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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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Form mit Butter ausgestrichen, belegt man die Seiten tMv d^N Rand der-
selben, nicht zugleich den Boden mit fettem Pastetenteig. Darauf füllt r"^"
den Raum zwischen dem Teig und den größten und feinsten Austern. Peren
Man habhaft werden kann, und die vorher in einer Pfaniie -mit Würzkörnern
Pfeffer Und Zalz wohl umgerührt worden sind. Darüber streut niam gerieb¬
nes Weißbrot und das kleingewiegte Gelbe von einer Anzahl Eiern etwa ein
halbes Zoll hoch. Dann rollt man mit einem Nudelholz den Deckel der Pa¬
stete aus, biegt den Rand zu anmuthigen Wellenlinien und legt den fertigen
Deckel auf. Hierauf schneidet man aus einem Klumpen Pastetenteig vermit¬
telst eines scharfen Messers einen Knopf von der Gestalt einer doppelten
Tulpe für den Deckel, macht einen Schlitz >in letztern, steckt die Tulpe hinern,
umgiebt sie noch mit einigen Blättern von Teig und läßt das Ganze in einem
wohwbe--^ Ofen braun backen.

Wir schreiben in den "Grenzboten" kein Kochbuch, und so müssen wir an
den fernern beiden englischen Austernpasteten und ebenso an den drei franzö¬
sischen, die schwarz auf weih vor uns liegen und recht majestätisch aussehen,
vorübergehen, ohne sie der Wißbegier zu zergliedern. Auch die gedämpfte
Auster und ihre Verwandte, die in Kammmuschelschalen gebackene, muß unge-
schildert bleiben, desgleichen der Äusternfladen, die gepökelte Auster und das
Austernpulvcr, von dem gepriesen wird, daß es die köstlichste Sauce zu Fisch,
Geflügel oder Rumpsteak gibt, endlich auch das Austernbrot und dessen vor¬
nehmerer Vetter, der Eierkuchen mit Austern.

Dagegen sei es noch gestattet, eine Methode der Verwendung von Austern
zu erwähnen, welche eine gewisse Beachtung verdienen mag. 'Wir meinen
die, welche der berühmte Componist Nicolo in seinen Mußestunden erfand.
Nicolo verbrachte sein Leben zwischen seinem Piano und seiner Bratpfanne
und präparirte seine Maccaroni in folgender genialer Weise: er füllte (natür¬
lich eigenhändig) jede Röhre mit Rindsmark, Gänseleber. gewiegten Wild-
pret, kleingeschnittnen Trüffeln und Austern, feuchtete das Ganze mit dem
Saft der letztern an und ließ es über dem Feuer auskochen. Von diesem Ge¬
richt pflegte er stets mit einer Hand über den Augen zu essen, damit seine
Meditationen nicht gestört würden, und mit großer Wahrscheinlichkeit ist an¬
zunehmen, daß seine besten Leistungen auf dem Gebiet der Musik Töchter sol¬
cher beschaulichen Stunden sind -- "ein'Wink für unsre Tonkünstler!" schreibt
der Erleuchtete Hamburger Meister an den Rand dieser Mittheilung,"°-'''-''




Form mit Butter ausgestrichen, belegt man die Seiten tMv d^N Rand der-
selben, nicht zugleich den Boden mit fettem Pastetenteig. Darauf füllt r»^"
den Raum zwischen dem Teig und den größten und feinsten Austern. Peren
Man habhaft werden kann, und die vorher in einer Pfaniie -mit Würzkörnern
Pfeffer Und Zalz wohl umgerührt worden sind. Darüber streut niam gerieb¬
nes Weißbrot und das kleingewiegte Gelbe von einer Anzahl Eiern etwa ein
halbes Zoll hoch. Dann rollt man mit einem Nudelholz den Deckel der Pa¬
stete aus, biegt den Rand zu anmuthigen Wellenlinien und legt den fertigen
Deckel auf. Hierauf schneidet man aus einem Klumpen Pastetenteig vermit¬
telst eines scharfen Messers einen Knopf von der Gestalt einer doppelten
Tulpe für den Deckel, macht einen Schlitz >in letztern, steckt die Tulpe hinern,
umgiebt sie noch mit einigen Blättern von Teig und läßt das Ganze in einem
wohwbe--^ Ofen braun backen.

Wir schreiben in den „Grenzboten" kein Kochbuch, und so müssen wir an
den fernern beiden englischen Austernpasteten und ebenso an den drei franzö¬
sischen, die schwarz auf weih vor uns liegen und recht majestätisch aussehen,
vorübergehen, ohne sie der Wißbegier zu zergliedern. Auch die gedämpfte
Auster und ihre Verwandte, die in Kammmuschelschalen gebackene, muß unge-
schildert bleiben, desgleichen der Äusternfladen, die gepökelte Auster und das
Austernpulvcr, von dem gepriesen wird, daß es die köstlichste Sauce zu Fisch,
Geflügel oder Rumpsteak gibt, endlich auch das Austernbrot und dessen vor¬
nehmerer Vetter, der Eierkuchen mit Austern.

Dagegen sei es noch gestattet, eine Methode der Verwendung von Austern
zu erwähnen, welche eine gewisse Beachtung verdienen mag. 'Wir meinen
die, welche der berühmte Componist Nicolo in seinen Mußestunden erfand.
Nicolo verbrachte sein Leben zwischen seinem Piano und seiner Bratpfanne
und präparirte seine Maccaroni in folgender genialer Weise: er füllte (natür¬
lich eigenhändig) jede Röhre mit Rindsmark, Gänseleber. gewiegten Wild-
pret, kleingeschnittnen Trüffeln und Austern, feuchtete das Ganze mit dem
Saft der letztern an und ließ es über dem Feuer auskochen. Von diesem Ge¬
richt pflegte er stets mit einer Hand über den Augen zu essen, damit seine
Meditationen nicht gestört würden, und mit großer Wahrscheinlichkeit ist an¬
zunehmen, daß seine besten Leistungen auf dem Gebiet der Musik Töchter sol¬
cher beschaulichen Stunden sind — „ein'Wink für unsre Tonkünstler!" schreibt
der Erleuchtete Hamburger Meister an den Rand dieser Mittheilung,"°-'''-''




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[0432] Form mit Butter ausgestrichen, belegt man die Seiten tMv d^N Rand der- selben, nicht zugleich den Boden mit fettem Pastetenteig. Darauf füllt r»^" den Raum zwischen dem Teig und den größten und feinsten Austern. Peren Man habhaft werden kann, und die vorher in einer Pfaniie -mit Würzkörnern Pfeffer Und Zalz wohl umgerührt worden sind. Darüber streut niam gerieb¬ nes Weißbrot und das kleingewiegte Gelbe von einer Anzahl Eiern etwa ein halbes Zoll hoch. Dann rollt man mit einem Nudelholz den Deckel der Pa¬ stete aus, biegt den Rand zu anmuthigen Wellenlinien und legt den fertigen Deckel auf. Hierauf schneidet man aus einem Klumpen Pastetenteig vermit¬ telst eines scharfen Messers einen Knopf von der Gestalt einer doppelten Tulpe für den Deckel, macht einen Schlitz >in letztern, steckt die Tulpe hinern, umgiebt sie noch mit einigen Blättern von Teig und läßt das Ganze in einem wohwbe--^ Ofen braun backen. Wir schreiben in den „Grenzboten" kein Kochbuch, und so müssen wir an den fernern beiden englischen Austernpasteten und ebenso an den drei franzö¬ sischen, die schwarz auf weih vor uns liegen und recht majestätisch aussehen, vorübergehen, ohne sie der Wißbegier zu zergliedern. Auch die gedämpfte Auster und ihre Verwandte, die in Kammmuschelschalen gebackene, muß unge- schildert bleiben, desgleichen der Äusternfladen, die gepökelte Auster und das Austernpulvcr, von dem gepriesen wird, daß es die köstlichste Sauce zu Fisch, Geflügel oder Rumpsteak gibt, endlich auch das Austernbrot und dessen vor¬ nehmerer Vetter, der Eierkuchen mit Austern. Dagegen sei es noch gestattet, eine Methode der Verwendung von Austern zu erwähnen, welche eine gewisse Beachtung verdienen mag. 'Wir meinen die, welche der berühmte Componist Nicolo in seinen Mußestunden erfand. Nicolo verbrachte sein Leben zwischen seinem Piano und seiner Bratpfanne und präparirte seine Maccaroni in folgender genialer Weise: er füllte (natür¬ lich eigenhändig) jede Röhre mit Rindsmark, Gänseleber. gewiegten Wild- pret, kleingeschnittnen Trüffeln und Austern, feuchtete das Ganze mit dem Saft der letztern an und ließ es über dem Feuer auskochen. Von diesem Ge¬ richt pflegte er stets mit einer Hand über den Augen zu essen, damit seine Meditationen nicht gestört würden, und mit großer Wahrscheinlichkeit ist an¬ zunehmen, daß seine besten Leistungen auf dem Gebiet der Musik Töchter sol¬ cher beschaulichen Stunden sind — „ein'Wink für unsre Tonkünstler!" schreibt der Erleuchtete Hamburger Meister an den Rand dieser Mittheilung,"°-'''-''

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/432>, abgerufen am 29.04.2024.