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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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Großbritannien kein Militärstaat ist. so hat man diesem Umstand bis jetzt nur
geringe Aufmerksamkeit zugewendet. Etwas weniger Praktisches und Beque¬
mes als unsre jetzt gebräuchlichen Eisenbahnwagen laßt sich nicht denken. Diese
Wage" sollten hoher, größer und so eingerichtet sein, d.aß eine Truppe mög¬
lichst schnell ein- und aussteigen könnte, wahrend jetzt von allem dem das Gegen¬
theil stattfindet. Wie die Mannschaften mit ihren Waffen, Tornistern und
audern Ausrüstungsgegenständcn unterzubringen wäre, würde am besten ein
tüchtiger Matrose sagen können. Der Seemann versteht sich vortrefflich auf
das Naumersparen. Für den Bau der Wagen aber könnte man sich einen
preußischen Eisenbahnwaggon dritter Classe mit seinen vielen Thüren zum
Muster nehme". Will man das nicht, so lassen sich unsere Packwagen zu guten
Beförderungsmittel" auf kurze Entfernungen einrichten."

Der Aufsatz schließt mit einigen Nebenvorschlägen. Der erste geht dahin,
die alten Kriegsschiffe in Batterien für die Häfen und Flüsse zu verwandeln.
Ans Land gezogen und mit Erdbrustwehren versehen würden sie die wohl¬
feilsten und bequemsten Schanzwcrke sein, die man haben könnte, und die Ar¬
tillerie des Freiwilligenheeres könnte in ihnen nicht nur eingeübt werden, son¬
dern sie auch, wenn dies nöthig wäre, ein paar Wochen bewohnen. Sie
würden keine andern Ausgabe" mache", als die ihrer Wegschaffung aus dem
Wasser ans Land, würden mindestens zwanzig Jahre stehen, ohne unbrauchbar
zu werdeu, würden, selbst wenn sie auf kurze Schußweite zu kämpfeu hätten,
sich so gut halten wie ein Schiff zur See, ungerechnet den Borzug. daß sie
hier aus dem Trocknen eine Hinterthür für den Rückzug offen hätten. Ein
zweiter Vorschlag geht auf die Bewaffnung der freiwilligen Artilleristen mit
Revolvern. Wenn ein Zusammenstoß, groß oder klein, auf britische"' Boden
stattfinden sollte, so wird er kurz, scharf und entscheidend sein. Der Revolver
würde die Verthcidiguugskraft außerordentlich steigern, und geschickte Hand¬
werker, die mit Werkzeug zu Hanthieren wisse", könnten sehr bald lernen, wie
man mit den' Drchpistol umgeht. Der Revolver ist die beste Waffe für den
Kanonier, der sein Geschütz gegen Reiterei oder Fußvolk zu vertheidigen hat.




Großbritannien kein Militärstaat ist. so hat man diesem Umstand bis jetzt nur
geringe Aufmerksamkeit zugewendet. Etwas weniger Praktisches und Beque¬
mes als unsre jetzt gebräuchlichen Eisenbahnwagen laßt sich nicht denken. Diese
Wage» sollten hoher, größer und so eingerichtet sein, d.aß eine Truppe mög¬
lichst schnell ein- und aussteigen könnte, wahrend jetzt von allem dem das Gegen¬
theil stattfindet. Wie die Mannschaften mit ihren Waffen, Tornistern und
audern Ausrüstungsgegenständcn unterzubringen wäre, würde am besten ein
tüchtiger Matrose sagen können. Der Seemann versteht sich vortrefflich auf
das Naumersparen. Für den Bau der Wagen aber könnte man sich einen
preußischen Eisenbahnwaggon dritter Classe mit seinen vielen Thüren zum
Muster nehme». Will man das nicht, so lassen sich unsere Packwagen zu guten
Beförderungsmittel» auf kurze Entfernungen einrichten."

Der Aufsatz schließt mit einigen Nebenvorschlägen. Der erste geht dahin,
die alten Kriegsschiffe in Batterien für die Häfen und Flüsse zu verwandeln.
Ans Land gezogen und mit Erdbrustwehren versehen würden sie die wohl¬
feilsten und bequemsten Schanzwcrke sein, die man haben könnte, und die Ar¬
tillerie des Freiwilligenheeres könnte in ihnen nicht nur eingeübt werden, son¬
dern sie auch, wenn dies nöthig wäre, ein paar Wochen bewohnen. Sie
würden keine andern Ausgabe» mache», als die ihrer Wegschaffung aus dem
Wasser ans Land, würden mindestens zwanzig Jahre stehen, ohne unbrauchbar
zu werdeu, würden, selbst wenn sie auf kurze Schußweite zu kämpfeu hätten,
sich so gut halten wie ein Schiff zur See, ungerechnet den Borzug. daß sie
hier aus dem Trocknen eine Hinterthür für den Rückzug offen hätten. Ein
zweiter Vorschlag geht auf die Bewaffnung der freiwilligen Artilleristen mit
Revolvern. Wenn ein Zusammenstoß, groß oder klein, auf britische»' Boden
stattfinden sollte, so wird er kurz, scharf und entscheidend sein. Der Revolver
würde die Verthcidiguugskraft außerordentlich steigern, und geschickte Hand¬
werker, die mit Werkzeug zu Hanthieren wisse», könnten sehr bald lernen, wie
man mit den' Drchpistol umgeht. Der Revolver ist die beste Waffe für den
Kanonier, der sein Geschütz gegen Reiterei oder Fußvolk zu vertheidigen hat.




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[0274] Großbritannien kein Militärstaat ist. so hat man diesem Umstand bis jetzt nur geringe Aufmerksamkeit zugewendet. Etwas weniger Praktisches und Beque¬ mes als unsre jetzt gebräuchlichen Eisenbahnwagen laßt sich nicht denken. Diese Wage» sollten hoher, größer und so eingerichtet sein, d.aß eine Truppe mög¬ lichst schnell ein- und aussteigen könnte, wahrend jetzt von allem dem das Gegen¬ theil stattfindet. Wie die Mannschaften mit ihren Waffen, Tornistern und audern Ausrüstungsgegenständcn unterzubringen wäre, würde am besten ein tüchtiger Matrose sagen können. Der Seemann versteht sich vortrefflich auf das Naumersparen. Für den Bau der Wagen aber könnte man sich einen preußischen Eisenbahnwaggon dritter Classe mit seinen vielen Thüren zum Muster nehme». Will man das nicht, so lassen sich unsere Packwagen zu guten Beförderungsmittel» auf kurze Entfernungen einrichten." Der Aufsatz schließt mit einigen Nebenvorschlägen. Der erste geht dahin, die alten Kriegsschiffe in Batterien für die Häfen und Flüsse zu verwandeln. Ans Land gezogen und mit Erdbrustwehren versehen würden sie die wohl¬ feilsten und bequemsten Schanzwcrke sein, die man haben könnte, und die Ar¬ tillerie des Freiwilligenheeres könnte in ihnen nicht nur eingeübt werden, son¬ dern sie auch, wenn dies nöthig wäre, ein paar Wochen bewohnen. Sie würden keine andern Ausgabe» mache», als die ihrer Wegschaffung aus dem Wasser ans Land, würden mindestens zwanzig Jahre stehen, ohne unbrauchbar zu werdeu, würden, selbst wenn sie auf kurze Schußweite zu kämpfeu hätten, sich so gut halten wie ein Schiff zur See, ungerechnet den Borzug. daß sie hier aus dem Trocknen eine Hinterthür für den Rückzug offen hätten. Ein zweiter Vorschlag geht auf die Bewaffnung der freiwilligen Artilleristen mit Revolvern. Wenn ein Zusammenstoß, groß oder klein, auf britische»' Boden stattfinden sollte, so wird er kurz, scharf und entscheidend sein. Der Revolver würde die Verthcidiguugskraft außerordentlich steigern, und geschickte Hand¬ werker, die mit Werkzeug zu Hanthieren wisse», könnten sehr bald lernen, wie man mit den' Drchpistol umgeht. Der Revolver ist die beste Waffe für den Kanonier, der sein Geschütz gegen Reiterei oder Fußvolk zu vertheidigen hat.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/274>, abgerufen am 14.05.2024.