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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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also ein bedeutender Nachlaß an Aufmerksamkeit ein, welchen die Belagerten
zu Ausfällen, namentlich am 27. und 31. Dezember und zu großer Beschä¬
digung der Laufgrabenwachen benutzten.

Am Neujahrstage 1353 verließ der Kaiser das Lager und kehrte nach
Thionville zurück, -- "voz^alle äeedu (wie Salignac sagt) sou esxöi'Auch, gg.
granäe armes winss, 8vo entrexriss tournes ü. neant, se lui quasi mis
xour 1'exewxls g. kairs voir an moinZs que koree et ig eonssil ach xlus
grancis nvminös, u'est risn an reZarü Ah ig. xroviäsues."

Am 2. Januar gegen 11 Uhr Nachts begann, zunächst cachirt durch eine
gewaltige bis nach Mitternacht fortgesetzte Kanonade, die Rückzugsbewegung
der Truppen, welche am folgenden Tage, unter dem Schutz einer, hauptsäch¬
lich durch die brandenburgischen Truppen gebildeten und von dem Markgrafen
Albrecht geführten Nachhut, in zwei Hauptcolonnen ausgeführt wurde. Die
eine dieser Colonnen, aus den niederländischen Truppen, unter Aremberg, be¬
stehend, zog sich längs des rechten Moselufers nach Arcomoy, die andern
unter Alba, nach Überschreitung der Mosel auf der Brücke de Moulins, auf
dem linken Ufer zurück. Artillerie, Verwundete und Kranke wurden auf dem
Flusse nach Thionville eingeschifft. Ein Theil der Munition mußte, in Er¬
mangelung von Transportmitteln, in die Luft gesprengt, eine Anzahl nicht
transportabler Kranker sowie 12,000 Brote zurückgelassen werden. Die Nach¬
hut blieb bis zum 5. Januar vor der Festung stehen und folgte dann den
übrigen Truppen. Vor dem Abmarsch feuerte der Markgraf noch sehr leb¬
haft gegen die Stadt, "als ob er seine Fahrzeuge von der Munition befreien
wollte." -- Aber wenn Albrecht von Brandenburg auch der letzte war. der
da abzog von Metz -- an dem dauernden Verluste dieser alten Reichsstadt
trägt er einen großen Theil der Schuld, indem er die deutschen Fürsten in
einen Krieg mit der Ritterschaft verwickelte, der gänzlich daran hinderte, den
Versuch der Wiedereroberung zu erneuern.

Den gleichzeitigen französischen Quellen zufolge betrug der Verlust der
Kaiserlichen an todten Menschen 30,000.5) ^ Pferden 10.000. Der Ver¬
brauch an Pulver wird auf 5000 Ctr., der an abgefeuerten ober verdorbenen
Schüssen auf 21.000 angegeben, während Guise selbst nur 100 Reiter und
2S0 Fußsoldaten verloren haben will. Ein Drittel der Spanier, die Hälfte
der Italiener befanden sich unter den Todten. -- Die Belagerungsarmee von
1870 hat trotz des Satzes von 18 bis 20"/" Kranken doch Alles in Allem
nur 6500 Mann Todte: sie hat also nur etwa den vierzigsten Theil ihrer
Stärke vor Metz eingebüßt, die Armee von 1SS2 nahezu die Hälfte. So



-) Nach Sö 1°Iioll: Mstoirs umvsrsslls. 1543--1KV7.

also ein bedeutender Nachlaß an Aufmerksamkeit ein, welchen die Belagerten
zu Ausfällen, namentlich am 27. und 31. Dezember und zu großer Beschä¬
digung der Laufgrabenwachen benutzten.

Am Neujahrstage 1353 verließ der Kaiser das Lager und kehrte nach
Thionville zurück, — „voz^alle äeedu (wie Salignac sagt) sou esxöi'Auch, gg.
granäe armes winss, 8vo entrexriss tournes ü. neant, se lui quasi mis
xour 1'exewxls g. kairs voir an moinZs que koree et ig eonssil ach xlus
grancis nvminös, u'est risn an reZarü Ah ig. xroviäsues."

Am 2. Januar gegen 11 Uhr Nachts begann, zunächst cachirt durch eine
gewaltige bis nach Mitternacht fortgesetzte Kanonade, die Rückzugsbewegung
der Truppen, welche am folgenden Tage, unter dem Schutz einer, hauptsäch¬
lich durch die brandenburgischen Truppen gebildeten und von dem Markgrafen
Albrecht geführten Nachhut, in zwei Hauptcolonnen ausgeführt wurde. Die
eine dieser Colonnen, aus den niederländischen Truppen, unter Aremberg, be¬
stehend, zog sich längs des rechten Moselufers nach Arcomoy, die andern
unter Alba, nach Überschreitung der Mosel auf der Brücke de Moulins, auf
dem linken Ufer zurück. Artillerie, Verwundete und Kranke wurden auf dem
Flusse nach Thionville eingeschifft. Ein Theil der Munition mußte, in Er¬
mangelung von Transportmitteln, in die Luft gesprengt, eine Anzahl nicht
transportabler Kranker sowie 12,000 Brote zurückgelassen werden. Die Nach¬
hut blieb bis zum 5. Januar vor der Festung stehen und folgte dann den
übrigen Truppen. Vor dem Abmarsch feuerte der Markgraf noch sehr leb¬
haft gegen die Stadt, „als ob er seine Fahrzeuge von der Munition befreien
wollte." — Aber wenn Albrecht von Brandenburg auch der letzte war. der
da abzog von Metz — an dem dauernden Verluste dieser alten Reichsstadt
trägt er einen großen Theil der Schuld, indem er die deutschen Fürsten in
einen Krieg mit der Ritterschaft verwickelte, der gänzlich daran hinderte, den
Versuch der Wiedereroberung zu erneuern.

Den gleichzeitigen französischen Quellen zufolge betrug der Verlust der
Kaiserlichen an todten Menschen 30,000.5) ^ Pferden 10.000. Der Ver¬
brauch an Pulver wird auf 5000 Ctr., der an abgefeuerten ober verdorbenen
Schüssen auf 21.000 angegeben, während Guise selbst nur 100 Reiter und
2S0 Fußsoldaten verloren haben will. Ein Drittel der Spanier, die Hälfte
der Italiener befanden sich unter den Todten. — Die Belagerungsarmee von
1870 hat trotz des Satzes von 18 bis 20«/» Kranken doch Alles in Allem
nur 6500 Mann Todte: sie hat also nur etwa den vierzigsten Theil ihrer
Stärke vor Metz eingebüßt, die Armee von 1SS2 nahezu die Hälfte. So



-) Nach Sö 1°Iioll: Mstoirs umvsrsslls. 1543—1KV7.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/106>, abgerufen am 28.05.2024.