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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

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eigenthümliche Bereinsliteratur^) zu werfen, so wird damit schon viel gewon¬
nen sein.

Erwachsen ist der Verein in seiner ersten Form als G.-A.-Stiftung aus
der bei Gelegenheit der Gedächtnißfeier des Todestages Gustav Adolfs
(6. Nov. 1832) von dem Superint. Großmann in Leipzig ausgesprochenen,
und weil im Bewußtsein der Zeitgenossen liegend, von denselben eifrig erfa߬
ten Idee, daß das beste Denkmal für Gustav Adolf die Begründung einer
Thätigkeit sein würde, welche denselben Zweck, den jener König mit dem Schwerte
in der Hand verfolgen mußte, die Erhaltung der evang. Kirche, mit Waffen
des Friedens zu erreichen trachtete. In Großmann selbst aber war die Idee
durch die ihm in seiner amtlichen Thätigkeit gewordene, ihn tief ergreifende
Kunde von dem Nothstande einer böhmischen evang. Gemeinde erweckt worden
welche aus Mangel an Mitteln zu ihrer kirchlichen Existenz gänzlich unterzu¬
gehen in Gefahr war. Aus mancher aus den östreichischen Ländern nach dem
benachbarten Sachsen gelangten Kunde konnte man vermuthen, daß noch gar
manche Gemeinde sich in einer ähnlichen Lage befinden möchte, daß eine hilf¬
reiche Thätigkeit, wje die beabsichtigte, bald vielfältig in Anspruch genommen
werden würde, mithin eine solche zu organisiren hinreichende Aufforderung vor¬
handen sei. Und so zeigte es sich denn auch bald, daß mit den Zinsen eines
zuerst durch eine Sechsersammlung begründeten, dann durch jährlich wiederholte
Sammlungen in Sachsen, und durch eine von dem Könige von Schweden, sechs
Jahre nacheinander gewährte LandesNrchencollccte vermehrten, in den ersten
neun Jahren bis auf ca. 12,000 Thlr. gestiegenen Capitals nur wenig geleistet
werden könnte, um den nun immer mehr an den Tag tretenden Nothständen
abzuhelfen.

Da geschah es. daß im Jahr 1841 auch im Westen und Süden Deutsch¬
lands derselbe Gedanke, aus dem dieser Anfang im Osten entsprungen war,
lebendig wurde durch einen mächtig wirkenden Aufruf des Hofpredigers Zimmer¬
mann in Darmstadt, dem sich bei der Kunde von der eifrigen Sorge franzö¬
sischer Katholiken für ihre zerstreuten Glaubensgenossen, und zugleich von der
zu einer ähnlichen Sorge auffordernden Lage der zerstreuten Protestanten die
Nothwendigkeit einer gemeinsamen Thätigkeit der Evangelischen zur Sicherung
der gefährdeten Theile ihrer Kirche aufgedrängt hatte.
'



*) Wir verweist" hier nur auf Zimmermanns Schrift über den G.-A.-Verein, L. Auflage.
Darmstadt beiZernin, auf die des Archidiae.Werner, Reichenbach, bei Hann und Sohn, auf
Zimmcrmaunsbautc" des G.-A.-Verei"s, auf die verschiedene" periodischen Blätter, deu Dnrm-
städter, den Thüringer, den Märkischen, den Kömgsbcrger Boten, die schlesischen Mittheilungen,
die Rheinischen Blätter, ferner auf die jährliche" Berichte der el"zelne" Hauptverciue u"d des
Cttttralvorstcmdes, die als Manuscript gedruckten Auszüge aus deu ni"gega"ge"en Unterstüjzuttgs-
gesuchen u. s. w. . .

eigenthümliche Bereinsliteratur^) zu werfen, so wird damit schon viel gewon¬
nen sein.

Erwachsen ist der Verein in seiner ersten Form als G.-A.-Stiftung aus
der bei Gelegenheit der Gedächtnißfeier des Todestages Gustav Adolfs
(6. Nov. 1832) von dem Superint. Großmann in Leipzig ausgesprochenen,
und weil im Bewußtsein der Zeitgenossen liegend, von denselben eifrig erfa߬
ten Idee, daß das beste Denkmal für Gustav Adolf die Begründung einer
Thätigkeit sein würde, welche denselben Zweck, den jener König mit dem Schwerte
in der Hand verfolgen mußte, die Erhaltung der evang. Kirche, mit Waffen
des Friedens zu erreichen trachtete. In Großmann selbst aber war die Idee
durch die ihm in seiner amtlichen Thätigkeit gewordene, ihn tief ergreifende
Kunde von dem Nothstande einer böhmischen evang. Gemeinde erweckt worden
welche aus Mangel an Mitteln zu ihrer kirchlichen Existenz gänzlich unterzu¬
gehen in Gefahr war. Aus mancher aus den östreichischen Ländern nach dem
benachbarten Sachsen gelangten Kunde konnte man vermuthen, daß noch gar
manche Gemeinde sich in einer ähnlichen Lage befinden möchte, daß eine hilf¬
reiche Thätigkeit, wje die beabsichtigte, bald vielfältig in Anspruch genommen
werden würde, mithin eine solche zu organisiren hinreichende Aufforderung vor¬
handen sei. Und so zeigte es sich denn auch bald, daß mit den Zinsen eines
zuerst durch eine Sechsersammlung begründeten, dann durch jährlich wiederholte
Sammlungen in Sachsen, und durch eine von dem Könige von Schweden, sechs
Jahre nacheinander gewährte LandesNrchencollccte vermehrten, in den ersten
neun Jahren bis auf ca. 12,000 Thlr. gestiegenen Capitals nur wenig geleistet
werden könnte, um den nun immer mehr an den Tag tretenden Nothständen
abzuhelfen.

Da geschah es. daß im Jahr 1841 auch im Westen und Süden Deutsch¬
lands derselbe Gedanke, aus dem dieser Anfang im Osten entsprungen war,
lebendig wurde durch einen mächtig wirkenden Aufruf des Hofpredigers Zimmer¬
mann in Darmstadt, dem sich bei der Kunde von der eifrigen Sorge franzö¬
sischer Katholiken für ihre zerstreuten Glaubensgenossen, und zugleich von der
zu einer ähnlichen Sorge auffordernden Lage der zerstreuten Protestanten die
Nothwendigkeit einer gemeinsamen Thätigkeit der Evangelischen zur Sicherung
der gefährdeten Theile ihrer Kirche aufgedrängt hatte.
'



*) Wir verweist» hier nur auf Zimmermanns Schrift über den G.-A.-Verein, L. Auflage.
Darmstadt beiZernin, auf die des Archidiae.Werner, Reichenbach, bei Hann und Sohn, auf
Zimmcrmaunsbautc» des G.-A.-Verei»s, auf die verschiedene» periodischen Blätter, deu Dnrm-
städter, den Thüringer, den Märkischen, den Kömgsbcrger Boten, die schlesischen Mittheilungen,
die Rheinischen Blätter, ferner auf die jährliche» Berichte der el»zelne» Hauptverciue u»d des
Cttttralvorstcmdes, die als Manuscript gedruckten Auszüge aus deu ni»gega»ge»en Unterstüjzuttgs-
gesuchen u. s. w. . .
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/54>, abgerufen am 21.05.2024.