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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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aber verstehen sich die schlauen Gevattern, wie die Diebe auf der Messe. Die
Kosten der Posse trägt stets das irregeleitete, leichtgläubige Volk. Was bei
einer solchen Tagespresse und solchen Tendenzen herauskommen kann, liegt
auf der Hand. Der Kluge hilft sich mit dem feinen Spruch: "Besser Hammer
sein als Ambos." Und solcher Klugen giebt es Hierlands ungemein Viele.
Es giebt bei uns aber auch noch Leute, die da, wo es das Gemeinwohl, die
bessere Zukunft des Landes erheischt, doch noch lieber Ambos als Hammer
sein wollen. An solchen Anhöhen sind schon oft die stärksten Hämmer, die
im Dienste des Bösen geschwungen wurden, zersprungen und untauglich ge¬
worden. Mit diesen bessern Elementen haben die Dunkelmänner vergessen
zu rechnen. -- Noch mehr, sie haben vergessen die höhere, ewige Weisheit,
die sittliche Weltordnung mit in ihre Berechnung aufzunehmen, und wer
ohne diese rechnet, rechnet stets falsch. --

Um jeden fremden Einfluß fern zu halten von diesem Lande, strengten
unsere verbündeten Fransquillons und Jesuiten jede Kraft, wendeten sie jedes
Mittel an, um den Betrieb unserer Eisenbahnen in deutschfeindliche Hände
zu spielen, selbst auf die Gefahr hin, ja, mit der innern Ueberzeugung, daß
dieses zum Ruin unserer Eisenbahnen, unserer Industrie und des ganzen
Landes führen müsse. -- Was liegt ihnen auch an ihrem Vaterlande, an der
großen Mehrheit ihrer Mitbürger, da, wo ihre persönlichen, oder ihre Partei-
Interessen ins Spiel kommen? Sie ließen sogar, als jedes andere Mittel
fehlgeschlagen war, eine Zeitschrift erscheinen, welche für den Betrieb unserer
Bahnen durch das Land selbst, und zwar gegen den ausdrücklichen Willen
aller einsichtsvolleren Luxemburger und den Willen Deutschlandes eintrat.

Doch die Macht der Verhältnisse ist stärker, als sonst jede Macht auf
Erden. Diese Macht erlaubte es auch unserer Regierung, den Vertrag über den
Betrieb unserer Eisenbahnen in Berlin abzuschließen, trotz der großen Gewalt,
welche unsere verbündeten Jesuiten und Fransquillons damals noch in unserm
Lande besaßen. Der moralische Einfluß Deutschlands konnte sich damals schon
so sehr geltend bei uns machen, daß unsere Deutschfeinde es nicht wagen
durften, eine Volksbewegung wider den in Berlin von unserm Herrn Staats¬
minister abgeschlossenen und unterzeichneten Vertrag heraufzubeschwören, we¬
nigstens nicht laut und öffentlich. Dazu hatte bei den letzten Ergänzungs¬
wahlen für unsere Kammer eine gewisse Partei, die zwar ostensible Deutsch-
freundlichkeit zur Schau trug, insgeheim aber aus allen Kräften Deutschland
entgegenwirkte, eine schwere aber wohlverdiente Niederlage erlitten, so daß sie
in der Kammer, wo sie bis dahin die Majorität bildete, nun in der Minder¬
heit stand. An dem nämlichen Tage, wo die besagte Partei hier die schwere
Schlappe bei den Wahlen erlitt, unterschrieb zu Berlin unser Herr Staats-
minister unsern Eisenbahnvertrag mit der deutschen Reichsregierung, in Folge


aber verstehen sich die schlauen Gevattern, wie die Diebe auf der Messe. Die
Kosten der Posse trägt stets das irregeleitete, leichtgläubige Volk. Was bei
einer solchen Tagespresse und solchen Tendenzen herauskommen kann, liegt
auf der Hand. Der Kluge hilft sich mit dem feinen Spruch: „Besser Hammer
sein als Ambos." Und solcher Klugen giebt es Hierlands ungemein Viele.
Es giebt bei uns aber auch noch Leute, die da, wo es das Gemeinwohl, die
bessere Zukunft des Landes erheischt, doch noch lieber Ambos als Hammer
sein wollen. An solchen Anhöhen sind schon oft die stärksten Hämmer, die
im Dienste des Bösen geschwungen wurden, zersprungen und untauglich ge¬
worden. Mit diesen bessern Elementen haben die Dunkelmänner vergessen
zu rechnen. — Noch mehr, sie haben vergessen die höhere, ewige Weisheit,
die sittliche Weltordnung mit in ihre Berechnung aufzunehmen, und wer
ohne diese rechnet, rechnet stets falsch. —

Um jeden fremden Einfluß fern zu halten von diesem Lande, strengten
unsere verbündeten Fransquillons und Jesuiten jede Kraft, wendeten sie jedes
Mittel an, um den Betrieb unserer Eisenbahnen in deutschfeindliche Hände
zu spielen, selbst auf die Gefahr hin, ja, mit der innern Ueberzeugung, daß
dieses zum Ruin unserer Eisenbahnen, unserer Industrie und des ganzen
Landes führen müsse. — Was liegt ihnen auch an ihrem Vaterlande, an der
großen Mehrheit ihrer Mitbürger, da, wo ihre persönlichen, oder ihre Partei-
Interessen ins Spiel kommen? Sie ließen sogar, als jedes andere Mittel
fehlgeschlagen war, eine Zeitschrift erscheinen, welche für den Betrieb unserer
Bahnen durch das Land selbst, und zwar gegen den ausdrücklichen Willen
aller einsichtsvolleren Luxemburger und den Willen Deutschlandes eintrat.

Doch die Macht der Verhältnisse ist stärker, als sonst jede Macht auf
Erden. Diese Macht erlaubte es auch unserer Regierung, den Vertrag über den
Betrieb unserer Eisenbahnen in Berlin abzuschließen, trotz der großen Gewalt,
welche unsere verbündeten Jesuiten und Fransquillons damals noch in unserm
Lande besaßen. Der moralische Einfluß Deutschlands konnte sich damals schon
so sehr geltend bei uns machen, daß unsere Deutschfeinde es nicht wagen
durften, eine Volksbewegung wider den in Berlin von unserm Herrn Staats¬
minister abgeschlossenen und unterzeichneten Vertrag heraufzubeschwören, we¬
nigstens nicht laut und öffentlich. Dazu hatte bei den letzten Ergänzungs¬
wahlen für unsere Kammer eine gewisse Partei, die zwar ostensible Deutsch-
freundlichkeit zur Schau trug, insgeheim aber aus allen Kräften Deutschland
entgegenwirkte, eine schwere aber wohlverdiente Niederlage erlitten, so daß sie
in der Kammer, wo sie bis dahin die Majorität bildete, nun in der Minder¬
heit stand. An dem nämlichen Tage, wo die besagte Partei hier die schwere
Schlappe bei den Wahlen erlitt, unterschrieb zu Berlin unser Herr Staats-
minister unsern Eisenbahnvertrag mit der deutschen Reichsregierung, in Folge


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/26>, abgerufen am 13.05.2024.