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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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regt und gefördert, einzelne Theile dieser innern Geschichte mit Glück in Angriff ge¬
nommen. Von der Ausbildung des ungrischen Rechtes, den kirchlichen und religiösen
Phasen des magyarischen'Volks, dessen künstlerischen und industriellen Fortschritten
in den Jahrhunderten sprechen allerdings noch keine umfassenden Werke, doch wird
nach diesen Richtungen fleißig gesammelt und verglichen, man wirst hier und da
kritische Blicke auf die Erscheinungen und sängt an, dieselben nach ihrem innern Zu¬
sammenhang zu studiren und zu behandeln. Nach andern Seiten hin aber ist mehr
geschehen. Die Prcisaufgabcn der Akademie, die Anregungen der Kisfaludy-Gesell¬
schaft haben Preisschriften in Betreff einzelner Gegenstände der Kulturgeschichte, Samm¬
lungen von Sitten und Sagen, Märchen, Volksliedern und Sprichwörtern ins Leben
gerufen. Die ungnschc Mythologie ist mit dem großen Werke Jpolyis mit einem
Sprung in die Reihe ähnlicher Arbeiten andrer Nationen getreten. Die Geschichte
von Nikolaus Szalay wirst tiefe Blicke in die Entwicklung der Rechtsverhältnisse
Ungarns. Das großangelegte Geschichtswerk Joseph Tclekis behandelt in seinen neuesten
Bünden die Gesammteutwicklung des Volkes auch in Beziehung auf dessen häusliches
Leben. Toldy endlich bemühte sich, in obengenannten Buche einen Anfang mit
einer Behandlung der Literaturgeschichte Ungarns zu machen, in welcher dieselbe
nicht blos in einer Aufzählung von Schriftstellern und Büchcrtitcln besteht, sondern
der Zusammenhang der Literatur mit andern Lebensäußerungen der Nation verfolgt
und nachgewiesen wird. Sein Werk ist allerdings bloße Skizze, auch geht es nur
bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts. Aber allenthalben bemerkt man, daß es
nicht allein auf sehr gründlichem Studium der betreffenden Dichter und Schriftsteller,
sondern auch auf einer guten allgemeinen Bildung beruht, und die Grundsätze, nach
denen der Verfasser bei seiner Uebersicht verfährt, sind durchaus dieselben, nach denen
man unter uns bei dergleichen Untersuchungen zu verfahren pflegt.


Handbuch der Weltgeschichte für den Unterricht auf höheren Lehranstalten
von C. Knochenhauer. Drei Theile. Potsdam, Verlag von August Stein. 1860.
1862 und 1864.

Ziemlich reichliches Detail in conciser Form, Rücksicht auch auf die cultur¬
geschichtliche Entwicklung der einzelnen Völker, namentlich auf deren Literatur, und
Fortführung der Uebersicht über die Ereignisse bis auf die neueste Zeit (Gründung
des Königreichs Italien) zeichnen das Buch vor frühern Schriften dieser Art aus,
Genauigkeit und geschickte Anordnung des Stoffs lassen es zum Gebrauch in Schulen
empfehlen.




Vcremtwvrtlicher Redacteur- or. Morij? Busch.
Verlag von F. L. Heri'ig. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

regt und gefördert, einzelne Theile dieser innern Geschichte mit Glück in Angriff ge¬
nommen. Von der Ausbildung des ungrischen Rechtes, den kirchlichen und religiösen
Phasen des magyarischen'Volks, dessen künstlerischen und industriellen Fortschritten
in den Jahrhunderten sprechen allerdings noch keine umfassenden Werke, doch wird
nach diesen Richtungen fleißig gesammelt und verglichen, man wirst hier und da
kritische Blicke auf die Erscheinungen und sängt an, dieselben nach ihrem innern Zu¬
sammenhang zu studiren und zu behandeln. Nach andern Seiten hin aber ist mehr
geschehen. Die Prcisaufgabcn der Akademie, die Anregungen der Kisfaludy-Gesell¬
schaft haben Preisschriften in Betreff einzelner Gegenstände der Kulturgeschichte, Samm¬
lungen von Sitten und Sagen, Märchen, Volksliedern und Sprichwörtern ins Leben
gerufen. Die ungnschc Mythologie ist mit dem großen Werke Jpolyis mit einem
Sprung in die Reihe ähnlicher Arbeiten andrer Nationen getreten. Die Geschichte
von Nikolaus Szalay wirst tiefe Blicke in die Entwicklung der Rechtsverhältnisse
Ungarns. Das großangelegte Geschichtswerk Joseph Tclekis behandelt in seinen neuesten
Bünden die Gesammteutwicklung des Volkes auch in Beziehung auf dessen häusliches
Leben. Toldy endlich bemühte sich, in obengenannten Buche einen Anfang mit
einer Behandlung der Literaturgeschichte Ungarns zu machen, in welcher dieselbe
nicht blos in einer Aufzählung von Schriftstellern und Büchcrtitcln besteht, sondern
der Zusammenhang der Literatur mit andern Lebensäußerungen der Nation verfolgt
und nachgewiesen wird. Sein Werk ist allerdings bloße Skizze, auch geht es nur
bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts. Aber allenthalben bemerkt man, daß es
nicht allein auf sehr gründlichem Studium der betreffenden Dichter und Schriftsteller,
sondern auch auf einer guten allgemeinen Bildung beruht, und die Grundsätze, nach
denen der Verfasser bei seiner Uebersicht verfährt, sind durchaus dieselben, nach denen
man unter uns bei dergleichen Untersuchungen zu verfahren pflegt.


Handbuch der Weltgeschichte für den Unterricht auf höheren Lehranstalten
von C. Knochenhauer. Drei Theile. Potsdam, Verlag von August Stein. 1860.
1862 und 1864.

Ziemlich reichliches Detail in conciser Form, Rücksicht auch auf die cultur¬
geschichtliche Entwicklung der einzelnen Völker, namentlich auf deren Literatur, und
Fortführung der Uebersicht über die Ereignisse bis auf die neueste Zeit (Gründung
des Königreichs Italien) zeichnen das Buch vor frühern Schriften dieser Art aus,
Genauigkeit und geschickte Anordnung des Stoffs lassen es zum Gebrauch in Schulen
empfehlen.




Vcremtwvrtlicher Redacteur- or. Morij? Busch.
Verlag von F. L. Heri'ig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0084] regt und gefördert, einzelne Theile dieser innern Geschichte mit Glück in Angriff ge¬ nommen. Von der Ausbildung des ungrischen Rechtes, den kirchlichen und religiösen Phasen des magyarischen'Volks, dessen künstlerischen und industriellen Fortschritten in den Jahrhunderten sprechen allerdings noch keine umfassenden Werke, doch wird nach diesen Richtungen fleißig gesammelt und verglichen, man wirst hier und da kritische Blicke auf die Erscheinungen und sängt an, dieselben nach ihrem innern Zu¬ sammenhang zu studiren und zu behandeln. Nach andern Seiten hin aber ist mehr geschehen. Die Prcisaufgabcn der Akademie, die Anregungen der Kisfaludy-Gesell¬ schaft haben Preisschriften in Betreff einzelner Gegenstände der Kulturgeschichte, Samm¬ lungen von Sitten und Sagen, Märchen, Volksliedern und Sprichwörtern ins Leben gerufen. Die ungnschc Mythologie ist mit dem großen Werke Jpolyis mit einem Sprung in die Reihe ähnlicher Arbeiten andrer Nationen getreten. Die Geschichte von Nikolaus Szalay wirst tiefe Blicke in die Entwicklung der Rechtsverhältnisse Ungarns. Das großangelegte Geschichtswerk Joseph Tclekis behandelt in seinen neuesten Bünden die Gesammteutwicklung des Volkes auch in Beziehung auf dessen häusliches Leben. Toldy endlich bemühte sich, in obengenannten Buche einen Anfang mit einer Behandlung der Literaturgeschichte Ungarns zu machen, in welcher dieselbe nicht blos in einer Aufzählung von Schriftstellern und Büchcrtitcln besteht, sondern der Zusammenhang der Literatur mit andern Lebensäußerungen der Nation verfolgt und nachgewiesen wird. Sein Werk ist allerdings bloße Skizze, auch geht es nur bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts. Aber allenthalben bemerkt man, daß es nicht allein auf sehr gründlichem Studium der betreffenden Dichter und Schriftsteller, sondern auch auf einer guten allgemeinen Bildung beruht, und die Grundsätze, nach denen der Verfasser bei seiner Uebersicht verfährt, sind durchaus dieselben, nach denen man unter uns bei dergleichen Untersuchungen zu verfahren pflegt. Handbuch der Weltgeschichte für den Unterricht auf höheren Lehranstalten von C. Knochenhauer. Drei Theile. Potsdam, Verlag von August Stein. 1860. 1862 und 1864. Ziemlich reichliches Detail in conciser Form, Rücksicht auch auf die cultur¬ geschichtliche Entwicklung der einzelnen Völker, namentlich auf deren Literatur, und Fortführung der Uebersicht über die Ereignisse bis auf die neueste Zeit (Gründung des Königreichs Italien) zeichnen das Buch vor frühern Schriften dieser Art aus, Genauigkeit und geschickte Anordnung des Stoffs lassen es zum Gebrauch in Schulen empfehlen. Vcremtwvrtlicher Redacteur- or. Morij? Busch. Verlag von F. L. Heri'ig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/84>, abgerufen am 25.05.2024.