liegt, so ist jedesmal auch das historische Material, so weit der Raum es gestattete,
berücksichtigt. --

Geschichte Karl des Zwölften von Andreas Fryxcll. Nach dem
Schwedischen bearbeitet von A. v. Etzel. Mit dem Portale Karls nach Chodoviecki.
Leipzig, Lorck. -- Die Arbeit des gelehrten Verfassers hat in seinem Vaterlande all¬
gemeine Anerkennung gefunden, und es ist hohe Zeit, daß auch in Deutschland end¬
lich einmal der Voltaircschc Roman einer gründlichen historischen Darstellung Platz macht-
K. --

Die Begründer der französischen Staatseinheit: Der Abt Suger
Ludwig der Heilige -- Ludwig der Elfte -- Heinrich der Vierte -- Richelieu --
Mazarin. Vom Grafen Louis de Carre -- deutsch von I. Seybt. -- Leipzig.
Lorck. -- Den Lesern der Revue Zs äeux mcmäss sind Carnes historische Arbeiten
bekannt. Hervorgegangen aus den Reihen des jungen legitimistischen Adels besaß er
doch Bildung und Unbefangenheit genug, um den Anforderungen der neuern Zeit
bis zu einer gewissen Grenze hin Rechnung zu tragen, und wußte sich während der
Julidynastie durch seine gemäßigten Formen und durch seinen Verstand bei allen
Parteien Achtung zu verschaffen. Seine Portraits sind sehr instructiv, aber wir
können ihren Werth doch nicht so hoch stellen wie der Uebersetzer. Einmal
hebt er zu einseitig das monarchische und katholische Lcbcnsmotiv Frankreichs her¬
vor, welches allerdings mehr im Vordergrund steht, als die meisten Geschichtsphilo-
sophcn der Franzosen zugeben wollen, aber doch durch andere Interessen wesentlich
temperirt wird; sodann ist seine Darstellung im Ganzen sehr farblos, während sonst
die modernen Historiker -- nicht blos Michelet, sondern zum Theil auch Thicrr".
eher an einem Ueberfluß von Farbe leiden. Am meisten erinnert er an Guizot.
auch durch den beständig würdigen Ton, der ihm aber an Weite des Blicks bedeu¬
-j- -j- tend überlegen ist.

Die Deutschen. Ethnographische Studien von Bogumil Goltz. 1. Bd. ^
Berlin, Janke. -- Gemüthliche Plaudereien eines wackern deutschen Mannes über
die Gemüthlichkeit des deutschen Volks, mit Citaten aus allen möglichen Schriftstellern
versehen. Könnte der Verfasser sich abgewöhnen, speculative Philosophie zu treiben,
wozu er nicht den geringsten Beruf hat, so würden seine Schriften bedeutend ge¬
-- t. winnen.

Geschichte der Ausgänge des Volks Israel und des nachapostolischen
Zeitalters von Ewald. 7. Bd. -- Göttingen, Diederichs. -- Wir erwähnen dies
Buch nicht um seines gelehrten Inhalts willen, der vor ein anderes Forum gchM
sondern für denjenigen, der sich über -- Hrn. v. Schlcinitz, Victor Emanuel und
Cavour unterrichten und nebenbei das Grimm'sehe Lexicon durch einige Krasta"^
drücke in der Art des seligen Diezel bereichern will. --




Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch -- Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

liegt, so ist jedesmal auch das historische Material, so weit der Raum es gestattete,
berücksichtigt. —

Geschichte Karl des Zwölften von Andreas Fryxcll. Nach dem
Schwedischen bearbeitet von A. v. Etzel. Mit dem Portale Karls nach Chodoviecki.
Leipzig, Lorck. — Die Arbeit des gelehrten Verfassers hat in seinem Vaterlande all¬
gemeine Anerkennung gefunden, und es ist hohe Zeit, daß auch in Deutschland end¬
lich einmal der Voltaircschc Roman einer gründlichen historischen Darstellung Platz macht-
K. —

Die Begründer der französischen Staatseinheit: Der Abt Suger
Ludwig der Heilige — Ludwig der Elfte — Heinrich der Vierte — Richelieu —
Mazarin. Vom Grafen Louis de Carre — deutsch von I. Seybt. — Leipzig.
Lorck. — Den Lesern der Revue Zs äeux mcmäss sind Carnes historische Arbeiten
bekannt. Hervorgegangen aus den Reihen des jungen legitimistischen Adels besaß er
doch Bildung und Unbefangenheit genug, um den Anforderungen der neuern Zeit
bis zu einer gewissen Grenze hin Rechnung zu tragen, und wußte sich während der
Julidynastie durch seine gemäßigten Formen und durch seinen Verstand bei allen
Parteien Achtung zu verschaffen. Seine Portraits sind sehr instructiv, aber wir
können ihren Werth doch nicht so hoch stellen wie der Uebersetzer. Einmal
hebt er zu einseitig das monarchische und katholische Lcbcnsmotiv Frankreichs her¬
vor, welches allerdings mehr im Vordergrund steht, als die meisten Geschichtsphilo-
sophcn der Franzosen zugeben wollen, aber doch durch andere Interessen wesentlich
temperirt wird; sodann ist seine Darstellung im Ganzen sehr farblos, während sonst
die modernen Historiker — nicht blos Michelet, sondern zum Theil auch Thicrr».
eher an einem Ueberfluß von Farbe leiden. Am meisten erinnert er an Guizot.
auch durch den beständig würdigen Ton, der ihm aber an Weite des Blicks bedeu¬
-j- -j- tend überlegen ist.

Die Deutschen. Ethnographische Studien von Bogumil Goltz. 1. Bd. ^
Berlin, Janke. — Gemüthliche Plaudereien eines wackern deutschen Mannes über
die Gemüthlichkeit des deutschen Volks, mit Citaten aus allen möglichen Schriftstellern
versehen. Könnte der Verfasser sich abgewöhnen, speculative Philosophie zu treiben,
wozu er nicht den geringsten Beruf hat, so würden seine Schriften bedeutend ge¬
— t. winnen.

Geschichte der Ausgänge des Volks Israel und des nachapostolischen
Zeitalters von Ewald. 7. Bd. — Göttingen, Diederichs. — Wir erwähnen dies
Buch nicht um seines gelehrten Inhalts willen, der vor ein anderes Forum gchM
sondern für denjenigen, der sich über — Hrn. v. Schlcinitz, Victor Emanuel und
Cavour unterrichten und nebenbei das Grimm'sehe Lexicon durch einige Krasta»^
drücke in der Art des seligen Diezel bereichern will. —




Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch — Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0412" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108542"/>
          <p xml:id="ID_1295" prev="#ID_1294"> liegt, so ist jedesmal auch das historische Material, so weit der Raum es gestattete,<lb/>
berücksichtigt. &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1296"> Geschichte Karl des Zwölften von Andreas Fryxcll.  Nach dem<lb/>
Schwedischen bearbeitet von A. v. Etzel.  Mit dem Portale Karls nach Chodoviecki.<lb/>
Leipzig, Lorck. &#x2014; Die Arbeit des gelehrten Verfassers hat in seinem Vaterlande all¬<lb/>
gemeine Anerkennung gefunden, und es ist hohe Zeit, daß auch in Deutschland end¬<lb/>
lich einmal der Voltaircschc Roman einer gründlichen historischen Darstellung Platz macht-<lb/><note type="byline"> K.</note> &#x2014;</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1297"> Die Begründer der französischen Staatseinheit: Der Abt Suger<lb/>
Ludwig der Heilige &#x2014; Ludwig der Elfte &#x2014; Heinrich der Vierte &#x2014; Richelieu &#x2014;<lb/>
Mazarin. Vom Grafen Louis de Carre &#x2014; deutsch von I. Seybt. &#x2014; Leipzig.<lb/>
Lorck. &#x2014; Den Lesern der Revue Zs äeux mcmäss sind Carnes historische Arbeiten<lb/>
bekannt. Hervorgegangen aus den Reihen des jungen legitimistischen Adels besaß er<lb/>
doch Bildung und Unbefangenheit genug, um den Anforderungen der neuern Zeit<lb/>
bis zu einer gewissen Grenze hin Rechnung zu tragen, und wußte sich während der<lb/>
Julidynastie durch seine gemäßigten Formen und durch seinen Verstand bei allen<lb/>
Parteien Achtung zu verschaffen. Seine Portraits sind sehr instructiv, aber wir<lb/>
können ihren Werth doch nicht so hoch stellen wie der Uebersetzer. Einmal<lb/>
hebt er zu einseitig das monarchische und katholische Lcbcnsmotiv Frankreichs her¬<lb/>
vor, welches allerdings mehr im Vordergrund steht, als die meisten Geschichtsphilo-<lb/>
sophcn der Franzosen zugeben wollen, aber doch durch andere Interessen wesentlich<lb/>
temperirt wird; sodann ist seine Darstellung im Ganzen sehr farblos, während sonst<lb/>
die modernen Historiker &#x2014; nicht blos Michelet, sondern zum Theil auch Thicrr».<lb/>
eher an einem Ueberfluß von Farbe leiden. Am meisten erinnert er an Guizot.<lb/>
auch durch den beständig würdigen Ton, der ihm aber an Weite des Blicks bedeu¬<lb/><note type="byline"> -j- -j-</note> tend überlegen ist. </p><lb/>
          <p xml:id="ID_1298"> Die Deutschen. Ethnographische Studien von Bogumil Goltz. 1. Bd. ^<lb/>
Berlin, Janke. &#x2014; Gemüthliche Plaudereien eines wackern deutschen Mannes über<lb/>
die Gemüthlichkeit des deutschen Volks, mit Citaten aus allen möglichen Schriftstellern<lb/>
versehen. Könnte der Verfasser sich abgewöhnen, speculative Philosophie zu treiben,<lb/>
wozu er nicht den geringsten Beruf hat, so würden seine Schriften bedeutend ge¬<lb/><note type="byline"> &#x2014; t.</note> winnen. </p><lb/>
          <p xml:id="ID_1299"> Geschichte der Ausgänge des Volks Israel und des nachapostolischen<lb/>
Zeitalters von Ewald. 7. Bd. &#x2014; Göttingen, Diederichs. &#x2014; Wir erwähnen dies<lb/>
Buch nicht um seines gelehrten Inhalts willen, der vor ein anderes Forum gchM<lb/>
sondern für denjenigen, der sich über &#x2014; Hrn. v. Schlcinitz, Victor Emanuel und<lb/>
Cavour unterrichten und nebenbei das Grimm'sehe Lexicon durch einige Krasta»^<lb/>
drücke in der Art des seligen Diezel bereichern will. &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="byline"> Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch &#x2014; Verlag von F. L. Herbig<lb/>
in Leipzig.<lb/>
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0412] liegt, so ist jedesmal auch das historische Material, so weit der Raum es gestattete, berücksichtigt. — Geschichte Karl des Zwölften von Andreas Fryxcll. Nach dem Schwedischen bearbeitet von A. v. Etzel. Mit dem Portale Karls nach Chodoviecki. Leipzig, Lorck. — Die Arbeit des gelehrten Verfassers hat in seinem Vaterlande all¬ gemeine Anerkennung gefunden, und es ist hohe Zeit, daß auch in Deutschland end¬ lich einmal der Voltaircschc Roman einer gründlichen historischen Darstellung Platz macht- K. — Die Begründer der französischen Staatseinheit: Der Abt Suger Ludwig der Heilige — Ludwig der Elfte — Heinrich der Vierte — Richelieu — Mazarin. Vom Grafen Louis de Carre — deutsch von I. Seybt. — Leipzig. Lorck. — Den Lesern der Revue Zs äeux mcmäss sind Carnes historische Arbeiten bekannt. Hervorgegangen aus den Reihen des jungen legitimistischen Adels besaß er doch Bildung und Unbefangenheit genug, um den Anforderungen der neuern Zeit bis zu einer gewissen Grenze hin Rechnung zu tragen, und wußte sich während der Julidynastie durch seine gemäßigten Formen und durch seinen Verstand bei allen Parteien Achtung zu verschaffen. Seine Portraits sind sehr instructiv, aber wir können ihren Werth doch nicht so hoch stellen wie der Uebersetzer. Einmal hebt er zu einseitig das monarchische und katholische Lcbcnsmotiv Frankreichs her¬ vor, welches allerdings mehr im Vordergrund steht, als die meisten Geschichtsphilo- sophcn der Franzosen zugeben wollen, aber doch durch andere Interessen wesentlich temperirt wird; sodann ist seine Darstellung im Ganzen sehr farblos, während sonst die modernen Historiker — nicht blos Michelet, sondern zum Theil auch Thicrr». eher an einem Ueberfluß von Farbe leiden. Am meisten erinnert er an Guizot. auch durch den beständig würdigen Ton, der ihm aber an Weite des Blicks bedeu¬ -j- -j- tend überlegen ist. Die Deutschen. Ethnographische Studien von Bogumil Goltz. 1. Bd. ^ Berlin, Janke. — Gemüthliche Plaudereien eines wackern deutschen Mannes über die Gemüthlichkeit des deutschen Volks, mit Citaten aus allen möglichen Schriftstellern versehen. Könnte der Verfasser sich abgewöhnen, speculative Philosophie zu treiben, wozu er nicht den geringsten Beruf hat, so würden seine Schriften bedeutend ge¬ — t. winnen. Geschichte der Ausgänge des Volks Israel und des nachapostolischen Zeitalters von Ewald. 7. Bd. — Göttingen, Diederichs. — Wir erwähnen dies Buch nicht um seines gelehrten Inhalts willen, der vor ein anderes Forum gchM sondern für denjenigen, der sich über — Hrn. v. Schlcinitz, Victor Emanuel und Cavour unterrichten und nebenbei das Grimm'sehe Lexicon durch einige Krasta»^ drücke in der Art des seligen Diezel bereichern will. — Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch — Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/412
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/412>, abgerufen am 22.05.2024.