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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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schon deßhalb nicht völlig genügen, weil sie neben der Landschaft allermeisteres
auch eine Handlung, eine Schlacht, eine Lagerscene und dergl, darzustellen
hatten. Hier war die Landschaft selten mehr als Staffage für irgend eine
Kriegsheere. Zudem aber vermag erst die Farbe in dem Beschauer die volle
Borstellung von der Eigenthümlichkeit einer Landschaft zu erzeugen. Auch
der beste Holzschnitt bietet nur Linien. Daher muß als ein sehr glücklicher
Gedanke bezeichnet werden, daß die Berlagshandlung von H. Brucker in Ham¬
burg ein Landschaftsalbum vom Kriegsschauplatze in Farbendruck
herausgiebt. Was aber noch weit höhere Freude erregt, ist die echt künstlerische
Auffassung und Ausführung der Aufgabe. Daß Eugen Krüger ig, belle
?ranee so schön werde zu malen verstehen, wie Wald und Feld der Heimath,
war zu erwarten. Aber gerade die Feinheit und Durcharbeitung der Krüger-
schen Aquarellen bot der Kunst des Farbendrucks besondere Schwierigkeiten;
weit größere z. B. als s. Z. die Vervielfältigung der Hildebrandt'schen Aquarel¬
len, die in ihrer skizzenhafteren Anlage und' ihren grellen Contrasten weit
unbedenklicher dem Risico der Chromotypie anvertraut werden konnten. Daß
trotzdem auch der Farbendruck der Krüger'schen Aquarellen vom Kriegsschau¬
platz vorzüglich gelungen ist, ist ein ehrendes Zeugniß für die stete Vervoll¬
kommnung dieses wichtigen Zweiges der deutschen Kunstindustrie. Von den
80 Blättern, welche das in zwölf Lieferungen (Heften) erscheinende Werk ent¬
halten soll, liegen erst fünf vor. Sie stellen dar den zerschossenen Bahnhof von
Straßburg; das Schlachtgesilde bei Nezonville; Comp vor Metz, wo Fried¬
rich Karl sein Hauptquartier hatte; Donchery, wo die denkwürdige Zusam¬
menkunft zwischen Bismarck und Napoleon stattfand; endlich einen "Vorposten
bei Pfalzburg", mitten im Wetter- und wolkenbehangenen Wasgengebirge.
Diese fünf Blätter sind vortrefflich gearbeitet. Jede der dargestellten Land¬
schaften ist in Linie, Stimmung und Farbe auf's treueste wiedergegeben und
doch poetisch und künstlerisch verklärt. Dabei sind Luft und Wald, Wafser-
spiegelung und Hochebene mit gleicher Vollendung der Technik wiedergegeben.
Für Diejenigen vollends, welche in einem würdigen Zimmerschmuck dauernd
die Stätten vor Augen zu sehen wünschen, wo ihr Sohn oder Bruder, ihr
Gatte oder Verlobter gekämpft und vielleicht geblutet hat, kann kaum eine
edlere Darstellung dieser erinnerungsreichen Stätten gefunden werden, als
durch die Kriegslandschaftsbilder von Eugen Krüger. Sicherlich aber läge
sowohl im Interesse des Publicums wie des Verlegers, wenn der Gegenstand
und Inhalt aller folgenden Blätter angezeigt und die Fortsetzung der ein¬
zelnen Hefte so sehr wie möglich beschleunigt würde.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Haus Blum".
Verlag von F. L. Hervig. -- Druck von Hüthel Legler in Leipzig.

schon deßhalb nicht völlig genügen, weil sie neben der Landschaft allermeisteres
auch eine Handlung, eine Schlacht, eine Lagerscene und dergl, darzustellen
hatten. Hier war die Landschaft selten mehr als Staffage für irgend eine
Kriegsheere. Zudem aber vermag erst die Farbe in dem Beschauer die volle
Borstellung von der Eigenthümlichkeit einer Landschaft zu erzeugen. Auch
der beste Holzschnitt bietet nur Linien. Daher muß als ein sehr glücklicher
Gedanke bezeichnet werden, daß die Berlagshandlung von H. Brucker in Ham¬
burg ein Landschaftsalbum vom Kriegsschauplatze in Farbendruck
herausgiebt. Was aber noch weit höhere Freude erregt, ist die echt künstlerische
Auffassung und Ausführung der Aufgabe. Daß Eugen Krüger ig, belle
?ranee so schön werde zu malen verstehen, wie Wald und Feld der Heimath,
war zu erwarten. Aber gerade die Feinheit und Durcharbeitung der Krüger-
schen Aquarellen bot der Kunst des Farbendrucks besondere Schwierigkeiten;
weit größere z. B. als s. Z. die Vervielfältigung der Hildebrandt'schen Aquarel¬
len, die in ihrer skizzenhafteren Anlage und' ihren grellen Contrasten weit
unbedenklicher dem Risico der Chromotypie anvertraut werden konnten. Daß
trotzdem auch der Farbendruck der Krüger'schen Aquarellen vom Kriegsschau¬
platz vorzüglich gelungen ist, ist ein ehrendes Zeugniß für die stete Vervoll¬
kommnung dieses wichtigen Zweiges der deutschen Kunstindustrie. Von den
80 Blättern, welche das in zwölf Lieferungen (Heften) erscheinende Werk ent¬
halten soll, liegen erst fünf vor. Sie stellen dar den zerschossenen Bahnhof von
Straßburg; das Schlachtgesilde bei Nezonville; Comp vor Metz, wo Fried¬
rich Karl sein Hauptquartier hatte; Donchery, wo die denkwürdige Zusam¬
menkunft zwischen Bismarck und Napoleon stattfand; endlich einen „Vorposten
bei Pfalzburg", mitten im Wetter- und wolkenbehangenen Wasgengebirge.
Diese fünf Blätter sind vortrefflich gearbeitet. Jede der dargestellten Land¬
schaften ist in Linie, Stimmung und Farbe auf's treueste wiedergegeben und
doch poetisch und künstlerisch verklärt. Dabei sind Luft und Wald, Wafser-
spiegelung und Hochebene mit gleicher Vollendung der Technik wiedergegeben.
Für Diejenigen vollends, welche in einem würdigen Zimmerschmuck dauernd
die Stätten vor Augen zu sehen wünschen, wo ihr Sohn oder Bruder, ihr
Gatte oder Verlobter gekämpft und vielleicht geblutet hat, kann kaum eine
edlere Darstellung dieser erinnerungsreichen Stätten gefunden werden, als
durch die Kriegslandschaftsbilder von Eugen Krüger. Sicherlich aber läge
sowohl im Interesse des Publicums wie des Verlegers, wenn der Gegenstand
und Inhalt aller folgenden Blätter angezeigt und die Fortsetzung der ein¬
zelnen Hefte so sehr wie möglich beschleunigt würde.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Haus Blum».
Verlag von F. L. Hervig. — Druck von Hüthel Legler in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/448>, abgerufen am 22.05.2024.