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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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Interesse seines Vaterlandes zu arbeiten hat. Keine Ungesetzlichkeit, welche
gegen ihn oder in seiner Nähe geübt wird, soll er schweigend ertragen. Jeder
Uebergriff der Administrativbcamten muß von den politischen Männern des
Wahlkreises überwacht und auf der Stelle zurückgewiesen werden. Jeder soll
jetzt mit seinen politischen Gesinnungsgenossen sest zusammenhalten. Wo die
Kraft des Einzelnen nicht ausreicht, helfe die Vereinigung.

Wer noch nicht Mitglied des Nationalvereins ist, für den ist jetzt Zeit
einzutreten. Gerade die Preußen sind als Mitglieder dieser großen Partei
unentbehrlich. Noch sind es erst 20,000 Deutsche, welche in ihm einen
Sammelpunkt für ihre politische Thätigkeit gefunden haben; aber er ist den¬
noch bereits eine Macht geworden, welche im westlichen Deutschland die Majo¬
rität der Kammern besetzt, einen großen Theil der liberalen Intelligenz des
Volkes vereinigt. Er ist jetzt, wo die preußische Regierung gänzlich außer
Stande ist, dem Wesen ihres Staates Freunde zu erwerben, der einzige ein¬
flußreiche Vertreter desjenigen Preußens, welches wir Alle ersehnen, die
einzige Autorität, welche im Volke den Fortschritten der östreichischen Partei
und den noch gefährlichern Fortschritten eines demokratischen Pessimis¬
mus siegreich Widerstand leistet. Gegen die Zuchtlosigkeit der Geister im
Volke, wie gegen die Willkürherrschaft der Regierungen ist er uns jetzt eine
schützende Kraft geworden. Und seine Führer, welche in den Ständeversamm¬
lungen ihrer engeren Heimath für den Handelsvertrag und die Fortdauer des
Zollvereins kämpfen, sind zugleich unermüdlich thätig, in größern und klei¬
nern Versammlungen den Widerstand des Volkes in der Delegirtenfragc in
gesetzlichen Bahnen zu leiten. Größer und schwerer wird ihre Aufgabe, seit die
Reaction in Preußen zur Herrschaft gelangt ist. Wie fest und zuversichtlich diese.
Männer auf ihrem Princip stehen mögen und wie wenig ihr Vertrauen zu der
Tüchtigkeit des preußischen Volkes erschüttert sein mag, sie brauchen gerade
jetzt die warme und- hingebende Unterstützung Aller, denen die Ehre und der gesetz¬
liche Fortschritt in Preußen am Herzen liegt. Und deshalb ist beim Beginn
des Jahres 1863, hundert Jahre, nachdem ein Hohenzollern Preußen zu einem
ansehnlichen Staat gemacht hat, fünfzig Jahre, seitdem das dankbare Volk
einem andern Hohenzollern den Staat, den er sich verloren, wiederhergestellt
hat, deshalb ist gerade jetzt für den einzelnen Preußen die Zeit gekommen,
wahre Loyalität seinem Königsgeschlecht, Verständniß der großen Aufgabe
seines Staates dadurch zu erweisen, daß er dem Nationalverein beitritt.




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Interesse seines Vaterlandes zu arbeiten hat. Keine Ungesetzlichkeit, welche
gegen ihn oder in seiner Nähe geübt wird, soll er schweigend ertragen. Jeder
Uebergriff der Administrativbcamten muß von den politischen Männern des
Wahlkreises überwacht und auf der Stelle zurückgewiesen werden. Jeder soll
jetzt mit seinen politischen Gesinnungsgenossen sest zusammenhalten. Wo die
Kraft des Einzelnen nicht ausreicht, helfe die Vereinigung.

Wer noch nicht Mitglied des Nationalvereins ist, für den ist jetzt Zeit
einzutreten. Gerade die Preußen sind als Mitglieder dieser großen Partei
unentbehrlich. Noch sind es erst 20,000 Deutsche, welche in ihm einen
Sammelpunkt für ihre politische Thätigkeit gefunden haben; aber er ist den¬
noch bereits eine Macht geworden, welche im westlichen Deutschland die Majo¬
rität der Kammern besetzt, einen großen Theil der liberalen Intelligenz des
Volkes vereinigt. Er ist jetzt, wo die preußische Regierung gänzlich außer
Stande ist, dem Wesen ihres Staates Freunde zu erwerben, der einzige ein¬
flußreiche Vertreter desjenigen Preußens, welches wir Alle ersehnen, die
einzige Autorität, welche im Volke den Fortschritten der östreichischen Partei
und den noch gefährlichern Fortschritten eines demokratischen Pessimis¬
mus siegreich Widerstand leistet. Gegen die Zuchtlosigkeit der Geister im
Volke, wie gegen die Willkürherrschaft der Regierungen ist er uns jetzt eine
schützende Kraft geworden. Und seine Führer, welche in den Ständeversamm¬
lungen ihrer engeren Heimath für den Handelsvertrag und die Fortdauer des
Zollvereins kämpfen, sind zugleich unermüdlich thätig, in größern und klei¬
nern Versammlungen den Widerstand des Volkes in der Delegirtenfragc in
gesetzlichen Bahnen zu leiten. Größer und schwerer wird ihre Aufgabe, seit die
Reaction in Preußen zur Herrschaft gelangt ist. Wie fest und zuversichtlich diese.
Männer auf ihrem Princip stehen mögen und wie wenig ihr Vertrauen zu der
Tüchtigkeit des preußischen Volkes erschüttert sein mag, sie brauchen gerade
jetzt die warme und- hingebende Unterstützung Aller, denen die Ehre und der gesetz¬
liche Fortschritt in Preußen am Herzen liegt. Und deshalb ist beim Beginn
des Jahres 1863, hundert Jahre, nachdem ein Hohenzollern Preußen zu einem
ansehnlichen Staat gemacht hat, fünfzig Jahre, seitdem das dankbare Volk
einem andern Hohenzollern den Staat, den er sich verloren, wiederhergestellt
hat, deshalb ist gerade jetzt für den einzelnen Preußen die Zeit gekommen,
wahre Loyalität seinem Königsgeschlecht, Verständniß der großen Aufgabe
seines Staates dadurch zu erweisen, daß er dem Nationalverein beitritt.




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[0013] Interesse seines Vaterlandes zu arbeiten hat. Keine Ungesetzlichkeit, welche gegen ihn oder in seiner Nähe geübt wird, soll er schweigend ertragen. Jeder Uebergriff der Administrativbcamten muß von den politischen Männern des Wahlkreises überwacht und auf der Stelle zurückgewiesen werden. Jeder soll jetzt mit seinen politischen Gesinnungsgenossen sest zusammenhalten. Wo die Kraft des Einzelnen nicht ausreicht, helfe die Vereinigung. Wer noch nicht Mitglied des Nationalvereins ist, für den ist jetzt Zeit einzutreten. Gerade die Preußen sind als Mitglieder dieser großen Partei unentbehrlich. Noch sind es erst 20,000 Deutsche, welche in ihm einen Sammelpunkt für ihre politische Thätigkeit gefunden haben; aber er ist den¬ noch bereits eine Macht geworden, welche im westlichen Deutschland die Majo¬ rität der Kammern besetzt, einen großen Theil der liberalen Intelligenz des Volkes vereinigt. Er ist jetzt, wo die preußische Regierung gänzlich außer Stande ist, dem Wesen ihres Staates Freunde zu erwerben, der einzige ein¬ flußreiche Vertreter desjenigen Preußens, welches wir Alle ersehnen, die einzige Autorität, welche im Volke den Fortschritten der östreichischen Partei und den noch gefährlichern Fortschritten eines demokratischen Pessimis¬ mus siegreich Widerstand leistet. Gegen die Zuchtlosigkeit der Geister im Volke, wie gegen die Willkürherrschaft der Regierungen ist er uns jetzt eine schützende Kraft geworden. Und seine Führer, welche in den Ständeversamm¬ lungen ihrer engeren Heimath für den Handelsvertrag und die Fortdauer des Zollvereins kämpfen, sind zugleich unermüdlich thätig, in größern und klei¬ nern Versammlungen den Widerstand des Volkes in der Delegirtenfragc in gesetzlichen Bahnen zu leiten. Größer und schwerer wird ihre Aufgabe, seit die Reaction in Preußen zur Herrschaft gelangt ist. Wie fest und zuversichtlich diese. Männer auf ihrem Princip stehen mögen und wie wenig ihr Vertrauen zu der Tüchtigkeit des preußischen Volkes erschüttert sein mag, sie brauchen gerade jetzt die warme und- hingebende Unterstützung Aller, denen die Ehre und der gesetz¬ liche Fortschritt in Preußen am Herzen liegt. Und deshalb ist beim Beginn des Jahres 1863, hundert Jahre, nachdem ein Hohenzollern Preußen zu einem ansehnlichen Staat gemacht hat, fünfzig Jahre, seitdem das dankbare Volk einem andern Hohenzollern den Staat, den er sich verloren, wiederhergestellt hat, deshalb ist gerade jetzt für den einzelnen Preußen die Zeit gekommen, wahre Loyalität seinem Königsgeschlecht, Verständniß der großen Aufgabe seines Staates dadurch zu erweisen, daß er dem Nationalverein beitritt. ?-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/13>, abgerufen am 28.04.2024.