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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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Mit außerordentlicher Freigebigkeit hatte die Landschaftsmalerei die Aus¬
stellung bescheert. Nur Weniges von diesem Gebiete kann als ganz verfehlt
bezeichnet werden; die ungeheure Mehrheit der Bilder waren mittelgute
Leistungen, sorgfältig und correct ausgeführt, ohne jedoch hervorragend zu
sein. Neben den deutschen nahmen wie immer die italienischen Motive den
ersten Platz ein. An der Spitze der zur letzteren Kategorie gehörigen Werke
steht ein Bild von Oswald Ueberhand. Auch Gurlitt, Krüger, Hertel haben
Tüchtiges geleistet. Unter den Darstellern deutscher, schweizerischer und tyroler
Gegenden mögen Hummel, v. Kameele, Ruths und Spangenberg besonders
hervorgehoben werden. Die Romantik des Meeresstrandes war in hervor¬
ragender Weise durch Donzelle, Scherres, Andreas Ueberhand zur Anschauung
gebracht. -- Auch in der Architekturmalerei war Tüchtiges geleistet. -- Nicht
minder Anerkennenswertes enthielt die Abtheilung der Aquarellen und
Kupferstiche. Der Raum verbietet aber, weiter darauf einzugehen. --- Als
Thiermaler verdient Paul Meyerheim mit einigen prächtigen Exemplaren er¬
wähnt zu werden. Auch an einer Anzahl recht brav componirter "Stillleben"
fehlte es nicht.

Die Skulptur pflegt auf unseren Ausstellungen gegen die Malerei ganz
zurückzutreten. Doch enthielt diese Abtheilung auch diesmal eine Reihe sehr
beachtenswerther Stücke. Eine höchst geniale Komposition ist das Modell
eines für den Sohn des Ol-. Strousberg bestimmten Grabmonuments von
Reinhold Begas. Die reinste Freude konnte man an zwei anderen Bild¬
werken desselben Meisters haben: "Merkur und Psyche" (Gyvsmodell) und
"Pan und Psyche" (vortrefflich in Marmor ausgeführt). Von sonstigen ein¬
heimischen Künstlern war eine Reihe tüchtiger Portraitbüsten ausgestellt
Die Italiener glänzten, wie gewöhnlich, mit einer Reihe zierlicher Marmor¬
statuetten; doch kommt man immer mehr zu der Erkenntniß, daß hinter der
anmuthigen Form ihrer Bildwerke herzlich wenig Geist zu finden ist.

Und nun genug! Ich bilde mir nicht ein, im Vorstehenden dem Leser
auch nur entfernt ein anschauliches, umfassendes Bild unserer diesmaligen
Ausstellung gegeben zu haben; in dem ganzen Rahmen eines einzigen Briefes
war das bet der Ueberfülle des Stoffs eine Unmöglichkeit. Meine Darstellung
mußte sich auf eine bloße Andeutung der hier zur Erscheinung gelangten
Hauptrichtungen beschränken. Dem unbetheiligten Leser wird damit ohnehin
übrig genug zugemuthet sein.


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Mit außerordentlicher Freigebigkeit hatte die Landschaftsmalerei die Aus¬
stellung bescheert. Nur Weniges von diesem Gebiete kann als ganz verfehlt
bezeichnet werden; die ungeheure Mehrheit der Bilder waren mittelgute
Leistungen, sorgfältig und correct ausgeführt, ohne jedoch hervorragend zu
sein. Neben den deutschen nahmen wie immer die italienischen Motive den
ersten Platz ein. An der Spitze der zur letzteren Kategorie gehörigen Werke
steht ein Bild von Oswald Ueberhand. Auch Gurlitt, Krüger, Hertel haben
Tüchtiges geleistet. Unter den Darstellern deutscher, schweizerischer und tyroler
Gegenden mögen Hummel, v. Kameele, Ruths und Spangenberg besonders
hervorgehoben werden. Die Romantik des Meeresstrandes war in hervor¬
ragender Weise durch Donzelle, Scherres, Andreas Ueberhand zur Anschauung
gebracht. — Auch in der Architekturmalerei war Tüchtiges geleistet. — Nicht
minder Anerkennenswertes enthielt die Abtheilung der Aquarellen und
Kupferstiche. Der Raum verbietet aber, weiter darauf einzugehen. -— Als
Thiermaler verdient Paul Meyerheim mit einigen prächtigen Exemplaren er¬
wähnt zu werden. Auch an einer Anzahl recht brav componirter „Stillleben"
fehlte es nicht.

Die Skulptur pflegt auf unseren Ausstellungen gegen die Malerei ganz
zurückzutreten. Doch enthielt diese Abtheilung auch diesmal eine Reihe sehr
beachtenswerther Stücke. Eine höchst geniale Komposition ist das Modell
eines für den Sohn des Ol-. Strousberg bestimmten Grabmonuments von
Reinhold Begas. Die reinste Freude konnte man an zwei anderen Bild¬
werken desselben Meisters haben: „Merkur und Psyche" (Gyvsmodell) und
„Pan und Psyche" (vortrefflich in Marmor ausgeführt). Von sonstigen ein¬
heimischen Künstlern war eine Reihe tüchtiger Portraitbüsten ausgestellt
Die Italiener glänzten, wie gewöhnlich, mit einer Reihe zierlicher Marmor¬
statuetten; doch kommt man immer mehr zu der Erkenntniß, daß hinter der
anmuthigen Form ihrer Bildwerke herzlich wenig Geist zu finden ist.

Und nun genug! Ich bilde mir nicht ein, im Vorstehenden dem Leser
auch nur entfernt ein anschauliches, umfassendes Bild unserer diesmaligen
Ausstellung gegeben zu haben; in dem ganzen Rahmen eines einzigen Briefes
war das bet der Ueberfülle des Stoffs eine Unmöglichkeit. Meine Darstellung
mußte sich auf eine bloße Andeutung der hier zur Erscheinung gelangten
Hauptrichtungen beschränken. Dem unbetheiligten Leser wird damit ohnehin
übrig genug zugemuthet sein.


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[0240] Mit außerordentlicher Freigebigkeit hatte die Landschaftsmalerei die Aus¬ stellung bescheert. Nur Weniges von diesem Gebiete kann als ganz verfehlt bezeichnet werden; die ungeheure Mehrheit der Bilder waren mittelgute Leistungen, sorgfältig und correct ausgeführt, ohne jedoch hervorragend zu sein. Neben den deutschen nahmen wie immer die italienischen Motive den ersten Platz ein. An der Spitze der zur letzteren Kategorie gehörigen Werke steht ein Bild von Oswald Ueberhand. Auch Gurlitt, Krüger, Hertel haben Tüchtiges geleistet. Unter den Darstellern deutscher, schweizerischer und tyroler Gegenden mögen Hummel, v. Kameele, Ruths und Spangenberg besonders hervorgehoben werden. Die Romantik des Meeresstrandes war in hervor¬ ragender Weise durch Donzelle, Scherres, Andreas Ueberhand zur Anschauung gebracht. — Auch in der Architekturmalerei war Tüchtiges geleistet. — Nicht minder Anerkennenswertes enthielt die Abtheilung der Aquarellen und Kupferstiche. Der Raum verbietet aber, weiter darauf einzugehen. -— Als Thiermaler verdient Paul Meyerheim mit einigen prächtigen Exemplaren er¬ wähnt zu werden. Auch an einer Anzahl recht brav componirter „Stillleben" fehlte es nicht. Die Skulptur pflegt auf unseren Ausstellungen gegen die Malerei ganz zurückzutreten. Doch enthielt diese Abtheilung auch diesmal eine Reihe sehr beachtenswerther Stücke. Eine höchst geniale Komposition ist das Modell eines für den Sohn des Ol-. Strousberg bestimmten Grabmonuments von Reinhold Begas. Die reinste Freude konnte man an zwei anderen Bild¬ werken desselben Meisters haben: „Merkur und Psyche" (Gyvsmodell) und „Pan und Psyche" (vortrefflich in Marmor ausgeführt). Von sonstigen ein¬ heimischen Künstlern war eine Reihe tüchtiger Portraitbüsten ausgestellt Die Italiener glänzten, wie gewöhnlich, mit einer Reihe zierlicher Marmor¬ statuetten; doch kommt man immer mehr zu der Erkenntniß, daß hinter der anmuthigen Form ihrer Bildwerke herzlich wenig Geist zu finden ist. Und nun genug! Ich bilde mir nicht ein, im Vorstehenden dem Leser auch nur entfernt ein anschauliches, umfassendes Bild unserer diesmaligen Ausstellung gegeben zu haben; in dem ganzen Rahmen eines einzigen Briefes war das bet der Ueberfülle des Stoffs eine Unmöglichkeit. Meine Darstellung mußte sich auf eine bloße Andeutung der hier zur Erscheinung gelangten Hauptrichtungen beschränken. Dem unbetheiligten Leser wird damit ohnehin übrig genug zugemuthet sein. X- X-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/240>, abgerufen am 10.06.2024.