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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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nach mehrfachem Schwanken auf Heinrich vonSwybel übergegangen,
auf den nach Duncker's Rücktritt von Anfang an als den geeigneten Mann
zur Fortsetzung der Duncker'schen Arbeiten viele Stimmen hingewiesen hatten.
Mit großer Energie sind die wissenschaftlichen Bestrebungen und Arbeiten
der Archivleitung seitdem fortgesetzt und aufgenommen worden: das Vor¬
bereitete und Begonnene ist gegenwärtig so weit gefördert, daß von amtlicher
Stelle schon für die nächste Zeit amtliche Publicationen angekündigt werden
konnten. Wir sehen mit Spannung diesen Früchten der archivalischen Be¬
mühungen entgegen, wie sie unter den Aegide zweier wissenschaftlichen
Größen herangereift sind und bald vollendet uns vorgelegt werden sollen.

Wie energisch und tüchtig Duncker das Fundament dieser Studien ge¬
zeichnet und entworfen und aufgebaut hat, das tritt in seinen eigenen Ar¬
beiten zu Tage. Die Berliner "Zeitschrift für preußische Geschichte und
Landeskunde" war seit 1870 wiederholt in der glücklichen Lage, archivalische
Arbeiten Dunckers zu veröffentlichen; sie haben die Politik Friedrichs des
Großen und die Epoche 1807--1813 zum Gegenstande gehabt und vollständig
neue Dinge über beide Themata gelehrt. Gegenwärtig hat sich D. entschlossen,
diese Aufsätze zu sammeln und als besonderes Buch zu drucken.*) So ist
auch weiteren Kreisen die Möglichkeit verschafft, von ihrem Inhalt Kenntniß
zu nehmen.

Duncker's Studien über Friedrich des Großen erläutern drei Dinge:
das Verhältniß des Kronprinzen zur Politik seines Vaters. Friedrich Wil-
Helm's I., -- die Haltung des Königs in der Schlacht von Kollen -- die erste
Theilung Polens; sie fassen überall die einzelnen Aeußerungen Friedrich's ins
Auge und verbinden mit einer literarisch-kritischen Untersuchung derselben eine
Darlegung des Thatbestandes nach den amtlichen Akten des Berliner Staats¬
archives. Die Studie über die politischen Ansichten und Bestrebungen des
Kronprinzen hatte uns eine neue, bisher unbekannte Seite aufgeschlossen; bei
dem Abdruck derselben war nichts von Wichtigkeit hinzuzusetzen. Die dritte
Abhandlung dagegen hatte zu mehreren neuen seit ihrem ersten Erscheinen
gedruckten Arbeiten Stellung zu nehmen; es war D. vergönnt in allem Wesent¬
lichen seine früheren Sätze zu wiederholen. Aus Anlaß der Säcularfeier von
1872 hatte er die Motive der ersten polnischen Theilung klar und bestimmt
auseinandergesetzt; seitdem haben Ad. Beer und R. Röppel neue Enthüllun¬
gen geliefert, die von Duncker zu Ergänzungen und Erweiterungen benutzt
werden konnten.*) Das wichtige und folgeschwere Ereigniß tritt jetzt zum ersten
Male in seiner ganzen Bedeutung hervor; der Antheil der Theilungsmächte, ihre




') Aus der Zeit Friedrich's des Großen und Friedrich Wilhelm's III. Abhandlungen zur
preufi. Geschichte von Max Duncker. 379 S. Leipzig, Duncker und Humblot 1876.
') Einer der Aufsätze von Röppel ist übrigens jedesmal falsch citirt (S. 116, 120):
Grenzboten III. 1876. 48

nach mehrfachem Schwanken auf Heinrich vonSwybel übergegangen,
auf den nach Duncker's Rücktritt von Anfang an als den geeigneten Mann
zur Fortsetzung der Duncker'schen Arbeiten viele Stimmen hingewiesen hatten.
Mit großer Energie sind die wissenschaftlichen Bestrebungen und Arbeiten
der Archivleitung seitdem fortgesetzt und aufgenommen worden: das Vor¬
bereitete und Begonnene ist gegenwärtig so weit gefördert, daß von amtlicher
Stelle schon für die nächste Zeit amtliche Publicationen angekündigt werden
konnten. Wir sehen mit Spannung diesen Früchten der archivalischen Be¬
mühungen entgegen, wie sie unter den Aegide zweier wissenschaftlichen
Größen herangereift sind und bald vollendet uns vorgelegt werden sollen.

Wie energisch und tüchtig Duncker das Fundament dieser Studien ge¬
zeichnet und entworfen und aufgebaut hat, das tritt in seinen eigenen Ar¬
beiten zu Tage. Die Berliner „Zeitschrift für preußische Geschichte und
Landeskunde" war seit 1870 wiederholt in der glücklichen Lage, archivalische
Arbeiten Dunckers zu veröffentlichen; sie haben die Politik Friedrichs des
Großen und die Epoche 1807—1813 zum Gegenstande gehabt und vollständig
neue Dinge über beide Themata gelehrt. Gegenwärtig hat sich D. entschlossen,
diese Aufsätze zu sammeln und als besonderes Buch zu drucken.*) So ist
auch weiteren Kreisen die Möglichkeit verschafft, von ihrem Inhalt Kenntniß
zu nehmen.

Duncker's Studien über Friedrich des Großen erläutern drei Dinge:
das Verhältniß des Kronprinzen zur Politik seines Vaters. Friedrich Wil-
Helm's I., — die Haltung des Königs in der Schlacht von Kollen — die erste
Theilung Polens; sie fassen überall die einzelnen Aeußerungen Friedrich's ins
Auge und verbinden mit einer literarisch-kritischen Untersuchung derselben eine
Darlegung des Thatbestandes nach den amtlichen Akten des Berliner Staats¬
archives. Die Studie über die politischen Ansichten und Bestrebungen des
Kronprinzen hatte uns eine neue, bisher unbekannte Seite aufgeschlossen; bei
dem Abdruck derselben war nichts von Wichtigkeit hinzuzusetzen. Die dritte
Abhandlung dagegen hatte zu mehreren neuen seit ihrem ersten Erscheinen
gedruckten Arbeiten Stellung zu nehmen; es war D. vergönnt in allem Wesent¬
lichen seine früheren Sätze zu wiederholen. Aus Anlaß der Säcularfeier von
1872 hatte er die Motive der ersten polnischen Theilung klar und bestimmt
auseinandergesetzt; seitdem haben Ad. Beer und R. Röppel neue Enthüllun¬
gen geliefert, die von Duncker zu Ergänzungen und Erweiterungen benutzt
werden konnten.*) Das wichtige und folgeschwere Ereigniß tritt jetzt zum ersten
Male in seiner ganzen Bedeutung hervor; der Antheil der Theilungsmächte, ihre




') Aus der Zeit Friedrich's des Großen und Friedrich Wilhelm's III. Abhandlungen zur
preufi. Geschichte von Max Duncker. 379 S. Leipzig, Duncker und Humblot 1876.
') Einer der Aufsätze von Röppel ist übrigens jedesmal falsch citirt (S. 116, 120):
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[0385] nach mehrfachem Schwanken auf Heinrich vonSwybel übergegangen, auf den nach Duncker's Rücktritt von Anfang an als den geeigneten Mann zur Fortsetzung der Duncker'schen Arbeiten viele Stimmen hingewiesen hatten. Mit großer Energie sind die wissenschaftlichen Bestrebungen und Arbeiten der Archivleitung seitdem fortgesetzt und aufgenommen worden: das Vor¬ bereitete und Begonnene ist gegenwärtig so weit gefördert, daß von amtlicher Stelle schon für die nächste Zeit amtliche Publicationen angekündigt werden konnten. Wir sehen mit Spannung diesen Früchten der archivalischen Be¬ mühungen entgegen, wie sie unter den Aegide zweier wissenschaftlichen Größen herangereift sind und bald vollendet uns vorgelegt werden sollen. Wie energisch und tüchtig Duncker das Fundament dieser Studien ge¬ zeichnet und entworfen und aufgebaut hat, das tritt in seinen eigenen Ar¬ beiten zu Tage. Die Berliner „Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde" war seit 1870 wiederholt in der glücklichen Lage, archivalische Arbeiten Dunckers zu veröffentlichen; sie haben die Politik Friedrichs des Großen und die Epoche 1807—1813 zum Gegenstande gehabt und vollständig neue Dinge über beide Themata gelehrt. Gegenwärtig hat sich D. entschlossen, diese Aufsätze zu sammeln und als besonderes Buch zu drucken.*) So ist auch weiteren Kreisen die Möglichkeit verschafft, von ihrem Inhalt Kenntniß zu nehmen. Duncker's Studien über Friedrich des Großen erläutern drei Dinge: das Verhältniß des Kronprinzen zur Politik seines Vaters. Friedrich Wil- Helm's I., — die Haltung des Königs in der Schlacht von Kollen — die erste Theilung Polens; sie fassen überall die einzelnen Aeußerungen Friedrich's ins Auge und verbinden mit einer literarisch-kritischen Untersuchung derselben eine Darlegung des Thatbestandes nach den amtlichen Akten des Berliner Staats¬ archives. Die Studie über die politischen Ansichten und Bestrebungen des Kronprinzen hatte uns eine neue, bisher unbekannte Seite aufgeschlossen; bei dem Abdruck derselben war nichts von Wichtigkeit hinzuzusetzen. Die dritte Abhandlung dagegen hatte zu mehreren neuen seit ihrem ersten Erscheinen gedruckten Arbeiten Stellung zu nehmen; es war D. vergönnt in allem Wesent¬ lichen seine früheren Sätze zu wiederholen. Aus Anlaß der Säcularfeier von 1872 hatte er die Motive der ersten polnischen Theilung klar und bestimmt auseinandergesetzt; seitdem haben Ad. Beer und R. Röppel neue Enthüllun¬ gen geliefert, die von Duncker zu Ergänzungen und Erweiterungen benutzt werden konnten.*) Das wichtige und folgeschwere Ereigniß tritt jetzt zum ersten Male in seiner ganzen Bedeutung hervor; der Antheil der Theilungsmächte, ihre ') Aus der Zeit Friedrich's des Großen und Friedrich Wilhelm's III. Abhandlungen zur preufi. Geschichte von Max Duncker. 379 S. Leipzig, Duncker und Humblot 1876. ') Einer der Aufsätze von Röppel ist übrigens jedesmal falsch citirt (S. 116, 120): Grenzboten III. 1876. 48

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/385>, abgerufen am 28.04.2024.