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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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gelu größere Steifheit und Ruhe zu erzielen, bringe man wenigstens vorn
und hinten Schiebekiele (südirig- Keels, eentreboaräZ) an, im hintern Theil
(Mischen den beiden Schraubenaxen) durchbrochen nach Art des Grell'schen
Schleußenkiels, was die Beweglichkeit vermehrt, ebenso wie das Tucker'sche
Balanceruder. (Im Grell'schen Schleußenkiel müssen natürlich die Oeffnungen
Mit herabzuschraubenden Platten ausgefüllt werden können.) Im Interesse
der Beweglichkeit des Schiffs wird man überhaupt nicht über die Größe von
etwa 3600--4000 Tons (ungefähr die Größe unsers "Kronprinz") hinaus¬
gehn dürfen, wobei es dann im Tunnel auf 8 Drehscheiben 8 gezogene
400Pfünder (effectiv) mit Keilverschluß führen kann, und außerdem auf dem
Oberdeck nach vorn und hinten je 2 gezogene 12 Pfänder (nommat) als
Pivot für die Reisen erhalten mag.

Es hat nun, um dies noch einmal kurz zusammenzufassen, das Ring-
tunnelprinzip folgende Vortheile. Abgesehen von der verschwindend kleinen
Fläche der exponirten Mittelringsviertel (die außerdem auch nicht einmal
eine verbiegbare Are und ferner nach innen stärkern Widerhalt haben, als
irgend ein Thurmsystem), besitzt das ganze Schiff dieselbe Solidität und
Festigkeit der Construction gegenüber anprallenden feindlichen Schüssen,
wie die Breitseitenpanzerfregatte. und es übertrifft in dieser Beziehung weit
die Kuppel- und Thurmschiffe, die sehr viel drehbare Fläche exponiren und
stets Gefahr laufen, entweder ihre Führung festgeklemmt oder ihre Aren
verbogen zu sehen. (Das französische Marineministerium hält diese Gefahr
sür so bedenklich, daß es gar keine Drehthürme anwendet und in seinen
kr^Alss a toureUö den obern Theil der Pivotgeschütze lieber unter freiem
Himmel erponirt, und auch die englische Admiralität hat bisher aus demselben
Grund immer am Bau von Panzerfregatten festgehalten und den Bau
von Thurmschiffen für die Hochseeflotte zurückgewiesen.) Auch die Gewichts¬
vertheilung ist beim Ningschiff noch günstiger als beim Thurmschiff, da
der größte Theil des Panzers fest liegt und sich nicht losschlingern kann, und
da ferner die Drehscheiben mit einem Geschütz kleiner und näher der Mittel¬
linie sind, als beim Thurmschiff oder gar der Breitseitenfregatte mit ihren von
der Mittellinie möglichst entfernten Panzerwänden, welche zu einem solchen Schlin¬
gern und solchen Unglücksfällen führen, wie bei unserm "Friedrich Carl". Na-
türlich ist dadurch auch eine höhere Takelage zu führen möglich, namentlich wenn
die Geschütze versenkt sind: auf Reisen wird diese, im Gefecht bei gestrichener
Takelage dagegen die hohe Geschützlage das Schiff vor heftigem Arbeiten be¬
wahren. Auch sonst ist das Ringtunnelsystem durch die Höhe seines Decks
über Wasser, also seine Seefähigkeit allen Thurm- und Kuppelschiffen und
ebenso allen Kasemattenschiffen weit überlegen, wie auch durch die Höhe seiner
Geschütze, welche 11--14 Fuß über Wasser liegen, wobei sich dieselben noch
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gelu größere Steifheit und Ruhe zu erzielen, bringe man wenigstens vorn
und hinten Schiebekiele (südirig- Keels, eentreboaräZ) an, im hintern Theil
(Mischen den beiden Schraubenaxen) durchbrochen nach Art des Grell'schen
Schleußenkiels, was die Beweglichkeit vermehrt, ebenso wie das Tucker'sche
Balanceruder. (Im Grell'schen Schleußenkiel müssen natürlich die Oeffnungen
Mit herabzuschraubenden Platten ausgefüllt werden können.) Im Interesse
der Beweglichkeit des Schiffs wird man überhaupt nicht über die Größe von
etwa 3600—4000 Tons (ungefähr die Größe unsers „Kronprinz") hinaus¬
gehn dürfen, wobei es dann im Tunnel auf 8 Drehscheiben 8 gezogene
400Pfünder (effectiv) mit Keilverschluß führen kann, und außerdem auf dem
Oberdeck nach vorn und hinten je 2 gezogene 12 Pfänder (nommat) als
Pivot für die Reisen erhalten mag.

Es hat nun, um dies noch einmal kurz zusammenzufassen, das Ring-
tunnelprinzip folgende Vortheile. Abgesehen von der verschwindend kleinen
Fläche der exponirten Mittelringsviertel (die außerdem auch nicht einmal
eine verbiegbare Are und ferner nach innen stärkern Widerhalt haben, als
irgend ein Thurmsystem), besitzt das ganze Schiff dieselbe Solidität und
Festigkeit der Construction gegenüber anprallenden feindlichen Schüssen,
wie die Breitseitenpanzerfregatte. und es übertrifft in dieser Beziehung weit
die Kuppel- und Thurmschiffe, die sehr viel drehbare Fläche exponiren und
stets Gefahr laufen, entweder ihre Führung festgeklemmt oder ihre Aren
verbogen zu sehen. (Das französische Marineministerium hält diese Gefahr
sür so bedenklich, daß es gar keine Drehthürme anwendet und in seinen
kr^Alss a toureUö den obern Theil der Pivotgeschütze lieber unter freiem
Himmel erponirt, und auch die englische Admiralität hat bisher aus demselben
Grund immer am Bau von Panzerfregatten festgehalten und den Bau
von Thurmschiffen für die Hochseeflotte zurückgewiesen.) Auch die Gewichts¬
vertheilung ist beim Ningschiff noch günstiger als beim Thurmschiff, da
der größte Theil des Panzers fest liegt und sich nicht losschlingern kann, und
da ferner die Drehscheiben mit einem Geschütz kleiner und näher der Mittel¬
linie sind, als beim Thurmschiff oder gar der Breitseitenfregatte mit ihren von
der Mittellinie möglichst entfernten Panzerwänden, welche zu einem solchen Schlin¬
gern und solchen Unglücksfällen führen, wie bei unserm „Friedrich Carl". Na-
türlich ist dadurch auch eine höhere Takelage zu führen möglich, namentlich wenn
die Geschütze versenkt sind: auf Reisen wird diese, im Gefecht bei gestrichener
Takelage dagegen die hohe Geschützlage das Schiff vor heftigem Arbeiten be¬
wahren. Auch sonst ist das Ringtunnelsystem durch die Höhe seines Decks
über Wasser, also seine Seefähigkeit allen Thurm- und Kuppelschiffen und
ebenso allen Kasemattenschiffen weit überlegen, wie auch durch die Höhe seiner
Geschütze, welche 11—14 Fuß über Wasser liegen, wobei sich dieselben noch
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/235>, abgerufen am 18.05.2024.