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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band.

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Kuppelfahrzeugen von der Classe unseres "Arminius" zu thun zu bekommen.
Sollte sie dagegen diese Schwierigkeit umgehen wollen und sich einem andern
Punkte nähern, in der Absicht, dort ihre großen Schiffe in einiger Entfernung
Von der Küste, wo das Wasser noch tief genug ist, liegen bleiben zu lassen und
die Landungsmannschaften mittelst flachgehender Boote ans Land zu schicken, so
Würde dieser Plan durch die große Ausdehnung der Untiefen und den dadurch
bedingten weiten Weg, den die Landungsboote unter feindlichem Feuer vom
Strande zurückzulegen hätten, bedeutend gefährdet werden, da sie vereinzelt
und nur mit so viel Mannschaft, als die flachen Boote auf einmal fassen,
dem Vertheidiger entgegentreten müßten. Wir nehmen bei dieser Erörterung
über die Eventualitäten eines Angriffs auf unsere Küsten und den Bau unserer
Küstenvcrtheidigungsfahrzeuge selbstverständlich an, daß zugleich mit dem Bau
dieser Flotille eine durchgehende Küsteneiscnbahn mit Telegraphen und die nöthi¬
gen Strandbefestigungen hergestellt werden, die ersteren natürlich zu dem Zweck,
schnell an jeden Punkt der Küste Truppen werfen zu können. Ferner setzen
wir voraus, daß der Vertheidiger leichte fahrende gezogene 4pfünder-Batterien
auf besonderen Lafetten mit breiten Rädern (für den Sand am Strande) besitzt,
um schnell an jedem beliebigen Punkte die heranrudernden Boote mit über¬
wältigenden Feuer empfangen zu können.

Betrachten wir nun die Mittel, mit welchen der Angreifer an der flachen
Küste seine ans Land rudernden Landungsboote zu decken und zu schützen ver¬
mag. Seine großen Kriegsschiffe und die Transportschiffe wären zu entfernt,
um durch ihr Feuer oder durch Mannschaften in den etwa noch disponiblen
Kriegsschiffsbooten die Landungsboote wirksam unterstützen zu können. Alle
armirten Fahrzeuge sodann, die flach genug gingen, um die Landungsboote zu
begleiten, wie etwa die stsam-IaulleliLg, d. h. die mit kleinen Schraubenma¬
schinen von 6 Pferdekraft und mit einer leichten Haubitze im Bug ausgerüsteten
ersten Boote der Kriegsschiffe, wären eben wegen ihres geringen Tiefgangs un¬
fähig, Geschütz von solchem Kaliber zu tragen, daß es gegen die fahrenden
Batterien des Vertheidigers auftreten könnte, vollends bei dem unsichern Schusse
von diesen kurzen stark stampfenden Booten. Es bleiben also einzig und allein Fahr¬
zeuge übrig, die zwar nicht so tief gehen wie die großen Kriegsschiffe, aber doch
bedeutend tiefer als die Landungsboote. Fahrzeuge, deren Tiefgang aber selbst
innerhalb dieses Spielraums noch durch gewisse Bedingungen beschränkt ist. Da
sie nämlich tiefer gehen als die steil-in-l-mncdLS, so können sie nicht wie diese
oder wie die bekannten zerlegbaren französischen Landungsboote an Bord der
großen Schiffe verstaut und mitgeführt werden; sie müssen vielmehr fähig sein,
selbständig Reisen zu machen. Hierdurch aber und durch das Erforderniß, ihr
schweres Geschütz unter gewöhnlichen Umständen stets gebrauchen zu können,
nicht blos in dem Ausnahmefälle ganz glatter See, sind bedeutenderer Tiefgang


Kuppelfahrzeugen von der Classe unseres „Arminius" zu thun zu bekommen.
Sollte sie dagegen diese Schwierigkeit umgehen wollen und sich einem andern
Punkte nähern, in der Absicht, dort ihre großen Schiffe in einiger Entfernung
Von der Küste, wo das Wasser noch tief genug ist, liegen bleiben zu lassen und
die Landungsmannschaften mittelst flachgehender Boote ans Land zu schicken, so
Würde dieser Plan durch die große Ausdehnung der Untiefen und den dadurch
bedingten weiten Weg, den die Landungsboote unter feindlichem Feuer vom
Strande zurückzulegen hätten, bedeutend gefährdet werden, da sie vereinzelt
und nur mit so viel Mannschaft, als die flachen Boote auf einmal fassen,
dem Vertheidiger entgegentreten müßten. Wir nehmen bei dieser Erörterung
über die Eventualitäten eines Angriffs auf unsere Küsten und den Bau unserer
Küstenvcrtheidigungsfahrzeuge selbstverständlich an, daß zugleich mit dem Bau
dieser Flotille eine durchgehende Küsteneiscnbahn mit Telegraphen und die nöthi¬
gen Strandbefestigungen hergestellt werden, die ersteren natürlich zu dem Zweck,
schnell an jeden Punkt der Küste Truppen werfen zu können. Ferner setzen
wir voraus, daß der Vertheidiger leichte fahrende gezogene 4pfünder-Batterien
auf besonderen Lafetten mit breiten Rädern (für den Sand am Strande) besitzt,
um schnell an jedem beliebigen Punkte die heranrudernden Boote mit über¬
wältigenden Feuer empfangen zu können.

Betrachten wir nun die Mittel, mit welchen der Angreifer an der flachen
Küste seine ans Land rudernden Landungsboote zu decken und zu schützen ver¬
mag. Seine großen Kriegsschiffe und die Transportschiffe wären zu entfernt,
um durch ihr Feuer oder durch Mannschaften in den etwa noch disponiblen
Kriegsschiffsbooten die Landungsboote wirksam unterstützen zu können. Alle
armirten Fahrzeuge sodann, die flach genug gingen, um die Landungsboote zu
begleiten, wie etwa die stsam-IaulleliLg, d. h. die mit kleinen Schraubenma¬
schinen von 6 Pferdekraft und mit einer leichten Haubitze im Bug ausgerüsteten
ersten Boote der Kriegsschiffe, wären eben wegen ihres geringen Tiefgangs un¬
fähig, Geschütz von solchem Kaliber zu tragen, daß es gegen die fahrenden
Batterien des Vertheidigers auftreten könnte, vollends bei dem unsichern Schusse
von diesen kurzen stark stampfenden Booten. Es bleiben also einzig und allein Fahr¬
zeuge übrig, die zwar nicht so tief gehen wie die großen Kriegsschiffe, aber doch
bedeutend tiefer als die Landungsboote. Fahrzeuge, deren Tiefgang aber selbst
innerhalb dieses Spielraums noch durch gewisse Bedingungen beschränkt ist. Da
sie nämlich tiefer gehen als die steil-in-l-mncdLS, so können sie nicht wie diese
oder wie die bekannten zerlegbaren französischen Landungsboote an Bord der
großen Schiffe verstaut und mitgeführt werden; sie müssen vielmehr fähig sein,
selbständig Reisen zu machen. Hierdurch aber und durch das Erforderniß, ihr
schweres Geschütz unter gewöhnlichen Umständen stets gebrauchen zu können,
nicht blos in dem Ausnahmefälle ganz glatter See, sind bedeutenderer Tiefgang


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349919/70>, abgerufen am 29.04.2024.