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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band.

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Wie Binnenbassin und Vorhafen hat auch der Canal 28--30 Fuß Ge°
sammtwassertiefe bei 12 Fuß Wasserstand des Hafenpegels. Während wir
theils auf seiner Sohle, theils rechts auf seinem Rande nach Osten zu gehen,
fällt uns drüben am linken Ufer ein mächtiger Einschnitt auf, wie ein an¬
schließendes viereckiges Bassin, das für den künftigen Liegehafen bestimmt
ist, und hinter ihm schimmert die schöne Caserne herüber sowie Gebäude für
die Hafenoffiziere. Diesseits zieht auch ein enormes Gerüst, von den Ar¬
beitern Kladderadatsch genannt, auf der Höhe des Canalrandes unsere Auf¬
merksamkeit auf sich, von dem aus die herangekarrten wasserdichten Erdschich¬
ten direct in den Flankengraben des Canals gestürzt werden, um diesen vor
dem jetzt fortwährend durchsickernden Wasser zu schützen. Weiterhin passiren
wir die auf dem Südufer des Hafeneanals selbst gelegenen einfachen niedrigen
Häuschen mit Wohnungen und Bureaux der Hafenbau-Techniker und Be¬
amten, an die sich hinten das Lazarett), eine kleine Schule und Arbeiter¬
wohnungen anschließen. Diese Gebäude konnten so nahe der See angelegt
werden, da eine Gefährdung derselben nicht zu erwarten stand und auch
wenig geschadet hätte, und sie mußte andererseits der See so nahe sein, damit
die Techniker bei den Arbeiten der Hafeneinfahrt stets zur Hand und die Ge¬
bäude selbst den späteren Werftanlagen am Binnenhafen nicht im Wege
waren. -- Nach einer Strecke macht der Hafencanal eine kleine Biegung
nach Süden hin und läuft dann geradeswegs ostsüdöstlich der See oder viel¬
mehr dem Jahdebusen zu. Er durchschneidet dabei den großen Deich, welcher
bisher, an dieser Stelle von Nordost nach Südwest laufend, das Jahdegebiet
vor den Fluthen der See schützte und tritt dann auf das Außendeichland
hinaus, welches, früher ganz ungeschützt, sich flach in die See verliert.

Nach unserer Beschreibung der Situation des Jahdebusens bildet dessen
nördliche Kante eine von West nach Ost laufende gerade Linie, und da der
Ausstrom aus der Mitte dieser Kante nach der offenen See gerade nord¬
wärts läuft, bleiben zu beiden Seiten desselben rechtwinklige Ecken stehen.
Auf der westlichen folgt nun der das Land gegen die See schützende ursprüng¬
liche Deich den Conturen des Landes nicht bis zur Spitze, sondern er schneidet
die Ecke ab und läßt also die Spitze als rechtwinkliges Dreieck ungeschützt
stehn. Diesen Winkel, den dauensfelder Groden, hat nun die preußische
Regierung durch zwei "Schutzdeiche"abgeschlossen, welche von der Spitze als


sirung bei den 90 Ruthen am Binnenhafen wegfällt. Außerdem hat es sich aber unglück¬
licherweise noch gezeigt, daß das Erdreich, in welchem der Canal ausgeschachtet wird, eine
Schicht enthält, welche das Wasser seitwärts durchsickern läßt. Es muß daher längs des
ganzen Canals auf jeder Seite ein Graben gezogen werden bis zur Unterseite dieser Schicht,
und statt des lockeren Erdreichs muß schwerer für Wasser undurchdringlicher Boden eingefüllt
werden, was mit der Erdbewegung aus Canal und Bassins und den Deichen 607,000 Thlr.
'kosten wird.

Wie Binnenbassin und Vorhafen hat auch der Canal 28—30 Fuß Ge°
sammtwassertiefe bei 12 Fuß Wasserstand des Hafenpegels. Während wir
theils auf seiner Sohle, theils rechts auf seinem Rande nach Osten zu gehen,
fällt uns drüben am linken Ufer ein mächtiger Einschnitt auf, wie ein an¬
schließendes viereckiges Bassin, das für den künftigen Liegehafen bestimmt
ist, und hinter ihm schimmert die schöne Caserne herüber sowie Gebäude für
die Hafenoffiziere. Diesseits zieht auch ein enormes Gerüst, von den Ar¬
beitern Kladderadatsch genannt, auf der Höhe des Canalrandes unsere Auf¬
merksamkeit auf sich, von dem aus die herangekarrten wasserdichten Erdschich¬
ten direct in den Flankengraben des Canals gestürzt werden, um diesen vor
dem jetzt fortwährend durchsickernden Wasser zu schützen. Weiterhin passiren
wir die auf dem Südufer des Hafeneanals selbst gelegenen einfachen niedrigen
Häuschen mit Wohnungen und Bureaux der Hafenbau-Techniker und Be¬
amten, an die sich hinten das Lazarett), eine kleine Schule und Arbeiter¬
wohnungen anschließen. Diese Gebäude konnten so nahe der See angelegt
werden, da eine Gefährdung derselben nicht zu erwarten stand und auch
wenig geschadet hätte, und sie mußte andererseits der See so nahe sein, damit
die Techniker bei den Arbeiten der Hafeneinfahrt stets zur Hand und die Ge¬
bäude selbst den späteren Werftanlagen am Binnenhafen nicht im Wege
waren. — Nach einer Strecke macht der Hafencanal eine kleine Biegung
nach Süden hin und läuft dann geradeswegs ostsüdöstlich der See oder viel¬
mehr dem Jahdebusen zu. Er durchschneidet dabei den großen Deich, welcher
bisher, an dieser Stelle von Nordost nach Südwest laufend, das Jahdegebiet
vor den Fluthen der See schützte und tritt dann auf das Außendeichland
hinaus, welches, früher ganz ungeschützt, sich flach in die See verliert.

Nach unserer Beschreibung der Situation des Jahdebusens bildet dessen
nördliche Kante eine von West nach Ost laufende gerade Linie, und da der
Ausstrom aus der Mitte dieser Kante nach der offenen See gerade nord¬
wärts läuft, bleiben zu beiden Seiten desselben rechtwinklige Ecken stehen.
Auf der westlichen folgt nun der das Land gegen die See schützende ursprüng¬
liche Deich den Conturen des Landes nicht bis zur Spitze, sondern er schneidet
die Ecke ab und läßt also die Spitze als rechtwinkliges Dreieck ungeschützt
stehn. Diesen Winkel, den dauensfelder Groden, hat nun die preußische
Regierung durch zwei „Schutzdeiche"abgeschlossen, welche von der Spitze als


sirung bei den 90 Ruthen am Binnenhafen wegfällt. Außerdem hat es sich aber unglück¬
licherweise noch gezeigt, daß das Erdreich, in welchem der Canal ausgeschachtet wird, eine
Schicht enthält, welche das Wasser seitwärts durchsickern läßt. Es muß daher längs des
ganzen Canals auf jeder Seite ein Graben gezogen werden bis zur Unterseite dieser Schicht,
und statt des lockeren Erdreichs muß schwerer für Wasser undurchdringlicher Boden eingefüllt
werden, was mit der Erdbewegung aus Canal und Bassins und den Deichen 607,000 Thlr.
'kosten wird.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. II Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_287271/17>, abgerufen am 19.05.2024.