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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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Schleußen, drei auf der westlichen und drei auf der östlichen Seite des Landes.
Die oberste Scheitclhaltung liegt 24 Fuß über mittlerem Ostseespiegel oder mitt>
leren Wasserstande der Elbe. Die Länge zwischen den beiden Endhäfen beträgt
etwas mehr als 11 Meilen und damit etwa °/g Meilen mehr als die Länge
der geraden Linie zwischen diesen beiden Punkten. Die Tiefe soll 25, die
Breite in der Wasserlinie 160, in der Sohle 64 Fuß rhein. betragen, jede
Schleuße zwei Kammern, eine große von 380 Fuß Länge und 64 Fuß Breite
und eine kleine von 190 Fuß Länge und 32 Fuß Breite, haben. Jene Tiefen
und diese Längen und Breiten werden für die große Schifffahrt vollkommen
ausreichen. Nur die beiden größten Schiffe der englischen Kriegsflotte und
der Great Eastern, der 29 Fuß Tiefgang hat, würdrn den Kanal nicht passiren
können, aber auch in der Ostsee nicht recht verwendbar sein. Andere Fahrzeuge
gehen nicht über 22 Fuß tief, und die größten derselben haben nicht über
57 Fuß Breite.

Die Kosten der Erbauung des Kanals, seiner Häfen, Brücken, Ladeplätze
und der Anlagen für die Sicherung der Bespeisung desselben sind zu 16V- Mil¬
lionen Thaler, die Kosten des technischen Betriebes und der Unterhaltung zu
140,500 Thaler jährlich veranschlagt. Der Kanal ist hierbei auf eine Frequenz von
36,400 Schiffen im Jahr berechnet, die indeß, wenn jemals, sicher erst nach
Verlauf vieler Jahre eintreten wird. Für die nächste Zeit erwartet die Denk¬
schrift eine jährliche Passage von etwa 15,000, später mit Sicherheit eine von
21,000, noch später von ungefähr 25.000 Schiffen.

Die Speisung des Kanals, d. h. die Versorgung desselben mit Wasser,
für die angenommene größte Frequenz hat, wie unsre Denkschrift überzeugend
nachweist, keine Schwierigkeiten. Man braucht nach einer früheren Berechnung
für 25,000 Schiffe 2,160 Millionen, für 36,400 Schiffe 3,600 Millionen Kubik-
fuß Wasser. Die Denkschrift kommt zu einem andern Resultat. Sie sagt:

"Die erforderliche Wassermasse bestimmt sich aus zwei Factoren, erstens
aus der Zahl und Größe der Schiffe nebst ihrer Vertheilung bei der Passage,
zweitens aus dem Wasservolumen, welches die Schleußen erfordern, also den
Dimensionen der zu füllenden Schleußenkammern. Fassen wir zuerst den Haupt¬
kanal ins Auge und bestimmen das Wasserquantum für 20.000 Schiffe auf
demselben. Ist die Schifffahrt durch den Kanal 280 Tage offen, so würden
selbst bei gleichmäßiger Vertheilung auf diesen Zeitraum doch täglich circa
72 Schiffe den Kanal Passiren, also durchschnittlich 36 in jeder Richtung.
Daraus ist ersichtlich, daß es immer möglich sein wird, die Schiffe so zu com-
biniren, daß mehre kleinere zusammen durch die große oder durch eine mittel¬
große durch Zwischenthore aus der großen zu bildende Schleußenkammer be¬
fördert werden. Ferner wird immer nothwendig ein Wechsel zwischen aufwärts
und niederwärts gehenden Schiffen (Kreuzung) stattfinden. Die Voraussetzung,


Schleußen, drei auf der westlichen und drei auf der östlichen Seite des Landes.
Die oberste Scheitclhaltung liegt 24 Fuß über mittlerem Ostseespiegel oder mitt>
leren Wasserstande der Elbe. Die Länge zwischen den beiden Endhäfen beträgt
etwas mehr als 11 Meilen und damit etwa °/g Meilen mehr als die Länge
der geraden Linie zwischen diesen beiden Punkten. Die Tiefe soll 25, die
Breite in der Wasserlinie 160, in der Sohle 64 Fuß rhein. betragen, jede
Schleuße zwei Kammern, eine große von 380 Fuß Länge und 64 Fuß Breite
und eine kleine von 190 Fuß Länge und 32 Fuß Breite, haben. Jene Tiefen
und diese Längen und Breiten werden für die große Schifffahrt vollkommen
ausreichen. Nur die beiden größten Schiffe der englischen Kriegsflotte und
der Great Eastern, der 29 Fuß Tiefgang hat, würdrn den Kanal nicht passiren
können, aber auch in der Ostsee nicht recht verwendbar sein. Andere Fahrzeuge
gehen nicht über 22 Fuß tief, und die größten derselben haben nicht über
57 Fuß Breite.

Die Kosten der Erbauung des Kanals, seiner Häfen, Brücken, Ladeplätze
und der Anlagen für die Sicherung der Bespeisung desselben sind zu 16V- Mil¬
lionen Thaler, die Kosten des technischen Betriebes und der Unterhaltung zu
140,500 Thaler jährlich veranschlagt. Der Kanal ist hierbei auf eine Frequenz von
36,400 Schiffen im Jahr berechnet, die indeß, wenn jemals, sicher erst nach
Verlauf vieler Jahre eintreten wird. Für die nächste Zeit erwartet die Denk¬
schrift eine jährliche Passage von etwa 15,000, später mit Sicherheit eine von
21,000, noch später von ungefähr 25.000 Schiffen.

Die Speisung des Kanals, d. h. die Versorgung desselben mit Wasser,
für die angenommene größte Frequenz hat, wie unsre Denkschrift überzeugend
nachweist, keine Schwierigkeiten. Man braucht nach einer früheren Berechnung
für 25,000 Schiffe 2,160 Millionen, für 36,400 Schiffe 3,600 Millionen Kubik-
fuß Wasser. Die Denkschrift kommt zu einem andern Resultat. Sie sagt:

„Die erforderliche Wassermasse bestimmt sich aus zwei Factoren, erstens
aus der Zahl und Größe der Schiffe nebst ihrer Vertheilung bei der Passage,
zweitens aus dem Wasservolumen, welches die Schleußen erfordern, also den
Dimensionen der zu füllenden Schleußenkammern. Fassen wir zuerst den Haupt¬
kanal ins Auge und bestimmen das Wasserquantum für 20.000 Schiffe auf
demselben. Ist die Schifffahrt durch den Kanal 280 Tage offen, so würden
selbst bei gleichmäßiger Vertheilung auf diesen Zeitraum doch täglich circa
72 Schiffe den Kanal Passiren, also durchschnittlich 36 in jeder Richtung.
Daraus ist ersichtlich, daß es immer möglich sein wird, die Schiffe so zu com-
biniren, daß mehre kleinere zusammen durch die große oder durch eine mittel¬
große durch Zwischenthore aus der großen zu bildende Schleußenkammer be¬
fördert werden. Ferner wird immer nothwendig ein Wechsel zwischen aufwärts
und niederwärts gehenden Schiffen (Kreuzung) stattfinden. Die Voraussetzung,


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[0147] Schleußen, drei auf der westlichen und drei auf der östlichen Seite des Landes. Die oberste Scheitclhaltung liegt 24 Fuß über mittlerem Ostseespiegel oder mitt> leren Wasserstande der Elbe. Die Länge zwischen den beiden Endhäfen beträgt etwas mehr als 11 Meilen und damit etwa °/g Meilen mehr als die Länge der geraden Linie zwischen diesen beiden Punkten. Die Tiefe soll 25, die Breite in der Wasserlinie 160, in der Sohle 64 Fuß rhein. betragen, jede Schleuße zwei Kammern, eine große von 380 Fuß Länge und 64 Fuß Breite und eine kleine von 190 Fuß Länge und 32 Fuß Breite, haben. Jene Tiefen und diese Längen und Breiten werden für die große Schifffahrt vollkommen ausreichen. Nur die beiden größten Schiffe der englischen Kriegsflotte und der Great Eastern, der 29 Fuß Tiefgang hat, würdrn den Kanal nicht passiren können, aber auch in der Ostsee nicht recht verwendbar sein. Andere Fahrzeuge gehen nicht über 22 Fuß tief, und die größten derselben haben nicht über 57 Fuß Breite. Die Kosten der Erbauung des Kanals, seiner Häfen, Brücken, Ladeplätze und der Anlagen für die Sicherung der Bespeisung desselben sind zu 16V- Mil¬ lionen Thaler, die Kosten des technischen Betriebes und der Unterhaltung zu 140,500 Thaler jährlich veranschlagt. Der Kanal ist hierbei auf eine Frequenz von 36,400 Schiffen im Jahr berechnet, die indeß, wenn jemals, sicher erst nach Verlauf vieler Jahre eintreten wird. Für die nächste Zeit erwartet die Denk¬ schrift eine jährliche Passage von etwa 15,000, später mit Sicherheit eine von 21,000, noch später von ungefähr 25.000 Schiffen. Die Speisung des Kanals, d. h. die Versorgung desselben mit Wasser, für die angenommene größte Frequenz hat, wie unsre Denkschrift überzeugend nachweist, keine Schwierigkeiten. Man braucht nach einer früheren Berechnung für 25,000 Schiffe 2,160 Millionen, für 36,400 Schiffe 3,600 Millionen Kubik- fuß Wasser. Die Denkschrift kommt zu einem andern Resultat. Sie sagt: „Die erforderliche Wassermasse bestimmt sich aus zwei Factoren, erstens aus der Zahl und Größe der Schiffe nebst ihrer Vertheilung bei der Passage, zweitens aus dem Wasservolumen, welches die Schleußen erfordern, also den Dimensionen der zu füllenden Schleußenkammern. Fassen wir zuerst den Haupt¬ kanal ins Auge und bestimmen das Wasserquantum für 20.000 Schiffe auf demselben. Ist die Schifffahrt durch den Kanal 280 Tage offen, so würden selbst bei gleichmäßiger Vertheilung auf diesen Zeitraum doch täglich circa 72 Schiffe den Kanal Passiren, also durchschnittlich 36 in jeder Richtung. Daraus ist ersichtlich, daß es immer möglich sein wird, die Schiffe so zu com- biniren, daß mehre kleinere zusammen durch die große oder durch eine mittel¬ große durch Zwischenthore aus der großen zu bildende Schleußenkammer be¬ fördert werden. Ferner wird immer nothwendig ein Wechsel zwischen aufwärts und niederwärts gehenden Schiffen (Kreuzung) stattfinden. Die Voraussetzung,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/147>, abgerufen am 17.06.2024.