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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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Wesenheit desselben würde Schwärmen kleiner gefährlicher Schiffe gestatten, auszu¬
laufen und sich unter der,gegnerischen Handelsmarine Beute zu suchen, die innen
um so leichter werden müßte, als jene sich vielleicht unter dem Schutz der Blockade
sicher fühlen würde. Wir fürchten. England würde finden, daß die einzig
sichere Methode, die Häfen von Boston und Neuyork. die Bucht des Delaware und
die Chesapeake-Bai zu blockiren. die ist, sich nicht vor, sondern in sie zu legen.

Ein anderer Punkt von Wichtigkeit, der nicht zu übersehen ist , obwohl
seine Wirkung nur eine zeitweilige sein würde, ist der, daß zu Anfang deS
Kriegs die Amerikaner alle Vortheile für sich haben werden, welche dem zu-
fallen, der zuerst erfährt, daß ein Kampf ausbrechen wird. Diese Vortheile
sind oft groß, und die Engländer können sich versichert halten, daß ihre
Gegner sich durch keine Rücksichten des Zartgefühls bestimmen lassen werden,
sich derselben nicht im vollsten Umfang zu bedienen. Bestehen sie auf einem
Krieg oder auf dem, was nothwendig eine Kriegserklärung von englischer
Seite zur Folge haben muß. so werden sie dies zehn oder zwölf Tage eher
als die Engländer wissen, und vermittelst ihres ^Telegra'phen nach San Fran¬
cisco können sie dann ihre Schiffe im Stillen Ocean und den chinesischen
Meeren wahrscheinlich mehre Wochen früher mit den nöthigen Weisungen ver¬
sehen, als die britische Regierung ans dem Wege über Indien Nachricht dort¬
hin gelangen lassen kaun. Viel Schaden ist hiervon zu fürchten, falls der
Streit sich rasch ziür Kriege umwandelt, aber dieser Umstand liegt so auf der
Hand, daß man sicher sein kann, daß die englische Regierung sich durch In-
structionen an Admiral Milne und Lord Lyons sowie durch andere Vorsichts¬
maßregeln gegen das Uebel so gut als möglich gesichert haben wird. '

Wir kommen zum Schluß. Es scheint nach manchen englischen Zeitungen,
daß man sich dort dem Conflict mit der Hoffnung nähert, der Kampf werde
ein kurzer sein und es werde nothwendiger Weise die Bestimmung, ob er
laiig oder kurz dauern sollte. ganz in der Hand des Londoner Cabinets liegen.
Dies wäre eine arge Täuschung. Ohne alle Frage ist Englands Macht bei
Weitem größer als die seines Gegners. Ohne alle Frage wird die englische
Kriegsflotte dem amerikanischen Handel harte Verluste zufügen, ihn der Ver¬
nichtung nahe bringen und auf diesem Wege nickt allein der handeltreiben¬
de", sondern gleichzeitig auch der ackerbauenden Klasse in, den Vereinigten
Staaten sehr fühlbaren Schaoeu thun. Ohne Zwnsel ferner ist ein sehr
großer Theil der amerikanische" Bevölkerung mit Einschluß der besten und
nüchternsten Menschen und Bezirke vielleicht geneigt, den Vettern jenseits des.
Oceans gelegentlich eine Faust zu macheu, uicht aber sich mit ihnen herum
zu schlagen. Aber man sollte sich in England erinnern, daß die Nordameri¬
kaner in sehr vielen und gerade in den Dingen, welche beim Kampf in Frage
kommen, den Briten vollkommen ähnlich sind. Sie verstehen nicht im Min-


Wesenheit desselben würde Schwärmen kleiner gefährlicher Schiffe gestatten, auszu¬
laufen und sich unter der,gegnerischen Handelsmarine Beute zu suchen, die innen
um so leichter werden müßte, als jene sich vielleicht unter dem Schutz der Blockade
sicher fühlen würde. Wir fürchten. England würde finden, daß die einzig
sichere Methode, die Häfen von Boston und Neuyork. die Bucht des Delaware und
die Chesapeake-Bai zu blockiren. die ist, sich nicht vor, sondern in sie zu legen.

Ein anderer Punkt von Wichtigkeit, der nicht zu übersehen ist , obwohl
seine Wirkung nur eine zeitweilige sein würde, ist der, daß zu Anfang deS
Kriegs die Amerikaner alle Vortheile für sich haben werden, welche dem zu-
fallen, der zuerst erfährt, daß ein Kampf ausbrechen wird. Diese Vortheile
sind oft groß, und die Engländer können sich versichert halten, daß ihre
Gegner sich durch keine Rücksichten des Zartgefühls bestimmen lassen werden,
sich derselben nicht im vollsten Umfang zu bedienen. Bestehen sie auf einem
Krieg oder auf dem, was nothwendig eine Kriegserklärung von englischer
Seite zur Folge haben muß. so werden sie dies zehn oder zwölf Tage eher
als die Engländer wissen, und vermittelst ihres ^Telegra'phen nach San Fran¬
cisco können sie dann ihre Schiffe im Stillen Ocean und den chinesischen
Meeren wahrscheinlich mehre Wochen früher mit den nöthigen Weisungen ver¬
sehen, als die britische Regierung ans dem Wege über Indien Nachricht dort¬
hin gelangen lassen kaun. Viel Schaden ist hiervon zu fürchten, falls der
Streit sich rasch ziür Kriege umwandelt, aber dieser Umstand liegt so auf der
Hand, daß man sicher sein kann, daß die englische Regierung sich durch In-
structionen an Admiral Milne und Lord Lyons sowie durch andere Vorsichts¬
maßregeln gegen das Uebel so gut als möglich gesichert haben wird. '

Wir kommen zum Schluß. Es scheint nach manchen englischen Zeitungen,
daß man sich dort dem Conflict mit der Hoffnung nähert, der Kampf werde
ein kurzer sein und es werde nothwendiger Weise die Bestimmung, ob er
laiig oder kurz dauern sollte. ganz in der Hand des Londoner Cabinets liegen.
Dies wäre eine arge Täuschung. Ohne alle Frage ist Englands Macht bei
Weitem größer als die seines Gegners. Ohne alle Frage wird die englische
Kriegsflotte dem amerikanischen Handel harte Verluste zufügen, ihn der Ver¬
nichtung nahe bringen und auf diesem Wege nickt allein der handeltreiben¬
de», sondern gleichzeitig auch der ackerbauenden Klasse in, den Vereinigten
Staaten sehr fühlbaren Schaoeu thun. Ohne Zwnsel ferner ist ein sehr
großer Theil der amerikanische» Bevölkerung mit Einschluß der besten und
nüchternsten Menschen und Bezirke vielleicht geneigt, den Vettern jenseits des.
Oceans gelegentlich eine Faust zu macheu, uicht aber sich mit ihnen herum
zu schlagen. Aber man sollte sich in England erinnern, daß die Nordameri¬
kaner in sehr vielen und gerade in den Dingen, welche beim Kampf in Frage
kommen, den Briten vollkommen ähnlich sind. Sie verstehen nicht im Min-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/95>, abgerufen am 28.05.2024.