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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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und eine kleine Schrift von Th. Dithmar "Hans Wilhelm Kirchhofs" einem
erzählenden Schriftsteller des sechszehnten Jahrhunderts gewidmet ward. Mit
zwei Werken über Musiker betreten wir die Neuzeit: "Haydn in London" von
C. F. Pohl und "Beethovens Mannesalter 1793--1814" von L. Rost
(2. Band von "Beethovens Leben"). Daran reiht sich Mendelssohns Buch
über einen Virtuosen aus dem Gebiete des Esprit und der Lebenslust, Friedrich
von Gentz, der groß war in den Zeiten der Noth, während das Glück alle
Fugen seines sittlichen Charakters löste. Hierbei mag auch genannt sein "Aus
dem Nachlasse Friedrichs von Gentz", deren erster Band Privatbriefe, kleinere
Aufzeichnungen und Denkschriften enthält. In der Folge werden dann noch
der Briefwechsel mit dem Hospodaren der Walachei und Moldau aus den
Jahren 1813--1828 und die politischen Correspondenzen mit verschiedenen
Staatsmännern zur Herausgabe gelangen. Zum Schlüsse mag außer E. Riehms
Schrift "Dr. Hermann Hupfeld. Lebens- und Charakterbild eines deutschen
Professors" genannt sein: "Aus dem Leben eines Unbekannten. Mit einem
Vorwort von Dr. F. Fabri", ein autobiographisches Denkmal von streng
religiöser Richtung.

Der Briefwechsel sind zwei zu erwähnen. Der erste "Aus dem Nachlaß
Varnhagens von Ense" ist in Heft 27 d. Bl. schon ausführlich besprochen
worden, so daß es genügt, ihn vorübergehend zu nennen. Der andre Brief¬
wechsel ist der zwischen Maria Theresia und Joseph dem Zweiten, sammt Brie¬
fen Josephs an seinen Bruder Leopold. Der zweite vorliegende, ebenfalls von
Arneth herausgegebene Band umfaßt die Jahre 1773 bis Juli 1778.

Den Uebergang zur Literaturgeschichte und Verwandten mag Karl Mayers
zweibändiges Buch "Ludwig Uhland. seine Freunde und Zeitgenossen" bilden,
das manches Interessante neben dem Unwichtigsten bringt und an einer etwas
starken Ueberschätzung jener Kreise leidet. Eine Reihe von bereits veröffent¬
lichten literarhistorischen und sprachwissenschaftlichen Aufsätzen, denen sich übri¬
gens einige ungedruckte Arbeiten zugesellten, giebt Franz Pfeiffer in seinem
allgemeiner interessanten Buche "Freie Forschung. Kleine Schriften zur Geschichte
der deutschen Literatur und Sprache". Der vorliegende dritte Band von Ett-
müllers "Herbstabenden" bespricht und bringt ins Hochdeutsche übertragene Pro¬
ben aus den höfischen Minnesingern und Meistern des 13. Jahrhunderts, geht
dann über zum Volksliede, zum geistlichen und weltlichen Schauspiel und zum
Fastnachtsspiel des 14. bis 16. Jahrhunderts. Außer K. N. Pabsts zwei aka¬
demischen Vorträgen "Ueber Gespenster in Sage und Dichtung" und Kecks
Schrift über die Kudrunsage müssen dann noch des kürzlich verstorbenen Ch.
H. Weiße "Kleine Schriften zur Aesthetik und ästhetischen Kritik" genannt werden,
die N. Seydel herausgab.

Auch die Pflanzenwelt hat ihre Aesthetik. Zu ihr Beiträge zu Ansen hat
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und eine kleine Schrift von Th. Dithmar „Hans Wilhelm Kirchhofs" einem
erzählenden Schriftsteller des sechszehnten Jahrhunderts gewidmet ward. Mit
zwei Werken über Musiker betreten wir die Neuzeit: „Haydn in London" von
C. F. Pohl und „Beethovens Mannesalter 1793—1814" von L. Rost
(2. Band von „Beethovens Leben"). Daran reiht sich Mendelssohns Buch
über einen Virtuosen aus dem Gebiete des Esprit und der Lebenslust, Friedrich
von Gentz, der groß war in den Zeiten der Noth, während das Glück alle
Fugen seines sittlichen Charakters löste. Hierbei mag auch genannt sein „Aus
dem Nachlasse Friedrichs von Gentz", deren erster Band Privatbriefe, kleinere
Aufzeichnungen und Denkschriften enthält. In der Folge werden dann noch
der Briefwechsel mit dem Hospodaren der Walachei und Moldau aus den
Jahren 1813—1828 und die politischen Correspondenzen mit verschiedenen
Staatsmännern zur Herausgabe gelangen. Zum Schlüsse mag außer E. Riehms
Schrift „Dr. Hermann Hupfeld. Lebens- und Charakterbild eines deutschen
Professors" genannt sein: „Aus dem Leben eines Unbekannten. Mit einem
Vorwort von Dr. F. Fabri", ein autobiographisches Denkmal von streng
religiöser Richtung.

Der Briefwechsel sind zwei zu erwähnen. Der erste „Aus dem Nachlaß
Varnhagens von Ense" ist in Heft 27 d. Bl. schon ausführlich besprochen
worden, so daß es genügt, ihn vorübergehend zu nennen. Der andre Brief¬
wechsel ist der zwischen Maria Theresia und Joseph dem Zweiten, sammt Brie¬
fen Josephs an seinen Bruder Leopold. Der zweite vorliegende, ebenfalls von
Arneth herausgegebene Band umfaßt die Jahre 1773 bis Juli 1778.

Den Uebergang zur Literaturgeschichte und Verwandten mag Karl Mayers
zweibändiges Buch „Ludwig Uhland. seine Freunde und Zeitgenossen" bilden,
das manches Interessante neben dem Unwichtigsten bringt und an einer etwas
starken Ueberschätzung jener Kreise leidet. Eine Reihe von bereits veröffent¬
lichten literarhistorischen und sprachwissenschaftlichen Aufsätzen, denen sich übri¬
gens einige ungedruckte Arbeiten zugesellten, giebt Franz Pfeiffer in seinem
allgemeiner interessanten Buche „Freie Forschung. Kleine Schriften zur Geschichte
der deutschen Literatur und Sprache". Der vorliegende dritte Band von Ett-
müllers „Herbstabenden" bespricht und bringt ins Hochdeutsche übertragene Pro¬
ben aus den höfischen Minnesingern und Meistern des 13. Jahrhunderts, geht
dann über zum Volksliede, zum geistlichen und weltlichen Schauspiel und zum
Fastnachtsspiel des 14. bis 16. Jahrhunderts. Außer K. N. Pabsts zwei aka¬
demischen Vorträgen „Ueber Gespenster in Sage und Dichtung" und Kecks
Schrift über die Kudrunsage müssen dann noch des kürzlich verstorbenen Ch.
H. Weiße „Kleine Schriften zur Aesthetik und ästhetischen Kritik" genannt werden,
die N. Seydel herausgab.

Auch die Pflanzenwelt hat ihre Aesthetik. Zu ihr Beiträge zu Ansen hat
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/197>, abgerufen am 11.06.2024.