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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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6^/2 pCt. gestiegen; in Folge der Ausgabe der Staatsnoten im darauffolgen¬
den Monat schnellte es auf 25 pCt. hinauf und erreichte im April 1867 die
Höhe von 30 pCt. Nichts kann überhaupt lehrreicher sein als die Betrach¬
tung der Wandlungen, welche das Silber-Agio seit dem Jahre 1848 durch¬
gemacht hat. Man findet darin gleichsam auch die politischen Schicksale
Oesterreichs wie auf ehernen Tafeln verzeichnet. Im Februar 1848 standen
die Banknoten der österreichischen Nationalbank auf Pari. Nach dem Aus¬
bruch der Februarrevolution erschien das Silberagio und schnellte während
der Junischlacht zu Paris bis auf 17 hinauf, um im August wieder bis auf
6^2 herabzusinken. Während des Krieges in Ungarn erreichte es die Höhe
von 22 und sank nach der Wiederherstellung der Ruhe bis auf 7 herab.
Während der Verwicklungen mit Preußen stieg es gar bis 33 und sank nach
der Beilegung derselben im Jahre 1863 bis 8 herab. Der Krimkrieg brachte
wieder ein Steigen bis 39 hervor, während die darauf folgende außerordent¬
liche Blüthe auf allen Gebieten der Industrie den Bedarf an Umlaufsmitteln
in solcher Weise steigerte, daß im März 1866, trotz einer gegen das Jahr
1864 bedeutenden Vermehrung das Silberagio bis auf 1^ herabsank. Der
Ausbruch der Handelskrisis von 1867 brachte zwar wieder eine allgemeine
Geschäftslähmung hervor, der sich auch Oesterreich, obgleich es nicht unmittel¬
bar betheiligt war, nicht ganz entziehen konnte, und das Silberagio stieg
wieder bis 8, aber schon gegen Ende 1868 hatte es den seit zehn Jahren
nicht erlebten Curs von 1^ erreicht. Mit dem Jahre 1869 zogen jene be-
brüchtigten dunklen Wolken am politischen Horizont auf, die sich mit dem
italienischen Kriege entluden. Damit stieg das Silberagio auch wieder bis
auf 40 hinauf, um anfangs des Jahres 1861, während der steigenden Ver¬
wicklung mit Ungarn den höchsten Stand, 62^ zu erreichen. Gleichzeitig hatte
aber auch der Notenumlauf der österreichischen Nationalbank die höchste Ziffer
483 Millionen Gulden überschritten, während der Metallschatz nur 89^ die
Metallwechsel kaum 6, das Wechselportefeuille nur 55^ und die Darlehne
etwas über 61 Millionen betrugen. Von da ab sank das Silberagio wieder
langsam, da der Fürstentag zu Frankfurt a/M. und das österreichisch-preu¬
ßische Bündniß gegen Dänemark die Besorgnisse einer allgemeinen Confla-
gration beschwichtigt hätten und weil der Abschluß der Handelsverträge der
Geschäftsthätigkeit einen neuen Impuls gab, so daß der auswärtige Handel
von jener Zeit an einen nie geahnten Aufschwung nahm, während gleich¬
zeitig der Notenumlauf sich um 150 Mittönen Gulden vermindert hatte, das
Wechselportefeuille aber bis auf 107 Millionen gestiegen war. So war im
Februar 1866 das Silberagio wieder bis auf 1^ Procent herabgesunken, zu
einem Zeitpunkte, wo der Krieg bereits beschlossene Sache war. Als einige
Monate darauf der Krieg zwischen Oesterreich und Preußen erklärt, und die


6^/2 pCt. gestiegen; in Folge der Ausgabe der Staatsnoten im darauffolgen¬
den Monat schnellte es auf 25 pCt. hinauf und erreichte im April 1867 die
Höhe von 30 pCt. Nichts kann überhaupt lehrreicher sein als die Betrach¬
tung der Wandlungen, welche das Silber-Agio seit dem Jahre 1848 durch¬
gemacht hat. Man findet darin gleichsam auch die politischen Schicksale
Oesterreichs wie auf ehernen Tafeln verzeichnet. Im Februar 1848 standen
die Banknoten der österreichischen Nationalbank auf Pari. Nach dem Aus¬
bruch der Februarrevolution erschien das Silberagio und schnellte während
der Junischlacht zu Paris bis auf 17 hinauf, um im August wieder bis auf
6^2 herabzusinken. Während des Krieges in Ungarn erreichte es die Höhe
von 22 und sank nach der Wiederherstellung der Ruhe bis auf 7 herab.
Während der Verwicklungen mit Preußen stieg es gar bis 33 und sank nach
der Beilegung derselben im Jahre 1863 bis 8 herab. Der Krimkrieg brachte
wieder ein Steigen bis 39 hervor, während die darauf folgende außerordent¬
liche Blüthe auf allen Gebieten der Industrie den Bedarf an Umlaufsmitteln
in solcher Weise steigerte, daß im März 1866, trotz einer gegen das Jahr
1864 bedeutenden Vermehrung das Silberagio bis auf 1^ herabsank. Der
Ausbruch der Handelskrisis von 1867 brachte zwar wieder eine allgemeine
Geschäftslähmung hervor, der sich auch Oesterreich, obgleich es nicht unmittel¬
bar betheiligt war, nicht ganz entziehen konnte, und das Silberagio stieg
wieder bis 8, aber schon gegen Ende 1868 hatte es den seit zehn Jahren
nicht erlebten Curs von 1^ erreicht. Mit dem Jahre 1869 zogen jene be-
brüchtigten dunklen Wolken am politischen Horizont auf, die sich mit dem
italienischen Kriege entluden. Damit stieg das Silberagio auch wieder bis
auf 40 hinauf, um anfangs des Jahres 1861, während der steigenden Ver¬
wicklung mit Ungarn den höchsten Stand, 62^ zu erreichen. Gleichzeitig hatte
aber auch der Notenumlauf der österreichischen Nationalbank die höchste Ziffer
483 Millionen Gulden überschritten, während der Metallschatz nur 89^ die
Metallwechsel kaum 6, das Wechselportefeuille nur 55^ und die Darlehne
etwas über 61 Millionen betrugen. Von da ab sank das Silberagio wieder
langsam, da der Fürstentag zu Frankfurt a/M. und das österreichisch-preu¬
ßische Bündniß gegen Dänemark die Besorgnisse einer allgemeinen Confla-
gration beschwichtigt hätten und weil der Abschluß der Handelsverträge der
Geschäftsthätigkeit einen neuen Impuls gab, so daß der auswärtige Handel
von jener Zeit an einen nie geahnten Aufschwung nahm, während gleich¬
zeitig der Notenumlauf sich um 150 Mittönen Gulden vermindert hatte, das
Wechselportefeuille aber bis auf 107 Millionen gestiegen war. So war im
Februar 1866 das Silberagio wieder bis auf 1^ Procent herabgesunken, zu
einem Zeitpunkte, wo der Krieg bereits beschlossene Sache war. Als einige
Monate darauf der Krieg zwischen Oesterreich und Preußen erklärt, und die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/13>, abgerufen am 02.05.2024.