Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Krieg in Nordamerika
vom militärischen Standpunkt.
1.

Eo ist die Absicht, in den folgenden Berichten eine Darstellung und Kritik
der eigenthümlichen Verhältnisse zu geben, unter welchen die umfangreichsten
militärischen Operationen der Neuzeit vor sich gingen. Eine kurze Einleitung
über die politische Situation vor dem Kriege erschien unvermeidlich.

Der seit vier Jahren wüthende Kampf/welchen die Südstaaten Nord¬
amerikas gegen ihre übermächtigen Gegner führen und der trotz der gewaltigen
Mittel, welche vom Norden ins Feld geführt werden, immer noch nicht zur
Entscheidung gelangt ist, liefert den Beweis, baß die Scheidung der Con-
föderirtcn aus der Union von den wirklichen Lebensprincipicn des Staats
unterstützt und also Wohl trotz aller Niederlagen von Erfolg gekrönt werden
wird. Eine kurze Beleuchtung der politischen Verhältnisse, welche den Streit
herbeiführten und heute noch nähren, sowie eine Beschreibung des Kriegsschau¬
platzes und der Elemente der beiderseitigen Streitkräfte, endlich eine Zusammen¬
stellung der stattgehabten kriegerischen Ereignisse werden dies näher darthun.

1) Der politische Gedanke des Krieges.

Schon Washington hat die Befürchtung ausgesprochen, das; die Ent¬
wickelung der nordamerikanischen Staaten zu einer Trennung derselben führen
könnte und die besten Schriften, welche in den letzten zehn Jahren vor Beginn,
des Krieges über die Sklavenfrage und die Zustände des Landes herausgegeben
Wurden, sind der Ansicht, daß mit der vollständigen Besiedelung der Landschaft,
die mit dem Ende dieses Jahrhunderts erwartet werden könnte, die localen
Interessen überwiegend an Bedeutung gewinnen würden, und daß aus dem großen
Complex vier Staatengruppen mit eigner Regierung unter der Gcsammtver-
waltung oder Vertretung fiel, bilden müßten. Diese Gruppen würden sein:
1) die Südstaaten, enthaltend die jetzigen Cvnfvdcrirtcn; 2) die O se Sta a t c n,
umfassend die alten Länder Neu-Englands; 3) die sogenannten West- eigentlich
aber.Centralsiaaten. welche die jetzigen Staaten Ohio, Jndiana, Illinois,


Krenzboten IV. 1864. 36
Der Krieg in Nordamerika
vom militärischen Standpunkt.
1.

Eo ist die Absicht, in den folgenden Berichten eine Darstellung und Kritik
der eigenthümlichen Verhältnisse zu geben, unter welchen die umfangreichsten
militärischen Operationen der Neuzeit vor sich gingen. Eine kurze Einleitung
über die politische Situation vor dem Kriege erschien unvermeidlich.

Der seit vier Jahren wüthende Kampf/welchen die Südstaaten Nord¬
amerikas gegen ihre übermächtigen Gegner führen und der trotz der gewaltigen
Mittel, welche vom Norden ins Feld geführt werden, immer noch nicht zur
Entscheidung gelangt ist, liefert den Beweis, baß die Scheidung der Con-
föderirtcn aus der Union von den wirklichen Lebensprincipicn des Staats
unterstützt und also Wohl trotz aller Niederlagen von Erfolg gekrönt werden
wird. Eine kurze Beleuchtung der politischen Verhältnisse, welche den Streit
herbeiführten und heute noch nähren, sowie eine Beschreibung des Kriegsschau¬
platzes und der Elemente der beiderseitigen Streitkräfte, endlich eine Zusammen¬
stellung der stattgehabten kriegerischen Ereignisse werden dies näher darthun.

1) Der politische Gedanke des Krieges.

Schon Washington hat die Befürchtung ausgesprochen, das; die Ent¬
wickelung der nordamerikanischen Staaten zu einer Trennung derselben führen
könnte und die besten Schriften, welche in den letzten zehn Jahren vor Beginn,
des Krieges über die Sklavenfrage und die Zustände des Landes herausgegeben
Wurden, sind der Ansicht, daß mit der vollständigen Besiedelung der Landschaft,
die mit dem Ende dieses Jahrhunderts erwartet werden könnte, die localen
Interessen überwiegend an Bedeutung gewinnen würden, und daß aus dem großen
Complex vier Staatengruppen mit eigner Regierung unter der Gcsammtver-
waltung oder Vertretung fiel, bilden müßten. Diese Gruppen würden sein:
1) die Südstaaten, enthaltend die jetzigen Cvnfvdcrirtcn; 2) die O se Sta a t c n,
umfassend die alten Länder Neu-Englands; 3) die sogenannten West- eigentlich
aber.Centralsiaaten. welche die jetzigen Staaten Ohio, Jndiana, Illinois,


Krenzboten IV. 1864. 36
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0285" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189909"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Der Krieg in Nordamerika<lb/>
vom militärischen Standpunkt.<lb/>
1.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_998"> Eo ist die Absicht, in den folgenden Berichten eine Darstellung und Kritik<lb/>
der eigenthümlichen Verhältnisse zu geben, unter welchen die umfangreichsten<lb/>
militärischen Operationen der Neuzeit vor sich gingen. Eine kurze Einleitung<lb/>
über die politische Situation vor dem Kriege erschien unvermeidlich.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_999"> Der seit vier Jahren wüthende Kampf/welchen die Südstaaten Nord¬<lb/>
amerikas gegen ihre übermächtigen Gegner führen und der trotz der gewaltigen<lb/>
Mittel, welche vom Norden ins Feld geführt werden, immer noch nicht zur<lb/>
Entscheidung gelangt ist, liefert den Beweis, baß die Scheidung der Con-<lb/>
föderirtcn aus der Union von den wirklichen Lebensprincipicn des Staats<lb/>
unterstützt und also Wohl trotz aller Niederlagen von Erfolg gekrönt werden<lb/>
wird. Eine kurze Beleuchtung der politischen Verhältnisse, welche den Streit<lb/>
herbeiführten und heute noch nähren, sowie eine Beschreibung des Kriegsschau¬<lb/>
platzes und der Elemente der beiderseitigen Streitkräfte, endlich eine Zusammen¬<lb/>
stellung der stattgehabten kriegerischen Ereignisse werden dies näher darthun.</p><lb/>
          <div n="2">
            <head> 1) Der politische Gedanke des Krieges.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1000" next="#ID_1001"> Schon Washington hat die Befürchtung ausgesprochen, das; die Ent¬<lb/>
wickelung der nordamerikanischen Staaten zu einer Trennung derselben führen<lb/>
könnte und die besten Schriften, welche in den letzten zehn Jahren vor Beginn,<lb/>
des Krieges über die Sklavenfrage und die Zustände des Landes herausgegeben<lb/>
Wurden, sind der Ansicht, daß mit der vollständigen Besiedelung der Landschaft,<lb/>
die mit dem Ende dieses Jahrhunderts erwartet werden könnte, die localen<lb/>
Interessen überwiegend an Bedeutung gewinnen würden, und daß aus dem großen<lb/>
Complex vier Staatengruppen mit eigner Regierung unter der Gcsammtver-<lb/>
waltung oder Vertretung fiel, bilden müßten. Diese Gruppen würden sein:<lb/>
1) die Südstaaten, enthaltend die jetzigen Cvnfvdcrirtcn; 2) die O se Sta a t c n,<lb/>
umfassend die alten Länder Neu-Englands; 3) die sogenannten West- eigentlich<lb/>
aber.Centralsiaaten. welche die jetzigen Staaten Ohio, Jndiana, Illinois,</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Krenzboten IV. 1864. 36</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0285] Der Krieg in Nordamerika vom militärischen Standpunkt. 1. Eo ist die Absicht, in den folgenden Berichten eine Darstellung und Kritik der eigenthümlichen Verhältnisse zu geben, unter welchen die umfangreichsten militärischen Operationen der Neuzeit vor sich gingen. Eine kurze Einleitung über die politische Situation vor dem Kriege erschien unvermeidlich. Der seit vier Jahren wüthende Kampf/welchen die Südstaaten Nord¬ amerikas gegen ihre übermächtigen Gegner führen und der trotz der gewaltigen Mittel, welche vom Norden ins Feld geführt werden, immer noch nicht zur Entscheidung gelangt ist, liefert den Beweis, baß die Scheidung der Con- föderirtcn aus der Union von den wirklichen Lebensprincipicn des Staats unterstützt und also Wohl trotz aller Niederlagen von Erfolg gekrönt werden wird. Eine kurze Beleuchtung der politischen Verhältnisse, welche den Streit herbeiführten und heute noch nähren, sowie eine Beschreibung des Kriegsschau¬ platzes und der Elemente der beiderseitigen Streitkräfte, endlich eine Zusammen¬ stellung der stattgehabten kriegerischen Ereignisse werden dies näher darthun. 1) Der politische Gedanke des Krieges. Schon Washington hat die Befürchtung ausgesprochen, das; die Ent¬ wickelung der nordamerikanischen Staaten zu einer Trennung derselben führen könnte und die besten Schriften, welche in den letzten zehn Jahren vor Beginn, des Krieges über die Sklavenfrage und die Zustände des Landes herausgegeben Wurden, sind der Ansicht, daß mit der vollständigen Besiedelung der Landschaft, die mit dem Ende dieses Jahrhunderts erwartet werden könnte, die localen Interessen überwiegend an Bedeutung gewinnen würden, und daß aus dem großen Complex vier Staatengruppen mit eigner Regierung unter der Gcsammtver- waltung oder Vertretung fiel, bilden müßten. Diese Gruppen würden sein: 1) die Südstaaten, enthaltend die jetzigen Cvnfvdcrirtcn; 2) die O se Sta a t c n, umfassend die alten Länder Neu-Englands; 3) die sogenannten West- eigentlich aber.Centralsiaaten. welche die jetzigen Staaten Ohio, Jndiana, Illinois, Krenzboten IV. 1864. 36

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/285
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/285>, abgerufen am 18.05.2024.