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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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und durch die Aufsicht bildenden. Die Anforderungen des Vorgesehen, als
auch die Sorge desselben für das Wohl des Untergebenen machen sich im Lager
unausgesetzt geltend. -- Zeit und Raum gestatten im Lager auch größere An¬
forderungen zu machen und die erhöhte Leistungsfähigkeit des Soldaten zu ent¬
wickeln.

Doch darf diese Methode bei verkürzter Dienstzeit nicht nur auf das Lager
beschränkt werden, sonder" muß Vom ersten Tage des Eintritts der Rekruten an
geübt werden. In dieser Beziehung empfiehlt sich die schon vor einigen Jah¬
re" in diesem Blatte von anderer Seite vorgeschlagene Formation jedes Jahr¬
gangs von Rekruten in einen besondern Truppentheil.

Also 500 Rekruten stellt man mit ca. 100 Offizieren, Unteroffizieren und
Gefreiten in ein Bataillon zusammen und beginnt am 1. October ihre Aus¬
bildung in einem offnen Ort, am 1. April rückt das Bataillon in eine Festung,
versieht hier den Dienst und lernt das, was die Garnisoneinrichtungen und die
Festung bietet, im Exercieren, Schießen, Turnen. Fechten, im Festungsdienst,
Schanzenbau, Stürmen von Werken u. tgi. Im Herbst geben diese Bataillone
die zum Garnisondienst nothwendigen Mannschaften, betheiligen sich mit dem
Rest an den Manövern und bilden dann die Garnison der Festungen bis zum
nächsten 1. April, an welchem Tage sie nach einjähriger Dienstzeit ins Lager
rücken und nun mit großen Exercitien, dem Bau von Hütten, Lagern und Ver-
schanzungen, mit Märschen und mit dem Studium im Terrain mit und ohne
Kugel beschäftigt werden. Ein Manöver mit wechselnden Quartieren bildet dann
den Schluß der Dienstzeit, führt das Bataillon wieder an den Ort zurück,' wo
es formirt war und wo der zweijährige Kreislauf von Neuem beginnt. --

Die technische Ausbildung der Artillerie und der Pionniere wird in analoger
Weise sich ebenso vollständig erreichen lassen, wie dies unzweifelhaft bei der
Infanterie der Fall ist. Die Mannschaften aber, welche reiten und fahren
lernen müssen, bedürfen erfahrungsmäßig einer längern Dienstzeit, und bei diesen
ist eine dreijährige eben nur hinreichend.

Der kriegerische Geist wird im Lagerleben und in einer schärfer auf den
Kriegszwcck zielenden Ausbildung entschieden Mehrgewinnen, als in der jetzigen
Erziehungsweise des Soldaten.

Also wer für Preußen das Heer in seinem jetzigen guten Stande erhalten
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und durch die Aufsicht bildenden. Die Anforderungen des Vorgesehen, als
auch die Sorge desselben für das Wohl des Untergebenen machen sich im Lager
unausgesetzt geltend. — Zeit und Raum gestatten im Lager auch größere An¬
forderungen zu machen und die erhöhte Leistungsfähigkeit des Soldaten zu ent¬
wickeln.

Doch darf diese Methode bei verkürzter Dienstzeit nicht nur auf das Lager
beschränkt werden, sonder» muß Vom ersten Tage des Eintritts der Rekruten an
geübt werden. In dieser Beziehung empfiehlt sich die schon vor einigen Jah¬
re» in diesem Blatte von anderer Seite vorgeschlagene Formation jedes Jahr¬
gangs von Rekruten in einen besondern Truppentheil.

Also 500 Rekruten stellt man mit ca. 100 Offizieren, Unteroffizieren und
Gefreiten in ein Bataillon zusammen und beginnt am 1. October ihre Aus¬
bildung in einem offnen Ort, am 1. April rückt das Bataillon in eine Festung,
versieht hier den Dienst und lernt das, was die Garnisoneinrichtungen und die
Festung bietet, im Exercieren, Schießen, Turnen. Fechten, im Festungsdienst,
Schanzenbau, Stürmen von Werken u. tgi. Im Herbst geben diese Bataillone
die zum Garnisondienst nothwendigen Mannschaften, betheiligen sich mit dem
Rest an den Manövern und bilden dann die Garnison der Festungen bis zum
nächsten 1. April, an welchem Tage sie nach einjähriger Dienstzeit ins Lager
rücken und nun mit großen Exercitien, dem Bau von Hütten, Lagern und Ver-
schanzungen, mit Märschen und mit dem Studium im Terrain mit und ohne
Kugel beschäftigt werden. Ein Manöver mit wechselnden Quartieren bildet dann
den Schluß der Dienstzeit, führt das Bataillon wieder an den Ort zurück,' wo
es formirt war und wo der zweijährige Kreislauf von Neuem beginnt. —

Die technische Ausbildung der Artillerie und der Pionniere wird in analoger
Weise sich ebenso vollständig erreichen lassen, wie dies unzweifelhaft bei der
Infanterie der Fall ist. Die Mannschaften aber, welche reiten und fahren
lernen müssen, bedürfen erfahrungsmäßig einer längern Dienstzeit, und bei diesen
ist eine dreijährige eben nur hinreichend.

Der kriegerische Geist wird im Lagerleben und in einer schärfer auf den
Kriegszwcck zielenden Ausbildung entschieden Mehrgewinnen, als in der jetzigen
Erziehungsweise des Soldaten.

Also wer für Preußen das Heer in seinem jetzigen guten Stande erhalten
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/283>, abgerufen am 28.05.2024.