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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. II. Band.

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schaftliche Verwerthung der zoologischen und mineralogischen Sammlungen ist
der ausgezeichneten Vermittelung des Professors Dr. Ferdinand von Hoch"
Steller in Wien zu danken. Endlich gebührt auch der Verlagshandlung
F. A. Brockhaus in Leipzig das Lob, daß sie mit Eifer und Sorgfalt die
mit so vielen Schwierigkeiten verknüpfte Herstellung des wissenschaftlichen
Theiles geleitet und in trefflicher Weise ausgeführt hat. Durch eine so rühm¬
liche Anstrengung aller Betheiligten ist es möglich geworden, diese Forschungen
kühner deutscher Seefahrer und Gelehrten der ganzen gebildeten Menschheit
auf eine unbegrenzte Reihe von Geschlechtern zu überliefern; Forschungen, die
gemacht wurden unter den denkbar größten Entbehrungen und Entsagungen,
häufig mit äußerster Lebensgefahr für die Beobachter und ihre Begleiter,
immer mit Anspannung aller geistigen und körperlichen Kräfte. Und darum
dürfen Alle, Laien und Gelehrte, mit gerechtem nationalem Stolze dieses Buch
begrüßen und zur Hand nehmen.

Der Berein für die deutsche Nordpolfahrt in Bremen und Alle, die an dem
Zustandekommen dieses Werkes mit geholfen, haben mit demselben aber wie ge¬
sagt auch einen in der Absatzstatistik gelehrter Bücherproduction seltenen Erfolg
erzielt. Wenige Tage nach der ersten öffentlichen Anzeige des Werkes war
die sehr starke Auflage bereits vergriffen. Dieser außergewöhnliche Erfolg
ist sicherlich nicht blos ein sueess ä'estiwe im theatralischen Sinne des Wor¬
tes, sondern die Anerkennung der eminenten wissenschaftlichen Bedeutung die¬
ses Buches. Auch nur eine gedrängte Uebersicht der neuen Arten und Ty¬
pen, welche die zweite deutsche Nordpolfahrt der Botanik und Zoologte zu¬
führte, eine kurze Aufzählung der neuen Ergebnisse ihrer Forschungen auf
den genannten beiden Gebieten, würde nur in einer Fachzeitschrift einiger¬
maßen auf den gebührenden Raum rechnen können. Es genüge daher zur
Orientirung unsrer Leser über die bloße Quantität der Ausbeute das
Folgende.

Im Jahre 1822 wurden von Scoresby 37 Gefäß- und 5 Zellenpflanzen
aus Ostgrönland mitgebracht, während Sabine, der die Clavering'sche Expe¬
dition begleitete, 1823 in denselben Gegenden 67 Gefäßpflanzen sammelte.
Seit dieser Zeit belief sich die Zahl der genauer bekannten Gefäßpflanzen
Ostgrönlands auf etwa 61 Arten, 26 Arten gehörten der Sabineinsel an.
Der zweiten deutschen Nordpolfahrt blieb es vorbehalten, fast ein halbes Jahr¬
hundert später 89 Arten von Gefäßpflanzen (darunter zwei zweifelhafte) heim¬
zubringen, so daß die Zahl der aus dem arktischen Grönland bekannten
Pflanzen nunmehr, abgesehen von den zweifelhaften Formen, auf 96 Arten
gewachsen ist. Selbstverständlich ist damit die Flora Ostgrönlands keineswegs
auch nur annähernd erschöpfend erforscht. Wenn man sich die Schwierigkeiten
vergegenwärtigt, mit welchen alle wissenschaftlichen Untersuchungen in den un-


schaftliche Verwerthung der zoologischen und mineralogischen Sammlungen ist
der ausgezeichneten Vermittelung des Professors Dr. Ferdinand von Hoch«
Steller in Wien zu danken. Endlich gebührt auch der Verlagshandlung
F. A. Brockhaus in Leipzig das Lob, daß sie mit Eifer und Sorgfalt die
mit so vielen Schwierigkeiten verknüpfte Herstellung des wissenschaftlichen
Theiles geleitet und in trefflicher Weise ausgeführt hat. Durch eine so rühm¬
liche Anstrengung aller Betheiligten ist es möglich geworden, diese Forschungen
kühner deutscher Seefahrer und Gelehrten der ganzen gebildeten Menschheit
auf eine unbegrenzte Reihe von Geschlechtern zu überliefern; Forschungen, die
gemacht wurden unter den denkbar größten Entbehrungen und Entsagungen,
häufig mit äußerster Lebensgefahr für die Beobachter und ihre Begleiter,
immer mit Anspannung aller geistigen und körperlichen Kräfte. Und darum
dürfen Alle, Laien und Gelehrte, mit gerechtem nationalem Stolze dieses Buch
begrüßen und zur Hand nehmen.

Der Berein für die deutsche Nordpolfahrt in Bremen und Alle, die an dem
Zustandekommen dieses Werkes mit geholfen, haben mit demselben aber wie ge¬
sagt auch einen in der Absatzstatistik gelehrter Bücherproduction seltenen Erfolg
erzielt. Wenige Tage nach der ersten öffentlichen Anzeige des Werkes war
die sehr starke Auflage bereits vergriffen. Dieser außergewöhnliche Erfolg
ist sicherlich nicht blos ein sueess ä'estiwe im theatralischen Sinne des Wor¬
tes, sondern die Anerkennung der eminenten wissenschaftlichen Bedeutung die¬
ses Buches. Auch nur eine gedrängte Uebersicht der neuen Arten und Ty¬
pen, welche die zweite deutsche Nordpolfahrt der Botanik und Zoologte zu¬
führte, eine kurze Aufzählung der neuen Ergebnisse ihrer Forschungen auf
den genannten beiden Gebieten, würde nur in einer Fachzeitschrift einiger¬
maßen auf den gebührenden Raum rechnen können. Es genüge daher zur
Orientirung unsrer Leser über die bloße Quantität der Ausbeute das
Folgende.

Im Jahre 1822 wurden von Scoresby 37 Gefäß- und 5 Zellenpflanzen
aus Ostgrönland mitgebracht, während Sabine, der die Clavering'sche Expe¬
dition begleitete, 1823 in denselben Gegenden 67 Gefäßpflanzen sammelte.
Seit dieser Zeit belief sich die Zahl der genauer bekannten Gefäßpflanzen
Ostgrönlands auf etwa 61 Arten, 26 Arten gehörten der Sabineinsel an.
Der zweiten deutschen Nordpolfahrt blieb es vorbehalten, fast ein halbes Jahr¬
hundert später 89 Arten von Gefäßpflanzen (darunter zwei zweifelhafte) heim¬
zubringen, so daß die Zahl der aus dem arktischen Grönland bekannten
Pflanzen nunmehr, abgesehen von den zweifelhaften Formen, auf 96 Arten
gewachsen ist. Selbstverständlich ist damit die Flora Ostgrönlands keineswegs
auch nur annähernd erschöpfend erforscht. Wenn man sich die Schwierigkeiten
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_131175/67>, abgerufen am 11.06.2024.