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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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heben. Auf diese Festungswerke sind auch in der neuesten Zeit bedeutende
Summen verwendet worden. Das Matrosenhospital ist ein sehr schönes Ge¬
bäude. Es besteht aus neun verschiedenen Häusern, die zusammen über
1200 Betten enthalten und deren Einrichtung in jeder Hinsicht Lob verdient.
Die ungeheure Ausdehnung des Krankenhauses wird nicht Wunder nehmen,
wenn man in Betracht zieht, daß Nochefort bis vor einigen Jahren für eine
der ungesundesten Städte Frankreichs galt. Ein ausgedehntes System von
Wasserabzügen und Gräben indeß hat jetzt die Fieberatmosphäre über der
Stadt und ihrer Nachbarschaft erheblich vermindert.

Das mit Mauern umgebene Arsenal hat zwei Thore, von denen indeß nur
das eine, die Porte du Soleil, dem Publicum offen steht. Die Reihen der
Arbeitsschuppen und Schuppen dehnen sich eine große Strecke längs der
Charente aus. Ein sehr geräumiges Gebäude, welches auch einigen Anspruch
auf Eleganz macht, enthält eine sehr eigenthümlich construirte und zu ihrer
Zeit äußerst zweckmäßige Sägemühle, die indeß jetzt nicht mehr benutzt wird,
da sie durch eine von Dampf getriebene Maschine ersetzt worden ist. Unter
einem Schuppen mit weitgespannten Dach sieht man eine Anzahl von Eisen¬
hämmern, welche zwischen 200 und 300 Mann beschäftigen. Sodann be¬
findet sich hier ein gewaltiger Dampfhammer, denen ähnlich, welche, von Nas-
myth erfunden, in Woolwich in Gebrauch sind. Sehr große Eisenplatten
zu Schornsteinen und andern Theilen von Dampfmaschinen, oft 2000 bis
3000 Pfund schwer, sind aus diesen Werkstätten hervorgegangen. In
einem Etablissement daneben macht man Kessel für Kriegsdampfer, und
namentlich solche, welche nach dem sogenannten Tubularsystem gearbeitet
werden, werden mit einer Sorgfalt und einem Geschick verfertigt, welches
auch von den besten Arbeiten englischer Dampstesfelschmiede nicht über¬
troffen wird. Ueberhaupt ist alles Maschinenwesen in diesem Hafen aus-
, gezeichnet, namentlich aber gilt dies von den Maschinen, welche zum Bohren,
Glätten, Raspeln und Hobeln von Metallgegenständen dienen. Die Vorräthe
an Holz, die hier lagern, sind sehr groß, und die Teiche, in denen das Holz
vor seiner Verwendung zubereitet wird, haben fast dieselbe Ausdehnung wie
die benachbarte Stadt. Das alte Gefangnenhaus, in welchem früher die
Galeerensträflinge verwahrt wurden, ist in ein Magazin verwandelt worden;
dahinter liegt ein anderes Magazin, in welchem man Masten und Segel auf¬
bewahrt, und hinter diesem wieder trifft man die Seilergänge, Schuppen von
fast 1200 Fuß Länge. Ein großer Vorrath von Ankern aller Größen, lange
Reihen von Schiffskanonen und Kugelpyramiden bedecken Hunderte von
Quadratruthen und zeigen die Nähe der Kanonengicßerei an, in welcher Ge¬
schütze von allen Kalibern, Mörser, Wagen und anderes Zubehör der Artillerie
in größten Massen angefertigt werden. Die Säle und Galerien, in welchen


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heben. Auf diese Festungswerke sind auch in der neuesten Zeit bedeutende
Summen verwendet worden. Das Matrosenhospital ist ein sehr schönes Ge¬
bäude. Es besteht aus neun verschiedenen Häusern, die zusammen über
1200 Betten enthalten und deren Einrichtung in jeder Hinsicht Lob verdient.
Die ungeheure Ausdehnung des Krankenhauses wird nicht Wunder nehmen,
wenn man in Betracht zieht, daß Nochefort bis vor einigen Jahren für eine
der ungesundesten Städte Frankreichs galt. Ein ausgedehntes System von
Wasserabzügen und Gräben indeß hat jetzt die Fieberatmosphäre über der
Stadt und ihrer Nachbarschaft erheblich vermindert.

Das mit Mauern umgebene Arsenal hat zwei Thore, von denen indeß nur
das eine, die Porte du Soleil, dem Publicum offen steht. Die Reihen der
Arbeitsschuppen und Schuppen dehnen sich eine große Strecke längs der
Charente aus. Ein sehr geräumiges Gebäude, welches auch einigen Anspruch
auf Eleganz macht, enthält eine sehr eigenthümlich construirte und zu ihrer
Zeit äußerst zweckmäßige Sägemühle, die indeß jetzt nicht mehr benutzt wird,
da sie durch eine von Dampf getriebene Maschine ersetzt worden ist. Unter
einem Schuppen mit weitgespannten Dach sieht man eine Anzahl von Eisen¬
hämmern, welche zwischen 200 und 300 Mann beschäftigen. Sodann be¬
findet sich hier ein gewaltiger Dampfhammer, denen ähnlich, welche, von Nas-
myth erfunden, in Woolwich in Gebrauch sind. Sehr große Eisenplatten
zu Schornsteinen und andern Theilen von Dampfmaschinen, oft 2000 bis
3000 Pfund schwer, sind aus diesen Werkstätten hervorgegangen. In
einem Etablissement daneben macht man Kessel für Kriegsdampfer, und
namentlich solche, welche nach dem sogenannten Tubularsystem gearbeitet
werden, werden mit einer Sorgfalt und einem Geschick verfertigt, welches
auch von den besten Arbeiten englischer Dampstesfelschmiede nicht über¬
troffen wird. Ueberhaupt ist alles Maschinenwesen in diesem Hafen aus-
, gezeichnet, namentlich aber gilt dies von den Maschinen, welche zum Bohren,
Glätten, Raspeln und Hobeln von Metallgegenständen dienen. Die Vorräthe
an Holz, die hier lagern, sind sehr groß, und die Teiche, in denen das Holz
vor seiner Verwendung zubereitet wird, haben fast dieselbe Ausdehnung wie
die benachbarte Stadt. Das alte Gefangnenhaus, in welchem früher die
Galeerensträflinge verwahrt wurden, ist in ein Magazin verwandelt worden;
dahinter liegt ein anderes Magazin, in welchem man Masten und Segel auf¬
bewahrt, und hinter diesem wieder trifft man die Seilergänge, Schuppen von
fast 1200 Fuß Länge. Ein großer Vorrath von Ankern aller Größen, lange
Reihen von Schiffskanonen und Kugelpyramiden bedecken Hunderte von
Quadratruthen und zeigen die Nähe der Kanonengicßerei an, in welcher Ge¬
schütze von allen Kalibern, Mörser, Wagen und anderes Zubehör der Artillerie
in größten Massen angefertigt werden. Die Säle und Galerien, in welchen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/45>, abgerufen am 21.05.2024.