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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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Inwiefern bei den 3 andern Waffen eine ähnliche Ausbildungsmethode
eingeführt werden könnte, will ich Männern der Waffe zur Entscheidung über¬
lassen. Meine unmaßgebliche Ansicht geht indessen dahin: Bei der Cavallerie,
das Regiment zu 6 Escadrons und dreijährige Dienstzeit, könnten immer 2 und
2 Escadrons einem Jahrgang angehören. Die Nemonten müßten allen Es¬
cadrons angehören, wären aber im Fall eines Ausrückens bei den beiden
Necrutenescadrons in einem Depot zu vereinigen und weiter zuzureiten.

Bei der Artillerie, mit dreijähriger Dienstzeit und starker Winterbeurlaubung,
würde, weil an die Intelligenz und an die Leistung der einzelnen Nummern,
der Fahrer u. s. w. so verschiedene Ansprüche gemacht werden, wohl die bis¬
herige Ausbildungsweise und Ersatzgestaltung beizubehalten sein.

Bei den Pionieren aber könnte ganz wie bei der Infanterie verfahren
und jedenfalls mehr geleistet werden.

Die Etatserhöhungcn der einzelnen Waffen. Diese Erhöhung
ist doppelter Art:

1. Die Cadres, die Stämme der Truppen, an Offizieren, Unteroffizieren
und Capitulanten sind dergestalt vermehrt, daß im Fall der Mobilmachung
für die Feldtruppen die dazu hinreichende Zahl vorhanden ist.

2. Der Etat der Mannschaften ist der Art erhöht, daß va. die Hälfte mehr
Recruten als sonst eingestellt werden, und es möglich ist, im Fall einer Mobil¬
machung die Feldarmee aus den Altersklassen vom 20. bis loci. 28. Jahre
zu formiren, während sonst nicht die Klassen bis moi. 32. Jahre ausgereicht haben.

aä 1. Da, wie schon gesagt, die Cadres das lebengebende Element
einer Truppe sind, so ist für den Krieg das Allerwichtigste, daß sie in hinreichen¬
der Zahl und Güte vorhanden sind. -- Die jetzt eingetretene Vermehrung
derselben hebt den Hauptfehler unserer bisherigen Armee-Organisation auf
und muß in jeder Beziehung anerkannt werden. -- Wie wichtig dies ist, hat
uns die französische Armee 1813 und auch 1814 gezeigt. -- Napoleon rettete
aus dem Winterfeldzuge 1812 und aus dem aufreibenden Feldzug 1813 nur
seine besseren Elemente der Offiziere und Unteroffiziere, aber diese reichten hin,
um mit lauter Recruten 1813 wie 1814 ganz gute und Achtung gebietende
Truppen aufzustellen.

aä 2. Die Vermehrung der alljährlich einzustellenden Recrutenzahl ist
ebenfalls als wichtig anzuerkennen, da die Einstellung der älteren Wehrleute
in die Feldarmee dem Lande zu der Zeit den besten Theil des Nährstandes
nahm, in welcher es desselben am meisten bedürfte. Die verheiratheten Wehr¬
leute bildeten außerdem nur sehr schwer zu behandelnde Bestandtheile der
Truppe. --.

Ich habe also die ob"n aufgestellten Fragen dahin beantwortet, daß
ich die Reorganisation der Armee im Ganzen, wie im Einzelnen als richtig


Inwiefern bei den 3 andern Waffen eine ähnliche Ausbildungsmethode
eingeführt werden könnte, will ich Männern der Waffe zur Entscheidung über¬
lassen. Meine unmaßgebliche Ansicht geht indessen dahin: Bei der Cavallerie,
das Regiment zu 6 Escadrons und dreijährige Dienstzeit, könnten immer 2 und
2 Escadrons einem Jahrgang angehören. Die Nemonten müßten allen Es¬
cadrons angehören, wären aber im Fall eines Ausrückens bei den beiden
Necrutenescadrons in einem Depot zu vereinigen und weiter zuzureiten.

Bei der Artillerie, mit dreijähriger Dienstzeit und starker Winterbeurlaubung,
würde, weil an die Intelligenz und an die Leistung der einzelnen Nummern,
der Fahrer u. s. w. so verschiedene Ansprüche gemacht werden, wohl die bis¬
herige Ausbildungsweise und Ersatzgestaltung beizubehalten sein.

Bei den Pionieren aber könnte ganz wie bei der Infanterie verfahren
und jedenfalls mehr geleistet werden.

Die Etatserhöhungcn der einzelnen Waffen. Diese Erhöhung
ist doppelter Art:

1. Die Cadres, die Stämme der Truppen, an Offizieren, Unteroffizieren
und Capitulanten sind dergestalt vermehrt, daß im Fall der Mobilmachung
für die Feldtruppen die dazu hinreichende Zahl vorhanden ist.

2. Der Etat der Mannschaften ist der Art erhöht, daß va. die Hälfte mehr
Recruten als sonst eingestellt werden, und es möglich ist, im Fall einer Mobil¬
machung die Feldarmee aus den Altersklassen vom 20. bis loci. 28. Jahre
zu formiren, während sonst nicht die Klassen bis moi. 32. Jahre ausgereicht haben.

aä 1. Da, wie schon gesagt, die Cadres das lebengebende Element
einer Truppe sind, so ist für den Krieg das Allerwichtigste, daß sie in hinreichen¬
der Zahl und Güte vorhanden sind. — Die jetzt eingetretene Vermehrung
derselben hebt den Hauptfehler unserer bisherigen Armee-Organisation auf
und muß in jeder Beziehung anerkannt werden. — Wie wichtig dies ist, hat
uns die französische Armee 1813 und auch 1814 gezeigt. — Napoleon rettete
aus dem Winterfeldzuge 1812 und aus dem aufreibenden Feldzug 1813 nur
seine besseren Elemente der Offiziere und Unteroffiziere, aber diese reichten hin,
um mit lauter Recruten 1813 wie 1814 ganz gute und Achtung gebietende
Truppen aufzustellen.

aä 2. Die Vermehrung der alljährlich einzustellenden Recrutenzahl ist
ebenfalls als wichtig anzuerkennen, da die Einstellung der älteren Wehrleute
in die Feldarmee dem Lande zu der Zeit den besten Theil des Nährstandes
nahm, in welcher es desselben am meisten bedürfte. Die verheiratheten Wehr¬
leute bildeten außerdem nur sehr schwer zu behandelnde Bestandtheile der
Truppe. —.

Ich habe also die ob«n aufgestellten Fragen dahin beantwortet, daß
ich die Reorganisation der Armee im Ganzen, wie im Einzelnen als richtig


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[0031] Inwiefern bei den 3 andern Waffen eine ähnliche Ausbildungsmethode eingeführt werden könnte, will ich Männern der Waffe zur Entscheidung über¬ lassen. Meine unmaßgebliche Ansicht geht indessen dahin: Bei der Cavallerie, das Regiment zu 6 Escadrons und dreijährige Dienstzeit, könnten immer 2 und 2 Escadrons einem Jahrgang angehören. Die Nemonten müßten allen Es¬ cadrons angehören, wären aber im Fall eines Ausrückens bei den beiden Necrutenescadrons in einem Depot zu vereinigen und weiter zuzureiten. Bei der Artillerie, mit dreijähriger Dienstzeit und starker Winterbeurlaubung, würde, weil an die Intelligenz und an die Leistung der einzelnen Nummern, der Fahrer u. s. w. so verschiedene Ansprüche gemacht werden, wohl die bis¬ herige Ausbildungsweise und Ersatzgestaltung beizubehalten sein. Bei den Pionieren aber könnte ganz wie bei der Infanterie verfahren und jedenfalls mehr geleistet werden. Die Etatserhöhungcn der einzelnen Waffen. Diese Erhöhung ist doppelter Art: 1. Die Cadres, die Stämme der Truppen, an Offizieren, Unteroffizieren und Capitulanten sind dergestalt vermehrt, daß im Fall der Mobilmachung für die Feldtruppen die dazu hinreichende Zahl vorhanden ist. 2. Der Etat der Mannschaften ist der Art erhöht, daß va. die Hälfte mehr Recruten als sonst eingestellt werden, und es möglich ist, im Fall einer Mobil¬ machung die Feldarmee aus den Altersklassen vom 20. bis loci. 28. Jahre zu formiren, während sonst nicht die Klassen bis moi. 32. Jahre ausgereicht haben. aä 1. Da, wie schon gesagt, die Cadres das lebengebende Element einer Truppe sind, so ist für den Krieg das Allerwichtigste, daß sie in hinreichen¬ der Zahl und Güte vorhanden sind. — Die jetzt eingetretene Vermehrung derselben hebt den Hauptfehler unserer bisherigen Armee-Organisation auf und muß in jeder Beziehung anerkannt werden. — Wie wichtig dies ist, hat uns die französische Armee 1813 und auch 1814 gezeigt. — Napoleon rettete aus dem Winterfeldzuge 1812 und aus dem aufreibenden Feldzug 1813 nur seine besseren Elemente der Offiziere und Unteroffiziere, aber diese reichten hin, um mit lauter Recruten 1813 wie 1814 ganz gute und Achtung gebietende Truppen aufzustellen. aä 2. Die Vermehrung der alljährlich einzustellenden Recrutenzahl ist ebenfalls als wichtig anzuerkennen, da die Einstellung der älteren Wehrleute in die Feldarmee dem Lande zu der Zeit den besten Theil des Nährstandes nahm, in welcher es desselben am meisten bedürfte. Die verheiratheten Wehr¬ leute bildeten außerdem nur sehr schwer zu behandelnde Bestandtheile der Truppe. —. Ich habe also die ob«n aufgestellten Fragen dahin beantwortet, daß ich die Reorganisation der Armee im Ganzen, wie im Einzelnen als richtig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/31>, abgerufen am 29.04.2024.