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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Augenblick thun konnten, war auf der Stelle zurück zu antworten, und um
Geduld zu bitten, bis jene Summa herbeyz^uschaffen möglich seyn würde. Zu¬
gleich wurde nach einer entfernten Person geschikt, die als fähig gedacht wurde,
mit den Seeräubern unterhandeln zu können. Cockerell und ich konnten mit
aller Mühe nur 2000 Spanische Thaler gelehnt erhalten; die Besorgniß um
das Schiksal meines theuren Freundes lies mir die noch ungewisse Ankunft
jenes Unterhändlers nicht länger abwarten, und ich folgte der Stimme meines
Herzens mit jener Summa meinen Freund zu retten. Ich nenne Dir aus
Dankgefühl einen Signor Pietro Agab, der sich mir freywillig als Dollmetscher
dazu anbot, und nie von Stackelberg eine Belohnung dafür angenommen hat.

Stackelberg erholte sich nach und nach wieder in Athen, und wir wohnten
den Winter über zusammen, wozu auch bald Gropius und Links nach Athen
zurück kamen.

Meine Geschäfte hatten sich da durch neue Aufträge des Kronprinzen
vermehrt, unter denen mir besonders die zur Bearbeitung eines Plans zu einem
Monument dem Andenken großer Deutschen gewidmet, viel Genuß gewähren,
da sie mich sehr reel in meinem Fache beschäftigen. Mit dem Anfang Aprill
1814 trat ich mit lieben Stackelberg, Cockerell und Links meine Reise nach
Zarte an, da wir am 1. May bey der Versteigerung der Marmor von Phi-
galia gegenwärtig seyn müsten. Von Corinth aus vergrößerte sich unsre
Gesellschaft durch den Beytritt unsrer englischen Freunde, Foster und
Burgon mit ihren Weibern und Kindern, die wir alle uns auf einem Schiffe
zusammen fanden. Mit Foster war ich schon seit mehrern Jahren Freund¬
schaftlich bekannt; Burgon lernte ich im vorigen Jahr mit seiner Frau " in
Athen kennen, und muste ihn bald als Biedermann schätzen. Seine Frau
ist aus einer deutschen Familie, Kramer von Smyrna, sie ist sehr gebildet.
Am ersten May wurden die Marmor für 60,000 span. Thaler für den Prinz-
Regenten von England erstanden. Meine Freunde sind jeder dadurch um
10,000 Thaler reicher geworden, mir hat sie gewiß nicht der Zufall,
sondern eine Schickung der Vorsehung, versagt. --

Ich kann mich auch nicht des Eigennuzes lossprechen in dem Anbieten
meines Antheils an den Kronprinzen. -- Außer daß ich glaubte dadurch
seinen Wünschen auf eine angenehme Weise zu begegnen, hatte ich auch die
Erreichung meines Zwecks den Tempel zu untersuchen zur Absicht, und glaubte
ferner damit für mein künftiges Schiksal zu wirken, daß ich in der Erreichung
des Wunsches hoffte, durch das Vertrauen des Prinzen meinen wenigen
Kenntnißen genas, zum nützlichen Menschen zweckmäsig beschäftigt zu
werden. --

Der Verlust eines für mich so bedeutenden Capitals schmerzt mich nur
wenn ich mich dadurch außer Stand sehe, da wirken zu können, wozu ich


Augenblick thun konnten, war auf der Stelle zurück zu antworten, und um
Geduld zu bitten, bis jene Summa herbeyz^uschaffen möglich seyn würde. Zu¬
gleich wurde nach einer entfernten Person geschikt, die als fähig gedacht wurde,
mit den Seeräubern unterhandeln zu können. Cockerell und ich konnten mit
aller Mühe nur 2000 Spanische Thaler gelehnt erhalten; die Besorgniß um
das Schiksal meines theuren Freundes lies mir die noch ungewisse Ankunft
jenes Unterhändlers nicht länger abwarten, und ich folgte der Stimme meines
Herzens mit jener Summa meinen Freund zu retten. Ich nenne Dir aus
Dankgefühl einen Signor Pietro Agab, der sich mir freywillig als Dollmetscher
dazu anbot, und nie von Stackelberg eine Belohnung dafür angenommen hat.

Stackelberg erholte sich nach und nach wieder in Athen, und wir wohnten
den Winter über zusammen, wozu auch bald Gropius und Links nach Athen
zurück kamen.

Meine Geschäfte hatten sich da durch neue Aufträge des Kronprinzen
vermehrt, unter denen mir besonders die zur Bearbeitung eines Plans zu einem
Monument dem Andenken großer Deutschen gewidmet, viel Genuß gewähren,
da sie mich sehr reel in meinem Fache beschäftigen. Mit dem Anfang Aprill
1814 trat ich mit lieben Stackelberg, Cockerell und Links meine Reise nach
Zarte an, da wir am 1. May bey der Versteigerung der Marmor von Phi-
galia gegenwärtig seyn müsten. Von Corinth aus vergrößerte sich unsre
Gesellschaft durch den Beytritt unsrer englischen Freunde, Foster und
Burgon mit ihren Weibern und Kindern, die wir alle uns auf einem Schiffe
zusammen fanden. Mit Foster war ich schon seit mehrern Jahren Freund¬
schaftlich bekannt; Burgon lernte ich im vorigen Jahr mit seiner Frau « in
Athen kennen, und muste ihn bald als Biedermann schätzen. Seine Frau
ist aus einer deutschen Familie, Kramer von Smyrna, sie ist sehr gebildet.
Am ersten May wurden die Marmor für 60,000 span. Thaler für den Prinz-
Regenten von England erstanden. Meine Freunde sind jeder dadurch um
10,000 Thaler reicher geworden, mir hat sie gewiß nicht der Zufall,
sondern eine Schickung der Vorsehung, versagt. —

Ich kann mich auch nicht des Eigennuzes lossprechen in dem Anbieten
meines Antheils an den Kronprinzen. — Außer daß ich glaubte dadurch
seinen Wünschen auf eine angenehme Weise zu begegnen, hatte ich auch die
Erreichung meines Zwecks den Tempel zu untersuchen zur Absicht, und glaubte
ferner damit für mein künftiges Schiksal zu wirken, daß ich in der Erreichung
des Wunsches hoffte, durch das Vertrauen des Prinzen meinen wenigen
Kenntnißen genas, zum nützlichen Menschen zweckmäsig beschäftigt zu
werden. —

Der Verlust eines für mich so bedeutenden Capitals schmerzt mich nur
wenn ich mich dadurch außer Stand sehe, da wirken zu können, wozu ich


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[0272] Augenblick thun konnten, war auf der Stelle zurück zu antworten, und um Geduld zu bitten, bis jene Summa herbeyz^uschaffen möglich seyn würde. Zu¬ gleich wurde nach einer entfernten Person geschikt, die als fähig gedacht wurde, mit den Seeräubern unterhandeln zu können. Cockerell und ich konnten mit aller Mühe nur 2000 Spanische Thaler gelehnt erhalten; die Besorgniß um das Schiksal meines theuren Freundes lies mir die noch ungewisse Ankunft jenes Unterhändlers nicht länger abwarten, und ich folgte der Stimme meines Herzens mit jener Summa meinen Freund zu retten. Ich nenne Dir aus Dankgefühl einen Signor Pietro Agab, der sich mir freywillig als Dollmetscher dazu anbot, und nie von Stackelberg eine Belohnung dafür angenommen hat. Stackelberg erholte sich nach und nach wieder in Athen, und wir wohnten den Winter über zusammen, wozu auch bald Gropius und Links nach Athen zurück kamen. Meine Geschäfte hatten sich da durch neue Aufträge des Kronprinzen vermehrt, unter denen mir besonders die zur Bearbeitung eines Plans zu einem Monument dem Andenken großer Deutschen gewidmet, viel Genuß gewähren, da sie mich sehr reel in meinem Fache beschäftigen. Mit dem Anfang Aprill 1814 trat ich mit lieben Stackelberg, Cockerell und Links meine Reise nach Zarte an, da wir am 1. May bey der Versteigerung der Marmor von Phi- galia gegenwärtig seyn müsten. Von Corinth aus vergrößerte sich unsre Gesellschaft durch den Beytritt unsrer englischen Freunde, Foster und Burgon mit ihren Weibern und Kindern, die wir alle uns auf einem Schiffe zusammen fanden. Mit Foster war ich schon seit mehrern Jahren Freund¬ schaftlich bekannt; Burgon lernte ich im vorigen Jahr mit seiner Frau « in Athen kennen, und muste ihn bald als Biedermann schätzen. Seine Frau ist aus einer deutschen Familie, Kramer von Smyrna, sie ist sehr gebildet. Am ersten May wurden die Marmor für 60,000 span. Thaler für den Prinz- Regenten von England erstanden. Meine Freunde sind jeder dadurch um 10,000 Thaler reicher geworden, mir hat sie gewiß nicht der Zufall, sondern eine Schickung der Vorsehung, versagt. — Ich kann mich auch nicht des Eigennuzes lossprechen in dem Anbieten meines Antheils an den Kronprinzen. — Außer daß ich glaubte dadurch seinen Wünschen auf eine angenehme Weise zu begegnen, hatte ich auch die Erreichung meines Zwecks den Tempel zu untersuchen zur Absicht, und glaubte ferner damit für mein künftiges Schiksal zu wirken, daß ich in der Erreichung des Wunsches hoffte, durch das Vertrauen des Prinzen meinen wenigen Kenntnißen genas, zum nützlichen Menschen zweckmäsig beschäftigt zu werden. — Der Verlust eines für mich so bedeutenden Capitals schmerzt mich nur wenn ich mich dadurch außer Stand sehe, da wirken zu können, wozu ich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/272>, abgerufen am 27.05.2024.