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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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sind bedeutend kleiner und haben hauptsächlich die Aufgabe, bei der Küsten-
verthcidigung in der Art der Panzerkanonenboote zu wirken, besonders an
flachen Stellen, oder in den Flußmündungen zum Schul; der Häfen stationirt
als schwimmende Batterien zu dienen. Namentlich für letztere Verwendung
ist der Vortheil überaus hoch anzuschlagen, daß diese Fahrzeuge eine ganz be¬
deutende Schnelligkeit besitzen und somit trotz ihrer Bestimmung für die De¬
fensive doch im Stande sind, günstigen Falles sofort die Offensive zu er-
greifen, wie sie denn auch beim Angriff auf feindliche Küstenbefestigungen die
ersprießlichsten Dienste leisten werden. Daß man beide Classen von Panzer¬
schiffen aus Eisen zu erbauen beschlossen hat, kann, wie gesagt, nur gebilligt
werden; die früher erörterten Nachtheile, welche Eisenschiffe in tropischen Klima-
ten haben, können sich in der Nord- und Ostsee, wo die Panzerschiffe hauptsäch¬
lich zu operiren haben werden, wenig geltend machen. Dagegen werden die
Vortheile des Eiscnschiffbaucs, namentlich die größere Dauerhaftigkeit, die
größere Leichtigkeit des Schiffskörpers und die daraus folgende Fähigkeit,
schwerere Panzerung und Armirung zu tragen, außerordentlich günstig ins Ge¬
wicht fallen. Die Zahl der Panzerschiffe beider Classen ist natürlich nach Ma߬
gabe der sür Deutschland erschwinglichen Mittel, nach den eventuell sich bieten¬
den Aufgaben (wie Forcirung des Sundes, solange der Nordostseecanal noch
nicht fertig ist) und nach der Größe der Flotten derjenigen anderen Staaten
bestimmt worden, deren Küsten mit den unseligen dasselbe Meer begrenzen,
und die uns sonach entweder gegenüberstehen oder mit uns cooperiren würden.
Diese Rücksicht betonten sowohl der preußische Flottenerweiterungsplan vom
März 1863, als auch die Motive des dem norddeutschen Reichstage in der
jüngsten Session übergebenen Manneanlcihegesetzentwurfs. Beide gehen natür¬
lich von der Ueberzeugung aus, daß für die Behauptung der offenen See
der heutigen Artillerie gegenüber ausschließlich Panzerfregatten (selbstver-
ständl. Schraubenschiffe) anzuwenden sind, ebenso wie man früher dazu ausschlie߬
lich die Linienschiffe gebrauchte, namentlich da die früheren Befürchtungen, daß
Panzerschiffe die hohe See nicht würden halten können, jetzt durch die Er¬
fahrung völlig gehoben sind. Die Größe und die Geschützbewaffnung hat na¬
türlich nach den Tiefenverhältnissen der meisten deutschen Häfen und Gewässer
bestimmt werden müssen, mit besonderer Rücksicht auf Erzielung größtmöglicher
Schnelligkeit, Schlachtstärke (Panzerstärke in defensiver, Gcschützstärke in offen¬
siver Beziehung), Seetüchtigkeit (Fähigkeit auch bei schlechtem Wetter die hohe
See zu halten), und Manövrirvermögen. Und zwar möchten wir die Schnellig¬
keit als die wichtigste Eigenschaft hinstellen, da es von ihr abhängt, ob das
Schiff im Gefecht die Distanz wählen kann, in welcher es schußfest ist, resp, wo
es seine Geschütze aus geringster Entfernung wirken lassen kann. Zweckmäßiger
Weise hat man sich indessen in der Wahl der Construction dieser größeren


sind bedeutend kleiner und haben hauptsächlich die Aufgabe, bei der Küsten-
verthcidigung in der Art der Panzerkanonenboote zu wirken, besonders an
flachen Stellen, oder in den Flußmündungen zum Schul; der Häfen stationirt
als schwimmende Batterien zu dienen. Namentlich für letztere Verwendung
ist der Vortheil überaus hoch anzuschlagen, daß diese Fahrzeuge eine ganz be¬
deutende Schnelligkeit besitzen und somit trotz ihrer Bestimmung für die De¬
fensive doch im Stande sind, günstigen Falles sofort die Offensive zu er-
greifen, wie sie denn auch beim Angriff auf feindliche Küstenbefestigungen die
ersprießlichsten Dienste leisten werden. Daß man beide Classen von Panzer¬
schiffen aus Eisen zu erbauen beschlossen hat, kann, wie gesagt, nur gebilligt
werden; die früher erörterten Nachtheile, welche Eisenschiffe in tropischen Klima-
ten haben, können sich in der Nord- und Ostsee, wo die Panzerschiffe hauptsäch¬
lich zu operiren haben werden, wenig geltend machen. Dagegen werden die
Vortheile des Eiscnschiffbaucs, namentlich die größere Dauerhaftigkeit, die
größere Leichtigkeit des Schiffskörpers und die daraus folgende Fähigkeit,
schwerere Panzerung und Armirung zu tragen, außerordentlich günstig ins Ge¬
wicht fallen. Die Zahl der Panzerschiffe beider Classen ist natürlich nach Ma߬
gabe der sür Deutschland erschwinglichen Mittel, nach den eventuell sich bieten¬
den Aufgaben (wie Forcirung des Sundes, solange der Nordostseecanal noch
nicht fertig ist) und nach der Größe der Flotten derjenigen anderen Staaten
bestimmt worden, deren Küsten mit den unseligen dasselbe Meer begrenzen,
und die uns sonach entweder gegenüberstehen oder mit uns cooperiren würden.
Diese Rücksicht betonten sowohl der preußische Flottenerweiterungsplan vom
März 1863, als auch die Motive des dem norddeutschen Reichstage in der
jüngsten Session übergebenen Manneanlcihegesetzentwurfs. Beide gehen natür¬
lich von der Ueberzeugung aus, daß für die Behauptung der offenen See
der heutigen Artillerie gegenüber ausschließlich Panzerfregatten (selbstver-
ständl. Schraubenschiffe) anzuwenden sind, ebenso wie man früher dazu ausschlie߬
lich die Linienschiffe gebrauchte, namentlich da die früheren Befürchtungen, daß
Panzerschiffe die hohe See nicht würden halten können, jetzt durch die Er¬
fahrung völlig gehoben sind. Die Größe und die Geschützbewaffnung hat na¬
türlich nach den Tiefenverhältnissen der meisten deutschen Häfen und Gewässer
bestimmt werden müssen, mit besonderer Rücksicht auf Erzielung größtmöglicher
Schnelligkeit, Schlachtstärke (Panzerstärke in defensiver, Gcschützstärke in offen¬
siver Beziehung), Seetüchtigkeit (Fähigkeit auch bei schlechtem Wetter die hohe
See zu halten), und Manövrirvermögen. Und zwar möchten wir die Schnellig¬
keit als die wichtigste Eigenschaft hinstellen, da es von ihr abhängt, ob das
Schiff im Gefecht die Distanz wählen kann, in welcher es schußfest ist, resp, wo
es seine Geschütze aus geringster Entfernung wirken lassen kann. Zweckmäßiger
Weise hat man sich indessen in der Wahl der Construction dieser größeren


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/296>, abgerufen am 07.05.2024.