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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Eine Zeit lang hat unter den contrahirenden Mächten und vorwiegend
zwischen England und Dänemark die Berathung geschwebt, ob man den Bund
als solchen zur Anerkennung des Vertrags auffordern sollte. Man täuschte sich
jedoch nicht über die ungünstigen Chancen dieses Unternehmens, und so ent¬
schloß sich Dänemark, die Angelegenheit auch dem Bunde gegenüber europäisch
zu behandeln, d. h. nicht die Conföderation als solche, sondern einzelne hervor¬
ragende Glieder derselben darauf anzureden.

Durch eine Circulardepesche an ihre Vertreter 6. ä. 9. Sept. 1852*)
setzte die dänische Negierung die Contrahenten von diesem Entschluß in Kennt¬
niß. Wir erfahren aus derselbe", daß die von Dänemark befürwortete Collectiv¬
en, ladung im Namen der londoner Conferenz an die nichtbetheil-igten Mächte
die Billigung der Contrahenten überhaupt und nicht blos hinsichtlich des deut¬
schen Bundes nicht gefunden hatte. Dänemark macht statt dessen den Vorschlag,
die Tractatmächtc sollten sich bequemen, einzeln von sich aus an die andern
Staaten, deren Beitritt erwünscht sei, Einladungsschreiben zu erlassen, die dem
dänischen möglichst gleichartig wären. Dieser Depesche ist außer Formularen
der dänischen Einladungsnote sowie der Accessions- und der Acceptationsformel
das Verzeichnis; derjenigen Mächte beigefügt, welche zum Beitritt aufgefordert
werden sollen. "Der deutsche Bund" -- so sagt die Depesche -- "fehlt des¬
halb in dieser Liste, weil bis jetzt anzunehmen ist, daß die contrahirenden
Mächte rüÄsichtüch der Einladung dieses politischen Körpers weniger einhellig
, sein würden. Nach Mittheilungen des Gesandten in London scheint so viel
gewiß, daß die britische Regierung, welche eine einfache Notifikation für hin¬
reichend hält, sich nicht dazu entschließen wird, eine Einladung zum Beitritt
an den deutschen Bund zu richten. Auch wenn jedoch England nicht die einzige
unter den Signaturmächten wäre, welch'e die Frage in dieser Weise betrachte,
so würde der König aus Willfährigkeit gegen die beiden deutschen Großmächte
sich dennoch keineswegs weigern, eine formelle Einladung an den Bund zu
erlassen, wenn jene, beiden Mächte (Preußen und Oestreich) in dem Wunsche
nach diesem Verfahren übereinstimmten." Da diese gemeinschaftliche Pression
Oestreichs und Preußens nicht erfolgt zu sei" scheint und die in diesem Falle
von Dänemark verlangte Garantie für die Zustimmung des Bundes ebenso¬
wenig gegeben wurde, so konnte Dänemark nur bei dem angedeuteten Modus
verharren. Eine Nechtscvncession vom Bunde zu erlangen gab man auf.
Konnten neben und aus dem Bunde recht viele Beitrittserklärungen einzelner



') Die citirte" diplomatische" Note" Däiiemarks und der übrige" Staate" finde" sich
zum Theil in, c"alische" Blaubuch über de" deutsch-täusche" Streit; vollstmidig aber in:
I^s/t'riütü de> I^onälös, Lopöllüg^us (1'. II. Lcliultü, imprim,) 18V3.

Eine Zeit lang hat unter den contrahirenden Mächten und vorwiegend
zwischen England und Dänemark die Berathung geschwebt, ob man den Bund
als solchen zur Anerkennung des Vertrags auffordern sollte. Man täuschte sich
jedoch nicht über die ungünstigen Chancen dieses Unternehmens, und so ent¬
schloß sich Dänemark, die Angelegenheit auch dem Bunde gegenüber europäisch
zu behandeln, d. h. nicht die Conföderation als solche, sondern einzelne hervor¬
ragende Glieder derselben darauf anzureden.

Durch eine Circulardepesche an ihre Vertreter 6. ä. 9. Sept. 1852*)
setzte die dänische Negierung die Contrahenten von diesem Entschluß in Kennt¬
niß. Wir erfahren aus derselbe», daß die von Dänemark befürwortete Collectiv¬
en, ladung im Namen der londoner Conferenz an die nichtbetheil-igten Mächte
die Billigung der Contrahenten überhaupt und nicht blos hinsichtlich des deut¬
schen Bundes nicht gefunden hatte. Dänemark macht statt dessen den Vorschlag,
die Tractatmächtc sollten sich bequemen, einzeln von sich aus an die andern
Staaten, deren Beitritt erwünscht sei, Einladungsschreiben zu erlassen, die dem
dänischen möglichst gleichartig wären. Dieser Depesche ist außer Formularen
der dänischen Einladungsnote sowie der Accessions- und der Acceptationsformel
das Verzeichnis; derjenigen Mächte beigefügt, welche zum Beitritt aufgefordert
werden sollen. „Der deutsche Bund" — so sagt die Depesche — „fehlt des¬
halb in dieser Liste, weil bis jetzt anzunehmen ist, daß die contrahirenden
Mächte rüÄsichtüch der Einladung dieses politischen Körpers weniger einhellig
, sein würden. Nach Mittheilungen des Gesandten in London scheint so viel
gewiß, daß die britische Regierung, welche eine einfache Notifikation für hin¬
reichend hält, sich nicht dazu entschließen wird, eine Einladung zum Beitritt
an den deutschen Bund zu richten. Auch wenn jedoch England nicht die einzige
unter den Signaturmächten wäre, welch'e die Frage in dieser Weise betrachte,
so würde der König aus Willfährigkeit gegen die beiden deutschen Großmächte
sich dennoch keineswegs weigern, eine formelle Einladung an den Bund zu
erlassen, wenn jene, beiden Mächte (Preußen und Oestreich) in dem Wunsche
nach diesem Verfahren übereinstimmten." Da diese gemeinschaftliche Pression
Oestreichs und Preußens nicht erfolgt zu sei» scheint und die in diesem Falle
von Dänemark verlangte Garantie für die Zustimmung des Bundes ebenso¬
wenig gegeben wurde, so konnte Dänemark nur bei dem angedeuteten Modus
verharren. Eine Nechtscvncession vom Bunde zu erlangen gab man auf.
Konnten neben und aus dem Bunde recht viele Beitrittserklärungen einzelner



') Die citirte» diplomatische» Note» Däiiemarks und der übrige» Staate» finde» sich
zum Theil in, c»alische» Blaubuch über de» deutsch-täusche» Streit; vollstmidig aber in:
I^s/t'riütü de> I^onälös, Lopöllüg^us (1'. II. Lcliultü, imprim,) 18V3.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/330>, abgerufen am 27.05.2024.