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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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vorgeschlagen, welche so eingerichtet waren, daß sie sowol die Truppen mit
ihrem Material aufnehmen, als auch nöthigenfalls an einer Seeschlacht Theil
nehmen konnten.

Im Juni 1803, gleichzeitig mit dem Ausbruch des Krieges, wurde die
französische Nation von einer Bewegung ergriffen, welche Thiers in seiner
Geschichte des Consulats und Kaiserreichs in folgender Weise schildert: "Wie
mit einem elektrischen Schlage boten die Departements und großen Städte,
jede nach ihren Mitteln, der Regierung Plattschiffe. Korvetten, Fregatten,
ja selbst Linienschiffe dar. Das Departement l'Orient wurde zuerst von
diesem patriotischen Gedanken ergriffen. Es legte sich eine Summe
von 300,000 Franken auf, um eine Fregatte von 30 Geschützen zu
bauen und auszurüsten. Diesem Signal antworteten die Gemeinden, die
Departements, ja die Korporationen mit einer allgemeinen Erhebung. Die
Moires von Paris eröffneten Unterzeichnungen, und eine Menge von Unter¬
schriften bedeckten bald die ausgelegten Bogen. Die von den Marinebehörden
vorgeschlagenen Plattschiffe hatten verschiedene Größen und kosteten 8000 bis
30,000 Franken. Jeder Ort konnte daher seinen Eifer seinen Mitteln anpassen.
Kleine Städte wie Coutances, Bernay, Louviers, Valogne, Foix, Verdun,
Moissac, gaben einfache Plattschiffe erster oder zweiter Klasse. Bedeutendere
Städte votirten Fregatten und selbst Linienschiffe. Paris gab ein Linienschiff
von 120, Lyon von 100, Bordeaux von 80, Marseille von 74 Geschützen.
Diese Geschenke der großen Städte waren von denjenigen, welche die Depar¬
tements machten, unabhängig. So unterzeichnete das Departement der Gi-
ronde zum Schiffsbau 1,600,000 Franken, obwohl Bordeaux ein Linienschiff
von 80 Geschützen dargeboten hatte. Obgleich Lyon ein Linienschiff von
100 Geschützen gegeben hatte, fügte das Departement der Rhone noch
eine patriotische Gabe, die sich auf ein Achtel-seiner Abgaben belief, hin¬
zu; ebenso das Norddepartement zu dem von der Stadt Lille votirten Fonds
noch eine Million. Die Departements besteuerten sich im Allgemeinen mit
Summen von 200,000 bis zu einer Million Franken. Einige lieferten ihren
Beitrag in den für die Marine geeigneten Producten des Landes. Das
Departement der CSte-d'Or schenkte dem Staate hundert schwere Geschütze,
die zu Creuzot gegossen werden sollten. Das Departement des Lot und der
Garonne votirte sür die Dauer der Finanzjahre XI und XII einen Zuschlag
von 5 Centimes zu seinen directen Abgaben, um denselben für Segeltuch,
das im Lande gekauft werden sollte, zu verwenden. -- Die großen Staats-
körper wollten nicht zurückbleiben, und der Senat gab von seinen Einkünften
ein Linienschiff von 120 Geschützen. Einfache Handelshäuser, wie das Haus
Barillon, Finanzbeamte, wie z. B. die Generaleinnehmer, boten Platt¬
schiffe dar.


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vorgeschlagen, welche so eingerichtet waren, daß sie sowol die Truppen mit
ihrem Material aufnehmen, als auch nöthigenfalls an einer Seeschlacht Theil
nehmen konnten.

Im Juni 1803, gleichzeitig mit dem Ausbruch des Krieges, wurde die
französische Nation von einer Bewegung ergriffen, welche Thiers in seiner
Geschichte des Consulats und Kaiserreichs in folgender Weise schildert: „Wie
mit einem elektrischen Schlage boten die Departements und großen Städte,
jede nach ihren Mitteln, der Regierung Plattschiffe. Korvetten, Fregatten,
ja selbst Linienschiffe dar. Das Departement l'Orient wurde zuerst von
diesem patriotischen Gedanken ergriffen. Es legte sich eine Summe
von 300,000 Franken auf, um eine Fregatte von 30 Geschützen zu
bauen und auszurüsten. Diesem Signal antworteten die Gemeinden, die
Departements, ja die Korporationen mit einer allgemeinen Erhebung. Die
Moires von Paris eröffneten Unterzeichnungen, und eine Menge von Unter¬
schriften bedeckten bald die ausgelegten Bogen. Die von den Marinebehörden
vorgeschlagenen Plattschiffe hatten verschiedene Größen und kosteten 8000 bis
30,000 Franken. Jeder Ort konnte daher seinen Eifer seinen Mitteln anpassen.
Kleine Städte wie Coutances, Bernay, Louviers, Valogne, Foix, Verdun,
Moissac, gaben einfache Plattschiffe erster oder zweiter Klasse. Bedeutendere
Städte votirten Fregatten und selbst Linienschiffe. Paris gab ein Linienschiff
von 120, Lyon von 100, Bordeaux von 80, Marseille von 74 Geschützen.
Diese Geschenke der großen Städte waren von denjenigen, welche die Depar¬
tements machten, unabhängig. So unterzeichnete das Departement der Gi-
ronde zum Schiffsbau 1,600,000 Franken, obwohl Bordeaux ein Linienschiff
von 80 Geschützen dargeboten hatte. Obgleich Lyon ein Linienschiff von
100 Geschützen gegeben hatte, fügte das Departement der Rhone noch
eine patriotische Gabe, die sich auf ein Achtel-seiner Abgaben belief, hin¬
zu; ebenso das Norddepartement zu dem von der Stadt Lille votirten Fonds
noch eine Million. Die Departements besteuerten sich im Allgemeinen mit
Summen von 200,000 bis zu einer Million Franken. Einige lieferten ihren
Beitrag in den für die Marine geeigneten Producten des Landes. Das
Departement der CSte-d'Or schenkte dem Staate hundert schwere Geschütze,
die zu Creuzot gegossen werden sollten. Das Departement des Lot und der
Garonne votirte sür die Dauer der Finanzjahre XI und XII einen Zuschlag
von 5 Centimes zu seinen directen Abgaben, um denselben für Segeltuch,
das im Lande gekauft werden sollte, zu verwenden. — Die großen Staats-
körper wollten nicht zurückbleiben, und der Senat gab von seinen Einkünften
ein Linienschiff von 120 Geschützen. Einfache Handelshäuser, wie das Haus
Barillon, Finanzbeamte, wie z. B. die Generaleinnehmer, boten Platt¬
schiffe dar.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/109>, abgerufen am 28.04.2024.