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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. II. Band.

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macht und bewirkt. -- Du sagst, Preußen beherrsche Deutschland mit eiserner
Ruthe. Wenn das wirklich der Fall wäre, so würde Deutschland in der
That die Ruthe verdienen. Aber ich weiß, was du meinst: du willst sagen,
Preußen verbreite sein strammes Regiment auch in den übrigen Staaten des
deutschen Reiches, vorzüglich willst du auf das preußische Heerwesen und den
strammen Dienst bei demselben anspielen. Aber, lieber Freund, wem verdankt
denn Preußen seine Größe und seine hervorragende Stellung in Deutschland,
wenn nicht seinem strammen Regiment? und wem verdankt Deutschland seine
Siege und seinen Ruhm während des letzten Krieges, wenn nicht dem preußi¬
schen Heerwesen, und der Führung Preußens? -- Und dann erlaubst du
mir auch wohl noch diese Frage: Was wollte heute Europa thun, ohne die
regierungstreuen Heere Deutschlands, der schwarzen und der rothen "Inter¬
nationale" gegenüber, die mit vereinten Kräften überall auf den Umsturz und
das Chaos losarbeiten, wo man sie nicht gewähren, nicht unumschränkt herr¬
schen läßt? -- Ohne das stramme deutsche Heerwesen, die regierungstreuen
deutschen Heere, bliebe Europa keine andere Wahl, als sich, an Hand und
Fuß gebunden, dem Ultramontanismus, in dessen Bund die rothe Internatio¬
nale steht, zu unterwerfen. --

Du fragst ferner, was denn unser Land Deutschland verdanke, und meinst
dabei, unsere Aufnahme in den deutschen Zollverband sei nicht unsertwegen,
sondern zum Vortheile Deutschlands, geschehen, indem du jedoch eingestehst,
daß auch wir dadurch gewonnen haben. El! Freund! was willst du denn
mehr? Der deutsche Zollverein hat unsere Großindustrie ins Leben gerufen,
und der Nationalreichthum hat sich bei uus dadurch verhundertfacht -- wir
verdanken überdieß Deutschland unsere bessere Schuleinrichtung, unser freisin¬
nigeres Schulgesetz, mithin den Aufschwung unseres Volksunterrichtes und
unserer Volksbildung. -- Nun. Freund, was sage ich denn weiter? Und ist
dir das nicht genug? Wenn Deutschland unserer Schätze, unseres Erzreich-
thums bedürfte für seine Hüttenwerke an der Saar und am Rhein, wie du
sagst, so verlangte es diese Schätze doch wohl nicht umsonst. Es bezahlte
uns unsere Erze und unser Roheisen gerne und gut. Wäre sonst unser Erz-
land so schnell und so hoch gestiegen? Hätte sich unsere Eisenindustrie sonst
zu dieser hohen Blüthe aufgeschwungen, unser Nationalreichthum sich in we¬
nigen Jahren verhundertfacht? -- Wenn ich mich daher bitter beklage, wie
du sagst, über die ungerechten Schmähungen unseres Janhagels gegen
Deutschland, so thue ich nur, wozu meine Wahrheitsliebe und meine Unpar¬
teilichkeit mich zwingt. Dann sagst du, wir kennen ja von Deutschland weiter
nichts, als die stolzen und aufgeblasenen Junker und die rohe Soldateska
unserer langjährigen preußischen Besatzung, sowie die tyrannische, rücksichtslose


Grenzlwten IV. 1,873. 5

macht und bewirkt. — Du sagst, Preußen beherrsche Deutschland mit eiserner
Ruthe. Wenn das wirklich der Fall wäre, so würde Deutschland in der
That die Ruthe verdienen. Aber ich weiß, was du meinst: du willst sagen,
Preußen verbreite sein strammes Regiment auch in den übrigen Staaten des
deutschen Reiches, vorzüglich willst du auf das preußische Heerwesen und den
strammen Dienst bei demselben anspielen. Aber, lieber Freund, wem verdankt
denn Preußen seine Größe und seine hervorragende Stellung in Deutschland,
wenn nicht seinem strammen Regiment? und wem verdankt Deutschland seine
Siege und seinen Ruhm während des letzten Krieges, wenn nicht dem preußi¬
schen Heerwesen, und der Führung Preußens? — Und dann erlaubst du
mir auch wohl noch diese Frage: Was wollte heute Europa thun, ohne die
regierungstreuen Heere Deutschlands, der schwarzen und der rothen „Inter¬
nationale" gegenüber, die mit vereinten Kräften überall auf den Umsturz und
das Chaos losarbeiten, wo man sie nicht gewähren, nicht unumschränkt herr¬
schen läßt? — Ohne das stramme deutsche Heerwesen, die regierungstreuen
deutschen Heere, bliebe Europa keine andere Wahl, als sich, an Hand und
Fuß gebunden, dem Ultramontanismus, in dessen Bund die rothe Internatio¬
nale steht, zu unterwerfen. —

Du fragst ferner, was denn unser Land Deutschland verdanke, und meinst
dabei, unsere Aufnahme in den deutschen Zollverband sei nicht unsertwegen,
sondern zum Vortheile Deutschlands, geschehen, indem du jedoch eingestehst,
daß auch wir dadurch gewonnen haben. El! Freund! was willst du denn
mehr? Der deutsche Zollverein hat unsere Großindustrie ins Leben gerufen,
und der Nationalreichthum hat sich bei uus dadurch verhundertfacht — wir
verdanken überdieß Deutschland unsere bessere Schuleinrichtung, unser freisin¬
nigeres Schulgesetz, mithin den Aufschwung unseres Volksunterrichtes und
unserer Volksbildung. — Nun. Freund, was sage ich denn weiter? Und ist
dir das nicht genug? Wenn Deutschland unserer Schätze, unseres Erzreich-
thums bedürfte für seine Hüttenwerke an der Saar und am Rhein, wie du
sagst, so verlangte es diese Schätze doch wohl nicht umsonst. Es bezahlte
uns unsere Erze und unser Roheisen gerne und gut. Wäre sonst unser Erz-
land so schnell und so hoch gestiegen? Hätte sich unsere Eisenindustrie sonst
zu dieser hohen Blüthe aufgeschwungen, unser Nationalreichthum sich in we¬
nigen Jahren verhundertfacht? — Wenn ich mich daher bitter beklage, wie
du sagst, über die ungerechten Schmähungen unseres Janhagels gegen
Deutschland, so thue ich nur, wozu meine Wahrheitsliebe und meine Unpar¬
teilichkeit mich zwingt. Dann sagst du, wir kennen ja von Deutschland weiter
nichts, als die stolzen und aufgeblasenen Junker und die rohe Soldateska
unserer langjährigen preußischen Besatzung, sowie die tyrannische, rücksichtslose


Grenzlwten IV. 1,873. 5
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_130059/41>, abgerufen am 18.05.2024.