Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

dorthin in Bewegung setzen auf die Gefahr hin, daß Grouchy entkäme.
Gneisenau hatte Recht und Blücher gab ihm Recht, und es geschah so.

Das Alles war in vier Tagen gethan! Am frühen Morgen des 15. Juni
war der erste Kanonenschuß gefallen; am 18. abends war der letzte Wasser¬
gang Napoleons zu Ende. -- Was hatten denn nun die andern Armeen
gethan?!

Schwarzenberg hatte sich entschlossen -- nicht am 27. Juni sondern --
einen Tag früher anzugreifen. -- Am 20. schrieb Fürst Wrede an Blücher:
"Ich habe die Ehre Ew. Liebden zu benachrichtigen, daß, nachdem die Monar¬
chen zu beschließen geruht haben, daß die für die Ober-Rhein-Armee auf den 25.,
26. und 27. Juni bestimmt gewesenen Angriffe um 24 Stunden früher
beginnen sollen, ich mit meiner Armee, wenn nicht am 23. Abends, wenigstens
am 24. früh die Passage über die Saar forciren (?) werde." -- -- An dem¬
selben Tage schrieb ihm Blücher von der Sambre: "Der Krieg ist beendet."
-- Das Schreiben Wrede's erhielt er am 28. Juni zwei Tagemarsche vor
Paris. -- Schon am 22. Juni hatte Napoleon abgedankt; am 3. Juli kapi-
tulirte Paris.

Ja, dieser Geist Blücher's und Gneisenau's, dieser Geist des preußischen
Hauptquartiers, das war der gute Geist Deutschlands, das war derselbe Geist,
welcher damals Arndt singen ließ:


Auf Victoria! auf Victoria!
Welch' ein Klang aus Niederland!
Ueber Strom und Berg geklungen,
Tausendstimmig nachgesungen,
Rottet er die Welt entlang.
Bei la Belle-Alliance --
Heißt auf deutsch: der schöne Bund --
Hielt der große Himmelsrichter
Das Gericht der Bösewichter,
Ihres Trotzes letzte Stund'.
Nun nach Frankreich! nun nach Frankreich!
Holt gestohlnes Gut zurück;
Unsre Besten, unsre Grenzen,
Unsren Theil an Siegeslränzcn,
Ehr' und Frieden holt zurück!
Auf Victoria! Auf Victoria!
Welch ein Klang aus Niederland!
Hände, Herzen auf nach oben!
Gott zu danken, Gott zu loben!
Gott hat Glück und Sieg geschenkt.



dorthin in Bewegung setzen auf die Gefahr hin, daß Grouchy entkäme.
Gneisenau hatte Recht und Blücher gab ihm Recht, und es geschah so.

Das Alles war in vier Tagen gethan! Am frühen Morgen des 15. Juni
war der erste Kanonenschuß gefallen; am 18. abends war der letzte Wasser¬
gang Napoleons zu Ende. — Was hatten denn nun die andern Armeen
gethan?!

Schwarzenberg hatte sich entschlossen — nicht am 27. Juni sondern —
einen Tag früher anzugreifen. — Am 20. schrieb Fürst Wrede an Blücher:
„Ich habe die Ehre Ew. Liebden zu benachrichtigen, daß, nachdem die Monar¬
chen zu beschließen geruht haben, daß die für die Ober-Rhein-Armee auf den 25.,
26. und 27. Juni bestimmt gewesenen Angriffe um 24 Stunden früher
beginnen sollen, ich mit meiner Armee, wenn nicht am 23. Abends, wenigstens
am 24. früh die Passage über die Saar forciren (?) werde." — — An dem¬
selben Tage schrieb ihm Blücher von der Sambre: „Der Krieg ist beendet."
— Das Schreiben Wrede's erhielt er am 28. Juni zwei Tagemarsche vor
Paris. — Schon am 22. Juni hatte Napoleon abgedankt; am 3. Juli kapi-
tulirte Paris.

Ja, dieser Geist Blücher's und Gneisenau's, dieser Geist des preußischen
Hauptquartiers, das war der gute Geist Deutschlands, das war derselbe Geist,
welcher damals Arndt singen ließ:


Auf Victoria! auf Victoria!
Welch' ein Klang aus Niederland!
Ueber Strom und Berg geklungen,
Tausendstimmig nachgesungen,
Rottet er die Welt entlang.
Bei la Belle-Alliance —
Heißt auf deutsch: der schöne Bund —
Hielt der große Himmelsrichter
Das Gericht der Bösewichter,
Ihres Trotzes letzte Stund'.
Nun nach Frankreich! nun nach Frankreich!
Holt gestohlnes Gut zurück;
Unsre Besten, unsre Grenzen,
Unsren Theil an Siegeslränzcn,
Ehr' und Frieden holt zurück!
Auf Victoria! Auf Victoria!
Welch ein Klang aus Niederland!
Hände, Herzen auf nach oben!
Gott zu danken, Gott zu loben!
Gott hat Glück und Sieg geschenkt.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0471" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133759"/>
          <p xml:id="ID_1554" prev="#ID_1553"> dorthin in Bewegung setzen auf die Gefahr hin, daß Grouchy entkäme.<lb/>
Gneisenau hatte Recht und Blücher gab ihm Recht, und es geschah so.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1555"> Das Alles war in vier Tagen gethan! Am frühen Morgen des 15. Juni<lb/>
war der erste Kanonenschuß gefallen; am 18. abends war der letzte Wasser¬<lb/>
gang Napoleons zu Ende. &#x2014; Was hatten denn nun die andern Armeen<lb/>
gethan?!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1556"> Schwarzenberg hatte sich entschlossen &#x2014; nicht am 27. Juni sondern &#x2014;<lb/>
einen Tag früher anzugreifen. &#x2014; Am 20. schrieb Fürst Wrede an Blücher:<lb/>
&#x201E;Ich habe die Ehre Ew. Liebden zu benachrichtigen, daß, nachdem die Monar¬<lb/>
chen zu beschließen geruht haben, daß die für die Ober-Rhein-Armee auf den 25.,<lb/>
26. und 27. Juni bestimmt gewesenen Angriffe um 24 Stunden früher<lb/>
beginnen sollen, ich mit meiner Armee, wenn nicht am 23. Abends, wenigstens<lb/>
am 24. früh die Passage über die Saar forciren (?) werde." &#x2014; &#x2014; An dem¬<lb/>
selben Tage schrieb ihm Blücher von der Sambre: &#x201E;Der Krieg ist beendet."<lb/>
&#x2014; Das Schreiben Wrede's erhielt er am 28. Juni zwei Tagemarsche vor<lb/>
Paris. &#x2014; Schon am 22. Juni hatte Napoleon abgedankt; am 3. Juli kapi-<lb/>
tulirte Paris.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1557"> Ja, dieser Geist Blücher's und Gneisenau's, dieser Geist des preußischen<lb/>
Hauptquartiers, das war der gute Geist Deutschlands, das war derselbe Geist,<lb/>
welcher damals Arndt singen ließ:</p><lb/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_8" type="poem">
              <l> Auf Victoria! auf Victoria!<lb/>
Welch' ein Klang aus Niederland!<lb/>
Ueber Strom und Berg geklungen,<lb/>
Tausendstimmig nachgesungen,<lb/>
Rottet er die Welt entlang.</l>
              <l> Bei la Belle-Alliance &#x2014;<lb/>
Heißt auf deutsch: der schöne Bund &#x2014;<lb/>
Hielt der große Himmelsrichter<lb/>
Das Gericht der Bösewichter,<lb/>
Ihres Trotzes letzte Stund'.</l>
              <l> Nun nach Frankreich! nun nach Frankreich!<lb/>
Holt gestohlnes Gut zurück;<lb/>
Unsre Besten, unsre Grenzen,<lb/>
Unsren Theil an Siegeslränzcn,<lb/>
Ehr' und Frieden holt zurück!</l>
              <l> Auf Victoria!  Auf Victoria!<lb/>
Welch ein Klang aus Niederland!<lb/>
Hände, Herzen auf nach oben!<lb/>
Gott zu danken, Gott zu loben!<lb/>
Gott hat Glück und Sieg geschenkt.</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0471] dorthin in Bewegung setzen auf die Gefahr hin, daß Grouchy entkäme. Gneisenau hatte Recht und Blücher gab ihm Recht, und es geschah so. Das Alles war in vier Tagen gethan! Am frühen Morgen des 15. Juni war der erste Kanonenschuß gefallen; am 18. abends war der letzte Wasser¬ gang Napoleons zu Ende. — Was hatten denn nun die andern Armeen gethan?! Schwarzenberg hatte sich entschlossen — nicht am 27. Juni sondern — einen Tag früher anzugreifen. — Am 20. schrieb Fürst Wrede an Blücher: „Ich habe die Ehre Ew. Liebden zu benachrichtigen, daß, nachdem die Monar¬ chen zu beschließen geruht haben, daß die für die Ober-Rhein-Armee auf den 25., 26. und 27. Juni bestimmt gewesenen Angriffe um 24 Stunden früher beginnen sollen, ich mit meiner Armee, wenn nicht am 23. Abends, wenigstens am 24. früh die Passage über die Saar forciren (?) werde." — — An dem¬ selben Tage schrieb ihm Blücher von der Sambre: „Der Krieg ist beendet." — Das Schreiben Wrede's erhielt er am 28. Juni zwei Tagemarsche vor Paris. — Schon am 22. Juni hatte Napoleon abgedankt; am 3. Juli kapi- tulirte Paris. Ja, dieser Geist Blücher's und Gneisenau's, dieser Geist des preußischen Hauptquartiers, das war der gute Geist Deutschlands, das war derselbe Geist, welcher damals Arndt singen ließ: Auf Victoria! auf Victoria! Welch' ein Klang aus Niederland! Ueber Strom und Berg geklungen, Tausendstimmig nachgesungen, Rottet er die Welt entlang. Bei la Belle-Alliance — Heißt auf deutsch: der schöne Bund — Hielt der große Himmelsrichter Das Gericht der Bösewichter, Ihres Trotzes letzte Stund'. Nun nach Frankreich! nun nach Frankreich! Holt gestohlnes Gut zurück; Unsre Besten, unsre Grenzen, Unsren Theil an Siegeslränzcn, Ehr' und Frieden holt zurück! Auf Victoria! Auf Victoria! Welch ein Klang aus Niederland! Hände, Herzen auf nach oben! Gott zu danken, Gott zu loben! Gott hat Glück und Sieg geschenkt.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/471
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/471>, abgerufen am 27.05.2024.