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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. II. Band.

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theile, welchen die Denkmäler aus dem Alterthum ihr charakteristisches Ge¬
präge geben; S) das rechte Tiberufer: Se. Peter, Vatikan. Trastevere.
Fast jeder dieser Stadttheile enthält natürlich Denkmäler aus mehreren oder
allen Perioden der römischen Geschichte; das aber muß anerkannt werden,
daß die zuerst dem praktischen Bedürfniß dienende Eintheilung auch auf genauer
Erkenntniß des Charakteristischen und Wesentlichsten in den verschiedenen
Stadtvierteln beruht.

Ueberhaupt ein Vorzug des Bädeker'schen Buches ist die übersichtliche,
ans völliger Beherrschung des Stoffes beruhende Anordnung. Diese allein
ermöglicht es auch dem nicht gelehrten, nur allgemein gebildeten Besucher
einer Stadt, "welche fast so lange wie es eine Geschichte von Europa giebt,
den Mittelpunkt der abendländischen Civilisation gebildet, welche auf den
Trümmern des Weltreichs eine neue geistliche Weltherrschaft zu gründen ver¬
mocht hat und gegenwärtig als Hauptstadt eines modernen Nationalstaats
einer dritten Phase der Entwickelung entgegengeht" (S. 94), bei der unge¬
heuren Masse des zu bewältigenden Stoffes den Faden nicht zu verlieren, das
Bedeutendste herauszufinden und in den historischen Rahmen einzuordnen.

Diesem Zwecke dienen trefflich auch die beiden kunstgeschichtlichen Einlei¬
tungen (antike Kunst, römische Kunst seit dem Mittelalter), die sich schon
durch die Namen ihrer Verfasser, der Professoren R. Kekule' in Bonn und A.
Springer in Leipzig, empfehlen und auch dem, welcher nicht nach Italien
reist, Anregung zu geben im Stande sind.

Eine völlig neue Bearbeitung hat aus dem oben angeführten Grunde
die Darstellung der römischen Alterthümer erhalten, in welcher ebenfalls die
an der Spitze der einzelnen Abschnitte (Capitol, ?orna ittMÄNum u. s. w.)
gegebenen Uebersichten auf die historische Betrachtung hindrängen. Der ganze
Abschnitt ist vortrefflich bearbeitet und hat den als eingehenden Kenner des
römischen Alterthums vorzugsweise dazu berufenen Prof. H. Nissen in
Marburg zum Verfasser.

Die Ausstattung des Buches ist in Anbetracht seines billigen Preises
(2 Thlr.) eine glänzende zu nennen. Unter den beigegebenen 7 Karten zeich¬
nen sich besonders 4 trefflich gezeichnete Specialkarten des Sabiner - und
Albaner-Gebirges aus, welche diesmal zuerst erscheinen. Die Pläne sind durch
4 neue, unter denen ein Specialplan des Palatin besondres Interesse erweckt,
auf 12 vermehrt. Eine sehr dankenswerthe neue Beigabe endlich ist ein großes,
schön gezeichnetes und gestochenes Panorama von Rom und seinen Umge¬
bungen, durch Laspeyres in Rom von S. Pietro in Montorio aus aufgenommen.

Es ist somit ohne Einschränkung anzuerkennen, daß, soweit es von den
Herausgebern abhängt, Alles geschehen ist, um den Werth des Buches auf
die der Bedeutung seines Gegenstandes entsprechende Höhe zu erheben. Um


theile, welchen die Denkmäler aus dem Alterthum ihr charakteristisches Ge¬
präge geben; S) das rechte Tiberufer: Se. Peter, Vatikan. Trastevere.
Fast jeder dieser Stadttheile enthält natürlich Denkmäler aus mehreren oder
allen Perioden der römischen Geschichte; das aber muß anerkannt werden,
daß die zuerst dem praktischen Bedürfniß dienende Eintheilung auch auf genauer
Erkenntniß des Charakteristischen und Wesentlichsten in den verschiedenen
Stadtvierteln beruht.

Ueberhaupt ein Vorzug des Bädeker'schen Buches ist die übersichtliche,
ans völliger Beherrschung des Stoffes beruhende Anordnung. Diese allein
ermöglicht es auch dem nicht gelehrten, nur allgemein gebildeten Besucher
einer Stadt, „welche fast so lange wie es eine Geschichte von Europa giebt,
den Mittelpunkt der abendländischen Civilisation gebildet, welche auf den
Trümmern des Weltreichs eine neue geistliche Weltherrschaft zu gründen ver¬
mocht hat und gegenwärtig als Hauptstadt eines modernen Nationalstaats
einer dritten Phase der Entwickelung entgegengeht" (S. 94), bei der unge¬
heuren Masse des zu bewältigenden Stoffes den Faden nicht zu verlieren, das
Bedeutendste herauszufinden und in den historischen Rahmen einzuordnen.

Diesem Zwecke dienen trefflich auch die beiden kunstgeschichtlichen Einlei¬
tungen (antike Kunst, römische Kunst seit dem Mittelalter), die sich schon
durch die Namen ihrer Verfasser, der Professoren R. Kekule' in Bonn und A.
Springer in Leipzig, empfehlen und auch dem, welcher nicht nach Italien
reist, Anregung zu geben im Stande sind.

Eine völlig neue Bearbeitung hat aus dem oben angeführten Grunde
die Darstellung der römischen Alterthümer erhalten, in welcher ebenfalls die
an der Spitze der einzelnen Abschnitte (Capitol, ?orna ittMÄNum u. s. w.)
gegebenen Uebersichten auf die historische Betrachtung hindrängen. Der ganze
Abschnitt ist vortrefflich bearbeitet und hat den als eingehenden Kenner des
römischen Alterthums vorzugsweise dazu berufenen Prof. H. Nissen in
Marburg zum Verfasser.

Die Ausstattung des Buches ist in Anbetracht seines billigen Preises
(2 Thlr.) eine glänzende zu nennen. Unter den beigegebenen 7 Karten zeich¬
nen sich besonders 4 trefflich gezeichnete Specialkarten des Sabiner - und
Albaner-Gebirges aus, welche diesmal zuerst erscheinen. Die Pläne sind durch
4 neue, unter denen ein Specialplan des Palatin besondres Interesse erweckt,
auf 12 vermehrt. Eine sehr dankenswerthe neue Beigabe endlich ist ein großes,
schön gezeichnetes und gestochenes Panorama von Rom und seinen Umge¬
bungen, durch Laspeyres in Rom von S. Pietro in Montorio aus aufgenommen.

Es ist somit ohne Einschränkung anzuerkennen, daß, soweit es von den
Herausgebern abhängt, Alles geschehen ist, um den Werth des Buches auf
die der Bedeutung seines Gegenstandes entsprechende Höhe zu erheben. Um


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_131175/125>, abgerufen am 19.05.2024.