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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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glorreichen Erfolge dieser mit Beharrlichkeit durchgeführten Militärverfassung
haben dieselbe vor den Augen von ganz Europa genügend bewährt. Wie
durch einen Zauberschlag erschaffen, gingen neue Heere aus dem Volke hervor.
Die sorgfältig vorbereiteten Elemente bildeten die Stämme der neuen Einrich¬
tungen. Lei der Aufkündigung des Waffenstillstandes hatten nur 4'/^ Millio¬
nen Einwohner, mit Einschluß der Ersatzbataillone und Festungsbesatzungen,
ein Heer von 271,041. Soldaten, folglich 54,3 28 Streiter von jeder
Million aus allen Ständen unter die Waffen gestellt. Ein ewig denk¬
würdiges Beispiel treuer Ergebenheit gegen König und Baterland! Eine glän¬
zende Reihe von Siegen gab im Jahr 1814 Europa den Frieden, seinen Böl¬
lern zum Theil neue Herrscher. Preußen erhielt beinahe zur Hälfte neue Unter¬
thanen und durch die Lage seiner neu erworbenen Provinzen eine durchaus
veränderte politisch-geographische Gestalt. Als der Friede hergestellt und das
Heer heimgekehrt war, vollendete der König die völlige Ausbildung desselben.
Im Jahr 1315 wurden 10 neue Infanterieregimcnter und 14 Regimenter
Kavallerie größtentheils aus aufgelösten Freicorps von Lützow, Reiche und
Hellwig, aus der russisch-deutschen Legion und aus den Nattoualhusarenregi-
mcntern errichtet. Unter dem 21. November 1815 wurde die Landwehrordnung
veröffentlicht, .welche die Grundlage des neueren Kriegssystems bildete. Unter
dem 30. Juni 1317 erließ der König eine nähere Instruction für die Aushebung
der Ersatzmannschaften sür das stehende Heer. Bon 80,000 jungen Leuten, welche
damals in jedem Jahre das zwanzigste Jahr erreichten, wurden nur etwa
40,000 ausgewählt. Den 30. Mai 1818 erfolgte die Eintheilung des Heeres
rü acht Corps- und vier Armeeabthcilungen. Zu Ende des Jahres 1319
wurde die Landwehr auf 32 Regimenter, jedes zu 3 Bataillonen und 3 Schwa¬
dronen, so wie auf 4 Regimenter, jedes zu 0 Compagnien gesetzt und in 16
Brigaden getheilt. Unter dem I.Mai 1820 wurden endlich die 8 Garde- und
Grenadierbataillone in 4 Regimenter, jedes zu 3 Bataillonen, verwandelt und
in zwei Gardelandwchrbrigaden getheilt. Nachdem diese Ausbildung der Ar¬
mee vollendet worden, war im Jahr 1820 die Stärke des stehenden Heeres,
gemäß der Rangliste, folgende: 80.800 Mann Infanterie, 21,700 Mann Ca-
vallerie, 14.000 Mann Artillerie, 2300 Mann Ingenieure und Pioniere: zu"
sammen 118,800 'Mann. Die Invalide,, betrugen zusammen 6400 Personen.
Das ganze Heer war ohne die Garden in 16 Divisionen eingetheilt, jede mit
einem permanenten Stabsvrte. Diese 16 Divisionen bildeten 3 Armeecorps,
welche bei einem allgemeinen Ausgebot stellen konnten: 298,000 Mann und
40,000 Pferde vom stehenden Heere und der Landwehr ersten Aufgebots,
180,000 Mann von der Landwehr zweiten Aufgebots. Nach dem allgemeinen Etat
des Staatshaushaltes, den der König am 7. Juni 1821 vollzog, betrug die
Ausgabe sür das Knegsmimstcnum, für das große Militärwaisenhaus in


glorreichen Erfolge dieser mit Beharrlichkeit durchgeführten Militärverfassung
haben dieselbe vor den Augen von ganz Europa genügend bewährt. Wie
durch einen Zauberschlag erschaffen, gingen neue Heere aus dem Volke hervor.
Die sorgfältig vorbereiteten Elemente bildeten die Stämme der neuen Einrich¬
tungen. Lei der Aufkündigung des Waffenstillstandes hatten nur 4'/^ Millio¬
nen Einwohner, mit Einschluß der Ersatzbataillone und Festungsbesatzungen,
ein Heer von 271,041. Soldaten, folglich 54,3 28 Streiter von jeder
Million aus allen Ständen unter die Waffen gestellt. Ein ewig denk¬
würdiges Beispiel treuer Ergebenheit gegen König und Baterland! Eine glän¬
zende Reihe von Siegen gab im Jahr 1814 Europa den Frieden, seinen Böl¬
lern zum Theil neue Herrscher. Preußen erhielt beinahe zur Hälfte neue Unter¬
thanen und durch die Lage seiner neu erworbenen Provinzen eine durchaus
veränderte politisch-geographische Gestalt. Als der Friede hergestellt und das
Heer heimgekehrt war, vollendete der König die völlige Ausbildung desselben.
Im Jahr 1315 wurden 10 neue Infanterieregimcnter und 14 Regimenter
Kavallerie größtentheils aus aufgelösten Freicorps von Lützow, Reiche und
Hellwig, aus der russisch-deutschen Legion und aus den Nattoualhusarenregi-
mcntern errichtet. Unter dem 21. November 1815 wurde die Landwehrordnung
veröffentlicht, .welche die Grundlage des neueren Kriegssystems bildete. Unter
dem 30. Juni 1317 erließ der König eine nähere Instruction für die Aushebung
der Ersatzmannschaften sür das stehende Heer. Bon 80,000 jungen Leuten, welche
damals in jedem Jahre das zwanzigste Jahr erreichten, wurden nur etwa
40,000 ausgewählt. Den 30. Mai 1818 erfolgte die Eintheilung des Heeres
rü acht Corps- und vier Armeeabthcilungen. Zu Ende des Jahres 1319
wurde die Landwehr auf 32 Regimenter, jedes zu 3 Bataillonen und 3 Schwa¬
dronen, so wie auf 4 Regimenter, jedes zu 0 Compagnien gesetzt und in 16
Brigaden getheilt. Unter dem I.Mai 1820 wurden endlich die 8 Garde- und
Grenadierbataillone in 4 Regimenter, jedes zu 3 Bataillonen, verwandelt und
in zwei Gardelandwchrbrigaden getheilt. Nachdem diese Ausbildung der Ar¬
mee vollendet worden, war im Jahr 1820 die Stärke des stehenden Heeres,
gemäß der Rangliste, folgende: 80.800 Mann Infanterie, 21,700 Mann Ca-
vallerie, 14.000 Mann Artillerie, 2300 Mann Ingenieure und Pioniere: zu»
sammen 118,800 'Mann. Die Invalide,, betrugen zusammen 6400 Personen.
Das ganze Heer war ohne die Garden in 16 Divisionen eingetheilt, jede mit
einem permanenten Stabsvrte. Diese 16 Divisionen bildeten 3 Armeecorps,
welche bei einem allgemeinen Ausgebot stellen konnten: 298,000 Mann und
40,000 Pferde vom stehenden Heere und der Landwehr ersten Aufgebots,
180,000 Mann von der Landwehr zweiten Aufgebots. Nach dem allgemeinen Etat
des Staatshaushaltes, den der König am 7. Juni 1821 vollzog, betrug die
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/276>, abgerufen am 14.05.2024.