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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

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res, 3 Kammerdiencrinnen des Dauphins. 2 Säugammen, 3 königliche Kammer¬
diener, 2 Tapezierer, dabei auch ihr Premier aumonier*) l'Evsque de Cordon,
so des Dauphins Präceptor gewest, und ihr neuer Beichtvater, ein Jesuiter.
ein arges Männlein, gestanden und sie empfangen; sonst hat sie keinen an¬
dern Hofstaat, etliche Pagen und Lakaien sind vom Könige. Nachdem man
Madame in die Scheuer geführt, hat man von uns schon Niemand in die
Nähe zu ihr gelassen. Sie aberhaben öfters an der Madame gezupft, alles be¬
trachtet und oft so kindische Sachen vorgebracht, daß es einem verdrossen,
hat uns oft sehnlich angeschaut. Wir sind auch in lauter Scheuern gespeiset
worden. Das Tractament ist ziemlich sein gewesen, doch dem Würtembergi-
schen nicht gleich, uns deutsche Cavaliere und Dames hat man ganz absonder¬
lich allein gespeiset, und ist keine französische See! zu uns kommen, auch ge¬
schwind über und übergangen und mit dem Aufbruch greulich geeilet. Gleich
nach der Tafel hat Mr. le Duc de Crequy den Damen und Kavalieren die
Kleinodien und Präsente gegeben, der Thresonicr hat, was in Geld gewesen, den
Leuten ausgetheilt in lauten spanischen Dublonen. Es werden diese Präsente
in Kleinodien und Geld von 40 -- 50,000 Rest. geschätzt. Ich haben einen
spitzigen Diamanten brillant geschnitten auf die neue Mode bekommen, davor
mir schon haben wollen die Juweliere in Ulm und Augsburg 1000 Thlr. geben.
Vielen sind allein 1000 Thlr. Lohngeld gegeben worden, wie dem Medico
und dem Coutralor (?), dem Kammerdiener 500 Thlr.. den Dames köstlicher
Schmuck. Meine Schwester hat 12 Diamantknöpfe und 12 Schlingen dazu,
wie mein's jetzt trägt, g. la mode er brillant geschnitten bekommen, so 3 --
4000 Thlr. estimiret wurden. Hernach hat man uns Urlaub nehmen lassen,
nur en Passant: da hat man sie gleich mit Gewalt zur Kutsche geführt, daß
man ihr sogar nicht Zeit gelassen, ihren Schleier zu nehmen, sondern gesagt,
man wollte es durch einen Reitenden nachschicken, hat sie doch mit gnädiger
Miene den Kopf neigend von uns noch Urlaub genommen. Man hat ihr
keinen deutschen Hund, geschweige einen Menschen mit ihr gelassen, sogar
den Beichtvater nicht. Um 2 Uhr sind wir von einander geschieden, sie
auf Briefelde und wir auf Straßburg. Den 22. haben wir einen Rast¬
tag in Straßburg gemacht und von Pfalz Veldenz mit einem Ball und
Collation tractiret worden. Den 24. sind wir nacher Schwarzach, den 25.
Mittag Rastatt, Nachts Ettlingen. Den 26. Pforzheim, den 27. Wisach, den
28. hat die ganze Suite der Herzog von Würtemberg nach Stuckart geladen,
den 29. dorten behalten und unbeschreiblich tractirt mit Tanzen, Maskeraden,
hat uns auch alles in splendor sehn lassen, haben auch schöne Rosse getauscht.
Den i. Martii sind wir auf Mittag nach Eßlingen, Nachts Ebersbach, den 2.
Heidenheimb. den 3. Dillingen, 4. Mittag Altmünster, auf die Nacht auf



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res, 3 Kammerdiencrinnen des Dauphins. 2 Säugammen, 3 königliche Kammer¬
diener, 2 Tapezierer, dabei auch ihr Premier aumonier*) l'Evsque de Cordon,
so des Dauphins Präceptor gewest, und ihr neuer Beichtvater, ein Jesuiter.
ein arges Männlein, gestanden und sie empfangen; sonst hat sie keinen an¬
dern Hofstaat, etliche Pagen und Lakaien sind vom Könige. Nachdem man
Madame in die Scheuer geführt, hat man von uns schon Niemand in die
Nähe zu ihr gelassen. Sie aberhaben öfters an der Madame gezupft, alles be¬
trachtet und oft so kindische Sachen vorgebracht, daß es einem verdrossen,
hat uns oft sehnlich angeschaut. Wir sind auch in lauter Scheuern gespeiset
worden. Das Tractament ist ziemlich sein gewesen, doch dem Würtembergi-
schen nicht gleich, uns deutsche Cavaliere und Dames hat man ganz absonder¬
lich allein gespeiset, und ist keine französische See! zu uns kommen, auch ge¬
schwind über und übergangen und mit dem Aufbruch greulich geeilet. Gleich
nach der Tafel hat Mr. le Duc de Crequy den Damen und Kavalieren die
Kleinodien und Präsente gegeben, der Thresonicr hat, was in Geld gewesen, den
Leuten ausgetheilt in lauten spanischen Dublonen. Es werden diese Präsente
in Kleinodien und Geld von 40 — 50,000 Rest. geschätzt. Ich haben einen
spitzigen Diamanten brillant geschnitten auf die neue Mode bekommen, davor
mir schon haben wollen die Juweliere in Ulm und Augsburg 1000 Thlr. geben.
Vielen sind allein 1000 Thlr. Lohngeld gegeben worden, wie dem Medico
und dem Coutralor (?), dem Kammerdiener 500 Thlr.. den Dames köstlicher
Schmuck. Meine Schwester hat 12 Diamantknöpfe und 12 Schlingen dazu,
wie mein's jetzt trägt, g. la mode er brillant geschnitten bekommen, so 3 —
4000 Thlr. estimiret wurden. Hernach hat man uns Urlaub nehmen lassen,
nur en Passant: da hat man sie gleich mit Gewalt zur Kutsche geführt, daß
man ihr sogar nicht Zeit gelassen, ihren Schleier zu nehmen, sondern gesagt,
man wollte es durch einen Reitenden nachschicken, hat sie doch mit gnädiger
Miene den Kopf neigend von uns noch Urlaub genommen. Man hat ihr
keinen deutschen Hund, geschweige einen Menschen mit ihr gelassen, sogar
den Beichtvater nicht. Um 2 Uhr sind wir von einander geschieden, sie
auf Briefelde und wir auf Straßburg. Den 22. haben wir einen Rast¬
tag in Straßburg gemacht und von Pfalz Veldenz mit einem Ball und
Collation tractiret worden. Den 24. sind wir nacher Schwarzach, den 25.
Mittag Rastatt, Nachts Ettlingen. Den 26. Pforzheim, den 27. Wisach, den
28. hat die ganze Suite der Herzog von Würtemberg nach Stuckart geladen,
den 29. dorten behalten und unbeschreiblich tractirt mit Tanzen, Maskeraden,
hat uns auch alles in splendor sehn lassen, haben auch schöne Rosse getauscht.
Den i. Martii sind wir auf Mittag nach Eßlingen, Nachts Ebersbach, den 2.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/347>, abgerufen am 21.05.2024.